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Musikvertrieb übers Internet

  • Ersteller rumbaclave
  • Erstellt am
Gibt es denn dazu gar keine Erkenntnisse?

mfg
 
Es gibt unzählige Portale. Auch das Potato-System existiert schon lange. Wurde erfunden vom Fraunhofer Institut, die u.a. den MP3-Standard entwickelt haben. Gute Idee eigentlich.

Diese Portale existieren nun schon seit Jahren, die "Revolution" ist ausgeblieben. Sie bringen dem unbekannten Künstler IMO schlicht nichts. Natürlich bietet das Internet dem Musiker die Möglichkeit, seine Musik weltweit zu vertreiben. Trotzdem muss er aber nach wie vor in den Fokus der Öffentlichkeit. Daran hat sich nichts geändert.

Der Internet-Vertrieb ist leider nur für Künstler/Titel interessant, die schon öffentlich stattfinden. Song 10 mal im Radio oder im Club gehört, will ich haben, kauf ich online. Kein Mensch stöbert im Internet nach eigenen Entdeckungen. Auch eben WEIL jeder seine Musik online anbieten kann, d.h. es hat keine Vorauswahl stattgefunden und die durchschnittliche Qualität der Künstler und Produktionen ist entsprechend. Das war ja ursprünglich Sinn und Aufgabe von Labels - im eigentlichen Sinne des Wortes - die gute Künstler entdecken mit denen sie den Geschmack ihrer Kunden bedienen können.

Ein echtes Online-Label hätte vielleicht Chancen, aber die "Kraut & Rüben"-Portale...

Es wäre interessant, zu wissen, wieviel MP3 unbekannte Künstler verkaufen. Ich glaube das geht in den meisten Fällen gegen Null. Eine CD auf einem Konzert lässt sich vielleicht verkaufen. Musik als Produkt ist eben viel mehr als nur Musik. Das war schon immer so und gilt auch in den Genres der Subkulturen, in denen es aus Sicht der Hörer eben angeblich nur um Musik geht. Hier liegt die Fehleinschätzung dieser Geschäftsmodelle. Sie verkaufen Musik, als wäre es ein rein funktionales Produkt z.B. Software. Ich such nach einer Software, die ich für bestimmte Zwecke brauche, finde ich eine, lade ich mir ein Demo runter, wenn's gefällt, kaufe ich. Musik ist aber ein Lifestyle-Produkt und funktioniert ganz anders.

Gruß,

Uranus
 
Hallo,

das Thema läuft ja schon lange in allen möglichen Foren rund.


Es gibt unzählige Portale. Auch das Potato-System existiert schon lange. Wurde erfunden vom Fraunhofer Institut, die u.a. den MP3-Standard entwickelt haben. Gute Idee eigentlich.

In der Theorie vielleicht ja, in der Praxis klappt das aber alles nicht. weil fast jeder Nutzer dieses Systems selber auch Musiker ist und somit es kaum mehr Hörer als Produzenten gibt, die sich folglich das Geld immer nur hin und herschieben. Eher könnte ich mir das vorstellen, dass sich da z. B. Schlagersänger präsentieren, die primär von Leuten gehört werden, die selber keine Musik machen. Sonst kann kein Geld wirklich fließen.

Diese Portale existieren nun schon seit Jahren, die "Revolution" ist ausgeblieben. Sie bringen dem unbekannten Künstler IMO schlicht nichts. Natürlich bietet das Internet dem Musiker die Möglichkeit, seine Musik weltweit zu vertreiben. Trotzdem muss er aber nach wie vor in den Fokus der Öffentlichkeit. Daran hat sich nichts geändert.

Jupp.

Der Internet-Vertrieb ist leider nur für Künstler/Titel interessant, die schon öffentlich stattfinden. Song 10 mal im Radio oder im Club gehört, will ich haben, kauf ich online. Kein Mensch stöbert im Internet nach eigenen Entdeckungen.

Ich stöbere sogar sehr viel da :) aber ich bin ja auch DJ und Musikliebhaber, und damit vom 08/15-Durchschnittskonsumenten weit entfernt. Ich stelle eben auch fest, dass der 08/15-Konsument einfach eine überschaubare Zahl an Künstlern mit Wiedererkennungwert "braucht". Das ist genauso wie beim Essen: Während ein Feinschmecker im Gourmet-Restaurant die ausgefallensten Gerichte ausprobiert, bestellt der "Durchschnittsgast" eben doch im Schnellimbiss seine Bratwurst mit Pommes.

Auch eben WEIL jeder seine Musik online anbieten kann, d.h. es hat keine Vorauswahl stattgefunden und die durchschnittliche Qualität der Künstler und Produktionen ist entsprechend. Das war ja ursprünglich Sinn und Aufgabe von Labels - im eigentlichen Sinne des Wortes - die gute Künstler entdecken mit denen sie den Geschmack ihrer Kunden bedienen können.

Die "Qualität" ist - bis auf ein paar Ausnahmen vielleicht - nicht wirklich zurück gegangen, sondern die Auswahl ist einfach vielfältiger geworden. Früher hat man eben auch als echter Fan einfach nur "Mainstream"-Künstler wie Aerosmith, die Scorpions oder Michael Jackson gehört. Ohne Internet hatte einfach keiner die Möglichkeit, etwa an japanische Popmusik oder original brasilianischen Samba zu kommen. Man hat sich dann zwangsläufig mit Pseudo-Sachen à la "Japanese Boy" (kürzlich schlecht von Shanadoo gecovert) und Bellini zufrieden gegeben, weil es nichts anderes gab.

Ein echtes Online-Label hätte vielleicht Chancen, aber die "Kraut & Rüben"-Portale...

Auch bei einem echten Online-Label sehe ich schwarz. Schau dir doch die ganzen Netlabels an, die gehen ja schon in diese Richtung. Ich als absoluter Freak und DJ surfe da gerne durch und höre mir das Zeug gern an. Aber wie gesagt, der 08/15-User braucht einprägsame, eingängige Sachen.

Ich habe erst eine einzige echte rühmliche Ausnahme auf einem "Kraut & Rüben" Portal gefunden, das ist die Band "Good Old Fellows". Ihr Stil ist genau derselbe wie der von Truck Stop, also Country Schlager. Guckt mal hier:
http://www.track4.de/agentur/bands/4171#
Anspiel-/Download-Tipps: "Benzingeruch", "Glücklich sein" und "Touch My Soul".
Ich bin mir sicher, würde es mehr Netaudio in solchen Musikgenres geben, würde diese Sache sicher einen wahren Boom erleben. Auch Latino-Dancepop à la Loona oder Hot Banditoz würde ich mir da wünschen.

Es wäre interessant, zu wissen, wieviel MP3 unbekannte Künstler verkaufen. Ich glaube das geht in den meisten Fällen gegen Null. Eine CD auf einem Konzert lässt sich vielleicht verkaufen. Musik als Produkt ist eben viel mehr als nur Musik. Das war schon immer so und gilt auch in den Genres der Subkulturen, in denen es aus Sicht der Hörer eben angeblich nur um Musik geht. Hier liegt die Fehleinschätzung dieser Geschäftsmodelle. Sie verkaufen Musik, als wäre es ein rein funktionales Produkt z.B. Software. Ich such nach einer Software, die ich für bestimmte Zwecke brauche, finde ich eine, lade ich mir ein Demo runter, wenn's gefällt, kaufe ich. Musik ist aber ein Lifestyle-Produkt und funktioniert ganz anders.

Du hast Recht, verkaufte MP3's unbekannter Musiker gehen gegen Null.

