Wieso baut nur Roland elektronische Akkordeons?

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Die V-Akkordeons von Roland haben sich einen festen Platz erobert, zusammen mit anderen elektronisch verstärkten Instrumente sind sie immer häufiger auf Bühnen zu sehen und auch sonst haben sie eine treue Anhängerschaft. Kann ich auch verstehen. Ich hab mal eines angespielt und fand es wirklich witzig, bloss schweineteuer. Viel zu teuer, um mal im Garten zu spielen und eigentlich immer noch zu gross/schwer.

Aber wieso stellt nur Roland vollelektronische Akkordeons her? In anderen Bereichen, bei Tasteninstrumente, Drums, aber auch bei Blas- und Streichinstrumente werden elektronische Instrumente von mehreren Herstellern angeboten. Nur bei Akkordeons bietet nur Roland ein vollelektronisches Instrument an. Sind die anderen Hersteller nach den missglückten Versuchen von Hohner, Farfisa und anderen gebrannt? Ist der Markt zu klein? Verhindern Patente den Markteintritt von anderen Hersteller? Oder ist es technisch einfach so komplex, dass sich niemand traut?

Ich bin eigentlich sicher, dass ein breiteres Angebot Erfolg haben könnte und dadurch für Akkordeonhersteller ein interessantes, zusätzliches Marktsegment.
 
Eigenschaft
 
Vermutlich sind die hohen Entwicklungs- und Markteinführungskosten sowie der trotz allem im Vergleich zum Keyboard recht begrenzte Markt der Grund.
Die Werbung hat Roland ja nun schon vorgelegt. Eine zweite Firma hätte es jetzt insofern einfacher, weil man inzwischen ungefähr weiß was das für ein Gerät ist.
Trotzdem müßte eine größere Inovation her, damit eine zweite oder dritte Firma die Stirn bieten kann - und das ist garnicht so einfach.
Den kleinen Akkordeonfirmen gebe ich da überhaupt keine Chance. Das ist einfach eine komplett andere Baustelle.
Nur Yamaha, Korg etc., die ähnliches Know How und ähnliche Strukturen haben könnten ähnliche Geräte bauen.
Patente spielen wahrscheinlich auch eine Rolle.
 
Außerdem baut die Firma Cavagnolo schon länger die Odyssee, ein MIDI-Akkordeon (mit oder ohne "echtem" Innenleben, mit Drucksensor) mit externem Sound-Modul mit gesampelten Akkordeonklängen, komplizierter zu programmieren, aber klanglich schon vor über 10 Jahren als brauchbares Serien-Instrument, jedoch sehr teuer.
Roland hat meiner Meinung nach zurzeit die Nase vorn, was Bedienbarkeit (Ergonomie) und Drucksensor betrifft und ist auch preiswerter.
Cavagnolo hat sich auf dem Sektor "elektronische Akkordeons" allerdings wesentlich früher schon betätigt (ich schätze mal vor mehr als zwanzig Jahren schon ...)

Gruß druckluft
 
Ganz genau. Franz Ritter war über den ganzen Zeitraum eigentlich der einzige Händler in Deutschland. Für eine gewisse Zeit gab es noch Herrn Schanz in Hof und später kam noch Ralf Bethke http://www.accordeon-special.de/html/ralf_bethke.html hinzu.
Eigentlich wollte ich damals so ein Knopf Tastenbrett von Cavagnolo kaufen. Das gab es aber nur ein halbes Jahr und wurde dann durch die Odyssee-Akkordeons ersetzt. Diese hatten dann kein wählbares Griffsystem mehr, weil die Mechanik aus normalen Akkordeons benutzt wurde und somit Koppelstangen verbaut waren, die das System festlegten.
Damals war das wirklich eine Innovation. Leider kämpften sie mit Kinderkrankheiten. Bei mir hat der Funk nie richtig gearbeitet, die Kontakte funktionierten bei mir nicht zuverlässig. Dafür war der Sound für damalige Verhältnisse sehr gut und das Ding war leichter als das Roland. Der Balg ging ahnlich gut wie der erste Roland Balg.
Die neueren Cavagnolo Modelle kenne ich nicht, da weiß Ralf sicher mehr.
Aber wie gesagt, bei Roland steckt so ein großer Apparat dahinter und das Know How ist eigentlich eher in der Elektronik zu suchen als im Akkordeonbau. (Naja vielleicht 50/50?)
Rolands Preis - Leistungsverhältnis wird sich durch eine kleine Firma nicht unterbieten lassen.
 
