Worin besteht der Unterschied zwischen Kirchentonart und "normaler Tonart"?

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janole28
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Hallo liebes Forum,
habe letzte Woche mit einem Kumpel einen kleinen Blasorchester-Versuch gestartet. Er spielt Posaune in mehreren Orchestern und ich so nebenbei ein wenig Klarinette. Seit dem hab ich mir den Gedanken in den Kopf gesetzt mal einen eigenen Choral zu schreiben, an dem ich aktuell sitze. Alte Choräle sind ja für gewöhnlich in Kirchentonarten verfasst. Ich habe quasi zufällig scheinbar einen Choral in G-Dur Mixolydisch geschrieben. (mit Kirchentonarten kenne ich mich durch Musik-LK und guten musiktheoretischen Grundlagen etwas aus)
Allerdings frage ich mich jetzt worin der Unterschied zwischen G Mixolydisch und quasi A äolisch (dem "normalen A-Moll") besteht? Beide haben keinerlei Vorzeichen.

In der Beschreibung habe ich etwas von Finalis oder Repercussa gelesen. Sind das die einzigen Unterschiede?
Es macht leider einen Unterschied sowas theoretisch zu "wissen" oder praktisch anzuwenden!
PS: Hab euch meinen Choral-Anfang mal angehängt. Vielleicht kann ein Crack von euch mal schauen ob ich mit G Mixolydisch richtig liege.

Es grüßt herzlich,
janole28
 
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Ich stehe als Orgelspieler auch öfter vor dem Problem. Ich habe inzwischen gelernt das ganz gut zu erkennen und dann entsprechend zu harmonisieren. Aber ich will dir jetzt auch keine falschen Dinge erzählen, da haben andere hier mehr theoretisches Wissen.

Schau mal hier https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchentonart da wird dir denke ich einiges schon klarer.

BTW Kirchentonarten sind auch nach ihrer "Heiligkeit" sortiert :)
 
... worin der Unterschied zwischen G Mixolydisch und quasi A äolisch (dem "normalen A-Moll") besteht?
Gefährliches Thema ... :D

Beim Thema Tonleitern haben sich im Laufe der Jahrhunderte Herangehensweise und Terminologie teils drastisch verändert, so daß es schwierig sein kann, sich unfallfrei darüber unterhalten zu wollen.
Ich halte es für sinnvoll, dies eher in einem Buch nachzulesen und nicht in einem Forum. Das dauert einfach zu lange und verschiedene Leute schreiben womöglich unterschiedliches.

Zu Mixolydisch/Äolisch: Jede Tonleiter hat einen Grundton. Der ist entscheidend für den Aufbau einer Tonleiter.
Verschiedene Tonleitern können dieselben Einzeltöne enthalten, haben aber einen anderen internen Aufbau.
(Analogieversuch: Mit denselben LEGO-Steinen kann man z.B. eine Brücke oder ein Boot bauen. Das Resultat ist anders)
Der Grundton ist kein akademisches Konstrukt, sondern eine Hörempfindung. Und grob gesagt: Grundton = Finalis.

Zu Deinem Choral: Der ist nicht stringent, soweit ich es beim Lesen sehen konnte. Ich sehe am ehesten ein gespieltes D als Grundton (also klingendes C).
Die Leiter dazu wäre Dorisch, eine etwas andere Moll-Tonleiter als äolisch (btw: dorisch ist historisch älter als äolisch)
Der Schlußton der Klarinette ist für mich nicht der Grundton des Chorals. Bei der Trompete tritt das D auf.
Der Grundton läßt sich nicht generell schematisch ermitteln.
 
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Schau mal hier https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchentonart da wird dir denke ich einiges schon klarer.

BTW Kirchentonarten sind auch nach ihrer "Heiligkeit" sortiert

Danke schön für die Antwort.
Das mit der Heiligkeit hatte ich tatsächlich noch nie gehört :biggrinB:

Zu Mixolydisch/Äolisch: Jede Tonleiter hat einen Grundton. Der ist entscheidend für den Aufbau einer Tonleiter.
Verschiedene Tonleitern können dieselben Einzeltöne enthalten, haben aber einen anderen internen Aufbau.