Mir als absoluter "Freak" geht es ehrlich gesagt tatsächlich nur um die Musik, nicht nur angeblich. Aber ich muss sagen, als es das Internet noch nicht gab, und man quasi aufs Kaufen (oder einen Freund, der die gesuchte CD hatte) angewiesen war, hat man sich sehr gut überlegen müssen, wofür das Geld ausgegeben werden sollte, ob man die 30 DM fürs Album lieber in die Kelly Family oder lieber in die Gipsy Kings inverstiert hat. Mit dem Aufkommen des Internets und der ersten Tauschbörsen à la Napster und Kazaa fiel die Geldbeschränkung weg, und ich lud mir zuerst meine Lieblingssongs, z. B. "Gimme Hope Jo'anna" runter (ich wollte nur diesen einen Song haben, im Plattenladen hatten sie aber nur das komplette Album). Aber ziemlich schnell fand ich auch neue, unbekannte Bands und Sounds, die mir ebenso zusagten. Zeitgleich fing ich an, als DJ tätig zu werden. Dann wurden die Tauschbörsen offiziell verboten, aber es kamen Alternativen auf, Winamp Streamripper Plugin, dann ein Napster-Abo für 10 Euro im Monat, nebenher noch YouTube & Co. Mein Nutzerverhalten änderte sich dahingehend, dass ich nun viel mehr Musik höre, den einzelnen Titel aber viel seltener. Die quasi kostenlose Verfügbarkeit sorgt zudem dafür, dass ich mir Titel lade, für die ich sonst nicht einen Cent ausgeben würde. Basshunter zum Beispel.

Wie ich schon in DIESEM THREAD schrieb, müsste man das Wirtschaftssystem komplett umkrempeln, ein bedingungsloses Grundeinkommen zahlen, und diejenigen von selbigem ausschließen, die mit voller Absicht etwas anbieten, was gar keiner will, nur um nicht arbeiten zu müssen. Aber das wird wohl Utopie bleiben.

DJ Nameless
 
Hi,

mit der durchschnittlichen schlechten Qualität der Produktionen habe ich mich darauf bezogen, dass jede noch so schlechte Schülerband mit ihrem PC miserable Aufnahmen macht und sie ins Netz stellt.

Wie ich schon in DIESEM THREAD schrieb, müsste man das Wirtschaftssystem komplett umkrempeln, ein bedingungsloses Grundeinkommen zahlen, und diejenigen von selbigem ausschließen, die mit voller Absicht etwas anbieten, was gar keiner will, nur um nicht arbeiten zu müssen. Aber das wird wohl Utopie bleiben.

Stimmt natürlich, dass hier wirtschaftliche und gesellschaftliche Faktoren eine Rolle spielen. Ich bin auch in gewisser Weise ein Anhänger des Grundeinkommens (v.a. nach Werner), aber die Diskussion in die Richtung zu führen, würde in diesem Forum zu weit gehen.

...und diejenigen von selbigem ausschließen, die mit voller Absicht etwas anbieten, was gar keiner will, nur um nicht arbeiten zu müssen. Aber das wird wohl Utopie bleiben.

DAS versteh ich jetzt leider überhaupt nicht. Wenn jemand im jetztigen System etwas anbietet, was kein Mensch haben will, kriegt er natürlich NIX dafür. Er kriegt weder jetzt noch in einer Grundeinkommensgesellschaft etwas bloss WEIL er irgendetwas anbietet. Heute kriegt er wie gesagt NIX, im BGE-Modell kriegt er was, aber völlig unabhängig davon ob er etwas anbietet, arbeitet oder was auch immer.

Oder meinst du etwa mit "was keiner will", Sachen die gesellschaftlich offiziell eigentlich "keiner" will z.B. die Rüstungsindustrie, aber trotzdem überall präsent sind.

Ich will nicht die Diskussion dahingehend vertiefen - wäre OT - nur verstehen, was du meinst.

Gruß,

Uranus
 
mit der durchschnittlichen schlechten Qualität der Produktionen habe ich mich darauf bezogen, dass jede noch so schlechte Schülerband mit ihrem PC miserable Aufnahmen macht und sie ins Netz stellt.

Eben.

Stimmt natürlich, dass hier wirtschaftliche und gesellschaftliche Faktoren eine Rolle spielen. Ich bin auch in gewisser Weise ein Anhänger des Grundeinkommens (v.a. nach Werner), aber die Diskussion in die Richtung zu führen, würde in diesem Forum zu weit gehen.

Denke ich nicht, denn schließlich muss man sich ernsthaft fragen, wie in Zukunft Musiker usw. bezahlt werden sollen, wenn die Fans sich untereinander die Songs selber austauschen.

DAS versteh ich jetzt leider überhaupt nicht. Wenn jemand im jetztigen System etwas anbietet, was kein Mensch haben will, kriegt er natürlich NIX dafür. Er kriegt weder jetzt noch in einer Grundeinkommensgesellschaft etwas bloss WEIL er irgendetwas anbietet. Heute kriegt er wie gesagt NIX, im BGE-Modell kriegt er was, aber völlig unabhängig davon ob er etwas anbietet, arbeitet oder was auch immer.

Ja, du hast schon Recht. Ich hatte da etwas mit dem Planwirtschafts-/kommunistischen System verglichen, wie wir es in der ehemaligen DDR hatten, und jeder nach der Art seiner Tätigkeit eingestuft wurde und entsprechendes Geld bekam. Damals passierte es nämlich tatsächlich häufig, dass man selbst die einfachsten Dinge nicht kaufen konnte, weil sich viele Leute nicht mehr anstrengen wollten. Frage an Radio Eriwan: Warum gab es in der DDR fast keine Banküberfälle? Weil man 10 Jahre auf ein Fluchtauto warten musste!

Solche Sachen wie die Rüstungsinsdustrie meine ich hier überhaupt nicht. Das ist wieder eine völlig andere Geschichte.

BGE ist natürlich wieder ein etwas anderes Modell, aber im Prinzip geht es genau um das gleiche Grundproblem: Wie kann ich ein Geschäftsmodell entwickeln, dass dafür sorgt, dass unangenehme, aber lebensnotwendige Berufe ebenso weiter existieren wie Nischen-Luxusprodukte, die sich im derzeitigen Marktwirtschaftssystem nicht selber gegenfinanziernen können?

Du hast einfach das Problem, dass ein BGE-Modell zwar letztere Bereiche ganz klar aufwertet, nur dann setzt sich jeder an seinen Computer und bastelt irgendwelche billigen Techno-Beats, aber keiner leert mehr die Mülltonnen aus, keiner kümmert sich um die Kranken, keiner sorgt mehr für die Instandhaltung der Straßen usw. Denn diese (wirklich lebensnotwendigen) Branchen funktionieren nur´, wenn du einen freien Markt hast.

Grob kann man also sagen: Lebensnotwendige Branchen funktionieren nur in unserem Marktwirtschaftssystem wirklich gut, für reine Freizeit- und Luxusgüter wäre ein BGE-Modell besser. Nur: Wie kann man das unter einen Hut bringen? Wie verhindert man, dass dann alle Leute in den Luxusbereich überwechseln und dann es nichts Lebensnotwendiges mehr zu kaufen gibt? Was nützt es, wenn ein Plattenlabel zwar ein garantiertes "Überlebensgehalt" bekommt und so auch eine exotische finnische CD veröffentlichen kann, wenn zeitgleich Sony, Philips & Co. die Fertigung von Radios und CD-Playern einstellen, weil sich die Mitarbeiter auch mit BGE zufrieden geben? Genauso könnte ein Juwelier kurzfristig den Durchsatz erhöhen, weil er mehr Goldketten verkaufen kann, aber auch nur so lange, wie die Bergleute in der Goldmine das mitmachen. Wir haben ja heute schon immer wieder die Situation, dass es Leute gibt, die so übersättigt sind, dass sie einfach nicht mehr arbeiten gehen und sagen: "Das, was ich an Sozialhilfe krieg, reicht mir." Ich zitiere allerdings noch mal Wikipedia (Artikel "Bedingungsloses Grundeinkommen"):

Götz Werner, ein Befürworter eines bedingungslosen Grundeinkommens, hält dem entgegen, wenn es ein bedingungsloses Grundeinkommen gäbe, dann würde, nach den Gesetzen freier Märkte, bisher schlecht bezahlte, aber notwendige Arbeit besser bezahlt werden bzw. attraktiver gestaltet werden. Für notwendige oder weithin gewünschte Arbeiten würden zwangsläufig ansprechende und lohnende Arbeitsverhältnisse geschaffen werden, und für ausreichend attraktive beziehungsweise lukrative Arbeitsangebote fänden sich im Mittel und mittelfristig immer genug Arbeitswillige.

