Wie richtig Akkordeon üben?

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corta2
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Hallo!

Ich bin etwas im Zweifel, ob meine Art zu üben sinnvoll und effektiv ist. Ich übe erst rechts und links getrennt, dann Takt für Takt zusammen.
Ich versuche mir das Stück zu erschließen, merke dann schnell, wo es "hakt". Diese Takte und nur die und die Übergänge übe ich dann sehr intensiv. Es passiert dann, dass ich dann genau an der Stelle abstürze und wieder von vorne anfange. Nun habe ich von einer Spielpartnerin gehört, dass man das nicht machen soll, sondern durchspielen. Mit der Zeit setzt es sich so in meinem Kopf fest, dass ich es auswendig kann. Das ist dann der Zeitpunkt, wo ich die schwierigen Klippen leichter bewältigen kann, weil meine gesamte Aufmerksamkeit genau da sein kann und nicht bei den Noten. Aber es dauert.....:weep:

Im Augenblick habe ich wohl ein Übungs-Tief. :igitt: Über Erfahrungen und Ratschläge freue ich mich.

Grüße
Corta
 
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Ich glaube, flexibel üben und Geduld haben ist das allseits bekannte Geheimnis.

Du machst eigentlich alles richtig... einzeln, zusammen, langsam, dann schneller, später alles durch.
Irgendwann legst Du die Noten weg und richtest die Aufmerksamkeit auf andere Dinge (Finger, Balg, Ausdruck, Stil, Haltung, Publikum)
Du solltest immer versuchen herauszufinden, warum es hakt, was hindert Dich?!
Das ändert sich auch täglich etwas und man kehrt immer wieder zu ähnlichen Aufmerksamkeiten zurück. Also eine Stelle funktioniert nicht, irgendwann funktioniert sie doch. Lange Später hast Du wieder ein Problem an der gleichen Stelle und musst wieder in die alte Methode ... beobachten was Du damals eigentlich geübt hast, um es wieder bewusst zu machen.

Manchmal übt man etwas ewig und wird nie sicher, bis man merkt, dass ein andere Fingersatz ganz easy ist.

Kleiner Tipp: versuch mal eine Stelle trotz Fehler zu überwinden, also ... patsch patsch falsch und dann wieder richtig, ohne eine Miene zu verziehen.
Das ist zwar dreckig, hilft aber Blockaden zu lösen. Um die Sauberkeit kannst Du Dich dann später kümmern.

Ich mache mir manchmal den Spass und spiele auf irgendeinem Instrument irgendein Stück, dass überhaupt nicht darauf passt. Dabei treffe nicht einen einzigen richtigen Ton und lasse meine Frau raten. Sie erkennt das Stück trotzdem in Sekundenbruchteilen!
Oder Balg zu knöpfen und nur klappern, ohne Rücksicht ... :D
 
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Hallo Klangbutter,

vielen Dank. Das ist natürlich wichtig, sich klarzumachen, warum es hakt. Manchmal klebt links einfach der Handballen fest, weil man ja auch etwas schwitzt, wenn es warm ist. Das ist bei weit auseinander liegenden Akkorden natürlich ganz, ganz schlecht. DEshalb habe ich einen alten dünnen Baumwollsocken zerschnitten und übergezogen. Das hilft ungemein. Manchmal, wenn ich merke, es liegt an der fehlenden Konzentration, mache ich die Augen zu und versuche ins Akkordeon hineinzukriechen. Das hilft
bei schwierigen Bassfolgen (die sind mein Hauptproblem!). patsch patsch patsch falsch, das werde ich mal so machen, denn
du hast Recht, da sind Blockaden. Man nähert sich der schwierigen Stelle schon ziemlich angespannt (also ich!) und prompt daneben.

Herzliche Grüße
Corta
 
Hallo Corta,

wenn die linke Hand alleine schon "funktioniert" und die rechte ebenso - die "Mechanik" läuft also - , dann ist die Blockade im Gehirn. Das Zusammenwirken der linken und rechten Hand kannst Du jetzt auch stumm, dh. ohne Instrument üben. Nimm die Noten mit in die Straßenbahn, als Beifahrer im Auto usw.. Es gibt viele Zeiten im Laufe eines Tages, an denen man nur die Zeit absitzt. Anhand der Noten kannst Du in Deiner gedanklichen Vorstellung die Stelle immer wieder durchspielen. Dabei trainierst Du nur das Gehirn und die Vernetzung festigt sich leichter, als wenn das Gehirn noch andere Dinge nebenher erledigen muss.

