Hallo an alle
Grundsätzlich kann jede Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankung den Verstimmungsprozess eines Instrumentes beschleunigen. Je stärker die Unterschiede, desto stärker der Verstimmungsgrad.
Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit (ab 60% aufwärts) kann es dazu führen, dass der Resonanzboden sich "ausdehnt", dh. die Wölbung größer wird. Das bewirkt, dass die Stimmung in einigen Bereichen "nach oben wandert".
Bei zu niederiger Luftfeuchtigkeit (ab 40% abwärts) hat man genau das gegenteilge Phänomen.
Da bei der Fußbodenheizung der kompeltte Raum von unten erwärmt wird, ist häufig zu beobachten, dass in diesen Räumen die Luftfeuchtigkeit niedriger ist, als mit anderen Heizsystemen (ausgenommen Kamine!). Fußbodenheizungen und Klaviere vertragen sich nicht besonders gut, um es mal vorsichtig auszudrücken. Man hat heutzutage die Möglichkeit u.a. eine Isofloormatte sich unter das Instrument anbringen zu lassen. Das hält die Wärme etwas ab, bietet aber keinen ausreichenden Schutz, da sich trotzdem die Wärme unter dem Instrument staut, und auch irgendwann das beste Isofloor keine ausreichende Wirkung mehr hat. Zudem gibt es Klaviere ohne Rollen. Mit einer solchen Matte versehen, hat die Luft unterm Klavier keine Chance mehr zu zirkulieren.
Es ist nicht nur das Problem mit der Wärme von unten, sondern die allgemein oft zu niedrige Luftfeuchtigkeit in Verbindung mit warmer Luft. Das kann nicht nur zur Beschleunigung des Verstimmungsprozess´ führen, sondern sowohl am Resonanzboden/Stimmstock als auch an der Mechanik können Beschädigungen entstehen. Was auch schon leider bei dem einen oder anderen Instrument schon passiert ist.
Was kann man tun?
- Beim Neubau wird heutzutage im allgemeinen der Rand der Räume nicht mit Fußbodenheizungsschlangen ausgelegt. Wenn man selbst baut, empfiehlt sich ein Gespräch mit dem Innenarchitekten um vielleicht die Möglichkeit wahrzunehmen den Platz, wo das Instrument stehen soll, nicht mit den FBH-Schlangen zu versehen. Es gibt inzwischen auch kombinierbare Heizsysteme. Vorher unbedingt sich schlau machen und erkundigen. Nicht jedes System passt zu jedem Haus!
- Isofloormatte anbringen. Ist sicher eine Alternative, die aber mit anderen Möglichkieten gekoppelt werden sollte.
- Schälchen Wasser ins oder neben das Klavier. Bringt gar nichts!
- Flasche Wasser ins Klavier mit zusammengerollter Zeitung. Noch so ein Unfug aus alten Tagen. Das ist nur eine Riesensauerei. Man tut seinem Instrument damit keinen Gefallen. Flüssigkeiten haben grundsätzlich nichts in oder auf den Instrumenten zu suchen!
- Hydrocelstäbe. Das sind Stäbe die vorher mit Feuchtigkeit "gefüllt" wurden, und dann oben und/oder unten ins Klavier gehängt werden. Der Effekt ist eine Steigerung der Luftfeuchtigkeit im Klavier um ca 2%. Niemand bietet diese Stäbe noch enrsthaft an.
- Dampchaser. Das ist ein ausgeklügeltes Befeuchtungssystem für Klavier und Flügel. Es funktioniert nur, wenn man regelmäßig den Wasserbehälter kontrolliert und das System die ganze Zeit an der Steckdose lässt. Dieses System ist nicht ganz unumstritten.
- Luftbefeuchter aufstellen. Vorsicht! Die gibt es in verschiedenen Größen und vorallendingen in verschiedenen Qualitäten. Es gibt richtige "Luftverpester", aber auch schon so "intelligente Luftbefeuchte", die die gerade vorhandene Luftfeuchtigkeit und Temperatur messen, und genau nur das an Feuchtigkeit abgeben, was in dem Moment gebraucht wird.
- Richtig und regelmäßig lüften!
Gruß,
Paul