Tausch Guitars - Custom OAP Signature II (OAP-II) einteilige Hals-Korpus-Konstruktion

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Making Of OAP-II - Bericht über die Entstehung meiner Tausch Custom E-Gitarre

ssts_46122a.jpg


Hersteller: Rainer Tausch, http://www.tausch-guitars.com/
Modell: Custom OAP Signature II (OAP-II)
Baujahr: 2005
Korpus: Nussbaum einteilig mit Decke aus Masurenbirke bookmatched, Form wie Joe Satriani Signature
Finish: Front transparent blue, Rückseite klar Hochglanz, Hals matt
Hals: Nussbaum durchgehend, ein Stück mit dem Korpus
Griffbrett: Vogelaugenahorn, keine Einlagen
Mensur: 648mm
Bünde: 22x Titan/Edelstahl, Profil ähnlich Dunlop 6105
Sattel: Knochen mit Nullbund
Brücke: L.R. Baggs X-Bridge fixed, verchromt, Piezo-Tonabnehmer, Strings-through-Body mit versenkten Saitenhülsen
Mechaniken: Planet Waves AutoTrim, verchromt, Design von Ned Steinberger, Klemmmechanismus, integrierter Saitenschneider (sic!)
Tonabnehmer/Hals: Häussel Custom P90 im Humbucker-Format und Kappe aus Vogelaugenahorn
Tonabnehmer/Mitte: Häussel Custom Stacked Humbucker mit Kappe aus Vogelaugenahorn
Tonabnehmer/Steg: Häussel Custom FRED^2 mit Kappe aus Vogelaugenahorn
Elektronik: 1x Volume mit Push-Pull-Funktion (Sweet Switch), L.R. Baggs Ctrl-X Preamp, 3-Weg-Schalter für Piezo-Mix-Magnetisch, 1x Druckknopf für stereo/mono, 5-Weg-Klingenschalter, Stereozargenbuchse mit Schaltkontakt
Saiten: d'Addario .010-.046
Specials: Tele-Kopfplatte mit Kopfplattenaufleimer aus Masurenbirke (Matched Headstock), rückseitiger Deckel aus eloxiertem Aluminium und integriertem Batteriefach, Lasergravur auf Halsstab-Abdeckplatte am Griffbrettende, Q-Parts Potiknöpfe mit "blue abalone top", alle Tonabnehmerkappen aus demselben Holz wie das Griffbrett, Teuffel Ringdots Lagenmarkierungen phosphoreszierend, Hals und Korpusrückseite aus einem Stück Nussbaum




 
Eigenschaft
 
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Hier folgt eine kleine retrospektivische Dokumentation der Entstehungsgeschichte meiner Tausch Custom OAP-II E-Gitarre, die im Jahre 2005 fertiggestellt wurde. Bisher gab es diese bebilderte Story nur auf meiner Homepage, aber zusätzlich zur Aufteilung in einzelne Seiten und Bauabschnitte wollte ich (extra für Euch!) noch eine durchgehende Beschreibung erstellen - et voilà.


Los ging es bereits im Juli 2004. Die Entscheidung, mit Rainer einen weiteren "Drachen steigen zu lassen" (Originalzitat Rainer), lag im Grunde genommen bereits fest, als ich die OAP-I in Empfang nehmen durfte. Die OAP-I ist meine erste Custom-Gitarre, Baujahr 2003. Das Projekt hat so viel Spaß gemacht und hatte eine fantastische Gitarre als Resultat; keine Frage, dass da eine Nachfolgerin nicht lange auf sich warten lassen durfte. Außerdem - auf einem Bein kann man bekanntlich nicht stehen. Das grundsätzliche Konzept der neuen Gitarre stand von Vornherein schon fest und lehnt sich natürlich stark an die OAP-I an. Jetzt galt es, die entscheidenden Feinheiten zu klären und nach und nach festzulegen.