Stumm üben hat viele Vorteile: Du wirst nicht durch andere Widrigkeiten des Spiels abgelenkt (z.B. Balgwechsel, Teilkonzentration auf die an sich problemlose Stelle davor, Übesequenzen sind örtlich und zeitlich sehr flexibel einzustreuen, die Mitmenschheit wird geschont). Insbesondere an dem in der Regel verschwiegenen Ort, an dem sich jeder Mensch mehrmals täglich mehr oder weniger lange aufhält, kann man hochkonzentriert stumm üben.

Wenn man die Stelle oder das Stück auswendig kann, dann lässt sich sogar beim Spazierengehen üben - mit dem möglicherweise abwesenden Blick muss man dann eben leben.

Geständnis am Rande: ich habe mal im Auto an einer roten Ampel geübt, bin dann aber jäh durch das Gehupe der Hinterleute unterbrochen worden. Seither passe ich beim Üben an der Ampel besser auf das grüne Licht auf.

Viele Grüße

morino47
 
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Hallo Corta,

nach zweijährigem Üben hier meine Erfahrungen.
Wenn ich häufig dieselben Stellen falsch spiele, dann bin ich in der Regel zu schnell! Dann hilft nur, nochmal und das Ganze viel laaangsamer spielen.
Und wenn ich zu schnell spiele, dann verkrampfe ich automatischt - und wenn ich verkrampfe, dann sind auch so Sachen wie Sehnenscheidenentzündung o.ä. nicht mehr weit.

Ein weiterer Tipp: Mal 2, 3 Tage Pause machen. Erstaunlich, was danach auf einmal alles geht!

semperoni
 
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Hallo,

ja, die Blockaden!:( Da ich nächste Woche an die Ostsee fahre (ohne Akkordeon) werde ich auf jeden Fall mal die Noten mit- nehmen und "stumm" üben (Danke, Morino).
Das Stück, bei dem ich öfter abstürze, ist sehr schnell und daher fange ich auch beim Üben an zu hetzen. Schön klingt das jedenfalls nicht. Semperoni, ich werde mich doch zusammenreißen und gaaaanz langsam und entspannt üben, es stimmt nämlich, was du androhst: Es piekst schon im Ellenbogen.
Echt gut, dass es dieses Forum gibt und ich wieder an Gelassenheit, Ruhe und Geduld erinnert werde. Ich vergesse immer wieder, dass ich bei den Stücken, die ich schon ganz gut spielen kann, auch immer genau vor dem gleichen Problem stand
und dachte: Das schaffst du nie! Tja, und irgendwann ist es dann da. Komisch, was da oben im Kopf passiert....:)
 
Wie man Akkordeon definitiv nicht richtig übt:

Ich backe mir manchmal Kuchen und möchte ihn einerseits nicht aus den Augen lassen, weil ich ihn leicht vergesse. Andererseits möchte ich die Zeit nicht sinnlos verstreichen lassen... Also schiebe ich den Kuchen in die Röhre und hole mir ein Akkordeon in die Küche um mir die Zeit etwas zu vertreiben und trotzdem in der Sichtweite des Kuchens zu bleiben.

Ich fange also an zu spielen und erlebe, wie sich meine Synapsen verknüpfen und der Kuchen wächst. Geil.
Dann riecht es auch noch lecker, mein Spiel wird schneller und fließend -berauschend, der Kuchen wächst.

Dem Ziel ganz nahe, fast fehlerfrei -
es raucht - ich sehe es, es ist mir einerlei.
Einen Moment noch ... Das Lied - es rennt und rennt,
der Kuchen - er brennt und brennt ....
Ich kann nicht aufhören - Sch****Instrument !!!
 
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Wie man Akkordeon definitiv nicht richtig übt:
Also schiebe ich den Kuchen in die Röhre und hole mir ein Akkordeon in die Küche ...
genauso fatal: Akko spielen während man drauf wartet, dass das Nudelwasser kocht :bang: (irgendwann ist der Topf nämlich leer!)