Ich glaube nicht, dass das klappen kann, weil wenn jeder auch "einfach so" 800 Euro im Monat verdienen kann, der z. B. Filmchen bei Youtube reinstellt, in die Wikipedia schreibt oder sich einfach auf die faule Haut legt, wird kaum eine Stelle zum Reinigen vom Bahnhofsklo annehmen, selbst wenn er dafür 2000 Euro verdienen würde. Mit den schon "so" verfügbaren Sachen wie Fernsehen sind die Leute eh schon völlig übersättigt. Leute wie hier im Forum, die absoluten "Freaks" also, die immer das Neueste haben wollen, sind da doch in der Minderheit. Ich seh das doch bei meiner DJ-Arbeit. Bekannte Schlager wie das knallrote Gummiboot gehen in der Mainstream-Disco mit gemischtem Publikum nach wie vor viel besser als eine völlig unbekannte Batucada-Nummer, auch wenn letzteres hier im Forum sicher mehr Leute gut finden.

DJ Nameless
 
Auch auf die Gefahr hin, dass wir das Thread-Thema sehr weit auslegen:

Du hast einfach das Problem, dass ein BGE-Modell zwar letztere Bereiche ganz klar aufwertet, nur dann setzt sich jeder an seinen Computer und bastelt irgendwelche billigen Techno-Beats, aber keiner leert mehr die Mülltonnen aus, keiner kümmert sich um die Kranken, keiner sorgt mehr für die Instandhaltung der Straßen usw. Denn diese (wirklich lebensnotwendigen) Branchen funktionieren nur´, wenn du einen freien Markt hast.

Heute funktionieren diese Dienstleistungen nur weil man KEINEN freien Arbeitsmarkt hat. Darauf bezieht sich auch Götz Werner in dem von dir verwendeten Zitat. Selbst Hans-Olaf Henkel hat dieser Tatsache zugestimmt. Aber das wird bei dem Thema normalerweise immer unter den Tisch gekehrt, v.a. von den Leuten, die zwar freie Märkte propagieren, die (bzw. deren "Klientel") aber von der derzeitigen Arbeitsmarktsituation profitieren.

Die meisten Menschen MÜSSEN nämlich ihr Produkt (Arbeitskraft) auf dem Markt anbieten, weill sie ja Geld zum Überleben verdienen müssen.

Stellen wir uns vor, morgen gäbe es ein Gesezt, dass alle Autobesitzer ihre Autos innerhalb eines Monats verkaufen müssen, sonst werden sie gegen eine minimale Entschädigung eingezogen. Der Markt würde überschwemmt und die Preise würden total zusammenbrechen.

GENAU das haben wir auf dem Arbeitsmarkt. Die "niederen", aber essentiellen Arbeiten werden erledigt, weil diejenigen die sie tun, im Endeffekt dazu gezwungen sind. Deshalb können sie auch schlecht bezahlt werden.

Das ist alles andere als ein freier Markt! Die Preise für solche Arbeiten sind niedrig, WEIL (!!!) z.B. auf ALG II Empfänger enormer Druck ausgeübt wird, jede Arbeit anzunehmen. Je mehr Druck desto billiger müssen sich die Leute verkaufen. Das ist natürlich ganz im Sinne der Arbeitgeber und deshalb wird diese einfache Tatsache wohl auch öffentlich verschwiegen und man führt populistische Scheindiskussionen zur Lösung des Problems. Mindestlohn, ja klar. Der rumänische Arbeiter, der aufm deutschen Bau arbeitet und die Preise kaputt macht (was, wie ich finde sein gutes Recht ist! Ist uns doch auch sch***egal, ob die Menschen in Rumänien ordentliche Löhne haben.) bekommt aber keinen Mindestlohn, der kommt nämlich als angeblich Selbstständiger. Genau so werden Friseursalon-Besitzer (jaja, die bösen internationalen Friseur-Kartelle, denen muss man echt mal Druck machen, selber mit'm Bentley vorfahren und arme Frisösn für 2,50 EUR arbeiten lassen, pfui! :screwy:) dann ihrer Waschbecken und Schnittplätze (haha!) an vormals angestellte, nun aber selbstständige Friseure vermieten.

Aber mit Gesetzen lässt sich ja alles regeln:

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Unglaublich! Bonn rettet den Wald! Waldsterben verboten! Die Bundesregierung.

Diesen Zuschnitt der Politik auf völlig überholte Arbeitsrealitäten. Wir aus der Musikbranche können uns da nur wundern. Als Produzent oder Tontechniker eine Festanstellung? Das ist doch die absolute Ausnahme. Das steht in 99% der Fälle nicht mal im Entferntesten zur Debatte. Selbstständige Einzelkämpfer. Projektbezogen. Das wird sich auch in anderen Branchen immer mehr ausweiten. Aber anstatt das anzuerkennen und die Arbeitnehmer für diese Arbeitswelt gesetzlich, sozial und bildungstechnisch "auszustatten" lässt man lieber noch Zeitarbreitsfirmen kräftig mitverdienen. :evil:

Ich sehe drei Möglichkeiten, unliebsame Arbeiten die nicht automatisiert werden können zu erledigen:

-Zwang (das heutige System, das wirklich und real in letzter Konsequenz Arbeitsverweigerung mit Obdachlosigkeit und Lebensmittelgutscheinen sanktioniert. Ob das einer modernen sogenannten Zivilisation würdig ist? Egal. Wird auf Dauer nicht mehr funktionieren und sich früher oder später in sozialem Unfrieden ungewisser Prägung äussern. Das weiss man, und nicht zuletzt deshalb hat man z.B. immer noch so viel Angst beim Thema RAF.)

-Belohnung (gute Bezahlung, gesellschaftliches Ansehen)

-Einsicht (da müssen wir aber zu reinen Altruisten werden oder ein harte Zeit durchmachen. Erst wenn der Müll auf den Strassen liegt und irgendwelche Seuchen ausbrechen, werden die Letzten verstanden haben, dass man lieber einem Müllmann 10.000 Euro im Monat zahlen sollte, als einem Schönheitschirurgen oder Fussballer das Geld in den A**** zu schieben.)

So oder so, werden gewaltige gesellschaftliche Veränderungen notwendig sein. Denn für uns wird sich das Problem verschärfen. Auch wenn alle neuerdings wieder von einem positiven Wirtschaftklima sprechen. Dämliche Entfremdung des Wortes Klima, das eigentlich sehr langfristige und andauernde Zustände beschreibt. Man könnte von positivem Wirtschaftswetter oder - witterung sprechen, aber das Wirtschaftsklima wird für uns zwangsläufig schlechter, wenn die globalen Entwicklungen so fortschreiten.

Frust,

Uranus
 
Auch auf die Gefahr hin, dass wir das Thread-Thema sehr weit auslegen: Heute funktionieren diese Dienstleistungen nur weil man KEINEN freien Arbeitsmarkt hat. Darauf bezieht sich auch Götz Werner in dem von dir verwendeten Zitat. Selbst Hans-Olaf Henkel hat dieser Tatsache zugestimmt. Aber das wird bei dem Thema normalerweise immer unter den Tisch gekehrt, v.a. von den Leuten, die zwar freie Märkte propagieren, die (bzw. deren "Klientel") aber von der derzeitigen Arbeitsmarktsituation profitieren.
Die meisten Menschen MÜSSEN nämlich ihr Produkt (Arbeitskraft) auf dem Markt anbieten, weill sie ja Geld zum Überleben verdienen müssen.

Mit dem Begriff "Freier Markt" meinte ich unser jetziges System, also dass das Ganze sich ganz von selber per Angebot und Nachfrage regelt. Nur wenn die Leute ihre Arbeitskraft anbieten MÜSSEN, kannst du sicherstellen, dass auch unangenehme, aber lebensnotwendige Jobs erledigt werden.

