[Gitarre] Harley Benton E-35 VS

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Mein allererster Gitarrenlehrer, ich war damals knappe 15 Jahre alt, hat damals mal zu mir gesagt: „Wenn du das lange genug durchziehst, solltest du über die Jahre mindestens vier verschiedene Gitarren besessen haben. Eine Paula, eine Stratocaster, eine Tele und eine 335....“.
Fast 30 Jahre später kann ich gemütlich resümieren: Nö!
Paulas! Ich kann sie nicht mehr zählen. Von billigsten Pressspan Modellen mit Schraubhälsen, die mit der eigentlichen Idee Lester Polfuss' so gar nichts zu tun hatten, bis hin zu teuren Gibson CS-Goldtops VOS. Ebenso verhält es sich mit Telecaster. Spiele ich heute noch mit größtem Vergnügen und möchte meine Erfahrungen und Kämpfe mit diesen saitenbespannten Schneidbrettern nicht missen.
Und ab da wird die Luft zu der Meinung meines ehemaligen Lehrers schon deutlich dünner. Stratocaster hatte ich einige. Meist recht ordentliche Mittelklassemodelle, die auch entsprechend modifiziert worden sind. Schließlich spiel(t)en viele meiner Helden Fenders Innovation, also setzt man sich zwangsläufig mit dem zeitlosen 50's Raketendesign auseinander. So richtig zueinander gefunden haben Strat und ich aber nie. Weiß Gott warum.

Wovon ich aber schon immer die Finger gelassen habe, ist die 335. Beim Anspielen in irgendwelchen Gitarrenläden oder bei Freunden im Studio oder Proberaum hatte ich sie ein paar Mal im Arm.
Aber a) bin ich kein Freund von Doublecuts und b) sitzt mir irgendwie der Gedanke der dünnen Semiakustik als vollwertigen Pseudo Gretsch-Ersatz quer, dessen Fan ich über die vielen Jahren geworden und geblieben bin.
Eine Art Zwitter zwischen den von mir geschätzten Hollowbodies und feedbackfreien Solidbodies. Es hat mich einfach nie wirklich „geflasht“, wie man so schön sagt.
Das diese Gitarren hingegen wirklich alles können (je nach dem, wer da die Finger schwingt), ist mir durchaus klar. Aber so richtig passt das bis heute nicht vor meinen schmalen Horizont. Sie ist schlicht in der „Friendzone“ geblieben, während ich Andere zu lieben gelernt habe. So ist das im Leben.

Und wie komme ich nun darauf, gerade speziell zu einem solchen Modell (und dann auch noch zu einer extrem preisgünstigen Harley Benton-Kopie!) ein Review zu verfassen?
Thomann hat es mir im Pack mit der HB Custom Line Wizard Manhattan angeboten, welche ich ebenfalls vor Kurzem ausgiebig testen durfte.

https://www.musiker-board.de/threads/gitarre-harley-benton-custom-line-manhattan-wizard.601202/

Simple as that... Ich sehe darin auch die Gelegenheit, mich mal etwas intensiver mit dieser Art E-Gitarre befassen zu müssen, mich quasi eventuell überzeugen zu lassen, daß ich die ganzen letzten Dekaden falsch gelegen haben könnte.
Sei es drum, ich gehe also mit einer gehörigen emotionalen Distanz an dieses Review und da dieses Modell nun schon fast zwei Monate auf ihren finalen Test wartet, gibt es auch keinen durch Begeisterung geschwängerten Schnellschluß oder geschönten Eindruck. Sie ist für mich erst mal nur eine E-Gitarre, die ich über die Zeit nun recht gut kennengelernt habe. Zu Hause, im Proberaum und auch im Studio.

Zu aller erst setze ich euch mal den Thomann embedded Link, damit ihr überhaupt wisst, um welches konkrete Modell es sich überhaupt handelt.
Das hier ist das gute Stück:

Harley Benton E-35 VS Vintage Semiakustik E-Gitarre


Bis auf den eingeleimten Ahorn- statt Mahagonihals liest sich das alles recht nah am Original. Aber der Reihe nach...
Thomann typisch schlug die VS bestens verpackt (mein halber Keller ist voll mit Thomann Kartons und Luftpolster-Füllmaterial :D) und gut gesichert bei mir ein und kaum, daß ich der Dame in Sunburst die Schaumstoff Klamotten von den rundlichen Hüften streife, schaut mich schon ein Inspektionszettel der Thomann Qualitätssicherung an, der da am Sattel zwischen den Saiten klemmt.