Als erstes wurden die Brücke und der Preamp beschafft - so was nennt man wohl das Pferd von hinten aufzäumen :) . Die Brücke ist Fender-artig, heißt X-Bridge Fixed Chrome und stammt aus dem Hause L.R. Baggs. Dazu passend gibt's einen 9V-gespeisten Preamp namens Control-X fürs Elektrikfach, der mit einem Balance-Poti, einem Druckknopf für Mono/Stereo-Wahl und einem 3-Weg-Schalter für die Wahl zwischen Piezo, magnetischen Pickups oder Mixbetrieb ausgerüstet ist.




Im November 2004 waren auch die Holzüberlegungen abgeschlossen. Anstatt einer Ahorndecke habe ich mich für eine mindestens genauso hübsche Alternative entschieden - und zwar arktische Birke (auch Masurenbirke genannt), wie sie auch z.B. Juha Ruokangas auf seinen Gitarren verbaut. Sowohl Hals als auch die untere Korpushälfte sollten aus Nussbaum sein, vor allem weil mir meine Warmoth-Gitarre mit Walnusskorpus klanglich ganz hervorragend gefällt. Das Griffbrett und die Kappen der Tonabnehmer sollten aus feinem Vogelaugenahorn sein. Rainer hat also den Auftrag erhalten, sich bei seinen Luthier-Kollegen sowie Holzhändlern umzuhören. Zumindest von Juha hat er bei einer der letzten Musikmessen mal die Zusage erhalten, bei Bedarf jederzeit Stücke aus seinem Holzbestand bekommen zu können. Aber wozu in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah: Rainers "Schönholzhändler" Marcus Spangler aus Regensburg hatte ebenfalls Masurenbirke im Angebot. Mittlerweile arbeitet Marcus für das renommierte Furnierwerk Kohl, das auch in Gitarre&Bass portraitiert wurde.

Kurz darauf trafen auch die bestellten Mechaniken ein, die einen sehr guten Eindruck machen. Es sind die AutoTrim Klemm-Mechaniken aus dem Hause Planet Waves/d'Addario, höchstwahrscheinlich in Japan bei Gotoh hergestellt. Das Design stammt von Ned Steinberger. Der Clou ist ein integrierter Seitenschneider, der das überstehende Stück der Saite beim Aufziehen automatisch abzwickt. Einfach genial: Saitenwechsel ohne jegliches Werkzeug! Der Preis für das erhöhte Maß an Komfort ist ein leicht erhöhtes Gewicht, und zwar ca. 6g mehr pro Mechanik im Vergleich zu handelsüblichen Gotoh-Klemm-Mechaniken. Ich war mir allerdings sicher, dass es keinesfalls in Kopflastigkeit ausarten wird, da ja der Gurtpin am oberen Korpushorn weit jenseits des 12. Bundes liegt und die Balance nicht gefährdet ist. Außerdem hat die Gitarre ja weder Klemmsattel noch Saitenniederhalter, die ebenfalls gewichtsmäßig zu Buche schlagen würden.





Im Dezember 2004 war dann auch die Suche nach dem Walnussholz erfolgreich, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes beim nächstbesten Kollegen - nämlich Uli Teuffel in Holzschwang. Er hatte in seinem Holzlager noch einen riesigen Klotz Nussbaumholz vorrätig, der noch aus Zeiten stammt, als er Custom-Anfertigungen gebaut hat - quasi die Pre-birdfish-Ära, die schon über 15 Jahre zurückliegt. Rainer besorgte das Holz, damit ich einen Blick darauf werfen konnte.

In der ersten Januarwoche 2005 fiel dann der endgültige Startschuss für den Bau. Beim Werkstattbesuch konnte ich das Walnussholz besichtigen und für gut befinden. Es ist ein beeindruckendes und riesiges Stück europäischen Nussbaums von feinster Qualität, sehr gleichmäßig gewachsen und mindestens 20 Jahre gelagert. Uli Teuffel hat es damals nämlich auch nicht frisch geschlagen gekauft und wie gesagt gute 15 Jahre bei ihm aufbewahrt. Der Klotz ist so groß, dass Rainer in der Lage war, eine Einbaum-Gitarre daraus zu machen, d.h. Hals und Korpus aus einem Stück herauszuarbeiten. Auch habe ich die vorhandenen Hardware- und Kleinteile übergeben, darunter die Q-Parts Blue Abalone Shell Potiknöpfe. Damit konnte es wirklich losgehen!


