Musikalische Analyse (für VirtualPankake)

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Hagenwil
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Liste der gebräuchlisten Symbole in der Analyse des Jazz


Jazz Chordal:

1 3 5 7 = Drei und Vierklänge, z.B. b3, 5, 6, b2
t = Tensions, chord extensions 9 11 13, z.B. T9, Tb9, T10, T2, T#11
ct = Akkordtöne
at = zur Verfügung stehende Tension (available tensions)
av = avoid-note und conditional avoid-notes


Harmonik Jazz

- Tonal shorthand = Akkordbezifferung, z.B. Cmaj7, Dbm7, Gbsus(add10), G7alt etc.
- Römische Ziffern, zB. I, Im6, V7alt, bII°7, I6 etc.


Jazz Melodik

ch = chromatic approach
s = scale approach
nct = inharmonischer Ton (non-chord-ton)
dch = double chromatic approach
aux = ornament
app = Appogiatura, Nichtakkordton
nn = auxiliary note, Nebennote
pt = passing note, Durchgangston


Gewichtung und Akzentuierung

S = strong notes, Note mit ziseliertem Gewicht
W = weak note, unbetonte Note


Harmonik bis Anfang 20. Jahrhundert

- Riemannsche Funktionssymbole (Hugo Riemann - Funktionssymbole)
- Generalbass


Wichtige musikalische Analysen für Musiker

- Melodische Analyse, inkl. Phrasierungsanalyse
- Formanalyse
- Harmonie - inkl. römische Bezifferung, Generalbass, Pop leadsheet, harmonische und Tonart Verwandschaften in einem Stück
- Rhythmische Analyse - inkl. Hypermeter, Isorhythmik, Akzentuierung, Rhythmus der Motive
- Dynamische Kontur
- Beschreibende Analyse der melodischen Kontur
- Skala und Mode Analyse
- Timbre Analyse
- Farbgefälle


Wichtige musikalische Analysen für Komponisten

- Stimmführungsanalyse
- Analyse der musikalischen Metrik und Rhythmik
- Harmonisch isorhythmische Analyse
- Tonhöhe und Frequenz Analyse
- Spektralanalyse
- Soundmatching
- Tonhöhen Segmentierungsanalyse
- Fourier Analyse
- Phoneme Analyse
- Generelle Dynamik, Lautheitsverlauf der Komposition
- Dichte der Harmonik
- Programmatische Analyse
- Analyse aussereuropäischer Musik, zum Beispiel klassische Musik in Indien
- Poietik Analyse - poietische Analyse beschreibt das Schaffen eines spezifischen Künstlers, zum Beispiel alles was gesagt werden kann über Duke Ellington.
- Esthesische Analyse, esthesische Analyse beschäfftigt sich mit dem Rezipienten von Kunst, der wie Musik beim Zuhörer wirken



Melodische Analyse

kia1pdf-AdobeReader.jpg

© Stefan Heckel


Einige Links zum Thema melodische Analyse im Jazz, selber was zu schreiben, dazu hab ich keine Lust:


Akkordaufbau und Symbolschrift (deutsch)
http://www.thomashuber.info/arrangement/arrscript-gesamt.pdf

JAZZ ANALYSIS - Stefan Heckel
http://www.ohmsk.net/kug/kia1.pdf

Melodic Uses Of The Non-Chord-Tones
http://homepage.mac.com/josephgoldstein/JGM/chap16.pdf

Jaco Pastorious, Donna Lee - An Analysis of the Construction of Meaning in Music
http://www.musik.uu.se/03-Forskning/Publikationer/Uri Gonzalez C uppsats.pdf


Würde nicht nur mich freuen wenn ihr weitere PDFs oder websites aufspürt, und es hier linked.


--
 
Eigenschaft
 
Suuper, danke =)

Da brauch ich jetzt erst mal ein bisschen, bis ich das durchhab.
Ist das, was du geschrieben hast, schon die komplette Analyse oder geht die noch weiter?
 
Das ist nur der Anfang
 
Okay, gut.

Zu den Begrifflichkeiten hab ich gleich mal eine Frage:
Wieso werden die Tensions mit Zahlen über 8 bezeichnet? Was sucht dann T2 in der Aufzählung?
 
Ein Akkord im Jazz wird definiert als:

Elementartöne des Akkord
Das sind der Grundton, die Terz und die Quint und die Septime, also die Zahlensymbole 1, 3, 5, und 7.