Und wer sich nun denkt „Jaja, der kriegt eine Gitarre zum Testen von Thomann geliefert. Natürlich geht da vorher die Thomann QS drüber...“, der irrt. Die HB Custom Line Manhattan Wizard als auch diese 335 Kopie wurde ganz regulär in Auftrag gegeben und ohne weitere Informationen an die ausführenden Mitarbeiter im Lager oder Versand weitergeleitet. Die Jungs und Mädels in der QS beim großen T sind also nicht nur besonders fleißig, wenn eine Lieferung an einen Tester rausgeht.
Mein Eindruck der E-35 direkt nach dem Schneiden aus der Pelle war schon mal überraschend gut. Zum Einen wirkt die Gitarre beim Überfliegen, Drehen und Wenden optisch astrein. Es lassen sich keinerlei Lackeinschlüsse, Kratzer, Dellen oder andere Unregelmäßigkeiten in der Oberfläche finden.




Auch die Übergänge zum Binding an Korpus, F-Holes und Hals sind völlig sauber ausgeführt. Das Sunburst auf Decke und Boden der Korpuskontur ist regelmäßig und recht homogen lackiert. Nicht zu viel und nicht zu wenig, Die Abstufung zwischen beiden Farbtönen ist fließend. Super gemacht jedenfalls.





Bei der Begutachtung fällt allerdings auf, daß diese Gitarre kein Leichtgewicht ist, wie man vielleicht vermuten könnte. Ich schätze sie auf etwa 3,5 Kilo, eher etwas mehr. Das empfinde ich für eine Semiakustik als relativ mächtig, dürfte aber wohl der kompletten Ahornbasis von Korpus und Hals zu verdanken sein. Dieses Holz ist nun mal keine besonders leichte Art, erst recht als mehrschichtig ausgeführtes Laminat dieser Stärke.
Auch finde ich die Proportionen im Vergleich zu den mir bekannten 335ern etwas „gedrungener“. Während Cutaway und Taille mir bekannten Formen folgen, wirkt ihr breiter Hintern im Verhältnis irgendwie zu kurz und untersetzt. Das ist zumindest mein erster Eindruck, ob es sich wirklich so verhält, können Kenner wohl besser beurteilen.
Unter der transparenten Lackierung lässt sich übrigens richtig nettes Deckfurnier erkennen, da lügen die Produktbilder auf der Thomann-Seite also keinesfalls. Im direkten Vergleich zu dem aufwändig gestalteten Korpus wirkt der Headstock geradezu schlicht, obwohl auch dessen Optik makellos daherkommt. No Binding, kein „BlingBling“, dafür glänzend schwarzer Klavierlack. Nett, simpel und bescheiden. Gar nicht mal so unschick das.
Die Form des Headstock folgt dem Gibson Vorbild, jedoch wurde hier aus Urheberrechtsgründen auf die „Arschfalte“ des „Open-Book“-Originals verzichtet. Besser ist das, Gibsons Rechtsabteilung macht bei solchen Copyright Verletzungen keine Gefangenen.


Also klemmen wir uns die Madame mal vor die Brust und stimmen den 10-46er Saitensatz unbekannter Marke auf der Gibson typischen 62,8mm Mensur durch. Dabei fallen die geschlossenen Diecast Mechaniken gar nicht mal so unangenehm auf. Sie laufen durchweg sauber und sahnig, sind sogar durch die Kreuzschlitzschraube auf der Welle in ihrer Schwergängigkeit einstellbar. Natürlich ist da bzgl. Qualität und Tuningstabilität noch ganz viel Luft nach oben, da will ich gar nichts schönreden. Aber fürs erste ist das völlig ausreichend und es besteht zumindest kein akuter Handlungsbedarf.


