Yamaha CP-73

opa_albin
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Es gibt im Board einen Thread zu den Yamaha CPs, trotzdem würde ich hier mal meine Erfahrungen und Eindrücke mit dem Gerät schreiben.
Wenn es nicht als Review geeignet ist, dann verschiebt es gern an eine passendere Stelle.

Ich war auf der Suche nach einem kompakten und gut transportablen Stagepiano, 73...76 Tasten.

Zunächst mal der Eindruck beim Auspacken. Wertiges Gehäuse, schick abgerundet, dadurch aber unschön zu tragen. Für das häufige Auf- und Abbauen unterwegs finde ich das eher ungünstig.
Ein langes 220V Kabel ist dabei, internes Netzteil mit Kaltgerätebuchse, gut.

Von der Benutzung her scheint es mir ähnlich zum Nord Electro, eine Piano, eine Orgel und eine "Sub" Section, alles mit dedizierten Schaltern und Reglern.
Ich konnte ohne Bedienungsanleitung alles hinbekommen, also intuitiv. Nur bei den Effekten musste ich nachlesen.

Die Schalter sind für meinen Geschmack etwas merkwürdig. Die einzelnen Sektionen werden über einen altmodisch anmutenden Kippschalter ein- und ausgeschaltet
1764272851239.png

... die drei silbernen vorn im Bild. Muss man mit dem Daumen nach hinten drücken, dann federn sie wieder nach vorn. Das fand ich anfangs ungewohnt, aber gut, man gewöhnt sich dran.
Die Drehregler sind schick mit LED-Anzeige des Einstellwinkels. Leider sind sie so hoch, dass wenn die Einstellung auf etwa 2 Uhr ist, man nicht mehr sieht, ob und was eingestellt ist. Ob ich mich da zu blöd anstelle weiß ich nicht, scheint mir aber nicht so gut gelöst.
Die bunten Kippschalter erinnern vom Design eher an mein Kinderspielzeug aus dem letzten Jahrhundert, aber man sieht sie wenigstens gut ;) Die beiden rechten liegen, wie man auf dem Bild sehen kann, hinter einem Drehregler, was vielleicht auch nicht ganz so gut ist, wenn man mal in einer Live-Situation schnell schalten muss. Aber wahrscheinlich gewöhnt man sich daran, ich denke nur, das hätte man etwas besser lösen können.
Ansonsten ist die Bedienoberfläche gut gelöst und entspricht im Großen und Ganzen dem, was ich mir von einem Profigerät vorstelle.

In den einzelnen Sections gibt es nochmal eine Unterteilung, die mit einem größeren Drehregler geschaltet wird, zB hier beim Piano
1764276198919.png

Das ist gut und übersichtlich. Allerdings ist die Anzahl der einzelnen Sounds sehr unterschiedlich, in der Sub-Abteilung waren es in einer Einstellung nur vier, in einer anderen über 20.
Gut ist das Oktavieren um eine oder zwei Oktaven nach oben oder unten im Direktzugriff.

Die Tastatur spielt sich ganz gut, obwohl ich von einigen nicht so guten Erfahrungen gelesen hatte. Der Tastengrund fühlte sich anfangs etwas hart an, daran konnte ich mich aber gewöhnen.
Allerdings ist sie etwas laut und manche Tasten hatten seitlich ein ganz kleines bisschen Spiel. Also nicht so dass ich begeistert war, aber man würde damit zurecht kommen. Langfristige Erfahrungen kann ich natürlich da nicht bieten.
Drei Tasten hatten einen leichten Grat an der vorderen Ecke, da könnte man aber mit etwas Sandpapier problemlos nochmal drübergehen.
Die schwarze Tasten waren bei gleich starkem Anschlag etwas lauter, wie man das umstellt, habe ich dann aber nicht mehr recherchiert.

Die Sound Sections: Gespielt habe ich über kräftige 8" Yamaha-Studiomonitore, die ordentlich Bass liefern.

Piano
Die Sounds fand ich recht gut. Im oberen Bereich schien mir die Velocity Kurve recht steil, dh. bei leichtem bis mittlerem Anschlag etwas zu dumpf, und bei stärkerem knallt es schnell. Vermutlich kann man hier noch etwas an den Kurven basteln, damit habe ich mich nicht näher beschäftigt. Ansonsten schöner Klang und gut klavierähnlich.
Beim Hamburg Grand hatte ich bei c3 d3 im forte ein paar seltsam hohe Frequenzanteile, auch mit Kopfhörern, das könnte man nochmal genauer anschauen.