Der Grundton ist kein akademisches Konstrukt, sondern eine Hörempfindung. Und grob gesagt: Grundton = Finalis.

Danke schön für die Antworten. Das heißt ich würde die Tonart beschreiben,

indem ich versuche einen Grundton zu "ermitteln"?

Zu Deinem Choral: Der ist nicht stringent, soweit ich es beim Lesen sehen konnte. Ich sehe am ehesten ein gespieltes D als Grundton (also klingendes C).

Mit stringent meinen Sie, der Choral sei nicht in einer Tonart sondern wechselnd? Und wenn ja, macht es das komisch?
Der Grundton läßt sich nicht generell schematisch ermitteln.

Das heißt, man kann quasi wenn man "alt komponiert" nicht viel falsch machen, weil man den Melodieverlauf in unterschiedlichen Kirchentonarten wiederfinden kann?

Ich bin gerade relativ verunsichert. Hab meinem "Orchester-Freund" mal eine Audio von meinem Versuch geschickt. Mal sehen was er sagt :great:

Es grüßt herzlich,
janole28
 
@ janole28:

Genereller Hinweis: Es gab zu diesem Themenkomplex schon haufenweise Diskussionen in diesem Forum. Wenn Du die Suchfunktion bemühst, findest Du eventuell den einen oder anderen Aspekt, der für Dich hilfreich sein könnte.

Betreff: Thema GRUNDTON und Tonleitern

Wirkung und Klang einer (Kirchen-)Tonleiter werden nicht von deren Tonreservoir bestimmt, sondern von deren Aufbau, beginnend beim jeweiligen Grundton. Oder, mit anderen Worten: Wichtig ist der Spannungsgrad jedes einzelnen Tonleitertons zum Grundton.

Der Unterschied z. B. zwischen G-Mixo und F-Lydisch, oder zwischen G-Mixo und A-Äolisch ist also ganz einfach: Der GRUNDTON => dadurch ein anderer GT-HT-Aufbau => dadurch ein ganz anderer Spannungsgrad jedes einzelnen Tonleitertons zum jeweiligen Grundton.

Überhaupt ist der Grundton (bzw. das Grundtonempfinden) das A und O jedes Musikmachens ... zumindest in unserer Musiktradition. Dieser Umstand wird leider allzu häufig unter den Teppich gekehrt bzw. vernachlässigt. Wie omnimusicus schon oben schrieb:
Der Grundton ist kein akademisches Konstrukt, sondern eine Hörempfindung.
Den Grundton eines Musikstückes kann man nur spüren und hören. Über den Notentext läßt sich dieser nur mit sehr viel Routine und Wissen und über dem Umweg einer Klangvorstellung des Notentextes erschließen.
Der Grundton ist schlicht und einfach jener Ton, um den herum alles kreist, der im Mittelpunkt von allem steht, bei dem alles zur Ruhe kommt (daher auf oft der Schlußton der Melodie) und zu dem man das ganze Geschehen in Relation setzen muß. Aber das kann man nur HÖREN.

Betreff: Thema Unterschied zwischen Kirchentonleitern und ("normalen") Tonarten:

(Kirchen-)Tonleitern sind eher ein Begriff, der sich auf die pure Melodik bezieht. Die früheren Kirchentonleitern waren ja auch als einstimmig und unbegleitet gedacht. Harmonische Gedanken haben dabei nicht viel verloren.

Der Begriff der Tonart, so wie wir ihn verwenden, ist sehr viel umfassender: Er bezeichnet ein ganzes harmonisches (Gedanken-)Gebäude rund um einen Grundton und um eine Modalität (Dur oder Moll), und die darin enthaltenen Beziehungen der einzelnen Töne/Akkorde zueinander.

