Ja aber ist das nicht witzlos? Wir haben 2 gitarristen...und beide Röhren Amps...folglich will man also auch das hören wofür man so viel schotter ausgegeben hat...dein eigenen Sound..die einenen Settings und kein vorgefertigtes Preset...oder verstehe ich da gerade etwas falsch?
Altes Gitarristen Problem... "es muss unbedingt mein Amp/Sound sein" ... Hauptsache das eigene Ego wird bedient, sry, dass ich das so hart ausdrücke, aber das sehe ich immer wieder.
1. Sound muss zum Song passen und nicht umgekehrt
2. Live und Recordingsound sind zwei paar Schuhe, was live funktioniert muss bei ner Aufnahme nicht automatisch gut sein.
3. Wer sich darauf festlegt verbaut sich, seiner Musik, seiner Band und seinen kreativen Möglichkeiten sehr viele Chancen...
Es gibt ein paar Unterschiede zwischen "kleinen Homrecording/Bandproduktionen" und einer "echten" Produktion was den Umgang mit Sound angeht, vor allem natürlich dadurch bedingt, dass man ganz andere Möglichkeiten hat.
Der Giarrensound wird in den seltensten Fällen nach dem Prinzip durchgeführt: Gitarrist bringt Amp + Box + Treter + Gitarre mit, stellt "seinen" Sound ein und der Techniker drückt den roten Knopf... damit ist man einfach zu eingeschränkt. Viele große Studios besitzen eine nicht unansehnliche Amp und Boxensammlung die je nach Bedarf verschaltet werden kann um den entsprechenden Sound zu kreieren den man braucht. Und das Praktische ist... auch zusammen...
Denn erst durch den Einsatz von Layering, sei es durch Mikrofone, andere Amps, andere Boxen usw. entsteht die so beliebte Gitarrenwand. Dabei wird mit Frequenztrennung gearbeitet, mit gezieltem Phasing und vielen anderen Kleinigkeiten.
Kommen wir zu einem grundsätzlichen Gitarrenproblem, vor allem für uns Homerecordler:
1. Doppeln ist notwendig um einen fetten Sound zu erzielen, da die kleinen Variationen in Anschlag, Dynamik, Präzision zu einem breiten Ergebnis führen.
2. Zu viel doppeln macht einen Sound breiig und nimmt ihm Attack.
3. Durch die Möglichkeit meist nur einen Amp zu mikrofonieren und zu recorden stehen kaum gescheite Sound - Layerings zur Verfügung.
4. Möchte man ein fettes Riff zum Beispiel mit 2 unterschiedlichen Sounds spielen, weil Sound A vielleicht in den unteren Mitten drückt, obenrum aber wie ne Badewanne klingt und Sound B zwar sägt wie ein kanadischer Holzfäller dafür aber kein Bassvolumen aufweist, dann doppelt man das Riff gleich 2 mal, hat also 4 Gitarrenspuren, im schlimmsten Fall auch noch von zwei unterschiedlichen Gitarristen gespielt. Oft geht aber schon in diesem Stadium die Direktheit flöten...
Und hier greift das Reamping ein:
Man spielt seinen Part clean (aber auch wirklich sowas von clean) ein, doppelt ihn ganz normal und schickt das Signal hinterher an die "Soundmacher", sprich Amps, digitale Modeller oder was auch immer.
Vorteil:
- Mit einem Signal lassen sich viele unterschiedliche "Layer" zusammenstellen, die man zueinander abmischt um einen ganz individuellen Sound zu kreieren, der zum Song passt.
- weniger Dopplungen = Sound wird präziser
Nachteil:
- Meist mit viel "Bastelarbeit" verbunden... ein Gitarrentake wird schnell zu 8+ Spuren, das geht zu Gunsten der Übersicht und erfordert eine sehr gut strukturierte Arbeit, wenn man nicht voher schon die Sounds zusammenmischt.
- Man muss einem Gitarristen erstmal beibiegen, dass sein Sound zwar nett ist, aber für das, was man im Endprodukt erreichen will, einfach nicht ausreicht. Das liegt zwar nicht am Musiker selber, kapieren muss er/sie es trotzdem erstmal.
Ich bin selber Gitarrist und habe bei den Studioaufnahmen die ich mit meiner Band gemacht habe bis jetzt vielleicht nur 1-2 Mal den Amp gespielt, den ich auch auf der Bühne benutze. (5150) Nicht weil der Amp für uns nichts taugt, ganz im Gegenteil, der Amp bringt meinen Sound so rüber, wie ich ihn live haben möchte... aber im Studio braucht es einfach mehr.
Und im Endeffekt... wenn es hinter geil klingt ist es doch egal warum es geil klingt.