Wer hingegen Luxus- und Kulturprodukte anbietet und davon zu überleben versucht, wird in den meisten Fällen scheitern, weil die Ausübung dieser Tätigkeiten den meisten Leuten selber Spaß machen, und es dadurch viel zu viele gibt, im Verhältnis zu dem, was der Markt auf Konsumentenseite aufnehmen kann.

Würde man nun hergehen und z. B. Musikern ein BGE auszahlen, würde es schlichtweg ganz viele Leute geben, die z. B. der Straßenausbesserung den Rücken kehren und irgendwelchen Mist aufnehmen, als MP3 ins Netz stellen, und das dann als "Kunst" anpreisen. Götz Werners Glaube, dass sich für gewünschte Arbeiten dann auch lukrative Modelle finden würden, sehe ich als Quatsch an. Denn dann müsste ja die Arbeit eines Bauarbeiters mehr Geld wert werden als die eines Musikers. Und dann haben wir wieder genau den Salat wie jetzt im Moment.

Wir haben halt auf der einen Seite lebensnotwendige "Drecksarbeiten", die keiner freiwillig tun würde, wenn er nicht wirklich darauf angewiesen ist. Auf der anderen Seite haben wir Luxusgüter, wo man stets einen vollkommen überschwemmten Markt hat, der sich immer weiter zersplittert und atomisiert.

Stellen wir uns vor, morgen gäbe es ein Gesezt, dass alle Autobesitzer ihre Autos innerhalb eines Monats verkaufen müssen, sonst werden sie gegen eine minimale Entschädigung eingezogen. Der Markt würde überschwemmt und die Preise würden total zusammenbrechen.

Da die Autos im Einkauf extrem teuer sind, wird es keinen Unterschied machen, ob du sie dann für ein paar Euro verkaufst oder sie dir fürs selbe Geld eingezogen werden. Wenn der Markt weitgehend gesättigt ist, keine "neuen" Autokäufer mehr dazukommen, sondern lediglich alte Schrottautos durch neue ersetzt werden, kannst du einfach als Händler nicht mehr so viele Autos verkaufen. Die Fixkosten, die du zum Betreiben deines Autoladens brauchst (Miete, Strom, "privates Überleben", da auch wieder Miete usw.) fallen aber IMMER an, egal wie viele Autos du verkaufst. In einem übersättigten Markt reichen die paar Leute, die noch ein Auto brauchen (man bedenke: die haben auch wiederum nur begrenzt Geld!), nicht mehr zum Gegenfinanzieren deiner Fixkosten aus. Verstehst du?

GENAU das haben wir auf dem Arbeitsmarkt. Die "niederen", aber essentiellen Arbeiten werden erledigt, weil diejenigen die sie tun, im Endeffekt dazu gezwungen sind. Deshalb können sie auch schlecht bezahlt werden.
Das ist alles andere als ein freier Markt! Die Preise für solche Arbeiten sind niedrig, WEIL (!!!) z.B. auf ALG II Empfänger enormer Druck ausgeübt wird, jede Arbeit anzunehmen.

Man muss die Leute aber wohl dazu zwingen, diese Arbeiten auszuführen, weil sie sonst keiner erledigen würde. Mal ehrlich: Du würdest garantiert auch lieber für 800 € BGE deine persönliche Lieblingsmusik machen (auch wenn es dann nur 10 Leute runterladen), als für 2000 € Müll zu sortieren oder bei Aldi an der Kasse zu sitzen.

DJ Nameless
 
Mit dem Begriff "Freier Markt" meinte ich unser jetziges System, also dass das Ganze sich ganz von selber per Angebot und Nachfrage regelt. Nur wenn die Leute ihre Arbeitskraft anbieten MÜSSEN, kannst du sicherstellen, dass auch unangenehme, aber lebensnotwendige Jobs erledigt werden.

SO ist das heute, ja. Was ich zu sagen versuchte ist, muss es so sein? Ist es so gerecht? Ich rede von einer Utopie, in der eben der Müllmann 10.000 Euro verdient und der Arzt, Anwalt, Künstler viel weniger, weil ihn a) sowohl seine Tätigkeit an sich entlohnt als auch b) er gesellschaftliches Ansehen dafür bekommt.

Noch mal deutlich: Wir leben JETZT in einer Gesellschaft, in der man mehr Geld verdient, wenn man alle möglichen unsinnigen bis zerstörerischen Dinge entwickelt oder verkauft (Hundeschmuck, Waffen, etc.), als wenn man Alte oder Behinderte pflegt.

Wir zwingen Menschen - im wahrsten Sinne des Wortes - dazu, Drecksarbeit zu erledigen und verachten sie noch dafür. Ich glaube nicht, das du sagen willst, dass es nur mit Zwang geht. Aber viele Menschen sagen das direkt oder indirekt und finden nicht mal was schlimmes dabei. In Grund und Boden müssten wir uns schämen. In gewisser Weise ist das schlimmer als Sklaverei: Der Sklave wusste seinen Status und hatte keine Wahl. Dem heutigen "Sklaven" unterstellen wir noch, das er ja selbst schuld ist an seinem Schicksal und wenn er nur wollte und seine Chancen genutzte hätte, könnte er der nächste Ackermann sein. Und da er einfach zu dumm und unfähig ist und war, hat er es nicht anders verdient, als die Scheisse der besseren Menschen wegzuwischen und dann nicht mal einen Cent Trinkgeld zu bekommen.

Gerade die Leute, die sich ernsthaft Sorgen machen, dass ja ihr Müll nicht mehr entsorgt wird, wenn der Arbeitszwang durch BGE wegfällt sind die, die mit den feinsten Anzügen in den Talkrunden sitzen und ihrer Ehegattin die 10. Schönheits-OP bezahlt haben. Das lässt sowas von tief blicken in die dunkelsten Abgründe des menschlichen Egos. "Oh. mein Gott wer zahlt die neuen T***en meiner Drittfrau, wenn ich dann plötzlich meiner Putzfrau 10000 Euro zahlen muss?" Da geht's lang. So beängstigend einfach ist das.

Auch der "Mann von der Strasse" der sich dieser Argumentation verpflichtet fühlt, sollte vielleicht lieber das ein oder andere Fussball-Ticket und Herrengedeck einsparen, um halt dann seine Müllgebühren zahlen zu können. So what?!

Ja, die Prioritäten werden sich gewaltig ändern müssen...

Je länger man drüber nachdenkt, desto:

:kotz::kotz::kotz::kotz::kotz::kotz::kotz::kotz:
 
Gerade die Leute, die sich ernsthaft Sorgen machen, dass ja ihr Müll nicht mehr entsorgt wird, wenn der Arbeitszwang durch BGE wegfällt sind die, die mit den feinsten Anzügen in den Talkrunden sitzen und ihrer Ehegattin die 10. Schönheits-OP bezahlt haben. Das lässt sowas von tief blicken in die dunkelsten Abgründe des menschlichen Egos. "Oh. mein Gott wer zahlt die neuen T***en meiner Drittfrau, wenn ich dann plötzlich meiner Putzfrau 10000 Euro zahlen muss?" Da geht's lang. So beängstigend einfach ist das.

Nur darfst du nicht vergessen, dass die Geschmäcker unterschiedlich sind, und die T***en der Drittfrau sind letztlich genau so eine Dienstleistung, die eben auch in Anspruch genommen wird, und damit m. E. auch eine Daseinsberechtigung hat.

Somit haben wir jetzt drei Positionen:
- Der eine macht Schönheitsoperationen
- Der zweite putzt das Klo
- Der dritte produziert Nischenmusik

Alle drei Angebote werden nun von anderen Leuten in Anspruch genommen (von manchen mehr, von anderen weniger), damit haben m. E. alle eine Daseinsberechtigung. Wir brauchen nun ein Wirtschaftsmodell, dass sowohl dem Schönheitschirurgen, dem Kloputzer und dem Szene-Musiker gleichermaßen das Überleben sichert.

Auch der "Mann von der Strasse" der sich dieser Argumentation verpflichtet fühlt, sollte vielleicht lieber das ein oder andere Fussball-Ticket und Herrengedeck einsparen, um halt dann seine Müllgebühren zahlen zu können. So what?!