 
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Außerdem haben wir uns bei der Gelegenheit lange und eingehend über viele verschiedene Details der Gitarre unterhalten und wichtige Dinge festgehalten. Zum Beispiel fiel die Wahl der Bundstäbchen auf extrem harte und rostfreie (und leider auch etwas schwieriger als normal zu bearbeitende) Titan-Edelstahl-Bünde, von denen Rainer auf der Musikmesse 2004 insgesamt 46 Stück einem Händler aus Japan abgekauft hat. Davon kamen 24 auf der Custom-Gitarre eines Gitarristenkollegen und die übrigen 22 eben auf meiner zum Einsatz. Der Nullbund muss aus einem etwas höheren Draht gemacht werden, genauer gesagt ein Dunlop 6300er. Der klangliche Unterschied zwischen Nullbund und Titanbünden ist weitaus geringer ist als der Unterschied zwischen Knochensattel und Bunddraht. Der Hauptvorteil der Titan-Bünde ist aber deren Härte und die vergleichsweise große Unempfindlichkeit gegenüber mechanischem Abrieb durch die Saite. Dadurch bleibt vor allem der Auflagepunkt der Saite nach einer präzisen Abrichtung und Verrundung der Bünde so gut wie gleich. Da beim Nullbund die Auf- und Abbewegung durch das sonst typische Herunterdrücken der Saite wegfällt und die seitliche Auslenkung durch den dahinter angebrachten Knochensattel stark eingeschränkt (um nicht zu sagen eliminiert) wird, kann er auch aus einem weicheren Metall bestehen.

Mitte Januar wurde dann die Birkendecke vom Regensburger Lieferanten bestellt. Dies sollte sich leider bis Ende März hinauszögern, aber dann war die "Operation Regensburg" endlich erfolgreich und ich konnte mir eine Decke aus insgesamt fünf gelieferten Sets aussuchen. Auch fürs Griffbrett war gesorgt: Ein Stück Vogelaugenahorn aus Michigan/USA. Rainers "Zulieferbetrieb" Harry Häussel sollte dann aus demselben Holzstück sowohl das Griffbrett als auch die drei Tonabnehmerkappen herausarbeiten, um die Optik möglichst einheitlich zu haben.




Mittlerweile war es Mitte April und die Musikmesse hatte gerade stattgefunden. Nach langer Zeit war endlich mal wieder Uli Teuffel mit einem Messestand vertreten. Dort wurden seine frisch überarbeiteten Gitarrenmodelle birdfish und tesla präsentiert. Dabei sind mir die außergewöhnlichen Lagenmarkierungen ("Dots") am Griffbrettrand äußerst positiv aufgefallen! Diese - ich taufe sie einfach mal - Ringdots bestehen aus einem kleinen schwarzen Ring und einem fluoreszierenden (bzw. phosphoreszierenden?) hellen Kern. Diese doppelte Markierung soll bei allen erdenklichen Lichtverhältnissen, also auch auf sehr schummrig beleuchteten Bühnen, immer für eine gute Orientierung am Griffbrett sorgen, ohne den Gitarrenhals mit Kabeln, LEDs und ähnlichem Kram durchsetzen zu müssen. Da Rainer ja einen guten Draht zu Uli Teuffel hat und die OAP-I mit ihrer Kopfplatte ebenfalls ein Teuffelsches Element bergen durfte, war ich guter Dinge, dass Uli uns auch hier wieder zustimmend unterstützen wird und leitete sofort eine entsprechende Anfrage ein.

