Noten lesen oder auswendig spielen?

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Ellen Aim
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Taiwan, aber derzeit auf Urlaub in Deutschland
Ich lerne erst seit ca. zwei Jahren Klavier. Hauptsächlich spiele ich Drums und auch etwas Gitarre. Mit der Musik allgemein hab ich auch erst vor ca. 5 Jahren angefangen. Das alles in Taiwan, wo ich arbeite (derzeit auf Deutschlandurlaub). Ich habe Lehrer für alle drei Instrumente, sehr gute Lehrer sogar.

In Taiwan wird die Musik mit sehr viel Musiktheorie gelehrt. Aber da liegt auch mein Problem. NOTEN LESEN. Jetzt mach ich das schon ne Weile, und hab schon die verschiedensten Techniken ausprobiert, Noten zu lernen. Aber das größte Problem liegt eigentlich darin, daß ich mich beim Lesen der Noten anscheinend nicht konzentrieren kann. Ich versuche mit den Augen auf dem Blatt zu folgen und merke, wie mir die Punkte vor den Augen regelrecht verschwimmen, ineinander fließen. Komm mir schon wie ein Notenlegastheniker vor. Beim Drummen klappt das alles besser, aber jetzt die vielen Noten am Klavier...seufz. Ich merke allerdings, daß ich die Stücke gut auswendig kann. Aber sobald ich anfang zu "denken" und zu "lesen", verhaspelt sich alles. Es geht soweit, daß ich das Klavierspielen bald wieder aufgeben möchte. Aber ich habe es hauptsächlich angefangen, um gerade diese Technik des Lesens mehr zu schulen. Ich glaube nicht, daß ich je gut am Klavier werde, aber ich will mein Musikverstehen verbessern, und dafür ist es nunmal ideal.

Vielleicht liegt mein ganzes Problem aber auch an der Lehrmethode in Taiwan. Eine deutsche Kollegin von mir hat bei dem Klavierlehrer ähnliche Probleme, aber sie hat das Instrument von Kind an gelernt. Ich habe nicht die geringste Erfahrung wie Klavier in Deutschland gelehrt wird. In Taiwan wird häufig zu den Noten gesungen (do re mi fa so), das kann ich überhaupt nicht, egal was ich versuche. Es ist als würde sich alles in mir sträuben, die Noten zu lesen.

Gibt es vielleicht Musiker, die nur auswendig spielen? Ich kann mir die Übungsstücke mit den Noten "erarbeiten", aber das Spielen und Üben mit den Noten ist dann eine Qual. Nun ja, ich weiß nicht, ob dieses Problem sehr häufig vorkommt und nur mit Üben Üben Üben gelöst werden kann. Vermutlich. Aber diese "Leseschwäche", wo muß ich überhaupt hin schauen, wo bin ich denn gerade, hat mit dem Wissen, um welche Note es sich handelt nur teilweise was zu tun. Nun ja, mich würde es interessieren, ob es eine Todsünde wäre, öfters mal auswendig zu spielen?
 
Eigenschaft
 
Ich nehme an, mit "Noten lesen" meinst du "vom Blatt spielen", oder? Ich behaupte zunächst mal, das kann man nach zwei Jahren nicht perfekt berherrschen. ;) Da solltest du schon etwas ausdauernder sein.

Ob das Spiel vom Blatt wichtig ist oder nicht, hängt von den Zielen ab, die du am Klavier hast. Um Musik besser zu verstehen, musst du sicher nicht vom Blatt spielen können (was ich btw. auch nicht kann). Wenn du Stücke auswendig spielst, passiert das nur "aus den Fingern" oder bist du dir beim Spielen auch bewusst, was du gerade machst? Also im wievielten Takt du gerade bist, welche Harmoniefolge du gerade durchläufst, und so weiter. Ob das klappt, merkst du vor allem, wenn du beim Spielen Fehler machst. Spielst du nur "mit der Hand", wird dich das ziemlich aus der Bahn werfen. Spielst du auch mit dem Kopf, hilft dir das, im bekannten Umfeld den Faden wiederzufinden.

Ich denke also, dass du eher die normalen Schwierigkeiten hast wie alle, die Klavier lernen.
 
Du machst mir Mut. Derzeit hab ich einfach das Gefühl, der Welt schlechteste Klavierspielerin zu sein. Ja, ich meine das vom Blatt spielen. Die Finger "erinnern" sich tatsächlich besser an das Stück, als ich das so schnell von den Noten in Gespieltes umsetzen kann (ich kann auch nach über 20 Jahren immer noch einige Ebenen von diesem dummen Zauberwürfel zusammenbasteln, den ich in der 5. Klasse oder so auswendig konnte).

