Genau das ist mir gestern Abend auch noch eingefallen, dass es darauf ankommt, was man alles zur Range zählt. Anhand von seppis Beschreibung oben war mir klar, dass es um die Vollstimme geht (wie bei den meisten Männern) und da sind mehr als 2,5 Oktaven eben tatsächlich selten. Mit Randstimme kommt man dann tatsächlich nochmal drüber, richtig.
Genau das ist auch das Problem bei The Range Place. Da gibt es regelmäßig Diskussionen, was noch wann und warum zur Range gehört. Zudem gibt es ja im englischen Sprachraum den Begriff der "full voice", der im Prinzip alle Modi bezeichnet, bei denen die Stimmlippen noch schließen. Ein anderer Ansatz ist zu sagen, dass noch alles zum Stimmumfang gehört, was nahtlos ohne hörbaren Bruch von der Modalfunktion aus erreichbar ist, das wird dann manchmal "connected" genannt.
Ich glaube der aktuelle Stand bei denen ist, dass alles als "sung range" also als "gesungen" gilt, was die Kriterien der "full voice" erfüllt. Alles andere fällt unter "Geräusch"

, auch z.B. das Falsett (unvollständiger Stimmlippenschluss) und Vocal Fry (Strohbass). Aber das ändert sich dort auch gerne mal.
Das alles ist dann auch noch abseits der Problematik, dass es vor allem bei hohen Tönen extrem schwer zu hören ist, ob die Stimmlippen noch schließen oder nicht ...
Mit dem gleichen Argument wird aber natürlich auch das Heranziehen der Modalstimme als Kriterium für die "gesungene Range" zurückgewiesen, weil es eben teilweise echt schwer ist den Unterschied zu anderen Registern zu hören. Zudem ist ja nicht einmal eindeutig geklärt wie hoch die Modalstimme überhaupt geht. Wissenschaftlich belegt ist nur, dass der "durschnittliche Mann" ohne großes Training bis zum A4 kommt und dass es ausgebildete Operntenöre bis zum C5 schaffen. Bzgl. der "full voice" weiß man, dass bei Frauen die Stimmlippen noch bis in die mittlere sechste Oktave (im Pfeifregister) vollständig schließen. Genauere Daten gibt es aber nicht.
Mein subjektiver Eindruck ist wie schon gesagt, dass sich ausgebildete Gesangsstimmen von der Range her wenig nehmen und es nicht so etwas wie die "normalen" Sänger mit 2 Oktaven und die "Wunder" mit 3 oder 4 Oktaven gibt.
Von daher ist Range-Erweiterung halt auch kein "höher, schneller, weiter"-Wettbewerb, sondern meistens nur dadurch getrieben, dass man irgendwelche Lieblings-Songs gerne zum Original-Backing singen möchte