Auf den Teuffel-Gitarren wie hier der tesla kommen die Ringdots wie folgt zum Einsatz:
ringdots2.jpg


Und so sieht ein einzelner aus:
ringdots1.jpg


Man erkennt auf dem obigen Bild übrigens auch die "undercut" Bundstäbchen und das natürliche Binding, da nämlich nur das halbrunde Profil der oberen Hälfte und nicht der ins Holz gedrückte Bart des Bunddrahtes sichtbar ist. Rainer arbeitet nach demselben Prinzip (na ja - eigentlich alle Gitarrenbauer, die ihre Griffbretter von Harry Häussel machen lassen :-D). Die Vorgehensweise zur Bearbeitung des Drahtes ist auf dem Werbefoto für das zugehörige Werkzeug - dem "Fret Tang Nipper" - sehr gut ersichtlich. Die Bundschlitze werden einfach nicht bis zum Griffbrettrand gesägt und das stehengebliebene Holz an den Rändern bildet automatisch eine sanfte Griffbretteinfassung.
undercut.jpg



Am 21. April habe ich meine schwarze Ibanez Joe Satriani Gitarre in Rainers Werkstatt deponiert, damit er fürs Abmessen z.B. der Korpuskonturen stets darauf zurückgreifen kann. Da die Umrissschablone noch vom letzten Mal erhalten geblieben ist, erfolgt als nächster Schritt das Aussägen der Form aus dem Nussbaum. Das Ahornstück, aus dem Griffbrett und Tonabnehmer-Kappen entstehen sollten, war auf der Reise zu Harry Häussel nach Burladingen.

Bei der Gelegenheit haben wir uns außerdem über die Positionierung der Bedienelemente - Potis und Schalter - unterhalten. Aus Gründen der Übersichtlichkeit und besseren Praxistauglichkeit wollte ich auf das Tone-Poti verzichten und das Balance-Poti des Ctrl-X Preamps an seine Stelle setzen. Da ich nicht ganz auf eine Tone-Regelung verzichten wollte, kommt stattdessen eine Art "Sweet Switch" zum Einsatz, also ein fest verdrahteter und zuschaltbarer Tiefpass, versteckt als Push-Pull-Funktion im Volume-Regler. Somit sieht die Bestückung folgendermaßen aus:

1x Volume-Poti (mit Push-Pull-Funktion) - regelt Gesamtlautstärke (schaltet "Sweet Switch")
1x 5-Weg-Schalter - Anwahl magnetische Pickups
1x Balance-Poti - regelt Anteil von magnetischen Pickups und Piezo
1x 3-Weg-Minischalter - schaltet zwischen Piezo solo, magnetischen Pickups solo und beiden Systemen zusammen
1x Druckknopf - wählt Output: Mono (Kombination) oder Stereo (getrennt)

Das hört sich im ersten Augenblick nach sehr viel Zeugs an, aber in Wahrheit kommen im Vergleich zur OAP-I nur ein kleiner Minischalter und ein versenkter Druckknopf als "optischer Overhead" hinzu. Also alles halb so wild.

Ende April traf wie gesagt das Holz, aus dem Griffbrett und Pickupkappen entstehen sollten, bei Harry ein - und er bekam zusätzlich noch einen detaillierten Wunschzettel zum Thema Pickups. Dieser sah so aus:

a) P90 im Humbucker-Format (Halsposition)
* mit Holzkappe

b) brummfreier Single-Coil à la DiMarzio HS-2 (Mittelposition)
* mit gestackter Dummyspule
* mit Holzkappe
* aber ohne die dreieckige Grundplatte => parallel!
* 4-adriges Anschlusskabel, um Dummyspule erden zu können

c) Humbucker (Stegposition)
* soll stark in Richtung DiMarzio FRED gehen (mein Lieblings-PU)
* mit Holzkappe
* 4-adriges Anschlusskabel
* Polabstand passend zur Brücke => Maße von Rainer!