Und wieder das Problem: Dann werden weniger Fußball-Tickets verkauft, und damit haben wir wieder mehr Arbeitslose. Deshalb muss es das Ziel sein, SOWOHL die Müllgebühren ALS AUCH das Fußball-Ticket bezahlen zu können, damit der Müllmann, der Fußballer und die Getränkeverkäuferin im Stadion alle Arbeit haben und überleben können.

Wir haben in fast allen Branchen sehr hohe Fixkosten und sehr geringe variable Kosten. Im Fall einer Marktübersättigung (und die haben wir gerade) gerät die Kostenkalkulation aus dem Gefüge, weil durch die Sättigung die Verkaufszahlen pro Produktserie zurückgehen, und die weiterhin bestehenden Fixkosten nicht mehr auf die einzelnen Verkaufsartikel umgelegt werden können, weil es dann so teuer wird, dass keiner mehr kauft.

Ich kann ja nur hoffen, dass die Wirtschaft es schafft, sich diesen veränderten Marktverhältnissen anzupassen, und ein Geschäftsmodell entwickelt, das nicht mehr vom Verkauf des einzelnen Produktes abhängig ist. Einige erste Ansätze gibt es ja schon, z. B. die Internet-Flatrates, die mittlerweile fast überall Standard sind. Beim Telefon setzt sich das jetzt auch durch - wir haben z. B. für 20 Euro im Monat eine Telefon-Flatrate von der Telekom. Beim Handy ist es auch nur noch eine Frage der Zeit. Ebenfalls sehr gut funktionieren die großen Büffets, die vor allem in spanischen Urlaubshotels, z. B. auf Mallorca oder Lanzarote, üblich sind. Da bezahlst du 10 Euro und kannst dafür so viel essen wie du willst. Dadurch kommen viele Leute auf die Idee, auch mal neue Speisen auszuprobieren, die man noch nicht kennt. Und sollte es dann mal nicht schmecken, schmeißt man es einfach weg und holt sich was anderes. Beim Frühstück sind auch die Getränke umsonst, du kannst dir so viel Kaffee/Tee/Kakao/Saft/whatever holen, wie du willst. Und das alles wie gesagt für nur 10 Euro am Tag, also deutlich billiger als ein normales Restaurant. Und trotzdem fahren die damit Gewinne ein. Dass es da kaum einen Abend gibt, wo mal Geschirr runterfällt und kaputt geht, scheint auch nicht ins Gewicht zu fallen - in der Küche stehen ja schon wieder 100 Teller gestapelt.

Lässt sich so ein "All you can eat" System bzw. "All you can buy" nicht auch auf andere Branchen übertragen? Sicher essen die Hotelgäste nur eine begrenzte Menge, nämlich so viel, bis sie satt sind. Aber trotzdem, das Geschäftsmodell rechnet sich da.

DJ Nameless
 
Nur darfst du nicht vergessen, dass die Geschmäcker unterschiedlich sind, und die T***en der Drittfrau sind letztlich genau so eine Dienstleistung, die eben auch in Anspruch genommen wird, und damit m. E. auch eine Daseinsberechtigung hat.

Natürlich, soll jeder machen, wie ihm beliebt. Was mich zum :kotz: bringt, ist "lediglich" die Tatsache, dass wir im dritten Jahrtausend immer noch in einer Welt leben, wo Einzelne ihren persönlichen Luxus buchstäblich auf Hunger und Tod der anderen bauen (dürfen!) und dafür nicht einmal gesellschaftliche Missgunst, sonderen eher Ansehen ernten. So sieht es nämlich aus, wenn man die globale Perspektive betrachtet. Im Mikrokosmos Deutschland ist das nicht so verschärft, aber es wird in letzter Zeit immer offensichtlicher. Auch hier profitieren immer weniger Menschen, von dem Leid einer immer grössere werden Gruppe.

Diesen Leuten ist es eben mehr als Recht, wenn Angst und Druck auf (potentiellen) Arbeitslosen lasten.

Ich sage, WENN der Wohlstand vorhanden ist, und jeder (!) bedingungslos (!) mit den Lebensgrundlagen versorgt ist, sollen Privatleute Luxus anhäufen können soviel sie wollen. Aber nicht vorher. Es geht mir nicht um Zwang oder Gesetze dagegen, gesellschaftliche Ächtung ist das einige Mittel.

Zweitens geht es mir um Wertschätzung und Prioritäten. Wir schätzen Arbeit nicht nach ihrem gesellschaftlichen Wert. Ein Fußballer verdient Millionen und der Altenpfleger 1000 EUR brutto. Man mag sagen ja das seien eben die Marktgesetze. ABER: Der Markt spiegelt nur unsere Werte wieder. Und wenn wir die nicht überdenken, wird uns das mittelfristig teuer zu stehen kommen. Gold IST nichts wert, wir GEBEN ihm Wert. Ein Stück Brot ist was wert. Gold kann nur was wert sein, wenn genügend Brot da ist. Eine Menschheit, die im Goldrausch ihre Felder verkommen lässt, wird sich wundern, wenn sie zurück kommt und die Ernte vernichtet ist. SO mein ich das.

Nochmal: Der Markt spiegelt unsere Werte wieder. Deswegen hilft es eben auch nicht, den Markt eben mit Gesetzen zu ändern. Das wäre wie "Bonn rettet den Wald".

Alle drei Angebote werden nun von anderen Leuten in Anspruch genommen (von manchen mehr, von anderen weniger), damit haben m. E. alle eine Daseinsberechtigung. Wir brauchen nun ein Wirtschaftsmodell, dass sowohl dem Schönheitschirurgen, dem Kloputzer und dem Szene-Musiker gleichermaßen das Überleben sichert.

Ja. BGE nach Werner. Das sehe ich aber nicht wie einige Vertreter als sofortige Garantie auf die perfekte Gesellschaft. Vielmehr ist es ein wichtiger, notweniger und harter Lernschritt für eine Gesellschaft. Ich sehe da ein schwierige bis chaotische Zeit des Übergangs, in der schmerzhafte Lektionen anstehen. Sind wir wieder beim Müllmann. Gut, macht halt dann plötzlich vielleicht keiner mehr. Dann bleibt der Müll eben so lange liegen, bis die Gesellschaft zur EINSICHT kommt, das man dem Müllmann halt mehr bezahlen muss als dem Schönheitschirurgen. Ein eventuell sehr langsamer schmerzhafter Prozess der Neubewertung der Prioritäten kommt in gang. Genau der, den ich oben eingefordert habe und den man auch freiwillig in gang setzen könnte.

Heute werden eben viele essentielle Dinge "erledigt", weil autoritäre Zwangsmechanismen herrschen. Der Müllmann kommt weil er Geld für seine Familie verdienen muss. Fallen diese Zwangsmechanismen weg, muss sich die Gesellschaft "zusammenraufen" und wieder von innen heraus "selbst" organisieren. Ganz ähnlich einem Jugendlichen, der sein Leben nun selbst organisieren muss. Vorher hatte er Zwang durch Eltern, jetzt hat er Freiheit ABER Verantwortung.

Insofern sehe ich Werners BGE als Lektion, aber eine notwendige. Die Mechanismen, die heute wirksam sind zerbröckeln sowieso und es ist wesentlich sinnvoller, sich dieser Aufgabe freiwillig und bewusst zu stellen, als in Form von sozialem Unfrieden bis hin zu (Welt-) Kriegen. Ich übertreibe nicht.

Wir haben in fast allen Branchen sehr hohe Fixkosten und sehr geringe variable Kosten. Im Fall einer Marktübersättigung (und die haben wir gerade) gerät die Kostenkalkulation aus dem Gefüge, weil durch die Sättigung die Verkaufszahlen pro Produktserie zurückgehen, und die weiterhin bestehenden Fixkosten nicht mehr auf die einzelnen Verkaufsartikel umgelegt werden können, weil es dann so teuer wird, dass keiner mehr kauft.