Zu reinen Studienzwecken wird oft das Konstrukt der Diatonik betrachtet. Also das Vorkommen ausschließlich tonleitereigener Töne in einem Musikstück.
Dies ist in freier Wildbahn aber äußerst selten anzutreffen. In unserer Musiktradition hat sich das Gegenteil davon, also Chromatik, durchgesetzt. Also die Verwendung auch von tonleiterfremden Tönen, zumindest als immer wieder vorkommende Earcatcher.
Warum ? Weil sich dadurch viel umfangreichere harmonische Möglichkeiten ergeben. Allein die Einführung von nur einer Zwischendominante in ein Musikstück kann schon die Welt verändern ...

Und WEIL sich die Dur/Moll-Harmonik mit gestiegener Chromatik in unserer Musiktradition durchgesetzt hat, deswegen kommen und heutzutage und hierzulande Melodien, die auf den "alten Kirchentonleitern" basieren, so fremd, spannend und mystisch vor.

Aber der Musikmachende steht vor der Entscheidung: Soll´s mystisch/hypnotisch klingen ? Dann ist eine Kirchentonleiter die erste Wahl.
Aber soll´s frisch, abwechslungsreich, modern klingen ? Dann wird man mit Lydisch & Co. wohl kaum über die Runden kommen.

Oft werden Kirchentonleitern auch als spezielle melodische Akzente über normaler Dur/Moll-Harmonik verwendet.

LG
Thomas
 
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Die "Kirchentonleitern" stammen aus der Frühzeit der abendländischen Kirchenmusik (die Namen sind den altgriechischen Skalen entlehnt, haben mit diesen und dem altgriechischen Tonsystem aber nichts zu tun). Sie sind ursprünglich an einstimmige Melodien gebunden gewesen, du, @janole28, wirst sicher von den "Gregorianischen Gesängen" gehört und dich möglicherweise von diesen inspiriert haben lassen.
Aus der Verwendung in der Kirchenmusik, den klösterlichen monodischen Gesängen kommt die umgangssprachliche Benennung als "Kirchentonleitern".
Genauer werden sie als "modale" Skalen bezeichnet, denn die verschiedenen Skalen (ganz ursprünglich diese vier: dorisch, phrygisch, lydisch und mixolydisch) sind je eigene Modi mit einem je eigenen Intervallspannungen, da die Halbtonschritte jeweils an einer anderen Stelle stehen. Sie haben daher jeweils auch ein besonders charakteristisches Intervall:
- die dorische (große) Sexte
- die phrygische (kleine) Sekude
- die lydische (übermäßige) Quarte
- die mixolydische (kleine) Septe

Aus diesem Kontext leiten sich dann auch die jeweiligen "Finalis" und "Repercussa"-Töne ab.
Den Wikipaedia-Artikel dazu finde ich recht informativ: https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchentonart

Dieses modale System dominiert vom frühen Mittelalter bis ins 16. Jahrhundert, wobei sie wie gesagt ursprünglich eng mit der Einstimmigkeit verknüpft waren, also als rein melodisch gedachte Skalen funktionierten. Das funktionierte auch noch sehr gut in der frühen Mehrstimmigkeit, die vorwiegend polyphon gestaltet war.
In Kontexten von Harmoniefolgen und homophonischem Gestalten funktionier(t)en sie weniger gut, wobei sich vor allem für Schlusswendungen mit der Zeit die sog. "Klauseln" heraus bildetet, quasi stereotype, zunächst auch rein melodische Schlussfloskeln, typisiert für jeden Modi.
Aus diesen Klauseln entwickelte sich schließlich die harmonische Kadenz, zusammen mit der Ausformung der Dur- Moll-Tonalität, wie sie schließlich etwa ab dem 16. Jahrhundert immer mehr dominierte.
Als Zwischenschritt darf man die Modi "ionisch" und "äolisch" betrachten, wie schon erwähnt wurde. Aus ionisch wurde das moderne Dur, aus äolisch Moll (der Modus äolisch entspricht dem "natürlichen" Moll).
Dabei wurden schon ziemliche früh Alterationen benutzt, z.B. wurde aus dem dorischen H mit einem Vorzeichen ein Be gemacht, wodurch sich der dorische Modus ins äolische wandelt usw.

