Jetzt muss ich mal wieder ran, achtung, lang!!!!
Übe Sauberkeit - aber versuch nicht der nächste Petrucci zu werden, auch wenn dir das jetzt noch wichtig ist! Das macht keinen Sinn, bringt dich musikalisch NULL weiter, macht vor allem Stress und erfordert wahnsinnig Disziplin, da du die Unterarm-Muskulatur ständig fit halten musst. Das bedeutet JEDEN TAG mehrere Stunden Speed zu pauken. Du wirst das merken, wenn du mal ne zeitlang im Urlaub warst und keine Gitte zur Hand hast, da geht der Speed, den du noch vor ein oder zwei Wochen gehabt hast erstmal ganz gewaltig runter.
In den 80ern, als die Rackschränke ebenso groß wie die Egos der Besitzer waren, war Speed eine der ganz besonderen Maximen, wenn nicht die wichtigste.
Ich bin sehr froh, dass die Shredderzeit offiziell vorbei ist, denn seien wir doch mal ehrlich, wo bleibt das Gefühl, wo die Hingabe und wo die Wirkung, wenn du nur möglichst viele Noten in einen Takt packen willst?
Dann noch etwas: Technik ist wichtig, eine gute Koordination auf dem Griffbrett erleichtert dir die Ausdrucksweise deines Spiels ungemein. Allerdings solltest du sie so einsetzen, dass du nachher weißt, WAS du spielst, dass du über mehr als ein oder zwei Fingersätze hinauskommst, dass du mehr als nur die Pentatonik beherrschst.
Gitarrespielen ist insofern relativ leicht, weil die Erfolgserlebnisse sehr schnell auftreten. Man beschäftigt sich nicht viel mit Theorie, gerade deshalb, weil es soviele andere wie Keith Richards, Angus Young oder Pete Townshend mit dieser Art des Nach-Vorne-Gehens geschafft haben. Es geht auch nicht darum, die Musik zu theorethisieren und sie als reine Wissenschaft auseinanderzunehmen, da dann meiner Meinung nach der Sinn der Musik widerlegt ist, nämlich die Leute zu berühren.
Mit Hendrix wurde das erste mal OFFIZIELL das Gitarrenspiel an sioch revolutioniert, da er das Instrument auf eine eher belächelte Art verwendete, jedoch soviel Persönlichkeit in sein Spiel steckte, dass er genau den Nerv des Hörers traf.
Dann kam die Zeit des Progrocks und des ECHTEN Artrocks, wie ihn Bands wie Yes, Pink Floyd oder Genesis zelebrierten und dessen Ziel es war, mittels Musik eine Vorstellungswelt wie die in einem buch zu erschaffen.
Dann kam der ClassicRock und der Metal, der eine lebte vom "Schmutz", der andere davon, musikalisch Härte zu erzeugen.
Und schließlich? Schließlich kamen irgendwann nur noch Aufgüsse des ganzen, der NuMetal, der Crossover, der NuRock. Auch diese Stile haben eine gewisse Eigenständigkeit, besitzen jedoch sehr viele Elemente der Pop-Industrie, einfach Rezepte, auf die man sich verlassen kann. Man greift auf altbewährtes zurück und mischt es mit modernen Recordingtechniken und Overdubs bis zum Erbrechen.
Momentan ist musikalisch sichtlich einfach die Luft raus, ganz besonders schlimm ist die Welle des deutschen Rock, die das Land unsicher macht. Plötzlich ist es "IN", alternativ zu sein, haufenweise kleine Kinder, deren musiklaischer Horizont bis Juli und Revolverheld reicht, rennen in Chucks rum und lassen sich piercen (ist nicht persönlich gemeint
). Was ich dir sagen will ist, dass es nicht schwer ist, leichte Unterhaltung für jeden zu machen, aber seeeeehr schwer, in irgendeiner Form sich abzuheben, sich eigenständig zu entwickeln und INTERESSANT zu sein!
Beschäftige dich viel mit deinem Ton, der Sauberkeit deines Spiels und der Präzision. Das üben irgendwelcher Soli bringt dich vielleicht in deinem Timing weiter, aber entwickeln wirst du dich dabei nicht.
Ich spiele jetzt 5 Jahre und kann kein einziges Hammet- oder JP-Solo. Ich lebe immer noch. Auch ich arbeite an meiner Geschwindigkeit, aber nicht um daraus mein Markenzeichen zu machen sondern um mir ein Repertoire draufzuschaffen. Denn nur, wenn du dich aus einem großen Wissensarsenal an Skalen, Harmonien und Fingersätzen bedienen kannst hast du mMn die Gabe, interessant zu sein und nicht als Wald-und-Wiesen-Musiker zu enden.
Ich hoffe ich steche hier jetzt nicht in ein Wespennest...