Ich kann ja nur hoffen, dass die Wirtschaft es schafft, sich diesen veränderten Marktverhältnissen anzupassen, und ein Geschäftsmodell entwickelt, das nicht mehr vom Verkauf des einzelnen Produktes abhängig ist. Einige erste Ansätze gibt es ja schon, z. B. die Internet-Flatrates, die mittlerweile fast überall Standard sind.

Die Sache ist eigentlich sehr einfach:

1.) Wie in dem anderen Thread schon gesagt, der Mensch und seine Wirtschaft verfahren nach einem simplen Prinizp: Maximaler Gewinn, bei minimalem Aufwand. Das mag sich trivial anhören, aber es lassen sich bei genauer Betrachtung ausnahmslos alle menschlichen Handlungen darauf zurückführen.

2.) Die materielle Welt ist ein einfache Nullsummenspiel. Wirtschaftlich ausgedrückt: Wenn ich Geld will, muss ich es jemandem Weg nehmen. Mein Gewinn x ist dein Verlust x. Übrigens, dort wo die simple greifbare Materie aufhört - und da sind wir sehr nah dran am Thema digitaler Musikvertrieb! - gilt das nur noch eingeschränkt. Geistige Schöpfung kann man teilen, ohne sie zu verlieren! Allerdings verliert man durch das teilen materiellen Gewinn.

Solange 1.) in uns verankert ist, kann man es drehen und wenden wie man will. Da hilft kein Werner und kein Marx, kein kluges Wirtschaftsystem und kein schlaues Gesetz, aber es wird früher oder später einen Hitler oder Stalin und Terror und Diktatur auf den Plan rufen.

Solange wir die eigenen Bedürfnisse vorrangig oder gleich denen der Anderen behandeln ist keine Lösung zu erwarten.

Gruß,

Uranus
 
Der Markt spiegelt unsere Werte wieder. [...] Dann bleibt der Müll eben so lange liegen, bis die Gesellschaft zur EINSICHT kommt, das man dem Müllmann halt mehr bezahlen muss als dem Schönheitschirurgen.

Das wird aber keiner einsehen, weil die Müllabfuhr zwar lebensnotwendig ist, es sich aber hier doch um einen reinen "Service-Job" handelt, der nicht viel Können erfordert.

Die Frage bleibt: Ist es irgendwie machbar, dass sowohl die Arbeit des Müllmanns als auch des Nischen-Musikers irgendwie erhalten werden können? Also ein problemloses harmonisches Nebeneinander-Existieren von lebensnotwendigen Dienstleistungen auf der einen Seite und vielen Subkulturen auf der anderen Seite?

DJ Nameless
 
Das wird aber keiner einsehen, weil die Müllabfuhr zwar lebensnotwendig ist, es sich aber hier doch um einen reinen "Service-Job" handelt, der nicht viel Können erfordert.

Das werden wir einsehen müssen, denn es gibt mittelfristig NUR zwei Möglichkeiten: Entweder die Zwangsmechanismen werden verstärkt, immer mehr Leute werden diese Jobs für immer weniger Geld machen müssen und man wird immer mehr Druck ausüben müssen. Oder in einer BGE-Gesellschaft bleibt halt der Müll im Extremfall solange liegen
bis Seuchen ausbrechen und uns DIE WICHTIGKEIT der Dienstleistung solange vor Augen geführt werden, bis wir sie eben entsprechend honorieren.

Die Frage bleibt: Ist es irgendwie machbar, dass sowohl die Arbeit des Müllmanns als auch des Nischen-Musikers irgendwie erhalten werden können? Also ein problemloses harmonisches Nebeneinander-Existieren von lebensnotwendigen Dienstleistungen auf der einen Seite und vielen Subkulturen auf der anderen Seite?

DJ Nameless

Nein. Natürlich nicht, wahrscheinlich nicht einmal in einer BGE-Gesellschaft würde das in dem Ausmass passieren, das du dir wünschst. Wie 100mal gesagt, der Mensch gibt nur wenn er bekommt. Von Madonna bekommen einige anscheinend was, darum geben sie und kaufen CDs und gehen in Konzerte. So ist der Mensch und deshalb sind die Markgesetze entstanden. Die hat man nicht einfach erfunden, sie sind ein Resultat seiner Natur, hier liegt dein Denkfehler.

Wenn ein Bauer eine Kartoffelsorte anbaut, die nur ihm und zwei Freunden schmeckt, wird sich sonst keiner finden, der ihm die Kartoffeln abkauft. Wenn er und seine beiden Freunde den Anbau dieser Kartoffeln nicht alleine leisten können, wird sie aussterben. Die drei haben noch den Vorteil, dass sie sich selbst die Kartoffeln anbauen können und sich von diesen selbst ernähren können. Der Musiker hat Pech denn er kann von seiner Musik nicht abbeißne und ist darauf angewiesen, dass er mit anderen in den Handel kommt ob mit seiner Musik oder anderweitig.

Ohne ein totalitäres "Kunst-Regime" werden die Menschen (egal ob über den freien Markt oder Subventionen) nur die Kunst am Leben erhalten, die ihnen gefällt. Wenn sich nicht genügend Unterstützer finden, stirbt die Sache. Fertig. Egal ob, das Kunst, Tierarten oder sonstwas ist. Delphine finden alle toll, die lächeln immer, die sind schützenswert. Es gibt Haiarten, die sind vom Aussterben bedroht, interessiert keinen, die Leute sind froh wenn die abartigen Bestien tot sind.

Du findest halt z.B. Musik soll gefördert werden, wenn sie sich nicht selbst finanzieren kann, der andere will die bildende Kunst, der nächste die Braunkohle und der dritte Briefmarken.

Deine Vision in allen Ehren, du vergisst, dass der Mensch auf materielle Ressourcen (Nahrung, Rohstoffe für seine Produkte, etc.) angewiesen ist. Diese sind von Natur aus a) begrenzt und b) nur durch Anstrengung (Arbeit, Erfindung) zu erlangen. Wenn der Musiker sich nicht selbst sein Essen anbauen und jagen will, seine Gitarre und seinen PC nicht selbst bauen kann, wird er darauf angewiesen sein, dass er seine Musik dagegen eintauschen kann. Das setzt voraus, dass sie jemandem Genuss bereitet (= Knackpunkt der menschlichen Natur).

Deshalb sage ich, es ist das grundlegende Problem des Menschen, dass er nur an seinen Vorteil denkt oder denken kann.

Diese Dinge entziehen sich dem Regelungsbereich des Menschen, wir können noch so kluge Wirtschaftssysteme erdenken, die besten Technologien entwerfen, das wird alles nichts am grundlegenden Problem ändern. Um noch eine Analogie in den Raum zu stellen: Das "Betriebssystem" gibt es einfach nicht her.

Für deine Visionen müsste der Mensch einfach allen von Natur gegebenen Einschränkungen befreit sein, sprich von seinem materiellen Körper und er müsste alles Kraft seiner Gedanken und Wüsnche erschaffen können!!!

Die Matrix lässt grüßen!

So auch ich,

Uranus
 
Ich möchte jetzt gerne auf die Ursprungsfrage von rumbaclave eingehen:

Die Frage war: "Welche Möglichkeiten seht/kennt ihr, Musik legal mit allem Drum und Dran übers Internet zu vertreiben?"

Dazu möchte ich folgendes antworten:

Meiner Meinung nach bietet das Internet die gigantische Chance sich SELBER zu vermarkten.

Man muss nur aufhören in iTunes-, Charts-, berühmtsein-, "Ich-bin-the-next-superstar"-, fernsehauftritte-, radiogepieltwerden-, usw-, dimensionen zu denken.

Das Geheimnis besteht darin microskosmologisch zu denken und sich einen eigenen Fankreis aufzubauen und den über das Web kontinuierlich zu umwerben - und denen eure Musik zu verkaufen !

Das macht ihr doch heute schon !! Ihr macht Gigs, tauscht Internet Links auf euren Homepages, habt eine MySpace Seite usw.

