fichte versus zeder - welches deckenholz wofür ?

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moin loide,

ich hab gerade in einem interview mit jacques stotzem (also diesem herrn hier http://www.youtube.com/watch?v=qadHQ1Eqhco) gelesen, dass er bei seinem martin signature modell bewusst sitka fichte für die decke gewählt hat. seiner meinung nach geht zeder so gar nicht, weil das viel zu weich und für fetzigere sachen nicht geeignet ist.

gibts dazu im forum ne meinung? ich frage unter anderem deshalb, weil ich zur zeit vor der frage stehe: zeder oder fichte ? ganz besonders geht meine frage an unsere holzfachleute...
die schon wissen, dass sie gemeint sind ;)

groetjes
 
Eigenschaft
 
die frage ist, was der gute herr unter "fetzig" versteht. normal sollte man meinen, ein weicheres holz würde länger schwingen und somit auch lauter sein. oft konnte ich lesen, dass zeder schlicht das holz für lautes strumming und begleitung ist. fichte wiederum kann nach längerer zeit einen noch klangschöneren ton entwickeln.
gerade zeder soll am besten geeignet sein für eine "powergitarre" (quelle: thomann-gitarrenguide).
bin auch kein fachmann. aber beim testen mehrerer hölzer hatte ich den eindruck, zeder würde lauter sein.
es wird auch anfängern öfter empfohlen auf zederndecken zurückzugreifen, weil die schneller eingespielt sind (etwa nach 70 spielstunden ist der klang voll ausgereift). fichte kann selbst nach langer zeit noch seinen klangcharakter ändern. hängt natürlich auch vom gitarristen ab und inwiefern er die decke beansprucht.
 
okay, um hier keine ungenauigkeiten aufkommen zu lassen hier das originalzitat jacques stotzem:

"...bevorzuge ich eine gitarre mit sitkafichtendecke und nicht mit europäischer fichte, obwohl die wärmer klingt. viele fingerstyler mögen auch eine zederndecke, die ich überhaupt nicht mag; gerade bei den rockigen sachen wird der ton zu weich."

(quelle: akustik gitarre 3/07, s.61)

wie seht ihr das?

groetjes
 
Allgemeiner Tenor ist, dass sich Gitarren mit Fichtendecke klanglich weiter entwickeln, Gitarren mit Zederndecke hingegen von Beginn an eher ausgereizt sind. Das kann ich aber bei meinen (guten) Fichtengitarren so nicht pauschal sagen.

Dass Zeder aber *das* Holz für Strumming und Begleitung sein soll - nee, so nicht. Jedenfalls nicht so trivial. Lowden bspw. hat mit als erste Firma Steelstrings mit Zederndecken auf den Markt gebracht, und eine Lowden ist nicht wirklich die typische Begleitgitarre;-) Andererseits scheint Zeder - grob verallgemeinernd - etwas weniger verhalten zu zeichnen, sondern etwas mehr zu "bullern", obwohl die klangliche Differenzierung immer da ist (Lowden, Seagull)..

Tatsächlich ist das Deckenmaterial aber nur ein Faktor von mehreren. Also gilt mal wieder: Ausprobieren. Spannend ist es, sonst baugleiche Instrumente auszutesten, bei denen nur die Decke verschieden ist. Im marktgängigen Steelstring-Bereich fällt mir auf Anhieb nur Seagull ein, die sonst gleiche Modelle mit Zeder und Fichte anbieten.
 
komisch, was er sagt. aber könnte durchaus stimmen. da eine fichte härter ist, wird der ton auch sicher etwas knackiger ausfallen.
aber du wirst dich doch sicher nicht einzig durch dieses zitat beeinflussen lassen, hoffe ich?
 
Härtere Hölzer sind schwerer entflammbar und daher besser für Lagerfeuer-Klampfen geeignet. DAS ist der wahre Grund! ;-)
 
Härtere Hölzer sind schwerer entflammbar und daher besser für Lagerfeuer-Klampfen geeignet. DAS ist der wahre Grund! ;-)

das wird es sein =]

"Zeder

Als Deckenmaterial von Akustik-Gitarren sorgt das, im Vergleich zur Fichte weichere und elastischere Holz, für einen warmen, sehr sonoren Ton und eine schnelle Ansprache – ideal für klassische Gitarren und stahlbesaitete Fingerstyle- Akustikgitarren.

Da dass Holz der Zeder ein relativ weiches Holz ist, sollte man darauf achten, dass die Stärke der Decke nicht zu dünn dimensioniert ist. Sie klingt etwas härter, grober, lauter, und direkter als eine Fichtendecken-Gitarre. Im Vergleich zur Fichte braucht sie fast nicht eingespielt zu werden, d. h. nach relativ kurzer Spielphase (100 Spielstunden) ist ihr Ton voll entwickelt und ausgereift. Sie kommt dem Spieler in gewisser Weise entgegen, denn auch ohne gesteigerte Aktivität bei der richtigen Behandlung, sind sofort gute Toneigenschaften zu vernehmen. Andererseits sind ihre klanglichen Entwicklungsmöglichkeiten und ihre tonliche Lebensdauer (etwa 70 Jahre), bedingt durch die Holzstruktur, geringer.