Tensions, auch Chordextensions genannt
Das sind die oberen Strukturen eines Jazz Akkords, also None, Undezime, Tredezime und Quintdezime, also die Zahlensymbole 9, 11, 13, 15

Wenn über einem Ton das Melodieanalysesymbol T2 steht, dann ist dieser Ton die Sekunde eines C2 Akkords, und somit eine Tension. Es wäre kein wirklicher Analysefehler wenn du T9 hinschreiben würdest, wichtig ist ja nur die Bewusstseinbildung für was was ist.

--
 
Aha und die Sexte kann nicht als Tension gelten, wenn sie nicht im Akkord vorhanden ist?

Wird in dem Notenbeispiel davon ausgegangen, dass jeder Melodieton eine Erweiterung des Begleitakkords darstellt?
 
Aha und die Sexte kann nicht als Tension gelten, wenn sie nicht im Akkord vorhanden ist?

Die Sexte wird stimmführungsmäßig wie die Septime behandelt, wohingegen die T13 stimmführungsmäßig einen Quintersatz darstellt.
Also entweder hast Du eine Sexte oder eine Septime im Akkord. Hast Du beides, wird die Sexte zur T13 und als Quintersatz behandelt.
 
Also sind die Tensions mehr Ersatz als Erweiterung?

Nein. Der Akkord hat seine Symbole wie Cm7 F7 usw. Die Melodie wenn sie analysiert wird hat auch ihre eigenen Symbole, wie in Post #1 aufgelistet.
Ja, der Akkord hat ja auch seine eigenen Symbole. Aber für die Melodie werden hier offenbar die "Jazz Chordal"-Symbole verwendet, das Melodie G(F), das zu einem Bass F(Eb) steht, also mit T9 betitelt.
Wie passt diese Art der Bezeichnung, wenn Tensions als Erweiterung oder Ersatz eines Akkords angesehen werden, diese Tensions aber nicht als solche gelten?
 
Also sind die Tensions mehr Ersatz als Erweiterung?


Ja, der Akkord hat ja auch seine eigenen Symbole. Aber für die Melodie werden hier offenbar die "Jazz Chordal"-Symbole verwendet, das Melodie G(F), das zu einem Bass F(Eb) steht, also mit T9 betitelt.

Wie passt diese Art der Bezeichnung, wenn Tensions als Erweiterung oder Ersatz eines Akkords angesehen werden, diese Tensions aber nicht als solche gelten?

Ich hab das Wort Ersatz nicht verwendet. Was meinst du mit Ersatz? Ersatz für was?

Was erscheint dir nicht logisch beim Beispiel "Autumn Leaves"?
 
Also sind die Tensions mehr Ersatz als Erweiterung?


Ja, der Akkord hat ja auch seine eigenen Symbole. Aber für die Melodie werden hier offenbar die "Jazz Chordal"-Symbole verwendet, das Melodie G(F), das zu einem Bass F(Eb) steht, also mit T9 betitelt.
Wie passt diese Art der Bezeichnung, wenn Tensions als Erweiterung oder Ersatz eines Akkords angesehen werden, diese Tensions aber nicht als solche gelten?

Wenn ich das richtig verstanden habe, sieht man die Tensions vor allem als Erweiterung eines Sept-Akkordes, wenn sie im Akkordsymbol auftauchen.
Ersatz bezieht sich nur auf die Stimmführung.

Praktisch bauen die Tensions natürlich auch wenn sie in der Melodiestimme auftauchen eine zusätzliche Spannung auf (Tension = Spannung) und stellen somit auch eine harmonische Erweiterung dar.

(Lasse mich auch gerne verbessern, wenn ich falsch liegen sollte...;))
 
Ich hab das Wort Ersatz nicht verwendet. Was meinst du mit Ersatz? Ersatz für was?
Das hat Cudo gesagt.
Ersatz der Quinte anstatt Erweiterung.

Was erscheint dir nicht logisch beim Beispiel "Autumn Leaves"?
Dass ein paar Melodietöne als Tensions betitelt werden, wobei das eigentlich ein Akkordsymbol/eine Akkordbezeichnung sein sollte und du ja auch bestätigt hast, dass man hier die Melodie auch nicht als Erweiterung der Begleitung(Chordextension) sieht.
 