Das Ziel war eine 5-Weg-Schaltung wie folgt:

1. Steg-PU Humbucker
2. Steg-PU gesplittet + Mittel-PU ohne Dummyspule
3. Mittel-PU mit Dummyspule
4. Hals-PU + Mittel-PU ohne Dummyspule
5. Hals-PU

Nummer 5 wäre damit die einzig "brummende" Position. Die Magnete sollten darüber hinaus alle in die gleiche Richtung gepolt sein und zu diesem Zweck der mittlere PU "reverse wound", um den Humbucking-Effekt zu erreichen.
 
Anfang Mai gab es erste Bilder vom Bau - Rainer hat mir ein paar Schnappschüsse aus der Werkstatt geschickt. Die Grundform der Gitarre wurde aus dem Nussklotz herausgesägt und die untere Korpushälfte heruntergefräst, um Platz für die Decke zu machen. Diese entstand durch Trennen, Aufklappen und erneut Zusammenleimen ("Bookmatch"-Prinzip) aus dem rohen Birkenholz. Wie vorauszusehen war, gab's natürlich eine Menge Verschnitt beim Walnussholz. Aber wie man sieht, hat Rainer gleich einen zweiten Halsrohling mit herausgeholt. Der Rest fand ein Jahr später Verwendung: Eine von Rainers Slashdot /. Seriengitarren, die optisch etwas an die SG erinnert und in transparent rot lackiert wurde, ist aus einem Reststück vom OAP'schen Nussbaum entstanden. :-D




"Standing in the Leim-Light" Ende Mai - Neuigkeiten aus der Werkstatt: Es geht gut voran! Zunächst stand ein wichtiger Arbeitsgang mit der Oberfräse und einer Frässchablone an, und zwar das Herstellen der Nut für den Halsstab. Dabei handelt es sich um einen Stahlrundstab, der in einem U-förmigen Metallprofil sitzt und in beide Richtungen verstellbar ist. In der Zwischenzeit kamen auch die Frästeile von Harry Häussel zurück - nämlich das Griffbrett und der Kopfplattenaufleimer mitsamt Perlmutt-Logo. Nun konnte also das Griffbrett verleimt und die Fräsung für die Zugangsöffnung zur Halsstabmutter angebracht werden. Hier sieht man nun das fertige Griffbrett, an dem der korpusseitige Überstand natürlich wieder entfernt wurde. Uli Teuffels Ringdots wurden erfolgreich organisiert, platziert und fixiert. :) Die Rückseite des Halses ist hingegen noch so gut wie unbehandelt. Auch Korpus und Decke wurden verleimt und wie man auf dem Bild sieht, waren dafür zahlreiche Klemmen notwendig, um den notwendigen Anpressdruck zu realisieren. Natürlich darf auch der Kopfplattenaufleimer nicht fehlen, der aus demselben Holz besteht wie der Korpus.



Obwohl die Silhouetten von Korpus und Kopfplatte nur recht grob vorgesägt sind, sieht das Ganze doch schon sehr nach Gitarre aus, oder nicht?
 
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Ende Mai - sie kommt immer mehr in Form: Nun geht's an die Konturen des asymmetrischen Korpus, die jetzt per Schleifarbeit zustande kommen. Die Bleistiftmarkierung ist jeweils eine Höhenlinie und deutet an, bis wohin die Oberfläche plan ist und wo die Rundung zum Zargen hin beginnt. Dafür stand logischerweise meine schwarze Satriani-Gitarre Modell. Während für das Schleifen mehrere Schritte komplett in Handarbeit erforderlich sind, entstehen die Formen der Cutaways zunächst noch mit der Oberfräse und werden dann von Hand nachbearbeitet. Die Fräsung für die Output-Buchse ist schon fertig! Eine Hilfslinie auf der Oberseite hat es ermöglicht, den korrekten Winkel zu erreichen. Fürs Profil des Halses wurde schon gut vorgeschnitzt, aber der Hals-Korpus-Übergang ist noch im Rohzustand. Wie bei der OAP-I ist der "neck joint" auch hier eine wesentliche Maßnahme zur Optimierung des Originals, das ja den klobigen "old school Fender-style" Übergang mit Konterplatte besitzt. Bei einer einteiligen Hals/Korpus-Konstruktion hat man zusätzlich die Möglichkeit, die Ergonomie nochmals zu verbessern und einen wahren Handschmeichler zu realisieren.