Ich bemühe mich immer redlich mich wenigstens auf die Dinge, die ich mit den Händen mache, zu konzentrieren.
 
vllt hilft eine etwas philosphische anmutende antwort....
lesen und schreiben sind ein gehirn teil, rechnen ein anderer. fühlen wieder ein anderer und hören auch....
musik findet wieder woanders statt, im bauch bei manchen :great:
du sagst du hast das im gefühl und dann geht dass spielen gut. ist doch schon was, daran solltest du aufbauen...meine meinung.
ich habs ähnlich, neues ghet langsam und note für note... wenn ich es dann erfasst habe gehts rucki zuckki, ausser die passagen mit den tricks ;-))
die markier mich mir. haben wir im kirchenchor schon so gemacht, um nicht immer reinzufallen an den selben stellen
 
Warum quälst du dich? Wenn du musik nur nebenbei betreibst, spiele, was dir in die finger kommt und was dir freude macht.
Ich kenne nur den weg, tasten und noten von anfang an als einheit kennen- und brauchen zu lernen, und ohne blattspiel hätte ich meinen beruf nicht ausüben können, aber das muss nicht für dich gelten, du brauchst ja nicht aus dem stegreif ein volles programm mit sängern zu begleiten, kammermusik zu spielen oder eine opernproduktion von anfang an als orchesterersatz zu betreuen. Was müsste ich für einen großen kopf haben, wenn darin alles gespeichert wäre, was ich in meinem leben gespielt habe, nein, mein gedächtnis liegt außerhalb !
Hast du schon einmal versucht, musik zu lesen, ganz zwanglos? Das konnte ich schon, bevor ich klavierunterricht hatte, ich konnte vom blatt singen, ohne es gelernt zu haben. Aber andere haben andere gaben.
 
...Aber das größte Problem liegt eigentlich darin, daß ich mich beim Lesen der Noten anscheinend nicht konzentrieren kann. Ich versuche mit den Augen auf dem Blatt zu folgen und merke, wie mir die Punkte vor den Augen regelrecht verschwimmen, ineinander fließen...
Lass mal Deine Augen überprüfen (Augenarzt oder Optiker). - Das ist kein Witz, sondern ernst gemeint.
Es muß ja nicht an Konzentrationsschwäche oder sonstwas liegen, sondern kann ja auch einfach an den Guckorganen liegen.
 
Ich spiele nun schon seit 11 oder 12 Jahren und kann immer noch nicht vom Blatt spielen. Also kein Grund zur Panik!
 
Am genialsten fände ich es, wenn ich so vom Blatt spielen könnte, wie ich 10 Finger blind auf 'ner Computertastatur tippe. Die Wörter und Sätze gehen ohne Umwege auf die Tasten, ohne nachzudenken, welchen Finger ich wohin steuern muß. Das, was ich schreiben will, scheint direkt die Finger zu bewegen. Sicher gibt es Pianisten, denen es mit Noten und "gedachter", also im Kopf komponierter Musik ähnlich geht.
 
Ja, optimal wäre es, wenn alle drei Bestandteile des Notenlesens/vom-Blatt-spielen miteinander synchronisiert sind. Es läßt sich auch leicht mit dem Schreiben am Computer vergleichen...

* Geschriebene Noten in Tastaturanschläge übertragen. Macht jeder Anfänger so (bis er die Noten im Ohr oder in den Fingern hat). Ist auch sehr gut, wenn man das beherrscht.
Das ist, wie eine zufällige Buchstabenfolge auf der Computer-Tastatur mitzuschreiben, ohne sich darum zu kümmern, was man da schreibt.

* Geschriebene Noten ansehen und innerlich hören oder mitsingen, ohne daß man es erst auf das Instrument übertragen muß.
Das ist wie "Ein Buch lesen".

* Im Kopf entstehende Melodien auf das Instrument oder Notenpapier übertragen.
Das ist wie Schreiben eines Textes, entweder auf der Tastatur oder mit dem Stift auf einem Blatt Papier.

Wenn ich ehrlich bin, fällt mir der erste Punkt am schwersten. Wo die Noten zu komplex/unübersichtlich werden, bleibe ich hängen, anstatt lässig darüber hinwegzuspielen. Ich versuche leider immer, jede Note richtig zu spielen.

Gruß
 
Man sagt dem vorgang therapeutische und prophylaktische wirkung nach:
lesen - nerval/muskulär feinstmotorisch in tastenanschläge umsetzen - kontrollieren . Vier sinne (sehen-tasten-hören-gleichgewicht) werden gefordert, die harmonisch beanspruchten hände sind stark auf der großhirnrinde vertreten, die dadurch gut durchblutet wird.
Es soll klavierspieler geben, die noch in hohem alter ihre geistige spannkraft bewahren.
Bläser haben zahn- und lungenprobleme, streicher sind durch einseitige überlastung geschädigt, bei sängern hapert es mit den schleimhäuten und elastitizät des ansatzrohrs.
 