Okay, ich seh die Problematik jetzt.

Muss wohl ein paar Fallbeispiele selber erstellen, und zusätzlich erläutern was wann wie bezeichnet wird mit welchen Analysesymbolen, und warum z.B. ein Melodieton mit T9 bezeichnet wird, und wann man das T weglässt und nur 9 hinschreibt.
 
Hier die melodische Analyse eines Leadsheet

ShinyStockings_melanalysis.jpg
 
Hallo VirtualPancake,


wie Du im Beispiel Shiny Stockings siehst, werden einige Melodietöne als Tensions bezeichnet.
Ob ein Melodieton als Scaleapproach oder als Tension bezeichnet wird hängt von seiner melodisch/rhythmischen Situation ab in der er sich befindet.
Melodietöne die von längerer Dauer sind oder nach denen ein Intervallsprung folgt müssen in der Regel als Akkordtöne oder Tensions harmonisiert werden. Sind sie von kurzer Dauer und lösen sich stufenweise auf, können/müssen sie als Approach reharmonisiert werden.
Das "bb" im ersten Takt von Shiny Stockings kann sowohl als Grundton von Bb-7 als auch als Approach reharmonisiert werden, da es sich stufenweise auflöst. Das darauffolgende "c" muss als T9 reharmonisiert werden, da darauf ein Intervallsprung folgt. Würde nach besagtem "c" ein "db" folgen, könnte man das "c" auch als S2 (scaleapproach 2) reharmonisieren.

Im ersten Takt des Beispiels Autumn Leaves ist somit der Melodieton "g" oft auch als S2 analysiert da er von relativ kurzer Dauer ist und sich stufenweise auflöst.

In meinem Vorherigen Post wollte ich Dir nur den Unterschied zwischen Sexte und Tredezime klarmachen. Sorry wenn das etwas Konfusion gestiftet hat.

CIAO
CUDO
 
Dass ein paar Melodietöne als Tensions betitelt werden, wobei das eigentlich ein Akkordsymbol/eine Akkordbezeichnung sein sollte und du ja auch bestätigt hast, dass man hier die Melodie auch nicht als Erweiterung der Begleitung(Chordextension) sieht.

1 3 5 7 9 11 13 ist nicht nur Teil des tonal short hand des Akkords.

Du musst den Akkord und die Melodie seperat analysieren und mit Symbolen versehen. Das geht natürlich nur wenn der Akkord auch in Notation ausgeschrieben ist oder bei einem mehrstimmigen Arrangement - respektive bei einem Leadsheet welches nur short hands und Melodie notiert hat, kann man den Akkord nicht mit Zahlen versehen weil seine Noten nicht geschrieben stehen.
 
Und was ist "tonal short hand"?

Hallo VirtualPancake,


wie Du im Beispiel Shiny Stockings siehst, werden einige Melodietöne als Tensions bezeichnet.
Ob ein Melodieton als Scaleapproach oder als Tension bezeichnet wird hängt von seiner melodisch/rhythmischen Situation ab in der er sich befindet.
Okay, bis hier hin kann ich folgen.

Aber was hat nun die (re)harmonisation damit zu tun? Ich dachte, es handelt sich hier um eine reine Analyse. Die Melodie und die Begleitung stehen also schon fest wie geschrieben.
Was kann man denn da jetzt noch (re)harmonisieren?


Das "bb" im ersten Takt von Shiny Stockings kann sowohl als Grundton von Bb-7 als auch als Approach reharmonisiert werden, da es sich stufenweise auflöst.
Was ist eine stufenweise Auflösung und wie reharmonisiere ich einen Melodieton als Approach?
 
Hallo VirtualPancake,


melodische Analyse erfüllt verschiedene Zwecke.
Zum einen gibt sie Einblick in das Spannungsverhältnis einzelner Melodietöne zum Grundton der aktuellen Harmonie. Im Beispiel Autumn Leaves ist das schön aufgezeigt. Im ersten Takt ist "eb" der Melodieton. Er bildet zur aktuellen Harmonie ein Kleinterzintervall. Der Akkord C-7 könnte nun reharmonisiert werden mit Ebma7, da wir in Bb Dur sind und C-7 dort Subdominantfunktion hat. C-7 und Ebma7 sind also austauschbar. Reharmonisiere ich nun mit Ebma7 verändert sich das Spannungsgefälle zwischen Melodieton (eb) und Grundton der aktuellen Harmonie, in diesem Falle ebenfalls "eb". Wenn der Komponist mehr Spannung wünscht, entscheidet er sich in diesem Falle für C-7, da ein Kleinterzintervall spannungsreicher als eine Oktave ist. Oft bring eine Reharmonisation mehr Spannung. Versuche doch mal Hänschen klein unter diesem Aspekt zu reharmonisieren. Du wirst sehen, es funktioniert.