Konkurrenz belebt das Geschäft, führt zu besseren und billigeren Produkten. Eine Alternative zu Roland wäre sicher nicht von Nachteil. Wenn das Verhältnis Mechanik / Elektronik bei 50:50 läge, dann wäre doch so eine Art Master-Akkordeon möglich, ähnlich wie die Master-Keyboards, womit dann die elektronischen Sounds gesteuert werden können. Das wäre sicher machbar für die traditionellen Akkordeonproduzenten.

Der Unterschied zu den Tasteninstrumenten ist v.a. der Sensor für die Balgdynamik und da hat Roland sicher bahnbrechendes geleistet. Aber ähnlich wie bei der gewichteten Tastatur bei Digitalpianos muss das ja nicht nur von einer Firma produziert werden.
 
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I could't agree more!
Konkurrenz belebt und ein Masteraccordion wäre konzeptionell das Professionellste.

Aber Roland ist garnicht so allein, auch andere Firmen haben Ambitionen! Midisysteme sind ziemlich inflationär auf der Messe zu sehen. Jeder dritte Stand bot so etwas an und es ist immer furchtbar laut und meistens werden süddeutsche Weisen geschmettert. Damit es vollelektronisch wird, müßten diese Firmen ja nur die Stimmen weglassen.:D Die meisten setzen aber auf Hybrid.

Ich will den folgenden Standpunkt garnicht vertreten, aber ich versuche nur eine Erklärung zu finden, warum es so ist:
Ich kann mich noch gut erinnern, als Cavagnolo genau richtig angefangen hat: erst hochflexible Knopf-Masterkeyboards, dann Akkordeons - völlig leer und mit FUnk.
Nun stelte sich bei Markteinführung heraus, dass die Käuferschaft recht alt und technikunkundig war. Viele wollten keine Sounds programmieren sondern Fertigkost, die auch noch speziell für Alleinunterhalter zugeschnitten sein sollte. Schon das Anschließen des Moduls war lästig. Wenn etwas nicht ging, sollte es der Händler richten ... das wurde erfasst und die Entwicklung im Rahmen der Möglichkeiten entsprechend angepasst. Dabei ging der ursprünglich innovative Ansatz meiner Meinung nach Schritt für Schritt flöten und wurde dem Markt angepasst. Eine ähnliche Diskussion wie bei "Wohin wird die Reise gehen" ... Nicht der Balgsensor wurde deutlich verbessert oder die Kontakte, sondern es wurde nach Sounds gesucht, die den Alleinunterhalter zufrieden stellen, mp3 player integriert, Glitzerstrass und Airbrush Lackierung, Lämpchen rings herum und der ganze Hokuspokus...
Nun gab es noch keine guten Lautsprecher. Ich fand die Vorstellung furchtbar, Lautsprecher am Körper herumzutragen! Es war aber ein weiterer Dorn im Auge der meisten Benutzer, dass eine Anlage benötigt wurde. Man wünscht sich ein kleines leichtes Teil, das ohne zusätzliches Equipment sofort im persönlichen Geschmack und vollstem Sound und ohne Kabel spielt. Punkt. Da eine Firma wie Roland in all diesen Bereichen Erfahrung hat, fehlte ihnen nur das Gehäuse. Die Tastenmodelle scheinen auch direkt von einer traditionsreichen Firma zu stammen, die Knopftastatur wurde neu entwickelt und den Unterschied merkt man auch!

Ich bin zeitweise mit Surroundanlage, In Ear Monitor, 3 Funkstrecken, Pedal, großes Rack mit Modularsynthie, Sampler, Mixer und z.T. sogar mit automatisiertem Licht zum Konzert gefahren. Das war Hightech! Ich war fasziniert und alles war trotz Komplexität ziemlich perfekt. Das Akkordeon selbst stellte höchstens 5% der benutzten Technik dar. Eigentlich habe ich mir meine bevorzugten Teile aller Firmen zusammengekauft und ins System integriert. Aber die Leute konnten das nicht so richtig nachvollziehen. Sie wollten doch nur Akkordeon!!! wie - was - Anlage??? Das brauchen wir doch nicht ... und mir ging irgendwann auch die Schlepperei auf den Geist.