Am genialsten fände ich es, wenn ich so vom Blatt spielen könnte, wie ich 10 Finger blind auf 'ner Computertastatur tippe.
Das ist nicht so schwer. Ich erinnere mich noch daran, daß ich erst ziemlich kürzlich hier in dem Forum in einem Beitrag geschrieben hatte, daß ich nicht blind spielen kann. Mittlerweile hab ich das etwas trainiert und schon halbwegs drauf.

Schwieriger ist eher, auf dem Blatt einen Haufen Noten zu sehen und dann innerhalb von Millisekunden zu schalten und die richtige Bewegung auszuführen. Ist eine reine Kopfsache. Ähnlich wie ein Erstklässler, der Lesen lernt. Auch wenns alles andere als kinder-leicht ist. (finde ich zumindest)
 
Dies Thema beschäftigt mich auch schon seit langem.
In meinen 2 Jahren Klavierunterricht habe ich mir mühsam die (recht einfachen) Etüden angeeignet, indem ich sie quasi meine Finger habe auswendig lernen lassen.
Die Noten gleichzeitig mit den Augen verfolgen zu wollen, ging stets daneben.
Funktioniert ja leider nicht wie Auto- und Moppedfahren.
Da fährt man bekanntlich immer dahin, wohin man sieht - und manche in Panik schon mal gegen den Baum :rolleyes:.
Ich spiele dann also schon mal gegen die Noten.

Inzwischen benutze ich das für mich mühsame Notenlesen nur, um interessante Stücke einzuüben - mit mäßigem Erfolg.
Melodien gehen nach Gehör und ein wenig Probieren fast von allein, Akkorde mit Vorlage in Buchstabenform über dem Text oder raffiniertere Begleitungen mit etwas Übung auch ganz passabel.

Seit Aufgabe meines Unterrichtes (ich sah irgendwann keine Fortschritte mehr und das Interesse liess entsprechend nach) übe ich die meisste Zeit, indem ich meine Finger immer wieder die 3,4 bescheidenen Eigenkompositionen entlang sozusagen auf die "Hausstrecke" und damit auf die Suche nach der "Ideallinie" (fingersatz-technisch) schicke.
Dazu brauche ich keine Noten und aus gelegentlichem Verspielen entsteht von Zeit zu Zeit eine neue Variante - so entwickeln sich die Stücke langsam immer weiter.
Auch in verschiedene Richtungen. Aber solange es Spass macht...;)
Schon mein Klavierlehrer meinte, wenn ich mich mal wieder verspielt hatte, sehr charmant und vielleicht ein wenig vorausschauend, ich würde schon wieder komponieren :D.

Da sich mein Können dadurch aber nicht so umwerfend verbessert hat, dass ich die Stücke mal in größerem Kreis vernünftig präsentieren könnte (finde ich jedenfalls), würde ich alles gern mal in Notenform zu Papier bringen, damit sich jemand, der besser spielt als ich, vielleicht mal meiner Machwerke erbarmen kann. :)
Ich hoffe, die sind zumindest besser als mein Spiel.
Aber das ist dann auch schon wieder eine ganz andere Baustelle...
 
Meine Lehrer in Taiwan (Gitarre, Drum und Klavier/Keyboard) können alle die Lieder vom Blatt singen. Es ist unglaublich. Instrumente werden dort einfach so mit Gesang gelehrt und schon die Kinder machen das am Klavier. Seufz, aber ich werde wohl diese Technik nicht mehr lernen (nähere mich nun schon der 40). Geb mir aber redlich Mühe, wenigstens die Noten inzwischen zu erkennen, dafür benutze ich jetzt das Übungsprogramm Solfege Ear Trainer, ist ne Freeware, und außerdem Ricci Adams "Musictheory" Programm, damit hab ich in drei Tagen auf der Gitarre endlich alle Noten bis zum 9 Steg behalten, etwas, das ich in drei Jahren nicht geschafft habe. Zudem hat mir mein Klavierlehrer (der den Perfect Pitch beherrscht, wie immer das auf Deutsch heißen mag, sorry, aber alle meine Unterrichte laufen auf Chinesisch ab und mir fehlen ein wenig die deutschen Fachbegriffe), hat mir auch jetzt ein englisches Audio-Übungsprogramm für den Relative Pitch gegeben, mit dem man Intervalle lernt und mitsingt (insgesamt 50 CDs, aber ich hab erst 9). Irgendwie ärgert es mich, daß die Kinderchen am Klavier soviel schneller alles behalten und ich es mir mühsam erarbeite und drei Wochen später wieder vergessen habe.
 
