ZunĂ€chst freue ich mich ja das ein Video auch mal kontrovers diskutiert wird, anstatt alles nur mit "ja, toll" abzuhaken, und ich merke meine Begeisterung fĂŒr modernen Jazz wirkt direkt ansteckend.

NatĂŒrlich höre ich sowas nicht den ganzen Tag, das wĂŒrde wohl genauso langweilig wie wenn ich den ganzen Tag Lokalradio hören wĂŒrde. Auch gebe ich zu das das schon etwas anstregend zu hören sein kann, aber ich hab mir jetzt erstmal die CD bestellt, mal schauen was die taugt.
Allerdings möchte ich auch mal eine Lanze dafĂŒr brechen, weil ich einige Reaktionen etwas ĂŒbertrieben finde. Ich bin ja der letzte der irgendwen dazu zwingen möchte irgendwas gut zu finden oder gar jemanden zu schlachten oder zu steinigen, aber man kann auch sachlich sagen was einem nicht gefĂ€llt, anstatt die wie ich finde etwas gewagte Behauptung aufzustellen das sei "keine Musik". Wenn ich bei "In a Gadda Da Vida" von Iron Butterfly, bei "The End" von den Doors, bei "Stairway to Heaven" oder bei nem Tool-Song nach der ersten Minute einfach ausmache, dann verpasse ich ja vielleicht auch das Wesentliche.
Z.B. hĂ€tte ich gerade von dir, BumTac, etwas mehr VerstĂ€ndnis erwartet, schlieĂlich hast du ja ein Faible fĂŒr Progressive-Rock, eine Musikrichtung von der viele Rockpuristen ja auch sagen das niemand 9-minĂŒtige, verklausulierte RockstĂŒcke mit irre vielen Solis braucht, die Musikrichtung aber dennoch beeindrucken kann. Im Ăbrigen wĂŒrde man das auch gewöhnlich nicht als Free Jazz bezeichnen, dessen zentrales Merkmal doch die Auflösung von Strukturen und der im Jazz ĂŒblichen Form ist. Dieses StĂŒck ab der 2ten Minute aber wirkt doch ziemlich penibel komponiert, mit einem Rhythmusschema das sich immer wiederholt und dann bei 6:47 dieser Umbruch vom hymnischen zu diesem "breakbeat"-Feeling, die spielen doch absolut nach einer Form, ĂBER die improvisiert wird. Von daher weiĂ ich auch nich recht wieso man das "nicht verstehen" können soll. Das StĂŒck (ab Minute 2) heisst doch "Ghost Time", der Beginn klingts wie ein Horrorfilmsoundtrack und der Schluss paranoid, insofern ists fĂŒr mich einfach ein gelungenes Spiel mit Klischees, und gerade vom rhythmischen Zusammenspiel zwischen Piano und Drums sensationell.