Wichtig ist bei der Ausarbeitung einer modalen Melodie, sich gut in die jeweiligen melodischen Spannungsverläufe ein zu hören, in die "Sogwirkung" der Töne Finalis und Repercussa und in die Klanglichkeit des jeweiligen charakteristischen Intervalls. Dazu sollte man sich dann auch ein wenig mit den Klauseln beschäftigen, die zu den Charakteristika nun mal unbedingt gehören. Und im weiteren natürlich auch mit den Möglichkeiten der Harmonisierung, die logischerweise von denen im Dur- Moll-System abweichen.
Man kann sich auch mit modalen Melodien einer Dur-Moll-tonalen Harmonik bedienen, was aber oft der modalen Charakter des Gesamtklangs etwas verwischt.

Ich gebe zu, ich schreibe hier viel theoretischen Kram, ich wollte aber noch mal die Zusammenhänge deutlich machen, die zu berücksichtigen sind, wenn du etwas modales verfassen möchtest. Damit es dann auch möglichst modal klingt.
Musikalisch-praktisch möchte ich dir unbedingt das intensive Anhören gregoriansicher Gesänge empfehlen. Hier gibt es reichlich Hörbeispiele: https://www.youtube.com/user/GradualeProject

Zu deinem Satz muss ich leider kritisch anmerken, dass ich ihn in vielerlei Hinsicht nicht gelungen finde.
Er ist im ganzen "nicht Fleisch, nicht Fisch" und enthält etliche Ungeschicklichkeiten. Die Melodie wirkt schon mal gar nicht wirklich modal, auch wenn sie gewisse dorische Elemente enthält.
Mit den anderen Stimmen gibt es oft unsisono-Parallelen, die klanglich schwach wirken, dann aber auch wieder Sekundreibungen, auch noch direkt aufeinander folgend (Takt 5), die klanglich durch nichts motiviert und begründet werden.
Harmonisch finden sich Dur-Moll-tonale Elemente, die nicht ins modale Umfeld passen. In Takt 3 scheint plötzlich ein Septakkord auf (notiert G7), aber solche Dur-Septakkorde sind im modalen Umfeld streng zu vermeiden, da sie im wahrsten Sinne des Wortes ´dominant´ im Dur-Moll-System sind (als Dominant-Septakkord).

Vielleicht wäre es eine gute Vorübung, erst mal eine existierende modale Melodie zu vertonen, vielleicht auch erst mal in einem homophonen Satz (Stichwort "Kantionalsatz"), später auch mit polyphonen Elementen.
Im Wiki-Artikel findet sich am Schluss eine kleine Liste mit modalen Choralmelodien.

Gruß, Jürgen
 
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Das harmonisieren alter Sätze ist allgemein nicht immer leicht. Im Grunde wenn ich ein unbekanntes Stück einmal anschaue, dann schaue ich erst einmal aus welcher Zeit kommt es, dann kann man schon recht gut einschätzen ob es nun Modal oder Tonal harmonisiert wird und auch in welcher Art. Aber im Grunde hat man es nach vielen Jahren Orgeldienst auch verinnerlicht.

Ich würde dir da sofern du wirklich selber etwas machen willst und nicht aus einem der vielen Orgelbücher einfach abspielen möchtest (übrigens auch eine gute Quelle um zu sehen wie es jemand anderes gemacht hat), dann solltest du dir mal eines der vielen Bände beschaffen die sich mit der Improvisation an der Orgel befassen. Da findest du Anleitungen zu allen Arten die auf bestimmte Typen angewendet werden können.

Es kann auch manchmal schon reichen das ganze komplexe System wegzulassen und einfach mal nur mit Intervallen zu harmonisieren. Übrigens auch eine sehr gute Übung einen zweistimmigen Satz zu einem Stück aus dem 15 Jahrhundert zu entwerfen.
 
