Hallo 007hof,
wie mir scheint, bist du schon ziemlich detailliert an der Aufnahme deines Stimmungsprotokolls, weil dir der Unterschied im Bass zum Diskant auffällt.
Bei den Basszungen hat das so seine Eigenart damit.
Dadurch dass diese relativ groß und von der tiefen Frequenz her auch "relativ" lange brauchen um zum normalen Ton sich aufzuschwingen, kann man hier ein Phänomen hören, das bei den anderen Zungen nicht auffällt, weil sich der "normale" Ton viel schneller stabil einstellt.
Die Stimmzungen, in der Bauform wie im Akkordeon verwendet, haben die Eigenschaft, dass beim Beginn der Schwingung bis zum Erreichen der normalen stabilen Schwingung die Schwingungsfrequenz nicht stabil bleibt, sondern sich bis zum erreichen der stabilen Schwingung verändert. Wenn man nun den Bass so spielt, wie normal üblich, also kurz und eher stakkato, dann schwingen die tiefen Zungen oftmals noch nicht bis zur normalen Schwingungsauslenkung auf und haben demzufolge auch in dem Moment, wenn man die dann hört ihre normale Stimmungsfrequenz, die man hören würde, wenn man einen langen Ton spielen würde.
Wohlgemerkt - es geht hier nicht um laut und leise spielen, sondern um den Beginn der Zungenschwingung aus dem Stillstand.
Und das gleicht man beim Stimmen dann dahin gehend aus, dass die tiefen Basszungen auf einen gewissen "Vorhaltewert" gestimmt werden, damit beim typischen Bassspiel der Ton dann höhenrichtig zu den höheren Tönen klingt. Welchen Wert man nun als Vorhaltewert nimmt, hängt davon ab, welchen Kompromiss der Stimmer eingehen will. Stimmt er so, dass für die kurze Wechselbassbegleitung der Bass absolut richtig ist, dann liegt der Ton bei langen gehaltenen Basstönen gut hörbar daneben. Stimmt er so, dass bei langen Tönen der Bass stimmt, dann klingt der normale Wechselbass eher etwas unpassend.
Die meisten Stimmer werden dann, wenn nicht bekannt ist, wie der Besitzer eher spielen möchte, einen Kompromiss stimmen, der für beide Fälle eine tragbare Abweichung darstellt.
Für eine Tango II nehme ich mal an, dass die eher mit typischem Wechselbass gespielt wird, als mit langen Melodielinien im Bass, so dass die von dir vorgefundene Stimmungsabweichung vermutlich eine Korrektur für Wechselbassspiel darstellt bei der die Bässe nur kurz angespielt werden. Wenn du den korrekten Wert nicht kennst, dann würde auf einen Wert zwischen 8 und 12 Cent Abweichung stimmen (also nur 1 Wert, nicht mit Bandbreite von ... bis!) dann hast du mit nicht störenden Abweichungen den Bass hinreichend genau für den Zweck gestimmt.
Viel Spaß -
Gruß, maxito