Ihr nutzt aber nicht die Kaufkraft und Loyalität eurer Fans. Eure Websites sind ungepflegt, es gibt nichts neues, Freundesanfragen bei MySpace werden nicht als potentielle Fans und Käufer eurer Songs betrachtet, usw. usf.

Ihr denkt nicht kommerziell (womit ich nicht meine das ihr kommerzielle Musik machen sollt) Ich meine ihr solltet das gleiche Konzept welches ihr heute schon habt einfach nur ins Internet übetragen.

Wenn ihr heute z.B. einen Gig habt, sagt ihr ja auch dass man eure CD am Ausgang kaufen kann. Zusätzlich nennen einige von euch auch die Internet Adresse von eurer Band.

Auf den Web Seiten sieht man aber nur irgendwelchen langweiligen Quatsch. Geht man ein paar Wochen später wieder auf die Webseite, steht der selbe Quatsch immer noch drauf. Nichts neues. Vielleicht ein paar neue Einträge im Gästebuch, nach dem Motto "Geile Muckle gestern" oder "Das hat gefunzt - Eurer Harald" oder so ein Scheiß.

Ich als Besucher eures Konzertes würde mir wünschen, dass ich vielleicht ein paar Videos vom gestrigem Konzert sehen würde - oder das ich mir sogar einen Live Mittschnitt für - sagen wir mal Euro 2,5 oder was auch immer, runterladen könnte - Nein, nichts gibts. Bestenfalls ein Link auf einen externen Dowloadshop, über den ich mir (nach persönlicher Registrierung und Nennung meiner Daten) eure Songs per Download erwerben kann.

Super. Ihr schickt mich - nachdem ich durch viele Aufwand durch euch, auf eure Webseite gekommen bin - zu einem externen Shop, damit ich eure Songs kaufen kann ?

Wahrscheinlich kaufe ich dann was anderes, da der externe Shop mir ausserdem noch x andere Bands und Songs schmackhaft macht, die ich vielleicht doch besser kaufen könnte. Wer ist hier eigentlich der Gewinner/ Verlierer ?

Ich will nicht auf einen externen Shop geleitet werden ! Ich will - als euer Fan - eure Musik direkt kaufen - und ich will, als eurer Fan, besonders behandelt werden.

Besser wäre es doch, wenn ihr selber die Kontrolle behaltet und eure Fans direkt mit euren Songs/CDs/T-shirt/Videos - what ever - beliefern würdet.

Ihr könnt doch eigentlich alles selber machen. Macht ihr doch heute sowieso schon. Ihr braucht keinen "Plattenvertrag" um erfolgreich zu sein. Einfach nur auf der eigenen Homepage eure Songs verkaufbar zu machen, zu verstehen, dass Fans sich einen Scheißdreck schreren um Kommerzialität.

Eure Fans wollen euch fühlen, erfahren, sie wollen dabeisein - usw. Aber das Potential lasst ihr einfach liegen. Ihr denkt nur an einen "Plattenvetrag". Hauptsache andere kümmeren sich um euren Erfolg. Auch wenn ihr nur ein paar Cent pro verkauftem Song bekommt. Wisst ihr eigentlich, was ihr bei iTunes usw. bekommt ?

So gut wie nichts. Keine Sau wird eure Songs über das Internet kaufen, wenn ihr es nicht aktiv bewerbt. Wozu also die noch die, die eure Songs kaufen wollen woanders hinschicken ?

Das könnt ihr selber machen. Denkt einfach microskosmologisch - und vor allem - kommerziell !!
 
Ich finde Emmex' Kritik in vielen Punkten berechtigt. Allerdings geht sie auch in gewisser Weise nicht weit genug bzw. basiert auch auf falschen Vorstellungen.

Man kann einen Mythos nicht oft genug richtigstellen: Der Verkauf von Tonträgern (egal ob CDs oder MP3s) war noch nie das Geschäftsmodell von Musikern!!! Selbst äusserst erfolgreiche Musiker verdienen mit ihren Tonträgern relativ wenig, nichts oder machen damit sogar "Verluste", auch bei Verkäufen in Millionenhöhe! Das macht denen aber nichts, das Geld ist v.a. live verdient.

Aber kleine Künstler und Bands wollen immer mit ihren Tonträgern Geld verdienen. Die Musik muss doch erstmal unter die Leute! Mit MP3 hat man doch die Möglichkeit, die Musik ohne Kosten zu verschenken und möglichst breit zu streuen. Oft komm ich auf irgendwelche HPs von unbekannten Bands und dann kann ich evtl. gerade mal drei Songs in irgendeinem Flash-Player vorhören. Nichts downloaden oder auf den MP3-Player ziehen. So glaubt man, die Leute zum Kauf zu animieren. Völliger Quatsch. Meist sorgt man damit eher dafür, dass der potentielle Fan die Seite wieder verlässt und die Band auch gleich wieder vergisst.

Man sollte also schon bei den "Großen" abschauen, aber man muss schon richtig hinschauen und sich nicht irgendetwas zusammenreimen. Man muss sich als Newcomer heute auch Gedanken um völlig neue Geschäftsmodelle machen.

Beste Grüße,

Uranus
 
das Geld ist v.a. live verdient. Aber kleine Künstler und Bands wollen immer mit ihren Tonträgern Geld verdienen. Die Musik muss doch erstmal unter die Leute!

Probleme sehe ich dabei allerdings - hatte ich auch irgendwo schon mal geschrieben - bei Musik, die einfach nicht live präsentierbar ist. Ich denke da z. B. an Sachen wie Vangelis oder Adiemus, solche Sachen gefallen mir super, aber diese Sachen sind einfach nicht live aufführbar. Aber ich finde diese Musik einfach genial. Ähnlich verhält es sich mit reiner PC-Musik, wie sie auf unzähligen Internetseiten von Hobbymusikern zum Download angeboten werden. Live-Konzerte sind da nicht machbar, aber trotzdem gefällt mir diese Art von Musik. Ein weiterer Fall sind diese "Plastikpop" und Schlager/Volksmusik-Geschichten. Da wird auch fast nichts mehr live gemacht, und daher auch nicht besonders spannend anzusehen. Was ist daran toll, z. B. die Hot Banditoz in halbnackten albernen Klamotten zum Playback hopsen zu sehen? Die Musik selbst kommt aber z. B. in der Disco super an, und deshalb will ich ehrlich gesagt nicht, dass sowas verschwindet. Für diese Arten von Musik scheint es tatsächlich kein zukunftsorierntiertes Geschäftsmodell zu geben.

DJ Nameless
 
Probleme sehe ich dabei allerdings - hatte ich auch irgendwo schon mal geschrieben - bei Musik, die einfach nicht live präsentierbar ist.

Irgendwie hat es bisher aber auch funktioniert. Nochmal: Tonträger waren noch nie eine ergiebige Einkommensquelle für Musiker.

Es gab und gibt ausser dem klassischen Live-Auftritt viele Möglichkeiten:
Was ist daran toll, z. B. die Hot Banditoz in halbnackten albernen Klamotten zum Playback hopsen zu sehen?

Ich glaube, das der Samstag-Abend-Großraum-Disco-Mob da schon was daran findet, und der Act dafür gut bezahlt wird, wenn er dort mit Vollplayback auftritt. Gleiches gilt für Schlager und Volksmusik, auch da gibt es entsprechende Events und seien es Firmenfeste o.ä.

DJs und andere Leute verdienen über auflegen und Remixe sehr gut (z.B. Groove Coverage) und in D wird öffentliche Wiedergabe (Radio, etc.) auch gut bezahlt, wenn der Künstler entsprechend Urheberrechte besitzt. In USA gibt's z.B. für Radioeinsätze nichts, die Sender sagen - durchaus nachvollziehbar - sie machten doch Werbung für den Künstler und das bezahlen sie nicht auch noch.

Langsam wiederholen wir uns bei diesem Thema etwas zu oft ;-)

Gruß,

Uranus
 
Ich behaupte mal, wenn man nach Auftritten CDs verkauft und auf Bestellung versendet hat man als kleine Band deutlich weniger Gewinn gemacht als wenn man seine Musik als Creative Commons unter die Leute streut und dadurch einfach mal auf Dauer 50 Leute mehr auf jedem Konzert sind.