Gruß,
INge
 
Hallo,
komme zwar von der "steirischen Ecke", aber das macht ja beim Üben keinen Unterschied.
Ich habe mir angewöhnt die Fehler zuzulassen und wenn er dann passiert, diesen mit einem Grinsen zu quittieren.
Leider gibt es zahlreiche Stücke bei denen ich aus dem Grinsen leider nicht mehr rauskomme :weep:aber es hilft ungemein,
wenn beim Fehler dann nichts Negatives "mitschwingt".
Ansonsten bemühe ich mich - genau so wie ihr bereits oben geschrieben habt - die betreffenden Stellen derart zu üben.
Gruß Michael
 
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Hallihallo,

Ich schreib hier jetzt einfach mal eine Reihe verschiedener Dinge auf, die mir persönlich helfen (glaub ich zumindest :D)

Ich bin mittlerweile der Meinung, dass egal, wie und was genau man "übt", man am meisten davon hat, wenn man es bewusst und systematisch macht. Das heißt man hat ein bestimmtes Übungsziel und das versucht man mit einer oder mehreren Methoden zu erreichen. Und wenn das klappt, nimmt man sich das nächste vor.

Dabei ist es meiner Meinung nach häufig hilfreich, die Aufgaben in kleinere, bewältigbare Happen aufzuteilen. Das können einzelne Takte sein, das Zusammenspiel beider Hände, das Finden eines eleganten Fingersatzes etc. Aber eben bewusst sein, was man da gerade macht und was man damit erreichen will.
Die kleineren Happen erhöhen (für mich) die Anzahl der Erfolgserlebnisse.:)

Auch ganz wichtig zum Üben: Tempo reduzieren. Jetzt ernsthaft noch weiter reduzieren.... Also echt halt gaaaanz langsam. Manchmal ist die Melodie oder das Stück dann kaum noch zu erkennen! Da muss ich mich jedesmal verdammt nochmal richtig einbremsen und fällt teilweise richtig schwer. Aber in dem Tempo geht es dann auch über die vermeintlich schweren Stellen plötzlich rüber, da man sein bisschen Aufmerksamkeit halt gezielter steuern kann, wenn man mehr Zeit dafür hat. Schneller wird es mit der Zeit von selber. Und wenn man merkt, dass man wieder "schludert", zurück auf Anfang und wieder langsamer. Entscheidend ist die exakte Ausführung. (Der Satz ist nicht von mir, aber ich weiß nicht mehr, wo ich den gelesen habe).

Pausen machen! Das gilt sowohl für kleine Unterbrechungen, als auch für mehrtätiges Aussetzen. Ich rede mir regelmäßig ein, dass die Sachen, die ich zuletzt geübt habe, bevor ich eine Nacht drüber geschlafen habe sich am besten festsetzen. Warum das so sein soll? Weiß ich nicht, hört man aber öfters...

Wiederholen! Was man da übt so oft wiederholen, bis es mehrfach genau so klappt, wie man es haben will und nicht anders...

Noten selber aufschreiben mit Papier und Bleistift. Einfach mal ein Stück, das man "gut" kann auswendig aufnotieren. Da merkt man dann evtl. ganz schnell, wie gut/schlecht man Noten tatsächlich beherrscht. Ich dachte eigentlich immer, ich spiele nach Noten. Tatsächlich musste ich rausfinden, dass ich die Noten nur entziffere, mir selbst zuhöre und dann nach Gehör mir selbst nachspiele... Ohne auf den Fingern nachzusehen wüsste ich nicht, welchen Ton ich gerade spiele... :redface: Begleitakkorde ausnotieren hilft mir zum Beispiel beim verinnerlichen derselben, so dass ich nicht mehr so grausam viel nachdenken muss, welche Töne jetzt passen könnten um eine Melodie mehrstimmig zu unterfüttern... Gelingen tut mir das zwar trotzdem noch nicht, ich habe aber das Gefühl, dass ich auf einem Weg bin:D

Unterscheiden zwischen "Akkordeon spielen" und "Akkordeon üben". Üben ist ein systematischer Prozess. "Spielen" ist für mich Spiel im spielerischsten Sinn (ich bin ja kein Profimusiker, der muss das manchmal auch bestimmt anders sehen). Zum Spielen gehört auch, über Fehler hinwegzuspielen und dem unbedingten Einhalten des Grundbeats den Vorzug vor dem richtigen Ton zu geben. Das stelle ich mir beim Zusammenspiel mit anderen als sehr, sehr wichtig vor, da man sonst rausgeflogen hinterherhinkt, oder gar nicht mehr reinkommt etc. Aber auch diese Fähigkeit (so ich sie bräuchte) würde ich versuchen gezielt zu üben: mich zwingen, nach dem "danebengreifen" eben doch den nächsten Ton zu spielen und den nächsten und nicht den richtigen zu suchen...