Inzwischen bin ich recht froh, dass es möglich ist einfach loszuspielen. Hall ist gleich dabei und eigentlich brauche ich nichts weiter, obwohl die zur Verfügung stehenden Sounds und Effekte, sowie die eingebauten Lautsprecher nicht das nonplusultra der jeweiligen Branche ist. Ich komme mir vor wie einer der alten Herren, die damals die Entwicklung in die (für mich) falsche Richtung getrieben haben

Ich habe auch mit Funk über Laptop gespielt (Forte als Host oder Cubase mit Bypassautomation) - das war ultra flexibel.
Für mich stellt sich eigentlich nicht die Frage, warum kein anderer Hersteller auch so etwas baut, sondern wie gut man die einzelnen Komponenten baut und wie man sie smart miteinander verbindet.

Der Unterschied zum Keyboard ist somit unbedingt die Mobilität mit dem Akkordeon! Das ist ungleich schwerer zu realisieren, denn die Komponenten der verschiedenen Hersteller müssten direkt in's Instrument integriert werden können. ... Habe ich bei Keyboards noch nie erlebt ... und wenn dann sind das geheime Verträge, von denen der Kunde nix mitbekommt. Yamaha CHips in Steinbergs Hardware und so ... aber nicht dass ein Lexicon-Hardwarehall in Korgsynthies eingeschoben werden kann oder dass man Meyersoundlautsprecher in den Yamahas Tyros Keyboards findet.

Im Übrigen, ich finde diese Vermischung überhaupt nicht gut! Das gilt für den Akkordeonbau genau so wie für diese Geschichte. Was würdet ihr davon halten, wenn Pigini plötzlich ihre Gehäuse und die Mechanik für Casio-Akkordeons hergibt. Ich will, dass Casio für etwas bestimmtes steht und Pigini für etwas anderes. Behringer hat Midas gekauft!!! Skandal! VW und Porsche? Die Autos werden sich auch immer ähnlicher. Die Originalität schwindet.

sorry - ich habe mich wieder in mein Lieblingsthema verrannt...

Ich finde es jedenfalls interessant, welchen Musikertypen diese Instrumente ansprechen. Man muß auch ein wenig offen sein für bestimmte Namen. Ich hatte frühen Marken wie Jupiter und Pigini im Visier, später Yamaha und Korg. Ich hasse Marshall und Apple - das eine verbindet sich für mich mit Lärm und das andere mit elitärer Verdummung. Aber vielleicht baut Apple am Ende das beste Interface in Form eines virtuellen Akkordeons auf dem iPad. Das finden ja alle ganz großartig - sogar Lang Lang. Oder Elon Musk entwickelt ein Hologramm von Stimmzungen, welche direkt durch Hirnströme gespielt werden.
 
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Hallo,

um nach Klangbutters (zugegeben interessanten) Exkurs zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Der Markt für herkömmliche Akkordeons ist schon klein genug, insofern besteht erst recht wenig Nachfrage nach vollelektronischen Akkordeons. Wobei in diesem Zusammenhang auch noch einmal die Limex Midische genannt, die ein etwas anderes Konzept verfolgt als das Roland V-Accordion, aber klanglich meiner Meinung nach die Nase vorn hat. Nur schade, dass ich selbst keine Steirische spiele :redface:...
 
Die Frage ist: Was zählt als E-Akkordeon? Ein Akkordeongehäuse ohne Stimmstöcke, dafür mit MIDI-Einbau?

Dann wäre z.B. das "LIMEX Cordyon" als Pendant zur "Midischen" zu erwähnen, siehe z.B. hier:

http://www.harmonika-haus.de/shop/limex-midi/limex-instrumente/limex-cordyon.php

Oder ist eine möglichst originalgetreue Akkordeonsimulation gemeint, wie sie ja im V-Accordion versucht wird?

Das sind m.E. zwei verschiedene Anforderungen.
 
Oder ist eine möglichst originalgetreue Akkordeonsimulation gemeint, wie sie ja im V-Accordion versucht wird?

Ohne dass ich mich mit elektronischen Akkordeons groß befasst habe, würde ich schon sagen, dass die Simulation eines Akkordeons hierbei Pflicht ist, denn sonst ist es nichts anderes als ein tragbares Keyboard.