Das Griffbrett besitzt einen Compound-Radius (untere Lagen: größerer Radius, obere Lagen: kleinerer Radius) und wunderschöne Vogelaugen. Die Form der Kopfplatte ist nun auch fertig ausgesägt, aber die Löcher für die Mechaniken werden erst später gebohrt. Außerdem gibt's noch eine Großaufnahme der Griffbrettkante mit einem Ringdot. Wie ich erfahren habe, besteht er aus einem kleinen schwarzen Kunststofftrichter, in den das nach(t)leuchtende Material gegossen wird. Uli Teuffel stellt seine Ringdots selbst her. Mitte Juni waren mit Ausnahme des Nullbundes alle Bundstäbchen abgelängt und ins Griffbrett gepresst. Auch das Abdeckplättchen für den Halsstabzugang ist soweit fertig. Die Kopfplatte hat die Löcher für die Mechaniken erhalten. Der Korpus hatte seine endgültige Form mit allen Konturen und konnte mit immer feiner werdendem Schleifpapier weiter bearbeitet werden. Beide Cutaways sind ebenfalls weiter verrundet worden. Viel Arbeit steckte natürlich auch im Halsprofil, das sich sehr stark am Satriani-Original orientieren soll. Und tatsächlich, das Greifgefühl (zwar ohne Saiten und mit den noch gefährlich scharfen Bundkanden) war durchaus vertraut.
 
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Am meisten beeindruckt mich aber der nahtlose Hals-Korpus-Übergang, darum möchte ich ihn mit ein paar Bildern präsentieren. Rainer hat einen goldenen Mittelweg zwischen Ergonomie und Stabilität gewählt und dem Hals noch genügend "Fleisch" an dieser kritischen Stelle gelassen.



Hier sieht man noch die Schablone fürs Bohren der Mechanikenlöcher in eine Tele-Kopfplatte.
 
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Picdump Teil 1








 
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Picdump Teil 2








 
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Dann gibt's hier noch zwei Bilder vom Schleifen des Korpus.



Einer der wichtigsten Schritte beim Bau einer Gitarre ist das Bundieren, was Rainer mit den folgenden Bildern dokumentiert hat:



Wie man sieht, stehen die Bünde eine Weile lang noch übers Griffbrett und sind sehr scharfkantig, ebenso ist die Kante des Griffbretts noch unbehandelt. Deswegen folgt als nächster Schritt die gemeinsame Verrundung mit einer großen Feile.

 
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So! Nun wird's interessant. Denn jetzt ging's um die Farbe, in der das gute Stück erstrahlen soll. Ich habe mich für ein Blau entschieden, das Rainer auf einer Dragonfly Custom Baujahr 2004 eingesetzt hat. Um sicherzustellen, dass der Farbton auch auf dem Birkenholz funktioniert, wurde ein Beizmuster auf einem Reststück der Decke angefertigt, anhand dessen man schon einen guten Eindruck vom Endprodukt bekommt. Bei gleichen Lichtverhältnissen fotografiert zeigt sich eine hohe Ähnlichkeit der Farbtöne und alle sind happy.



Ende Juni hatte die Rückseite die ersten Schichten Klarlack erhalten. Außerdem ist der erste Schritt auf dem Weg zum endgültigen Farbton erfolgt: Die Decke wurde dunkel vorgebeizt, um die Maserung hervorzuheben - und das funktioniert bei der Birke relativ gut. Die ersten beiden Blitzlichtaufnahmen sind besonders "krass". Im Vorfeld wurden die Fräsungen für die Tonabnehmer angebracht, mit Hilfe von genauen Schablonen und den Abmessungen von Harry Häussel. Der mittlere Pickup bekommt wie gewünscht eine parallele Grundplatte mit halbrunden Seiten, während Hals- und Stegpickups in etwa gleich große Rechteckfräsungen mit jeweils zwei kleinen seitlichen Aussparungen für die Montageöhrchen bekommen. An der Korpuskante sieht man, dass nur die Decke gebeizt und die Rückseite klar lackiert wird. Natürlich wurde die Mondlandschaft (oder Orangenhaut? ;-D) des Lacks in den nächsten Schritten noch geebnet; im abgebildeten Zustand waren die Poren des Holzes ja noch nicht vollständig geschlossen. Die Kopfplatte sollte "in Wagenfarbe" lackiert werden, also bekam auch sie die farbige Grundierung. Ich finde, das Logo geht keinesfalls in der dunklen Umgebung unter, wie zuerst befürchtet.
 