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Nachtrag,

ich habe mal eine Aufnahme von einem zweistimmigen Satz gefunden (O Haupt voll Blut und Wunden). Ein schönes Beispiel wie man auch mit nur zwei Stimmen etwas Thematisch abhandeln kann, ohne sich mit komplexer Harmonielehre zu befassen. Ich habe dort einige Ideen von Paul Hindemith mit einfließen lassen. Man kann zwar durchaus seinen Ansatz kritisieren, aber es sind trotzdem Klänge die ungewohnt sind weil man sie nicht so oft hört.

 
@janole28
Wie unterschiedliches Grundtonempfinden entstehen kann, lässt sich bereits mit 3 Tönen heraus finden.
Komponiere mal Melodien mit den Tönen A4 - C5 D5. Notierst Du eine der bekannten Leierlieder wie c c d d c c a ... erscheinen F-Dur-Harmonien naheliegend. F-Lydisch ist aber genausogut denkbar. Solange in der Melodie weder h noch b auftaucht ist die Interpretation beliebig. Sobald der Quartsprung auftritt, kann sich das Hörempfinden ändern: a / d a d d c - a ' a / d c a d c - - ' c / d d a a c c a ' a / d d c c d - - ' In diesem Fall sind D-Moll- oder D-Dorisch-Harmonien naheliegend. Mit geänderten melodischen Schwerpunkten kann aber auch A-Moll denkbar werden: a / a c c ' a / a d d ' a / c c a c / a - - ... Aber man muss beim Komponieren sehr aufpassen, dass man am Ende nicht doch in D-Moll oder F-Dur landet.
Ich sehe mir immer an, auf welchen Tönen melodische Schwerpunkte liegen und welche Sprungkombinationen die Melodie enthält. Ich nutze gerne den von meinem Lehrer übernommenen Begriff "Klangachse" für Stufen des Tonika-Dreiklangs. Nach dieser Klangachse halte ich Ausschau. Je deutlicher sie in der Melodie hörbar wird, um so deutlicher wird die Tendenz zu einem bestimmten Grundton, selbst dann, wenn der Grundton in der Melodie gar nicht vorkommt. Bei Modulationen verschiebt sich die "Klangachse".

Das ist nur eine erste Orientierungshilfe.

Komplexes und zugleich spannendes Thema!

Gruß
Lisa 👩‍🌾
 
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Allerdings frage ich mich jetzt worin der Unterschied zwischen G Mixolydisch und quasi A äolisch (dem "normalen A-Moll") besteht?
...
Es macht leider einen Unterschied sowas theoretisch zu "wissen" oder praktisch anzuwenden!
den "sinn" von kirchentonarten kann man schlecht erklären, man muss ihn hören.
man muss hören, wie unterschiedlich die modi klingen.
der zugang ist viel einfacher über die ohren als über den intellekt...

am besten ein paar beispiele anhören - der gleiche tonvorrat klingt je nach kirchentonart eben teils komplett anders.

schau (hör) dir mal auf youtube ein paar videos an, wo die modi bzw. deren stimmung demonstriert werden.

(ab 4:44)

noch besser- eine liste mit songs in den einzelnen modi:
http://nickleusmusic.blogspot.de/2013/07/examples-of-modal-music-ionian-dorian.html

:)
 
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Hallo zusammen,

erstmal danke schön für die ganzen Antworten. Ich versuche jetzt mal etwas strukturiert darauf zu antworten.

Zu deinem Satz muss ich leider kritisch anmerken, dass ich ihn in vielerlei Hinsicht nicht gelungen finde.
Er ist im ganzen "nicht Fleisch, nicht Fisch" und enthält etliche Ungeschicklichkeiten. Die Melodie wirkt schon mal gar nicht wirklich modal, auch wenn sie gewisse dorische Elemente enthält.
Mit den anderen Stimmen gibt es oft unsisono-Parallelen, die klanglich schwach wirken, dann aber auch wieder Sekundreibungen, auch noch direkt aufeinander folgend (Takt 5), die klanglich durch nichts motiviert und begründet werden.