Gruß, maxito
 
@Klangbutter
das ist natürlich eine ganz andere Liga, als diejenige von der ich ausgehe. Bei Profis hat ja das V-Akkordeon schon seinen Platz (und auch seinen Preis). Gerade da sehe ich die Nische aber nicht so klein wie Wil_Riker: das wäre doch auch eine Möglichkeit für all die Keyboarder, ein bisschen hinter den Orgelburgen hervorzukommen und mehr Bühnenpräsenz zu haben. Akkordeonisten sind nun mal ikonischer als Keyboarder! :D

Hohner angelte ja erfolgreich mit den Pianoakkordeons nach Klavierspieler, die nicht mehr das Klavier zum Konzert schleppen oder auf abgewrackten Trümmerklavieren spielen mochten.

@StefanH
ich kenn Midi-Akkordeons überhaupt nicht, Midi-Keyboards schon. Bei diesen finde ich, ist die Entwicklung sehr weit: die Sounds, das Spielgefühl ist eigentlich sehr authentisch. Wie ich aber sehe, haben Midi-Akkordeons auch Sensoren für Balgdynamik. Das wusste ich nicht, ich dachte immer, das sei so als ne Art Orgel zuschaltbar :eek:.

Aber wenn die Midi-Akkordeons die Balgdynamik auswerten können und die Sounds akzeptabel sind, dann wäre ja ein Master-Midi-Akkordeon keine Hexerei mehr: Akkordeon - Stimmstöcke + Midi = Virtuelles Akkordeon. Das wäre für die Akkordeonfirmen einfach herzustellen. Und für dieses Instrument wäre sicher ein Markt: ein billiges für Schüler und Amateueren, die bloss bei schönem Wetter im Garten dudeln möchten, ohne die Nachbarn zu vergrämen und professionelle für den emanzipierten Keyboardern und Akkordeonisten auf der Bühne.
 
Hallo zusammen

Die Firma Musictech in Castelfidardo baut sehr gute elektronische Akkordeons, meines erachtens mit besseren Sounds als Roland.

Gruss Akko

http://www.musictech-midi.eu/
 
@Akko
wirklich ein interessanter Link :great: Die Instrumente richten sich wohl eher an Profis und Alleinunterhalter, zumindest die Soundbeispiele zielen in diese Richtung. Ich werde mich wohl mit Midi-Akkordeons auseinandersetzen müssen.

Komisch aber, dass es keine einfachen, vollelektronischen Instrumente gibt. Wäre ja ideal für Anfänger oder auf Reisen.
 
Hallo Akko und accordion ;).

Die Firma Musictech in Castelfidardo baut sehr gute elektronische Akkordeons, meines erachtens mit besseren Sounds als Roland.

Stimmt. Auf der Musikmesse vor zwei Jahren habe ich eine Vorführung von Musictech gehört. Besonders positiv oder negativ ist mir bezüglich dieses Instruments nichts in Erinnerung geblieben, was vermutlich auch daran liegt, dass in der Akkordeon-Halle trotz Fachbesucher-Tag in jeder Ecke gedudelt wurde und man sich schlecht konzentrieren konnte. Der Vorführer am Stand war ein "aufgedrehter" Italiener (Duracellhase) ;).

Wäre ja ideal für Anfänger oder auf Reisen.

Meiner Meinung nach gibt's nichts einfacheres als ein "richtiges" Akkordeon - umschnallen, aufknöpfen, spielen :D (auch für Anfänger oder auf Reisen). Aber das muss jeder selbst für sich entscheiden (siehe auch: https://www.musiker-board.de/akkord...nn-unsinn-vor-nachteile-des-v-accordions.html).
 
Also, was ich gelernt habe, ist, dass V-Akkordeons eigentlich normale Midigeräte sind, halt ohne Stimmstöcke. Aber das wird von anderen Firmen auch hergestellt. Roland hat ein besseres Marketing und einen besseren Software/Produktemix .

Komisch einfach, dass das von Elektronik- und nicht von Akkordeon-Firmen angeboten wird. Die müssten doch eigentlich näher bei den Leuten sein.:confused:
 
So merkwürdig finde ich das gar nicht. Was Du für den Entwurf und Bau eines elektronischen Akkordeons brauchst, sind nun mal Kenntnisse in elektronischer Klangerzeugung. Die Kompetenzen eines Handzuginstrumentenmachers liegen ja auf ganz anderen Gebieten. Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass man in die Entwicklung diverser E-Akkordeons ruhig ein paar Kenntnisse aus dem Harmonikabau hätte einfließen lassen können.:rolleyes:

Gruß
StefanH
 
die Ipad app gibt es schon ;-)
 

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