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Nach der dunklen Grundierung, die als Beize aufgetragen wird, kommt nun (Anfang Juli) der blaue Farbstoff als Pigment in Pulverform hinzu. Er nennt sich Indigotin und wird passend zum Motto "spice it up" in einem Gewürzfläschchen aufbewahrt. :)




Es durfte noch ein bisschen mehr blau sein, also sollte Rainer noch eine weitere Schicht draufsprühen. Man erkennt aber schon deutlich den Werdegang in Richtung Beizmuster. Die Maserung weiß zu begeistern.

Man sieht zwei feine Details der Rückseite: Zum einen die sauber abgeklebte Lack-Kante, die am Hals-Korpus-Übergang einerseits zwischen gefärbter Decke und klar lackierter Rückseite trennt und andererseits die Grenze zwischen hochglänzend (Korpus) und matt (Hals) definiert. Außerdem hat sich am unteren Korpushorn eine hübsche hellbraune Stelle herausgestellt, die durchs Shaping einen ovalen Umriss bekam und später im polierten Zustand sehr gut wirkt.
 
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Mitte Juli 2005 - Oberfräse die zweite.

Die bestellte 4-kontaktige Zargenbuchse von MEC Pickups, einem Warwick-Zulieferbetrieb und Spezialist für Gitarrenelektronik, ist eingetroffen. Eine solche Buchse wird (wie bereits erwähnt) benötigt, damit der Ctrl-X Preamp keinen Strom verbraucht, solange die Gitarre nicht in Benutzung ist: Eine dritte Zunge in der Zargenbuchse greift zum Schaft des Steckers und schließt den Stromkreis mit der Batterie nur dann, wenn ein Kabel eingesteckt ist.



Der Energielieferant für den Piezo-Preamp ist eine 9V-Blockbatterie, die von außen zugänglich in einem ausklappbaren Batteriefach stecken wird. Um eine zusätzliche Fräsung auf der Rückseite des Korpus zu vermeiden, ist die Batterie im Elektronikfach untergebracht und der Zugang im E-Fach-Deckel integriert. Dieser besteht aus eloxiertem Aluminium und wird versenkt montiert. Das Material stammt aus einem hochwertigen Profil für Fensterbänke und ist aufgrund der extrem harten Oxidschicht besonders kratzfest und damit unempfindlich gegenüber den typischen Kratzern von Gürtelschnallen oder Jeansnieten. Sogar die einzelnen M2,5-Gewindeschrauben sind in den Deckel gesenkt und greifen auf der Unterseite in Holzeinschlagmuttern.




Auf der Korpusrückseite kam erneut die Oberfräse zum Einsatz, und zwar zum Aushöhlen des E-Fachs. Wie man sieht, wurde dieses sogar "hinterfräst", um an den Wänden etwas mehr Platz für die Kabelage zu haben. Die sechs Schrauben genügen, um den Deckel mitsamt Batteriefach und Batterie stabil zu befestigen. Die Konstruktion der Brücke fordert, dass die Saiten durch den Korpus geführt werden und wie einst bei der Fender Telecaster in sechs sogenannten "String Ferrules" gehalten werden. Diese Saitenhülsen werden hier aber in den Korpus gesenkt.