Okay, das ist Ihre Meinung dazu. Ich finde dafür, dass ich es zum ersten Mal probiert habe, kann es sich durchaus auch hören lassen. Ich weiß aber auch, dass ich für sowas leider zu analytisch bin. Ich konnte schon im Schulunterricht nie nachvollziehen, wie man begründen kann, warum man einen Ton an der entsprechenden Stelle so benutzt hat, wie man ihn eben benutzt hat (meine Alexithymie lässt wahrscheinlich da auch grüßen). Deswegen bin ich mehr Spieler als Komponist und ich denke es wäre wahrscheinlich sinnvoller wenn es auch so bliebe.
Man kann zwar durchaus seinen Ansatz kritisieren, aber es sind trotzdem Klänge die ungewohnt sind weil man sie nicht so oft hört.

Ja das kann man definitiv. Also ich finde es z.B. überhaupt nicht schön, weil ich finde dass dort wesentlich weniger eine Art "tonales Zentrum" zu erkennen ist, als bei meinem Stück. Es lebt für mich von einigen tonartfremden Halbtonschritten, die ich so auch überhaupt nicht nachvollziehen kann.

Ich sehe mir immer an, auf welchen Tönen melodische Schwerpunkte liegen und welche Sprungkombinationen die Melodie enthält. Ich nutze gerne den von meinem Lehrer übernommenen Begriff "Klangachse" für Stufen des Tonika-Dreiklangs. Nach dieser Klangachse halte ich Ausschau

Diesen Ansatz finde ich spannend, wobei ich sagen muss, dass mir sowas unglaublich schwer fällt. Das ist eigentlich vergleichbar damit, dass man Akkorde ja auch unterschiedlich benennen kann und da auch auf den Kontext aufpassen muss. Im Jazz würde man einen Akkord z.B. dann eher C6 oder so nennen, währenddessen es in einem "normalen" Pop-Song als Beispiel dann ein Am7 wäre. Da hab ich in der Schule immer viel mit meinem Musiklehrer drüber diskutiert. Da merkte man meine zu analytische Ader, die immer versucht hat, einfach nur alle Töne irgendwie zu benennen. Da fehlte bei mir definitiv das Gefühl dafür.

Alles in allem fasse ich zusammen: Schuster, bleib bei deinen Leisten und ich beim Musizieren und NICHT zum Komponieren.

Es grüßt,
janole28
 
Im Jazz würde man einen Akkord z.B. dann eher C6 oder so nennen, währenddessen es in einem "normalen" Pop-Song als Beispiel dann ein Am7 wäre.
Das würde man ganz sicher nicht tun. Denn auch, und vor allem, im Jazz hört man auf den Grundton.
Schuster, bleib bei deinen Leisten und ich beim Musizieren und NICHT zum Komponieren.
Das würde ich nicht so kategorisch sagen. Wie so vieles ist Komponieren eine Übungssache.
Und um bei den ersten Versuchen schon etwas wirklich Herzeigbares zusammenzubringen, müßte man schon Ansätze von wahrem Genie haben ...

LG
Thomas
 
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Und um bei den ersten Versuchen schon etwas....
Dem kann ich nur zustimmen. Natürlich kann vermutlich jeder ein Stück auf Basis einer Kadenz schreiben, dass ist keine Kunst sondern einfach angewandte Theorie. Die wirkliche Kunst ist es aber geschickte Wendungen einzubauen, die Grenzen der Harmonielehre auch mal zu überschreiten und im Idealfall Klänge zu kreieren die noch niemals jemand zuvor gehört hat. Im besten Fall hört es sich auch noch gut an. So was kann man glaube ich auch nicht irgendwo lernen. Man muss einfach ausprobieren und bereit sein sich auch einfach mal am Instrument auszutoben um auch abwegige Tonkombinationen zu verinnerlichen.