Zum anderen ergeben sogenannte pasing tones (Durchgangstöne) Aufschluss darüber, welche Töne mit konträrer Funktion harmonisiert werden können. Melodieanalyse ist sozusagen die Vorarbeit für das Satzschreiben eines Bigband Arrangements (Saxophonsatz, Posaunensatz). Gute Arrangeure machen die Melodieanalyse natürlich im Kopf. Wenn Du allerdings Neuling auf diesem Gebiet bist, solltest Du zunächst die einzelnen Melodietöne qualifizieren nach ihrer Zugehörigkeit. Nicht jeder Melodieton kann der aktuellen Harmonie zugehören. Es gibt diatonische und chromatische Durchgangstöne die akkordfremd sind. Diese Töne harmonisiert man dann in der Regel mit einer gegenteiligen Funktion oder auch chromatisch.
Als Beispiel der Ton "g" im zweiten Takt von Autumn Leaves. Natürlich kann er auch als None von F7 harmonisiert werden. Da er aber von kurzer Dauer ist und sich stufenweise auflöst, kommt auch eine Approachharmonisation in Frage. Nun gibt es immer verschiedene Möglichkeiten der Akkordwahl. Oft wird der verkürzte kleine Dominantseptnonakkord als Dominante der aktuellen Harmonie genommen. In diesem Falle müssten wir hier die Dominante von F7 suchen und diese dann ohne Grundton und mit Tb9 spielen. Das Resultat hieße Eo7.
An dieser Stelle ginge auch ein C-7 da er im Gegensatz zu F7 hier Subdominantfunktion auf das Stück bezogen hat. C-7 hätte also auch eine konträre Funktion zu F7.

CIAO
CUDO
 
Den ersten Teil hab ich kapiert.

Zum anderen ergeben sogenannte pasing tones (Durchgangstöne) Aufschluss darüber, welche Töne mit konträrer Funktion harmonisiert werden können.
Konträr zu was?

Als Beispiel der Ton "g" im zweiten Takt von Autumn Leaves. Natürlich kann er auch als None von F7 harmonisiert werden. Da er aber von kurzer Dauer ist und sich stufenweise auflöst, kommt auch eine Approachharmonisation in Frage.
Jetzt bin ich verwirrt. Was versteht man denn nun unter "harmonisieren"?
Das Stück ist doch schon harmonisiert. Hier steht schon F7.
Oder ist die Harmonisation genau dieses Betiteln der einzelnen Töne?
Wie sieht es denn aus, wenn die Approachharmonisation genommen wird?


Ich verstehe immer noch nicht, wieso hier Begrifflichkeiten aus dem "Jazz chordal"-Bereich für die Melodie verwendet werden. Von den Bezeichnungen aus "Jazz Melodik" zumindest im "Autumn Leaves"-Beispiel keine Spur.
Es ergibt für mich einfach keinen Sinn.
 
Den ersten Teil hab ich kapiert.


Konträr zu was?

Konträr zur aktuellen Harmonie. Ist die aktuelle Harmonie z.B. F7, also dominantisch,wie im ersten Takt von Autumn Leaves, kann "g" als pasing tone subdominantisch harmonisiert werden.


Jetzt bin ich verwirrt. Was versteht man denn nun unter "harmonisieren"?
Das Stück ist doch schon harmonisiert. Hier steht schon F7.
Oder ist die Harmonisation genau dieses Betiteln der einzelnen Töne?

Ja, es werden einzelne Töne harmonisiert. Und akkordfremde Töne werden dabei mit konträren Funktionen bzw. chromatisch harmonisiert.

Wie sieht es denn aus, wenn die Approachharmonisation genommen wird?
Unter dem Melodieton kommen alle anderen Stimmen zu liegen. Je nachdem wieviele Stimmen gewünscht sind.
 

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