Die Befestigungslöcher für die Brücke sind schon vorgebohrt und ein rechteckiges Stück des Lackes wieder entfernt, da die Lötanschlüsse der Piezo-Elemente auf der Unterseite leicht erhaben sind und deshalb etwas Abstand zur Korpusoberfläche benötigen. Außerdem sind alle Bohrungen und die Schlitzfräsung für die Bedienelemente fertig: Zwei große Bohrungen für zwei Potis, zwei kleinere Bohrungen für die zwei Schalter (3-Weg Mini-Switch und Druckknopf) und Schlitz + Befestigungslöcher für den 5-Weg-Schalter.
 
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Ende Juli - Der Countdown läuft!

Eine Änderung in letzter Minute hat sich an der Schaltung ergeben, damit sie mit einem herkömmlichen 2-Ebenen-Schalter realisiert werden kann (ein 4-Ebenen-Schalter ist zu groß fürs E-Fach). Außerdem hat ein prüfender Blick auf die Verdrahtung meiner JS und der OAP-I ergeben, dass die Dummy-Spule des mittleren Tonabnehmers in allen Schalterstellungen aktiv ist und ständig "mitläuft"! Da habe ich wohl anfänglich etwas verwechselt. Aber vielleicht ist gerade diese Tatsache der Grund für den geilen Cleansound in Stellung Nr. 2, auf den ich großen Wert lege.

Wir verdrahten jetzt also wie folgt:

1. Steg-PU Humbucker
2. Steg-PU gesplittet + Mittel-PU
3. Mittel-PU
4. Hals-PU + Mittel-PU (Dummy-Spule geerdet)
5. Hals-PU
 
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Am 30. Juli 2005 war es dann vollbracht. Das Warten hatte ein Ende - ein schönes Gefühl.

Optisch war ich einfach hin und weg (und bin es heute natürlich immer noch). Die Gitarre bildet farblich ein tolles Gegenstück zur roten OAP-I, wie Feuer und Wasser. Vom Handling her ist sie mit 3,5kg kein Fliegengewicht, aber auch kein Rückenkiller, insgesamt sehr angenehm zu tragen, mit perfekter Balance und Ergonomie. Das Spielgefühl war auch von Anfang an vertraut, bis auf die 10er-Saiten, die ich damals noch nicht gewöhnt war und die härter als gedacht waren. Das Bunddrahtprofil ist für mich sehr angenehm und der Hals-Korpus-Übergang der reinste Handschmeichler. Der unverstärkte Sound ist laut und prägnant, wahrscheinlich spielen da die Edelstahlbünde ihre Trümpfe aus, recht ausgewogen mit spürbarer Brillanz und vielen Obertönen. Die Besonderheit ist das lange Sustain aufgrund der festen Brücke und der Konstruktion. Der Hals-PU ist eine sehr rotzige Blues-Maschine! Damals war der P90 totales Neuland für mich, aber eine interessante Abwechslung im Vergleich zu einem Humbucker. Der Mittel-PU erwies sich als absolut brummfrei, aber auch vintage-mäßig zurückhaltend und leise, aber die Zwischenpositionen sind ja seine Hauptaufgabe. Der Steg-PU ist ultraheiß, die reinste Obertonpresse, sozusagen "FRED auf Steroiden" bzw. "FRED2", Druck mit Transparenz, den muss man etwas mit Vorsicht genießen. Der Piezo-Sound ist im Monobetrieb über einen clean eingestellten Amp nur bedingt brauchbar, aber der eigentlich interessante Sound kommt sowieso nur im Stereomodus über ein Fullrange-System mit Hochtöner richtig zur Geltung.

Die Planet Waves Mechaniken sehen recht schmuck aus, wie ich finde. Der Nullbund unterscheidet sich im Farbton nur ganz leicht von den übrigen Edelstahlbünden. Zwischen den matten und hochglänzenden Lackierungen wurden Lackkanten definiert, einmal an der Kopfplatte auf Höhe des Sattels und einmal am Hals-Korpus-Übergang. Das Spielgefühl der Halsrückseite gefällt mir sehr gut - nicht klebend, sondern sehr holzig-natürlich.



Picdump















 
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