Fichte

Gerade bei der Fertigung der Decken von Akustik-Gitarren ist Fichte die erste Wahl. Das Holz liefert einen warmen, offenen, durchsetzungsstarken Ton und wird in unterschiedlichen Güteklassen verarbeitet. Bekannteste Unterarten sind: Sitka-Fichte, Engelmannfichte, Adirondackfichte (Appalchenfichte). Das Holz der Fichte (Hochgebirge) ist im Gegensatz zum Zedernholz härter.

Interessant für Meistergitarren: Die Fichtendecke für eine Meistergitarre sollte möglichst feinjährig und gleichmäßig (enge Jahresringe) sein oder gar den begehrten Wimmerwuchs der Haselfichte aufweisen. Ihr Klangverhalten ist anfangs recht gedämpft, bedingt durch die Harzstruktur und die Holzfeuchtigkeit. Sie muß lange (manchmal über Jahre) in allen Tonarten eingespielt werden. Gut beratene Anfänger, die in den Besitz einer sehr guten Meistergitarre mit Fichtendecke gekommen sind, sollten diese von einem erfahrenen Gitarristen über einige Monate einspielen lassen. Denn nur wenn die Gitarre richtig eingespielt wird, kann sich das gesamte Obertonspektrum entfalten. Ihr Kangverhalten ist weich und fein. Man sagt ihr einen seelischen Klang nach. D. b., dass der Einzelton deutlich Umriß aufweist. Somit sind ihre Entwicklungsmöglichkeiten ausserordentlich. Hinzu kommt noch, dass der geübte Spieler seinen Ton auf solch einem Instrument mitentwickeln kann. Die tonliche Lebensdauer einer Fichtendeckengitarre erstreckt sich über weit mehr als hundert Jahre.

Ein alternatives Material für die Fichtendecke bei Meistergitarren ist das Zedernholz. Die klanglichen Unterschiede zwischen beiden Instrumenten können durch konstruktive Details sowie durch Lack- und Holzwahl für Boden, Zargen und Hals verwischt werden. Dennoch lässt sich abschließend sagen, dass die voluminöse, brillante Power-Gitarre zumeist mit einer Zederndecke ausgestattet ist und die besinnlich, tragfähig, tonschöne Gitarre eine Fichtendecke hat."

Quelle: Thomann/ Online Ratgeber
 
also "gehört" hab ich das auch, dass sich fichtenholz länger einschwingt, eigene erfahrungen fehlen mir da aber..

wobei ich sagen muss, dass meine klassische eine zederndecke hat, die sich auch noch länger entwickelt hat. kann aber auch mein gehör gewesen sein...

ebenso hab ich das gefühl, dass sich meine western (mit fichtendecke) nach wenigen minuten "einspielt", also der ton deutlich wärmer und brillianter wird. inwieweit sich das "im alter" dann einprägt vermag ich nicht abzusehen.

aber ich würde meine kaufentscheidung nicht davon abhängig machen ob vllt in 10 jahren, wenn man täglich fünf stunden alle tonarten durchspielt gitarre a mit fichtendecke besser klingt als gitarre b mit zederndecke
 
aber ich würde meine kaufentscheidung nicht davon abhängig machen ob vllt in 10 jahren, wenn man täglich fünf stunden alle tonarten durchspielt gitarre a mit fichtendecke besser klingt als gitarre b mit zederndecke

bei einer anschaffung fürs leben würde ich darauf doch achten. irgendwann wird es bei mir auch eine lakewood sein und da wird es auch eine fichtendecke. =]
 
und wenn dir die baugleiche lakewood daneben mit zederndecke noch besser gefällt?
 
und wenn dir die baugleiche lakewood daneben mit zederndecke noch besser gefällt?

die d-32 cp gibt es nicht mit zederndecke =P

aber rein theoretisch; ich würde es davon abhängig machen, inwiefern sich die zederndecke klanglich abhebt. aber wie gesagt: die decke ist nur ein teil des ganzen, der für den gesamtsound verantwortlich ist und so groß würde der unterschied sicher nicht sein. am ende würde ich, selbstwenn die zederndecke ein wenig besser klingt, mich für fichte entscheiden, weil sie länger hält, sich stärker entwickelt und klangschöner werden kann mit der zeit.
 