Bevor ich nun die ersten trockenen Akkorde auf dieser 149 Euro Gitarre schrubbe, schaue ich mir Sattel, Bundierung, Halskrümmung und Saitenlage an. Auch hier ist der günstige Kunststoffsattel in Saitenspacing, Kerbenbreite und -höhe vorbildlich abgerichtet.


Die „Medium Jumbo“-Bünddrähte liegen plan und gut abgerichtet auf dem 12“ Palisandergriffbrett (feinporig und gleichmäßig unaufgeregt gemasert) mit Dot-Inlays und dem cremefarbenen Halsbinding auf.



Einzig am 16. und 19. Bund fühle ich am unteren Ende einen ganz leichten Grad, der ist aber echt tolerierbar und führt sicherlich nicht zu Fingeraua. Beim Neckshaping würde ich auf ein nicht ganz flaches „D“ tippen (dürfte für mich trotzdem ruhig eine Nummer fetter sein), die Halskrümmung zeigt einen ganz leichten Bow und zusammen mit der recht niedrigen Saitenlage von etwa 1,8 bis 1,4mm (erste bis sechste Saite im 12. Bund) und der typischen Saitenstärke für diese kurze Mensur lässt sich die Gitarre wirklich prima bespielen. Ich habe es sogar gern noch etwas höher und eventuell würde ich sogar auf 11-50 oder 52 gehen. Dead spots oder übermäßiges Schnarren (ich schlage recht hart an) sind in sämtlichen Lagen nicht auszumachen. Für das Setup bis zum diesen Punkt ganz klar hoch mit beiden Daumen. Das ist bisher großes Kino.


Beim Blick auf das Griffbrettende hinter dem 22. Bund fällt der Blick automatisch auf die Humbucker. Und einer der Beiden macht eine ganz traurige Figur. Die winklig angeschrägten Humbuckerrahmen müssen die Lage der Pickups auf der gewölbten Decke gegenüber dem geraden Saitenverlauf kompensieren, so daß die Oberseiten der Pickups möglichst parallel unter den Saiten verlaufen. Würden die Rahmen das nicht angleichen, wären die beiden Spulen eines Pickups unterschiedlich weit von den Saitenunterkanten entfernt. Das ist nicht Sinn der Sache, denn beide Spulen sollen ja bestenfalls maximale Spannung induzieren.
Beim Bridge-Pickup ist das auch normal umgesetzt. Beim Hals-Pickup hingegen hat der Montagehelfer den Humbuckerrahmen falsch herum auf der Decke verschraubt, was zur Folge hat, daß der Pickup zum Griffbrett hin steil abfällt. Während also die Kante des Pickupcovers bridgeseitig schon fast die Saiten berührt, ist die Spule griffbrettseitig noch weit (ich schätze mal so 5-6mm) von einer optimalen Lage entfernt. Da wurde auf Seiten des Herstellers und der Thomann-QS geschlafen, denn dieser Mangel ist nicht nur während der Montage klar ersichtlich, sondern sollte auch bei der Nivellierung der Pickuphöhe deutlich auffallen. Zumal ein Umbau, bzw. die Korrektur dieses Fehlers, kein Zuckerschlecken ist. Es ist eine fiese Fummelei mit demontierten Saiten und Pickguard (zu dem ich mich später noch auslassen muß...) und spitzen, harten Schraubendrehern auf einer auf Hochglanz lackierten Fläche. Ein echt unschönes Detail!
Hier bereits der korrigierte Pickuprahmen.


Aber so habe ich wenigstens mal freien Blick auf den verleimten Halsfuß, was ja auch etwas für sich hat.
Die qualitativ ordentliche Tunomatic-Bridge (ohne Rappelfeder!) sitzt auf chinatypischen 6mm Bolzen in (natürlich in der Decke eingelassenen) Studs. Höhe und Oktavreinheit ist sehr gut eingestellt. Da kippelt und klemmt nichts.


Die Saiten enden in einem gewöhnlichen und recht schweren Stoptail, dessen Buchsen spielfrei und bombenfest in der Decke sitzen. Auch das finde ich wichtig zu erwähnen, denn gerade bei diesem Detail habe ich schon (bei deutlich teureren Modellen) eingepresste Buchsen bei jedem Stimmvorgang aus der Decke wandern sehen. Und das nicht nur ein Mal, sondern mehrfach. Ob nun hoher Saitenzug und weiche Hölzer und/oder ausgelutschte Bohrer/Fräser an so etwas Schuld sind, ich weiß es nicht. Jedenfalls möchte man das einfach nicht haben und ich bin da ein gebranntes Kind. Die korrekte Reparatur mit entsprechend hochwertigem Werkzeug ist äußerst aufwendig. Bei diesem Instrument aber kein Grund zur Klage.