Das ließe sich jetzt bestimmt noch fortsetzen, ich will aber hier nicht alles "okkupieren":D

Ach ja, damit es sich im Gehirn festsetzt, ruhig auch nochmal ganz langsam wiederholen!

Und zu guter Letzt: wenn man an einer Stelle einmal partout nicht weiterkommt, nicht verzagen, sondern einfach mal Abstand suchen und vielleicht etwas anderes vorziehen. Zwischen beharrlich und stur ist ein genauso schmaler Grat wie zwischen zielstrebig und verbissen...

LG und allen ein schönes Spielen!
Schabernakk

PS: Ganz wichtig: langsames Wiederholen:p
 
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Hallo!
Zurück von der Ostsee habe ich als erstes mein Akkordeon geschnappt. Kann ich noch, was ich zuletzt geübt habe? Jein! Und so habe ich
regelrecht aufgesogen, was Ihr geschrieben habt und klar war DAS ultimative Wundermittel nicht dabei, sondern sehr hilfreiche Tipps, die mir noch einmal bestätigt haben, dass es eben Stellen gibt, für die man lange braucht, um unfallfrei drüber zu kommen. Langsam üben, TEmpo drosseln, da muss ich mich immer zu zwingen. Meine erste Aufgabe jetzt. (Ich hebe ganz gerne mit den Tönen in einem rasanten Tempo ab, bis ich abstürze und gefrustet wieder von vorn anfange.)

Auch die Gelassenheit bei den Schmuddelstellen, also das, was Klangbutter empfohlen hat, habe ich mir vorgenommen. Nicht zu viel, also erstmal zurück zu den Anfängen, naja, nicht ganz. Ich bin kein Profi, habe alle Zeit der Welt, schön spielen zu lernen.

Dank an Euch alle
Corta

@Klangbutter
Das kenne ich. Während die Brötchen im Ofen aufbacken, könnte ich ja mal schauen, ob ich die Schmuddelstelle von gestern besser kann. Also Akkordeon hochgewuchtet und los. Die Brötchen landeten als Briketts im Kaminofen und lieferten wenigstens noch Wärme. Ein paar Scheiben Schwarzbrot waren ja noch da!
 
Ich übe erst rechts und links getrennt, dann Takt für Takt zusammen.
Ich versuche mir das Stück zu erschließen, merke dann schnell, wo es "hakt". Diese Takte und nur die und die Übergänge übe ich dann sehr intensiv. Es passiert dann, dass ich dann genau an der Stelle abstürze und wieder von vorne anfange. Nun habe ich von einer Spielpartnerin gehört, dass man das nicht machen soll, sondern durchspielen.
Du machst das schon genau richtig mit rechts und links getrennt und Takt für Takt. Natürlich solltest du auch regelmäßig ganz durchspielen, sobald du den Grundnotentext erst mal drauf hast, aber es NUR so zu machen halte ich für gefährlich. Eine gute Balance ist da Gold wert.
Wenn du ganz durchspielst, kommst du leichter in einen Spielfluss rein und es hakt immer weniger. Du wirst dir selbst beibringen, welche Passage auf welche vorangegangene folgt und wirst mit dem gesamten Verlauf immer vertrauter. Das hat natürlich auch rein musikalisch eine ganz große Bedeutung, da es letzten Endes ein zusammenhängendes Stück ist und nicht ein paar voreinander unabhängige Takte.
Allerdings kann das auch dazu führen, dass du in deiner Intuition versinkst und wenn du mal nicht konzentriert bist oder zu konzentriert/verkrampft, fliegst du ganz leicht raus und kommst auch so leicht nicht mehr rein, ohne wieder ganz von Vorne zu beginnen. Je mehr Wiedereinstiegspunkte du hast, desto besser. Die bekommst du, indem du Phrasen tatsächlich einzeln und wie schon erwähnt sehr langsam(!) übst. Wenn eine Stelle übrigens langsamer NOCH schlechter klappt als schnell, sollten die Alarmglocken schrillen. Dann machen deine Finger einfach irgendwas und dein Kopf weiß gar nicht mehr, was überhaupt. Je öfter du planlos darüber hinwegschluderst, desto schlimmer wird es. In einem solchen Fall, schleunigst zurückrudern und das ganze konzentriert entwirren. Wenn du dir bewusst machst, WAS du überhaupt da spielst, hast du erstens beim Rausfliegen einen viel einfacheren Einstieg - du steigst ja täglich mittendrin ein - und zweitens gibt dir das auch (Treff-)Sicherheit und Präzision beim Spielen.