nun, tatsächlich ist es so, dass fichtenholz bei allen gitarrenbauern an erster stelle stehen, was decken material betrifft. je feinfasriger desto besser und am besten dien angebl. deutsche fichtenhölzer, auch in B-sortierung. einer der gründe, so liest man, sei das "agen" der decke, das würde den sound verbessern.
zederndecken sollen angeblich von anfangan das volle klangspektrum liefern, also das, was zedern liefern können.
ICH kann für MICH nur eines sprechen: ich hatte bisher zwei gits mit massiver zederndecke und ICH stelle sie klanglich weit hinter den gitarren mit massiver fichtendecke.
 
am ende würde ich, selbstwenn die zederndecke ein wenig besser klingt, mich für fichte entscheiden, weil sie länger hält, sich stärker entwickelt und klangschöner werden kann mit der zeit.

Och, der Ian Melrose hat seine Lowden S5 (mit Zederndecke) auch schon etwa ein Vierteljahrhundert gequält. Ich glaube nicht, dass die schon Schrott ist...
 
Och, der Ian Melrose hat seine Lowden S5 (mit Zederndecke) auch schon etwa ein Vierteljahrhundert gequält. Ich glaube nicht, dass die schon Schrott ist...

ein viertel Jahrhundert hört sich natürlich nach mehr an als 25 jahre. ;) die dinger sollen ja etwa 70 jahre halten. ich hab noch zuwenig erfahrung, um mich jetzt schon festzulegen.

und wenn ich mich jetzt an den s6-hals gewöhne, dann wäre vielleicht später die seagull cameo was für mich und die hat auch ne fichtendecke. momentan alles träume..
 
ein viertel Jahrhundert hört sich natürlich nach mehr an als 25 jahre. ;) die dinger sollen ja etwa 70 jahre halten. ich hab noch zuwenig erfahrung, um mich jetzt schon festzulegen.

und wenn ich mich jetzt an den s6-hals gewöhne, dann wäre vielleicht später die seagull cameo was für mich und die hat auch ne fichtendecke. momentan alles träume..

Ich weiß ja nicht, ob das nun das entscheidende Argument ist, dass mich eine Gitarre überlebt. "Vererbbarkeit" einer Gitarre als Verkaufsargument? :rolleyes:
 
nein, das eher zweit- oder drittrangig. "eine gitarre fürs leben" sollte nur schon auch "ein leben lang halten".
 
das wäre jetzt auch mal n punkt, den man in meinem alter schon außer acht lassen kann :(

wie siehts mit der druckempfindlichkeit aus? zeder als weiches holz hat schon mal eher ne delle oder nen kratzer einzustecken. das wär für mich persönlich allerdings kein argument pro/kontra.

ich geh sorgsam mit meinen sachen um :D

groetjes
 
nein, das eher zweit- oder drittrangig. "eine gitarre fürs leben" sollte nur schon auch "ein leben lang halten".

Ja, klar, aber wie alt hattest du denn vor zu werden? ;-)

Was mich eher ein bisschen erschreckt ist, das das anscheinend so ewig dauert, bevor eine Fichtendecke als eingespielt gilt. Hab nämlich gerade eine neue Git. ... .
 
das wäre jetzt auch mal n punkt, den man in meinem alter schon außer acht lassen kann :(

Och, meine erste richtig gute akustische habe ich mir vor fast 30 Jahren gekauft, die Veränderungen in den letzten 30 Jahren extrapoliert, schätze ich, dass sie eher noch 300 als 30 Jahre halten wird.

Und auch eine gute Gitarre mit Fichtendecke kriege ich schnell kaputt, wenn ich sie zu starken Temperatur- und Luftfeuchtesprüngen aussetze.

wie siehts mit der druckempfindlichkeit aus? zeder als weiches holz hat schon mal eher ne delle oder nen kratzer einzustecken. das wär für mich persönlich allerdings kein argument pro/kontra.<...>

Tatsächlich ist Zeder druckempfndlicher, und gerade die Nicht-Hochglanzgitarren (bei mir eine Seagull und eine Lowden) nehmen optisch eher Schaden. Aber weder klanglich noch strukturell. Und auch hier hat die Lowden schon 25 Jahre auf dem Buckel und wird auch nochmal 25 mitmachen. (Tatsächlich gibt es meines Wissens keine Steelstrinds mit Zederndecke, die älter als gut 30 Jahre sind; die ersten waren AFAIK Fylde. Klassische mit Zederndecke gibt es natürlich schon länger.)
 
... eine 25 jahre alte lowden *seufz* glückspilz :great:

ich persönlich tendiere für meine neuanschaffung insgesamt eher zu zeder. es wird eine reine fingerstyle gitarre werden, die überwiegend zuhause gespielt wird. da ich eher ein fan von sanften tönen bin und auf einen weichen vollen sound wert lege, scheint mir zeder die bessere wahl zu sein.

groetjes
 

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