Und natürlich sollte ein Werk auch spielbar sein. Ich habe auch schon das eine oder andere Orgelstück geschrieben was zwar spielbar ist, aber keiner spielen möchte (inkl. mir selbst).
 
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Den Unterschiede zwischen den Modes und Zusammenhänge fallen einem besser auf wenn man die Modes als Änderungen in Relation zum Grundton sieht und sich erarbeitet.
C-Dur mit C-Mixo vergleichen. Ich würde sagen das wichtigste ist der Wegfall des Leittons 7 auf die 1. https://de.wikipedia.org/wiki/Leitton
Einfach mal C-Dur nach oben spielen und beim B stoppen. Dass das C noch gespielt wird drängt sich auf.
Das gleiche in Mixo einfach C nach oben spielen, statt dem B aber ein Bb. Jetzt ist der Drang nicht mehr so. Und das gleiche ist bei Akkorden ...
Das kann man schon lernen. Ist auch schneller wie wenn man das Rad selber erfinden will.
 
Zuerst einmal würde ich nur noch den Begriff Modus/Modi (Mode/Modes) verwenden und schliesse damit alle 7 möglichen Modi (Modes) mit ein,
als da wären: Ionisch, Dorisch, Phrygisch, Lydisch, Mixolydisch, Äolisch und Lokrisch, während man bei den Kirchentonarten z.B. Lokrisch wohl eher nicht mitzählen würde.

Ionisch: Durtonleiter
Dorisch: Molltonleiter mit Dursexte (Dorische Sexte)
Phrygisch: Molltonleiter mit verminderter Sekunde
Lydisch: Durtonleiter mit übermässiger Quarte (Tritonus)
Mixolydisch: Durtonleiter mit Mollseptime
Äolisch: Molltonleiter (Natürlich Moll)
Lokrisch: Molltonleiter mit verminderter Sekunde und verminderter Quinte (Tritonus)
 
Grund: Rechtschreibung
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das ist weit hergeholt und widerspricht jeder mir bekannten Definition.

Weit hergeholt ist das überhaupt nicht, wenn man von den Kirchentonarten im ursprünglichen Sinne spricht.
Da gab es lokrisch noch nicht und er wurde erst relativ spät hinzugefügt, um das System zu vervollständigen.

Das sagt übrigens auch Dein Wikipedia-Link, wenn man sich die Details zum Thema "Lokrisch" anschaut:
"[...] ist ein moderner Modus, der im System der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kirchentonarten nicht enthalten war. Er wurde in neuerer Zeit als „Vervollständigungsmodus“ hinzugefügt."

Viele Grüße
Torsten
 
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...worin der Unterschied zwischen G Mixolydisch und quasi A äolisch (dem "normalen A-Moll") besteht? Beide haben keinerlei Vorzeichen.
Zu den Vorzeichen: G mixolydisch lässt sich mit den Tönen von C-Dur ab der 5. Stufe und A äölisch mit den Tönen von C-Dur ab der sechsten Stufe bilden, sie gehören zu den Modi der Durtonleiter (major modes).

Einen Unterschied macht bei G mixolydisch vs. A äölisch natürlich der verschiedene Grundton, der bedeutsamste Unterschied findet sich aber in der Intervallfolge. Diese unterschiedliche Abfolge der Töne kann man auch ohne musiktheoretische Vorbildung hören.
G mixolydisch: g a h c d e f g
Intervallfolge: Ganzton (g-a), Ganzton (a-h), Halbton (h-c), Ganzton (c-d), Ganzton (d-e), Halbton (e-f), Ganzton (f-g)
A äolisch: a h c d e f g a
Intervallfolge: Ganzton (a-h), Halbton (h-c), Ganzton (c-d), Ganzton (d-e), Halbton (e-f), Ganzton (f-g), Ganzton (g-a)

Besonders einfach hört man den Strukturunterschied der Skalen nach einer Transposition auf den gleichem Grundton.
G mixolydisch: g a h c d e f g
G äolisch: g a b c d es f g



mixolyd vs aeolian.jpg


Gruß Claus
 
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