So...das auch als Erinnerung an mich selbst, da ich oft genug davon abweiche und falsch übe :D

Last but not least: Lass dich nicht entmutigen. Es kann nicht immer DEN merkbaren Lernfortschritt geben. Ich finds auch erstaunlich, was ein/zwei oder mehr Tage Pause ab und zu für Wunder bewirken können. Einfach dranbleiben, locker bleiben und laaangsam üben ;)
 
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Guten Abend!
Ich möchte Euch gerne rückmelden, dass ich Eure Ideen ausprobiert habe. Mein Problem: Konzentration. Während des Übens schießen zu viele Gedanken durch den Kopf: Was kostet die Autoreparatur? Ich muss...anrufen! usw.usw. und schon stürze ich ab. Nun habe ich festgestellt, dass das gar nicht passiert, wenn ich mit geschlossenen Augen spiele. Das klappt deswegen, weil ich die Stücke, die ich übe, irgendwann aus dem Kopf spiele. Verrückt? Habe ich mir jetzt etwas Ungutes angewöhnt? Ich merke nämlich, kaum mache ich die Augen auf, hapert es wieder mit der Konzentration. Mein Mann und ich haben früher Tanzunterricht gegeben und die Paare aufgefordert, mich geschlossenen Augen zu tanzen, was immer gut geklappt hat. Aber dass es auch aufs Akkordeonspielen anwendbar ist, hätte ich jetzt nicht gedacht.

Meine Frage: Wie schafft Ihr es, Euch voll und ganz zu konzentrieren? Gibt es Tricks und Übungen dazu?

Grüße
Corta
 
Hallo Corta,

perfekt!

Wenn du es schafft mit geschlossenen Augen zu spielen, kannst du dich voll und ganz auf die Musik konzentrieren. Du wirst nicht abgelenkt durch Stieren auf die Noten, brauchst dann auch keinen Bilck auf die Tasten zu werfen. Das sind doch mit die Hauptablenkungsfaktoren, die das Spiel behindern.
Viele schauen brauchen die optische Kontrolle über die Tasten und Finger, das ist das Hauptproblem zum Blind spielen. Ich habe gelernt, dass auch recht große Sprünge (~1 Oktave) blind zu meistern sind. In Youtube gibt es videos von Tony Lovello. Der Mann schaut nie -wirklich nie- auf die Tasten. Das kann man üben.

Ich für mich habe schon seit meiner Kindheit verinnerlicht, dass ich erst dann ein Stück richtig begriffen habe und richtig spielen kann, wenn es ohne Noten geht.

'Augen zu' mache ich mitunter auch und lege dabei auch den Kopf oben auf die Diskantseite, das mache ich aber nur wenn ich alleine bin.
Das geht dann auch nur ppp bis max. mf weil mir sonst das Ohr wegfliegt. Wenn da dann jemand dazukommt höre ich wie aus weiter Ferne 'Er träumt wieder'.

Wenn ich abends nach dem job spiele, meist meine Lieblingsstücke, und noch jemand aus der Familie dabei ist wissen die auch, dass ich da nicht ansprechbar bin, da habe ich dann auch schon so Sprüche gehört wie: 'Der ist grad ganz weit weg, sieht man an seinem leeren Blick'.
Dabei denke ich dann an gar nix, das ist meine Art von Meditation um vom Alltag abzuschalten. Da bin ich dann ganz eins mit der Musik.
Es kann dann sogar passieren, dass ich vor lauter Zuhören das Spielen vergesse.
Da ich mit meinen Lieblingsstücken aber i.d.R irgendwelche positiven Erinnerungen verbinde, gehen mir dann eher diese Dinge durch den Kopf. Da ich an diese Sachen aber schon tausentmal gedacht habe, ist das eine Endlosschleife, die das Gehirn eher beruhigt.
Für Dinge wie 'Die Küche sollte mal wieder gestrichen werden' ist dann gerade absolut kein Platz mehr im Kopf.

Viele Grüße
MoriGol
 
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Wie schafft Ihr es, Euch voll und ganz zu konzentrieren?