Das Bedienpanel mit separater Regelung von Tone und Volume für jeweils Neck- und Bridge-Pickup ist bekannt. Die Potis mit goldfarbenen Knobs laufen supersahnig, die Regelwege der Volume-Potis gleichen jedoch, wie fast schon zu erwarten, eher On/Off Switches. Gleichmäßig ist jedenfalls anders. Mich persönlich kümmert das nicht, denn ich nutze sie bei solchen Gitarren quasi nie. Da verlasse ich mich auf das Mastervolume meiner Gretschen, um zwischen den Stücken zu muten. Die Klinkenbuchse ist guter Standard, greift den Stecker fest und sicher, macht also einen Vertrauens erweckenden Eindruck.


Warum aber nur verbaut der Hersteller einen solch wackligen Toggle-Switch, der zwar (noch) seiner Bestimmung entsprechend arbeitet, aber in sämtliche Richtungen soviel Spiel hat, daß man ängstlich besser die Finger davon lässt? Das Ding eiert hoch und runter, rechts und links, macht sogar bei manchen Tönen dank der Deckenresonanz leichte Surrgeräusche. Nee, Kinders... Bei solchen Stückzahlen pro Instrument ein paar Cents einsparen zu wollen, kann ich völlig nachvollziehen. Klar, irgendwoher muß der Verkaufspreis von gerade mal 149 Euro ja kommen. Aber die Grenze zur Schlamperei ist imho wenig subjektiv. Ein solcher Switch ist jedenfalls völlig indiskutabel und sollte schleunigst gegen ein ordentliches Exemplar ersetzt werden. Ich hoffe, ich habe da schlicht einen Ausreisser erwischt.


Schade auch, daß ich mit meiner Motzerei noch nicht fertig bin...
Schrieb ich vorhin von toller Optik und einwandfreier Verarbeitung der Basis, hab ich das mehrlagige Pickguard ganz bewusst ausgeklammert. Wie bereits bei der von mir getesteten HB Custom Line Wizard Manhattan wirkt die Kontur wie mit 2,8 Promille im Turm und Freihand gefräst. Eckig, im Bezug zur Korpuskontur unharmonisch, einfach richtig unschön. Und das ist auch auf den Produktbildern bei Thomann ersichtlich, also kein einmaliger Unfall.
Wenigstens sind die Ausfräsungen für die Humbuckerrahmen dieses Mal exakt. Ich glaube nicht, daß es wirklich einen großen kostentechnischen Mehraufwand bedeutet, da mal die Frässchablonen oder ggf. die Softwarevorgaben der CNC zu überarbeiten oder anzupassen. Es stört einfach das Gesamtbild der Gitarre ganz enorm und das muß einfach nicht sein, weil einfach zu beheben.






Die (ich vermute Keramik-) Pickups haben für rein Vintage orienterte Typen schon reichlich Dampf. Das bedeutet in Gleichspannungswerten an der Bridge fast satte 11 kOhm


und am Hals nahezu 10 kOhm


Damit ist mein kleiner 10 Watter mit 10" Tellern etwas überfordert und bläst hauptsächlich Mittengewitter in die Prärie. Am "großen" Fender Blues Deluxe klingt das alles sehr viel ausgeglichener und distanzierter. Um nicht zu sagen, man bekommt, was man erwartet. Ein twängiger Bridge-PU, Hals-PU mit vielen Umlauten und ein glockiges Gesamtbild beider Abnehmer.
Damit kann ich gut leben.

Ich habe hier mal ein wenig rumgepfuscht.


