Liebe Leutz, einige der Poster in diesem Thread sollten neben der Suchfunktion für´s Board vielleicht auch mal mit Google neben den deutschen Begriffen "eingeleimter" und "geschraubter" Hals auch nach "set-in-neck" und "bolted neck" suchen. Englisch sollte man dann schon können, im Notfall findet sich aber unter
http://www.leo.org eine gute Übersetzungshilfe.
Soviel Käse (die Sache mit den Schrauben) und Halbwahrheiten habe ich hier schon lange nicht mehr gelesen.
Ganz kurz: ein Gitarre mit geschraubtem Hals ist in der Herstellung einfacher und billiger, weil der Hals eben einfach an den Gitarrenkorpus angeschraubt wird. Das ist einer der Gründe, warum Fender diese Bauweise einführte, da die dann für die industrielle Fertigung (Stückzahlen) der Gitarren auszuführenden Arbeiten von Anlernkräften erledigt werden konnten.
Die damaligen Mitbewerber, die ihre Gitarren auf traditionelle Weise in Handarbeit fertigten und die Hälse einleimen ließen, mussten eben Gitarrenbauer beschäftigen, die teurer sind.
Ein eingeschraubter Hals kann in der Fertigung korrigiert werden, und ist auch bei anfallenden Reparaturen leichter zu handhaben. Ein eingeleimter Hals sitzt nach der Fertigung eben fest in seiner Korpustasche und ist da nicht mehr so einfach herauszukriegen.
Und gerade für einen eingeleimten Hals muß die Halstasche genau passen, während beim Schraubhals größere Toleranzen aufgrund der Korrekturmöglichkeit akzeptabel sind.
Grundsätzlich kann man sagen, daß aufgrund der Bauweise eine Gitarre mit geschraubtem Hals knackiger und perkussiver klingt, aber eben nicht so viel Sustain hat wie eine Gitarre mit einem eingeleimten Hals. Die hat dafür mehr Sustain und einen weicheren Ton, bzw. Tonentfaltung.
Erst danach kommt das Holz bzw. die verschiedenen Kombinationen und deren Klangcharakteristika ins Spiel, wobei die Fertigungsgenauigkeit auch noch eine Rolle spielen.
Hier dürfte dann auch interessant sein, daß z.B. eine Paula anders klingen wird als eine 335-artige Gitarre, obwohl beide einen eingeleimten Hals haben.
Entscheidend ist aber die Substanz, die bei einer trocken (ohne Amp) gespielten Gitarre zum Tragen kommt. Nebenbei - hier geht es ja wohl um E-Gitarre, also lässt sich über Tonabnehmer auch noch etwas machen. Und die Modeller-Gitarren können mit Software-Tricks auch noch etwas täuschen, allerdings kann auch die beste Simulation nie das Spielgefühl des jeweiligen Originales ersetzen.
Und was "neck-through" angeht: hier soll ja auch erstmal das Sustain verlängert werden, was durch den durchgehenden Hals und die großflächig daran angeleimten Seitenteile besser geht als bei der althergebrachten Konstruktion mit eingeleimten Hals.
Und was den Halsbruch angeht: Gibsonartige Gitarren brechen öfter mal die Kopfplatten ab, daß liegt aber nicht an der Halsverbindung, sondern an der Konstruktion des Hals/Kopfplatten-Überganges und dem eigentlich ausschließlich verwendeten Mahagoni. Bei Fenderartigen Gitarren hat man dieses Problem eigentlich nie, weil der Hals hier grundsätzlich aus Ahorn gefertigt ist, daß härter als Mahagoni ist, dafür aber auch heller klingt.
Und es hat schon seinen Grund, daß Fender und Gibson für die beiden grundsätzlichen Standardbauweisen und Holzkombinationen im Gitarrenbau stehen. So wie diese zwar von den Mitbewerbern immer wieder kopiert werden, aber eigentlich außer den Parker-Gitarren keine grundsätzlich andere Bauform, bzw. Holzkombination zu finden ist.