Tja, das weiß ich nicht so genau. Und wenn ich versuche mich aufmerksam von außen zu beobachten, dann stelle ich fest, dass sich es nicht immer wirklich schaffe, den Alltag abzuschalten. War der Tag stressig, dann schaffe ich auch kein besonders gutes Spiel. Bin ich entspannt, ergibt das wesentlich bessere Musik. Deshalb muss ich für mich leider feststellen, dass ich den Alltag nicht wirklich ausblenden kann und der in mein Spiel mit reinfunkt.

Wenn ich feststelle, dass meine Gedanken um die Alltagsthemen kreisen, während ich übe, dann lass ich das Üben meist erstmal sein und spiele Stücke, die ich mag und die ich schon mehr oder weniger sicher spielen kann, ohne dass ich allzuviel Aufmerksamkeit drauf lenken muss. Meist wird da dann der Kopf nach ein paar Stücken freier und ich kann mich danach wieder stärker auf mein Übungsstück konzentreren.

Gruß, maxito
 
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Hallo zusammen,

wenn ich es richtig verstanden habe, geht es Corta darum, 1.) auswendig zu spielen und 2.) dabei die Konzentration auf das Stück nicht zu verlieren. Das Thema betrifft Musizieren ganz allgemein, nicht nur das Akkordeonspiel.

Ich bin zwar kein Fachmann auf dem Gebiet, habe aber schon mit Fachleuten darüber gesprochen - ohne wirklich klug zu werden - und habe mir auch meine eigenen Gedanken gemacht. Ich meine inzwischen, dass das Auswendigspiel aus 3 Komponenten besteht: automatische, unbewusste Abläufe der Finger, Vorstellungen über Griffe und Grifffolgen und Vorstellungen über die einzelnen Noten und/oder die in den Noten befindlichen Figuren wie Skalen, Akkorde usw.. Wem ist es noch nicht passiert, dass er eine Figur korrekt gespielt hat und sich hinterher gefragt hat, welche Töne waren das eigentlich. Meine Selbstbeobachtung zeigt, dass bei mir alle 3 obigen Komponenten ohne bestimmtes System auftreten.

Im Gehirn sind hier 2 Mechanismen zuständig: der eine ist das "deklarative" Gedächtnis, der andere ist das "prozedurale" Gedächtnis. Im deklarativen Gedächtnis befinden sich die Dinge, die man aufsagen kann, z.B. 3x4 ergibt 12, oder der Ton auf der 2. Notenlinie (von unten gerechnet im Violinschlüssel) ist das g'. Im prozeduralen Gedächtnis befinden sich eingeübte Muskelzusammenspiele, die eine gewisse Bewegung ermöglichen, z.B. aufrecht Gehen, Führen der Fingerspitze an die Nasenspitze bei geschlossenen Augen, Singen des Tones g', wenn man ihn zuvor nur gehört hat.

Beim Auswendigspiel verlässt man sich gerne auf das prozedurale Gedächtnis, in dem sich die zu einem Stück gehörenden Finger- und Armbewegungen befinden. Das geht aber nur solange gut, wie das deklarative Gedächtnis nicht dazwischenfunkt, sei es z.B. durch die innere Frage, welcher verminderte Akkord kommt als nächster. Die Finger würden zwar unbewusst auf die richtigen Tasten fallen und sind sie auch schon tausendmal, aber durch das Nachdenken wird der prozedurale Automatismus unterbrochen mit der Folge, dass man hängenbleibt. Ähnliches passiert vermutlich, wenn das deklarative Gedächtnis sich während des Spiels mit Wäschewaschen, Telefonaten usw. beschäftigt. Letzteres würde man als Unkonzentriertheit bezeichnen.

Um die Risiken zur Unkonzentriertheit zu verringern, ist das Schließen der Augen sicher hilfreich, weil dadurch die visuellen Anknüpfungspunkte für das deklarative Gedächtnis entfallen. Gelöst wird das Problem nicht, denn man stelle sich einmal das mit geschlossenen Augen dargebrachte Geburtstagsständchen für den 95-jährigen Onkel Erich vor!