Im linken Panorama hört man den Steg-Tonabnehmer, im rechten den Hals-Humbucker.
Irgendwann zwischenzeitlich war der Toggle vom Hals auf Mittelposition geschaltet, man kann es aber imho leider nicht wirklich heraushören und ich kenne die genaue Sekundenangabe leider nicht. Aber für einen groben Überblick reicht es , glaube ich.

https://soundcloud.com/oliver_langner/mixst099

Alles in Allem bin ich bei diesem Exemplar von der fantastischen Bespielbarkeit und dem gutem Sound überrascht.
Die vorhandenen (drei erheblichen) Mängel aber sind kein Pappenstiel. Sie zu beheben, ist keine leichte Aufgabe für angehende Gitarristen (die ich jetzt mal ganz frech als Zielgruppe dieses Produkts vermute) mit wahrscheinlich wenig Ahnung von der Materie. Da wäre also schlimmstenfalls in einen Techniker zu investieren, der sich das wohl auch bezahlen lassen wird.
Der falsch montierte Humbuckerrahmen ist ein Flüchtigkeitsfehler, das Pickguard irgendwo zwischen Schlampigkeit und Ignoranz und der Toggle wohl dem Niedrigpreis geschuldet. Alle drei Dinge müssten nicht sein und könnten ab Werk fix behoben werden.

Der Rest der Gitarre ist für den Preis wirklich toll und ich habe lange überlegt, ob ich die Gitarre nicht sogar behalten sollte. Aber NOCH eine Gitarre im Ständer, die alle Jubeljahre mal abgestaubt und gespielt wird? Mmmhhhh, nee.......

Was ich den Jungs von Harley Benton noch ans Herz legen möchte: Denkt mal über eine Variante mit P-90 nach! Die hätte mich wahrscheinlich sogar abgeholt, weil ich diesen rotzigen Ton einfach tierisch mag. ;)


Greetz,

euer Oliver

 
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Schönes Review, aber als "erhebliche Mängel" würde ich das wirklich nicht sehen. Die Gitarre funktioniert ja tadellos, gerade Humbucker muss man auch nicht bis an die Saiten heranschrauben. Ja, den Rahmen sollte man irgendwann mal drehen, aber das kann man ruhig auch beim nächsten Saitenwechsel machen. Und den Rest finde ich eigentlich sogar kaum erwähnenswert, das Schlagbrett ist eine rein optische Beeinträchtigung und solange der wackelige Schalter funktioniert ist das doch in dieser Preisklasse ok. Mich wundert schon eher, dass das Setup gut war, trotz der immer wieder gehörten Äußerung von Thomann, dass jede Gitarre eingestellt würde, musste ich bisher bei jeder Harley Benton so ziemlich alles nachjustieren, Halskrümmung, Saitenreiter und dann natürlich auch die Oktavreinheit, teilweise leider auch den Sattel anpassen. Aber wenn man das gemacht hat (oder hat machen lassen) waren eigentlich alle Harley Bentons der letzten Zeit ziemlich gute Gitarren für ihr Geld. Man sollte nur bedenken, dass Thomann viele B-Stock Harley Bentons anbietet, falls man die kauft spart man zwar etwas Geld, muss man aber praktisch immer etwas Zeit investieren.

Generell bekommt man mittlerweile mit den Harley Bentons wirklich brauchbare Gitarren zum Schnapperpreis, meine letzte Anschaffung war eine ST-62 Strat. Gefällt mir bessern als eine 99€ Squier Bullet. Was man aus so einer 99€ Axt herausholen kann ist schon beeindruckend:



Hier ein Blindvergleich mit weitaus teueren Modellen:



Ja, ich finde, dass man recht gut hört, welches die Harley Benton ist, trotzdem schlägt sie sich im Vergleich klanglich ziemlich gut.
 
Schönes und informatives Review, und das schon deshalb, weil eine günstige 335 drin ist!

Was wieder mal auffällt (ok, die Geschmäcker sind bekanntlich unterschiedlich), ist die im Vergleich zum Produkt-Werbefoto scheußliche Farbe des "echten" Originals. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, aber mir wäre es lieber, sähen die Gitarren auch wirklich so aus, wie es die Werbung verspricht. ;)

Dein Einwand hinsichtlich der Mängel und angehenden Gitarristen, Olli, finde ich völlig zutreffend.
 
im Vergleich zum Produkt-Werbefoto scheußliche Farbe des "echten" Originals.