Die E-Pianos fand ich teilweise recht ähnlich, ansonsten aber gut vom Sound.

Orgeln
Leider keine Drawbars, so dass die Einstellmöglichkeiten nicht mit einer Zugriegelsimulation vergleichbar sind. Klang für meine Ohren OK, nicht umwerfend.
Erstaunlich gut hat mir die Pipe Organ gefallen, die klang sehr echt nach Kirchenorgel.

Sub (Synth)
In der Sub Section ging zunächst kein Sustain Pedal, da musste ich länger suchen, wo man das einschaltet. Das hätte direkt in der UI eine Tastenkombination vertragen.
Vibraphon war gut, sehr gut hat mir der Akustik-Bass (Kontrabass) gefallen. Allgemein scheint mir hier das Sampling der natürlichen Instrumente gut gelungen.

Akkordeonsound geht so, aber der ist wahrscheinlich auch schwer zu modellieren. Die Strings hatten alle ein träges Attack, selbst wenn ich die Einstellung auf Null gestellt hatte. Vielleicht habe ich da noch was nicht richtig eingestellt, aber so war das für mich nicht richtig zu gebrauchen. Ein Klavier- und ein Streichersound zusammen klang immer so, als wären die Streicher eine Viertel- bis halbe Sekunde hinterher. Nur ein Streichersound hatte einen ordentlichen Einsatz. Die Violine ging vom Sound her gar nicht, klang nach 50 Euro Keyboard. Ist also höchstens im Bandkontext als Background zu gebrauchen. Aber auch die ist natürlich schwer zu modellieren und nicht der Schwerpunkt dieses Instruments.

Insgesamt hatte ich einen positiven Eindruck.

Bei den Effekten schien mir der Main EQ relativ wenig Wirkung auf die "Sub"-Klange zu haben, auf die Pianos dagegen deutlich mehr, da ließ sich mehr machen. Vielleicht lag das aber auch an meinem Setup.

Hinten gibt es eine Kopfhörerbuchse. Die Kopfhörer waren relativ leise und leider nicht getrennt regelbar, sondern nur mit dem Main Out.

Wie manch anderes Board hat es keine Mod Wheels, sondern diese kleinen Sticks. Ich fand die aber entgegen meiner Erwartung OK beim Spielen. Ob sie im harten Bühnenalltag und Transport ausreichend robust sind und was die Gründe für diese Entscheidung ist, ist schwer zu sagen.

Es gibt einen externen Eingang mit einem Gain Regler. Doof ist, dass dieser Regler hinten neben der Buchse ist und sehr klein im Durchmesser. Das finde ich zu fummelig im praktischen Einsatz.
Bei Splits hätte ich eine Anzeige des Splitpunkts gut gefunden, da hat Nord sich ja was einfallen lassen.

Ansonsten kann man sich aus den einzelnen Sounds sogenannte "Live Sets" zusammenstellen, auf die man dann direkt zugreifen kann. Also eine beliebige Kombi aus den Sections. Die Presets sind gut und zB hier zu hören.
Je 8 Stück sind in einer sog. Page durch die nummerierten Taster zugreifbar, die Pages kann man aber nur sequentiell mit + und - durchschalten. Platz für dedizierte Schalter wäre da. Ist sicher nichts ganz kritisches, aber das ist bei Nord etwas besser gelöst.

Die Bedienungsanleitung ist soweit OK, aber ein paar Begriffsklärungen für die eigenen Bezeichnungen wären schön gewesen, zB was sind "Voices", "Live Sets" usw.
Ein paar Formulierungen waren auch merkwürdig in der Übersetzung, so zB S. 20 "Das Instrument bleibt geladen .. auch wenn sich der Standby/on Schalter in der Stellung Standby befindet".

Also insgesamt ein gut von mir, aber kein sehr gut. Natürlich ist das mein persönlicher Eindruck und jeder hat da verschiedene Schwerpunkte. Vielleicht nützt es aber dem ein oder anderen etwas bei einer Kaufentscheidung oder worauf man beim Anspielen mal achten kann. Und natürlich sollte man im Netz auch noch die anderen Rezensionen lesen.

Ich habe es letztlich vor allem wegen der Tastatur zurückgegeben, da ich hier relativ hohe (vielleicht auch zu hohe ;) ) Ansprüche habe, und bin bei einem deutlich günstigeren Numa X Piano 73 geblieben, mit besserer Tastatur, leichten Abstrichen beim Sound und anders konzipierter Bedienung, aber das ist ein Thema für einen anderen Thread.
 
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