Ich arbeite momentan an folgender Lösung dieses Problems: ich versuche, die auswendig zu spielenden Stücke auch ins deklarative Gedächtnis einzuüben, dh. ich versuche, an jeder beliebigen Stelle des Stücks sagen zu können, jetzt kommt ein g, dann ein b, dann ein h, auch wenn die Finger das von alleine machen würden. Oder jetzt kommt ein esmaj7/9 mit Grundton g, dann ein cmoll7/11 mit Grundton es usw. Also nach alter Schule, ich muss die Noten des Stücks einmal auswendig aufs Notenpapier geschrieben haben - oder im Geiste schreiben können. Das habe ich in einem früheren Beitrag mit dem stummen Üben gemeint.

Beim Auswendigspiel muss man dann das deklarative und das prozedurale Gedächtnis parallel beschäftigen, und man sollte es auch tun. Dann bleibt dem deklarativen Gedächtnis keine Kapazität zum Abschweifen - man ist sozusagen voll konzentriert. Und die Gefahr eines Hängers ist minimiert. Dass aber der Gesichtsausdruck auch bei geöffneten Augen jetzt manchmal leer daherkommt, ist unvermeidlich.

Soweit meine Theorie - die Anwendung verlangt üüüüüüüüüüüüübe.........

Viele Grüße

morino47
 
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Meine Frage: Wie schafft Ihr es, Euch voll und ganz zu konzentrieren? Gibt es Tricks und Übungen dazu?

1. Störungen ausschließen.
Das heißt: Telefon abstellen oder in eine Ecke der Wohnung verbannen, wo ich es nicht mehr höre.
Türe zu, damit mich das Tagesgeschäft der Familie nicht ablenkt. Die Türe zu meinem Arbeits- Übungs- Lernzimmer ist übrigens sehr gut schallisoliert, damit ich auch niemenden störe.
Computer aus.

2. Eine musikalische Wohlfühlathmosphäre schaffen.
Ich sehe also nicht überall unerledigte Arbeiten, sondern die Noten meiner liebsten Stücke, meine Instrumente, schon mal auch eine brennende Kerze. Auch für mich sehr wichtig: die Beleuchtung des Notenpultes ist so, daß ich beim Lesen keine Mühe habe.

3. Mich von der Musik und in der Musik treiben lassen.

4. Spielen, solange es mir gut tut. Das kann eine 1/2 Stunde sein, es werden aber auch schon mal 2 Stunden, selten mehr. Dabei wechsel ich ständig zwischen Stücken ab, die mir gut von der Hand gehen und solchen, die noch holperig laufen.

Wenn ich dann aufhöre zu spielen, habe ich nicht das Gefühl geübt zu haben, sondern meine Musik genossen zu haben. Vielleicht ist das ja auch kein wirkliches Üben, aber mein Spiel verbessert sich dabei und das reicht mir.


So läuft es normalerweise ab, allerdings, vor Auftritten und Konzerten trainiere schlecht laufende oder besonders schwierige Passagen explizit und immer wieder. Das strengt an, macht manches mal Schmerzen im Nacken und macht wenig Spaß.
Auch habe ich den Eindruck, daß die so erworbenen Fertigkeiten viel eher wieder vergessen werden.

Gruß
Reini2
 
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Sehr schön formuliert morino!
Um das deklarative Gedächtnis (Geist) zu fokussieren braucht es auch Energie und es unterliegt einem Sweetspot, d.h. man kann nicht erwarten, dass es sofort angeknipst werden kann. Es hängt auch mit Emotion (Seele) zusammen. Am besten funktioniert es eben, wenn sich alles miteinander verbindet: wenn das bewußte deklarative Wissen um den cm7/11 (Geist) direkt auf die prozedurale Motorik wirken kann (Körper) und umgekehrt, wenn man aus dem fließenden Lauf (Körper) in Realtime dessen Struktur begreift (Geist) und sich diese auch jedes mal neu ins Bewußtsein ruft. Dieses wirkt auch auf die Seele!
(Körper, Geist, Seele)
In dem Moment kann man einfach nicht mehr an die Autoreparatur denken.

Es scheint auch ein Widerspruch zu sein... Eigentlich kann man sich zu einer Zeit immer nur auf genau eine Sache konzentrieren
(Frauen ausgenommen :D).
Andererseits tut man ständig unzählige Dinge gleichzeitig... Wenn man genau aufpasst, kann man wahrnehmen wann man sich auf was konzentriert und wie es plötzlich automatisch geht. Dann ist Platz, sich auf etwas anderes zu konzentrieren... Aber bitte nicht aufs die Werkstattrechnung sondern mit Energie und Willenskraft auf musikalische Inhalte. Das Gefühl sollte bei der Auswahl des Inhalts die richtige Entscheidung treffen.