Im Gegenteil - wahrscheinlich hat man mit dem Pressen der CD schon Verlust gemacht. Und MP3s verkaufen ist gar keine Alternative, selbst bei Bands wie Radiohead von denen ich ungesehen die CD gekauft hätte musste ich mich dazu durchringen.

Es gibt richtig gute Bands, die ihre Musik frei zur Verfügung stellen. Man muss nur mal Jamendo absuchen, neben viel Schrott finden sich dort Künstler mit klasse Musik und sehr gut klingenden Aufnahmen, und mit denen muss man konkurrieren. Nur leider sind die viel billiger. Weniger Geld und vor allem weniger Aufwand.


Meine Einschätzung ist: Musik unter freier Lizenz wird die Zukunft sein, das Geld wird Live umgesetzt werden. Und die Ticketpreise zeigen ja, dass die Bereitschaft da ist, dort viel Geld umzusetzen.
Und zu Künstlern wie Vangelis, die halt nicht live umsetzbar ist: Man kann dort Shows machen, die Musik eigenet sich wunderbar für ein Audiovisulles Event, oder sie wird in Filmen benutzt (und bezahlt).

Es lassen sich sehr gut Analogien zu freier Software ziehen, da das Grundprinzip von freiem Content sehr ähnlich ist. Dort gibt es Foundations und Vereine, die über die Einhaltung der Lizenzen wachen, bestimmte Projekte unterstützen und derren Interessen vertreten. Warum soll es sowas für Musik nicht geben können?
 
Es geht doch hier um das Thema Musikvertrieb über das Internet. Eigentlich geht es doch weitesgehend um "Geld verdienen mit seiner eigenen Kreativität"

Aus meiner Sicht ist doch allen klar, dass man am Ende des Tages mit seinem künstlerischem Engegement Geld verdienen will. Man gibt schließlich auch eine Menge Geld dafür aus.

Man kann natürlich seine Musik verschenken und hoffen, dass dann ganz viele Leute auf die Konzerte kommen und 2stellige Euro Beträge zahlen für Musik, die bisher kostenlos war.

Denn nur weil die Musik kostenlos ist, wird die Band - oder der Künstler, Aufmerksamkeit erregen und bekannt werden. Dann werden bestimmt ganz viele Leute auf die Konzerte kommen. Es werden natürlich auch ganz viele die CDs kaufen wollen oder die MP3s runterladen wollen - aber das ist ja sowieso egal, denn mit dem Verkauf von Tonträgern machen selbst die "Millionen Acts" - wie "UranusEXP" weiss, kein Geld sondern sogar Verluste. Sie machen nur Geld mit Live Auftritten.

Das ist doch dummes Zeug.

Genauso dummes Zeug ist es doch, wenn MatthiasT fordert, Musik ebenso wie Computerprogramme unter eine "freie Lizenz" zu stellen.

Beispiel Linux:

Irgendwann hat ein Herr Linus Torwalds gesagt:
"Hey, ich mach neben vielen anderen noch ein Betriebssystem für Computer. Ich will aber damit nichts verdienen - sondern stelle den Source Code ins Internet"

Daraufhin hat sich eine Gemeinde von Freaks gebildet die ihre Freizeit damit verbrachten, dass Betriebssystem (mittlerweile Linux genannt) zu verbessern. Alle in der Gemeinde konnten den Code nutzen und Verbesserungen und Bugfixes erhalten. Die Idee war, dass alle die den Code nutzen, selber daran arbeiten den Code zu verbessern. Das haben auch viele gemacht - und sehr viel Zeit investiert.

Irgendwann kam dann eine kommerzielle Firma auf die Idee, dass es doch gut wäre, wenn Anwender - die Linux einsetzen wollen - einen Wartungsvertrag mit der kommerziellen Firma abschließen würden. Die Anwender könnten dann ganz sicher sein, dass Linux, welches ja ständig in tausenden von Versionen umherschwirrt, mit den geschäftskritischen Applikationen, wie z.B. SAP, Oracle, usw, kompatibel wäre.

Daraufhin haben die großen Applikationshersteller, wie SAP, Oracle usw, gesagt: "Hey, klasse, es gibt bereits seit langem eine irre Nachfrage, dass Software Hersteller wie wir, auf Linux portieren sollen. Aber jetzt endlich gibt es endlich einen kommerziellen Hüter, der OpenSource standarisiert und uns einen Entwicklungslevel definiert hat auf dem wir portieren können. Alles andere wäre ja ein wahnsinniger, nicht zu finanzierender Aufwand.

Daraufhin hat RedHat und die Firma Suse (jetzt Novell) gesagt: OK, wir definieren Linux. Und nur wer UNSERE Linux Distribution xyz einsetzt (und das für viele Geld pro Jahr) der wird von den großen Software Herstellern unterstützt.

Da sieht man mal, dass es sehr viele Geschäftsmodelle gibt, jedoch die eigentlichen Urheber davon leider in den meissten Fällen nichts haben.

Es gibt aber auch Geschäftsmodelle die durchaus funktionieren. Ich kenne z.B. eine Softwarefirma, die ihre Software kostenlos zur Verfügung stellt. Falls dem Anwender die Software gefällt, kann er einen bestimmten Betrag überweisen.

Ich habe das in diesem Fall auch gemacht, da ich seit ca. 17 Jahren (!) die Software kostenlos nutze und mir dachte, dass es jetzt verdammt nochmal Zeit wird die Sofware auch endlich zu kaufen. Ich habe irgendwann einfach ein schlechtes Gewissen gehabt.

Ich kenne Bands, die jede Menge Geld für ihre Auftritte im Backstage oder Metropolis in München zahlen müssen. Das tun die nicht, damit sie durch die Einnahmen der Eintrittkarten Geld verdienen können, sondern durch den CD Verkauf und dadurch, dass die Leute auf ihre Homepage gehen und Fans werden und weitere Produkte wie z.B. Fan Artikel, CDs, Videos usw. kaufen.

Das gelingt aber nur, wenn es eine Internet Vermarktungsstrategie gibt, die konsequent umgesetzt wird.

Aber das kann im jeder selber. Daher liegt mir das Thema "Internet Vermarktungsstrategie besonders am Herzen.

Schönen Gruß

Emmex
 
Genauso dummes Zeug ist es doch, wenn MatthiasT fordert, Musik ebenso wie Computerprogramme unter eine "freie Lizenz" zu stellen.

Beispiel Linux:[...]

Ich fordere es nicht, dass andere Leute ihre Musik unter freie Lizenzen stellen, ich tue es nur selber und sehe, dass es eine Menge anderer Leute auch tun.

Abgesehen davon, dass dein Abriss über Linux so nicht ganz stimmig ist (allegein würde bei Thema auch eher von Stallman ausgehen, der Linuxkernel ist ja nur ein einziges Projekt, das zufällig unter der GPL steht) hast du natürlich recht, dass man nicht alles eins zu eins übertragen kann.
Im Softwarebereich geht es bei freien Lizenzen eher um die Möglichkeit, die Programme an die eigenen Bedürfnissen anpassen zu können, bei Content wie Musik eher um das konsumieren denn der Weiterentwicklung.
Der philosophische Hintergrund und der Freiheitsgedanke ist jedoch der gleiche.


Warum wollen alle mit Tonträgern reich werden? Das hat noch nie funktioniert, und wenn man als Künstler schon nicht dran verdient, dann können die Fans doch wenigstens nichts dafür bezahlen. Vielleicht kaufen sie dafür ein bischen mehr Merch-Kram oder man kann von ihnen einen Euro mehr auf Konzerten verlangen, da hab ich dann doch mehr von.
Die Kopierbarkeit von Informationen sehe ich eher als Segen denn als Fluch.

Wenn jemand ein Modell hat, mit dem ich über das Internet nur durch Anbieten von MP3s verdienen kann, dann würde ich gerne davon erfahren, aber ich sehe gerade echt nur im Livesektor Möglichkeiten zu verdienen.
 

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