Ich kann nur sagen:
Willkommen im Club!
Mir geht es jedenfalls ebenso.
Und die Kleinen, denen das Musikalische quasi in die Wiege gelegt zu sein scheint, sind wirklich zu beneiden.
Wenn sie es denn gern tun und nicht gezwungen werden, vielleicht von eitlen Eltern.
Dazu gab es hier schon einige Threads.
Schau Dir mal Karin Zhou (die Kleine kommt von der Musikschule Berlin-Spandau) zum Beispiel auf Youtube an oder googel mal.

http://www.youtube.com/watch?v=hqoBwtF8GJI
 
Noten lesen und von Blatt spielen ist ein langsamer Prozes, der zum Reflex werden muss. Das funktioniert nur über jahrelange Übung, und bei schnelleren Passagen geht um's auswendiglernen nichts herum, mitlesen wird man selbst dann nur noch zur groben Orientierung.

Wenn du schon andere Instrumente spielst, und Klavier nicht "von klein auf" lernst, dann hast du schon bestimmte Ansprüche an Tempo und Timing, die du beim Spielen erfüllen möchtest. Deine Fähigkeit, vom Blatt zu lesen und dabei Klavier zu spielen, hinkt diesem Anspruch aber wahrscheinlich noch ein paar Jahre hinterher.

Meine Empfehlung: Jedes Stück so langsam spielen und einstudieren, dass du die Noten vom Blatt lesen kannst, ohne dabei groß Fehler zu machen. Wenn nötig zwischen den eizelnen Akkorden sogar Pausen machen, um den nächsten "Schritt" zu lesen, und die Tasten erst dann drücken, wenn du dir sicher bist, welche Töne du drücken musst.

Dann das Tempo nur so langsam steigern, dass du dabei immer noch einigermaßen mitlesen kannst.

Mit der Zeit wirst du dich dann an's Mitlesen gewöhnen.

Liebe Grüße

Dana
 
Mitlesen? Eigentlich sollte man fürs flüssige vom Blatt spielen ja voraus lesen können, oder nicht? Ein bis anderthalb Takte vor den gerade gespielten Noten.
 
Gibt es vielleicht Musiker, die nur auswendig spielen? Ich kann mir die Übungsstücke mit den Noten "erarbeiten", aber das Spielen und Üben mit den Noten ist dann eine Qual. Nun ja, ich weiß nicht, ob dieses Problem sehr häufig vorkommt und nur mit Üben Üben Üben gelöst werden kann. Vermutlich. Aber diese "Leseschwäche", wo muß ich überhaupt hin schauen, wo bin ich denn gerade, hat mit dem Wissen, um welche Note es sich handelt nur teilweise was zu tun. Nun ja, mich würde es interessieren, ob es eine Todsünde wäre, öfters mal auswendig zu spielen?
Ja, gibt es, viele sogar. Ich finde Notenlesen trotzdem nuetzlich. Aber eine Todsuende ist es nicht, auswendig zu spielen :)
Im ersten Moment wollt ich Dich grad beneiden, um die Gabe, etwas zu hoeren. Dann ist mir aber eingefallen, dass ich eigentlich heut noch kompliziertere Rhythmen oder Tonfolgen schneller hoere als lese :redface: Ich hab mich nur inzwischen (runde 30 Jahre Notenlesen mit/bei verschiedenen Instrumenten) so sehr daran gewoehnt, dass es mir natuerlich vorkommt. Neues Instrument - neues Glueck :cool: Bei der Floete sind meine Finger ned so schnell, wie ich gerne moechte, dto bei der Zither, bei der ich 10 Jahre pausiert habe (und viele Stuecke auch auswendig gespielt habe - wenn sie sassen, sassen sie halt)
Btw, im Chor "duerfen" wir oefter Stuecke auswendig singen - mein Chorleiter liebt es, wenn jeder auf ihn schaut und dann noch tut, was er zeigt ;) Die Stuecke, die wir auswendig singen, laufen imho weit besser als die anderen, wo sich doch einige in's Buch vergraben...
 
@Tastendilettant: Das war nu ein wenig Wortklauberei, oder?

@Ellen: Grundsätzlich ist es sogar besser, wenn man das, was man spielt, sicher auswendig kann -- vorausgesetzt du kannst es wirklich sicher auswendig, und im Allgemeinen angesehener auf der Bühne als ablesen.

Liebe Grüße

Dana
 
... und nicht zu vergessen, man hat beim Auswendig-Spielen das Problem mit dem Umblättern nicht. ;)

Gruß
 

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