Also was Zerre angeht, danach sollte man einen Twin Reverb generell nicht kaufen, da wird man praktisch immer enttäuscht, egal welches Modell ... Dann wirklich lieber einen anderen (z.B.) Fender in Erwägung ziehen, der für so was auch gebaut ist. Alle Twin Reverb Amps haben ihre Qualitäten im beliebig aufblasbaren, eher kühl(/mittenarmen, hohlen) Cleansound, mit den typischen 60er Ampeffekten dabei. Schieben also alle (wenn man will) wie blöd Bässe und Höhen raus, haben aber in der Mitte ein Loch und tun sich teilweise schwer, das Signal im Bandkontext ganz nach vorne zu stellen.
Ich fand auch dass die 70er Modelle im Grenzbereich etwas härter klingen, der Grundcharakter ist aber nicht so viel anders als beim 60er-Modell und dessen aktuellen Reissue. Die sind evtl. etwas weicher, aber nichts was ich, wenn ich mir den EQ so einstelle wie ich will und eine passende GItarre wähle, nicht so hinkriege, dass nur noch wenige wirklich den Unterschied hören ... Auch die späten, "fiesen" 135 W AMps haben durchaus ihre Fans, mehr Glitzerclean geht eigentlich gar nicht.
Dass die BF 60er /Reissues eher zerren, halte ich auch für ein Gerücht. Mein 75er gibt einen (je nach Pickups) leichten Crunch ab, wenn ich den "gain"-Regler voll reindrehe, die Lautstärke kann ich dann mit dem Master beliebig anpassen. Hängt auch stark von der Röhrenbestückung ab. Bei einem BF hab ich aber gar kein Master Volume, das heisst bevor der Amp in die Sättigung kommt, clippt schon lange mein Gehör ...

Diese Amps haben den Ruf begründet, dass Twins affig laut sind. Bei den Master Volume Modellen kann man das dann schon besser dosieren. Wobei aber beide wie gesagt nicht dafür gebaut wurden, sie zum internen Zerren zu bringen. Die sollten ja gerade das Maximum an Lautstärke möglichst clean erreichen, und das tun sie auch ohne Zweifel.
Von einem "blackfacing" eines SF halte ich persönlich nicht so viel, wenn man es richtig machen will, muss man fast alle Bauteile austauschen, die sich über die Jahre nun mal - nicht unbedingt zum hochwertigeren - geändert haben. Ich denke da ist auch viel bei, was sich nur im Kopf abspielt - wenn ein Amp gut klingt, warum sollte ich daran rumfummeln lassen (ausser das ist sowieso mein Hobby, aber ein paar 100 für ungewissen Nutzen, never).
Was spricht nun wofür? Für einen BF 60er spricht der Kultfaktor und die Robustheit, der Sound gilt vielen als Referenz. Dafür sind diese Amps, zumal im Sammlerzustand, nicht ganz billig ...
Ein SF bis 77 hat ein Master Volume, viele hassen es, ich finde es sinnvoll. Klanglich evtl. etwas unterlegen (Geschmacksache). Ähnlich robust, aber nicht ganz so sorgfältig gebaut (Verdrahtung, Gehäuse ...). Nach wie vor Preis-Leistungs-Kracher mit rd. 800 für ein gut funktionierendes Exemplar.
DIe UL-Modelle ab 77 haben eben noch mal mehr Leistung und sind reine "Clean"-Maschinen konsequentester Art. Preislich etwas, aber nicht deutlich unter den Vorgängern.
Die aktuellen Reissues orientieren sich an den 60er Modellen, werden aber mit modernen Bauteilen und Verfahren produziert - was viele nicht unbedingt als Vorteil sehen. Klanglich natürlich nicht wie ein 45 Jahre alter Amp, aber zumindest ähnlicher Charakter.
meine güte, ob das jemand lesen will