Deshalb steht für Corta und für für mich immer noch die Frage im Raum:
Wie es gelingt, möglichst schnell auf einen Zustand zu kommen, der auf eine bestimmte Sache fokussiert, mit dem ganzen Wesen verbunden und konzentriert ist?

Zeit ist ein Faktor. Energie - also Willenskraft ein anderer.

Folgende Fragen an die Meditationsgurus:
Wie kann man z.B. trotz Zeitnot schlafen?
Wie kann man trotz Wut freundlich sein?
Wie kann man trotz Stress Entspannen?
Wie kann man trotz fehlendem Selbstbewußtsein cool sein?
Wie kann man trotz wichtiger anstehender Aufgaben einfach Akkordeon spielen?

p.s. ein paar Antworten hat Reini2 schon gegeben :)
 
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Sehr interessant, mir wird jetzt einiges klar, was mein Lehrer seinerzeit meinte mit: 'Das musst du in die Finger bekommen' Das ist dann also das 'Prozedurale Gedächtnis'. Richtig spielen und richtig gut fühle ich mich aber nur wenn ich das Stück komplett intus habe, das ist dann also das 'deklarative Gedächtnis'.

Es wäre schön, wenn nun alles auch im deklarativen Gedächtnis wäre. Ist es bei mir nur bedingt, vor allem die alten Sachen sind mitunter nur 'In den Fingern'.

Heute gehe ich - hauptsächlich aus Zeitgründen - ein neues Stück anders an. Ich habe vorgestern ein neues Stück bekommen, das ich erst ohne Instrument durcharbeite (Im Zug, als Beifahrer, bei sonstigen Wartezeiten ...) - welche Tonarten, Harmonien, Rhythmik, Melodieführung, Sprünge im Bass, Fingersätze,... . Es ist unglaublich, was man sich alleine schon anhand der Noten erarbeiten kann.

Diese ganze theoretische Beschäftigung dient nun wohl ausschließlich dem deklarativen Gedächtnis.
Aus der Erfahrung weiss ich, dass ich nachher, wenn ich das Stück zum erstenmal spielen werde, gut vorbereitet in die Tasten greife.

@reini Punkt 2.

Für gute Beleuchtung sorgen ich bei Stücken, die mich wirklich interessieren nicht. Das führt bei mir dazu dass ich eher an den Noten kleben bleibe. Ich bin groß geworden mit vielen handschriftlichen Noten, die niemals so perfekt gestochen sind wie ein Druckerzeugnis. Von daher habe ich früh gelernt, mich von den Noten zu lösen.

viele Grüße und gut üb
MoriGol
 
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Wie kann man z.B. trotz Zeitnot schlafen?
Wie kann man trotz Wut freundlich sein?
Wie kann man trotz Stress Entspannen?
Wie kann man trotz fehlendem Selbstbewußtsein cool sein?
Wie kann man trotz wichtiger anstehender Aufgaben einfach Akkordeon spielen?

@Klangbutter alle Deine Fragen laufen für mich auf die eine Frage hinaus: Tue ich das, was mir gut tut oder lasse ich mich von sogenannten Sachzwängen bestimmen.
Für mich persönlich gilt: während meiner Arbeitszeit bestimmt der Chef was ich wann und wie mache. Nach der Arbeitszeit mache ich das, was gerade dran ist: Musik machen, wenn mir danach ist, schlafen, wenn ich müde bin, aufstehen, sobald ich wach bin, kurz: so viel wie möglich ich selbst sein.
Und, wenn ich auf jemanden wütend bin darf der das merken, aber möglichst nur er.
Wir können jetzt jede einzelne Frage zu beantworten versuchen, sind dann aber ziemlich OT. Ich diskutiere das aber gerne per PN mit Dir.
Bin übrigens kein Meditationsguru.

Das führt bei mir dazu dass ich eher an den Noten kleben bleibe.
@ Morigol das passiert mir auch, aber ich schrieb ja, daß ich eine Wohlfühlathmosphäre schaffe, dazu gehört für mich Licht. Und, bisweilen steht neben den Noten oder statt der Noten auch mal ein Bild auf dem Pult, das ich dann spiele. Das klingt für viele kurios ist aber so. Auch dafür benötige ich gutes Licht.

Gruß
Reini2
 
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