Ich denke nicht, dass man das Anhand der Fotos wirklich einschätzen kann. Schon die Farben sehen auf einigen Fotos sehr unterschiedlich aus, ich vermute mal, dass die Umgebung recht dunkel war. Meine HB ES-35 in Sunburst sah extrem gut aus, genauso wie auf den Thomann Fotos. Aber gerade bei Kunstlicht und mit Blitz macht meiner auch gerne so ähnliche Aufnahmen wie oben eingebunden, mit etwas Tageslicht und ohne Blitz sehen die Bilder dann ganz anders aus.

Dein Einwand hinsichtlich der Mängel und angehenden Gitarristen, Olli, finde ich völlig zutreffend.

Naja, angehende Gitarristen könnten mit einer schlecht eingestellten Gitarre, die die oben genannten Mängel nicht hat, bestimmt weniger anfangen als mit diesem Exemplar, oder? Ich finde definitiv, dass das bei einer 150€ Gitarre mit diesen guten Specs keine "erheblichen" Mängel sind, da sollte man die Kirche schon im Dorf lassen. Erhebliche Mängel in dieser Preisklasse wären für mich ungleich abgerichtete Bünde, Mängel am Griffbrett (kleine Löcher etc.) ein schiefer Hals, nicht korrekt funktionierender Halstab etc. Alles schon gehabt in dieser Preisklasse...
 
Zuletzt bearbeitet:
Also wenn das Original so aussieht, wie auf dem Werbefoto, dann wäre das natürlich 'ne prima Sache, ganz klar! Olli, was meinst Du dazu?
 
Zum Vergleich: Ich habe noch ein paar ältere Fotos meiner HB Semisolids gefunden (die ich beide leider nicht mehr besitze) , da hieß das Modell noch HBE-1335:

170209223656_sonstige_100_3080.jpg 170209223657_sonstige_100_3081.jpg 170209223703_sonstige_100_3082.jpg 170209223707_sonstige_100_3085.jpg 170209223711_sonstige_100_3086.jpg 050209212905_sonstige_100_3047.jpg 050209212907_sonstige_100_3051.jpg
 
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aber als "erhebliche Mängel" würde ich das wirklich nicht sehen. Die Gitarre funktioniert ja tadellos, gerade Humbucker muss man auch nicht bis an die Saiten heranschrauben. Ja, den Rahmen sollte man irgendwann mal drehen, aber das kann man ruhig auch beim nächsten Saitenwechsel machen.
Für mich sind erhebliche Mängel solche, die nur mit ebenso erheblichem Aufwand zu beseitigen sind.
Für mich (und dich wohl auch) ist das auch alles kein großes Ding und natürlich lässt sich das im Nachhinein irgendwie alles beseitigen. Aber für Nichtbastler und totale Newbies sind diese Sachen schon arge Hemmschuhe.
Wie schon geschrieben, der Rahmen ist Fahrlässigkeit, die Behebung hingegen Fummelei mit Tendenz zum "Kratzer in neuer Gitarre oder gar abgerissenen Leitungen" zu den Potis (die Kabel sind sehr kurz gehalten).
Das Pickguard ist meiner Meinung nach einfach purer Augenkrebs und passt einfach nicht zum restlichen harmonischen Äußeren der Gitarre. Da gehe ich aber auch davon aus, das ein solches Pickguard angefertigt werden muß, weil Humbuckerfräsungen und Bohrlöcher sicherlich nicht mit denen einer z.B. Epiphone identisch sind.
Das alte als Vorlage nehmen kann man vergessen, also selbst messen und sägen/fräsen/bohren.
Ich hätte mir das als Anfänger ganz bestimmt nicht zugetraut.
Über den Toggle muß man nicht diskutieren. Der ist schlicht Schrott. Egal, ob der nun noch drei Tage oder vier Wochen hält. Raus muß er eh.

Was wieder mal auffällt (ok, die Geschmäcker sind bekanntlich unterschiedlich), ist die im Vergleich zum Produkt-Werbefoto scheußliche Farbe des "echten" Originals.
Ich denke nicht, dass man das Anhand der Fotos wirklich einschätzen kann. Schon die Farben sehen auf einigen Fotos sehr unterschiedlich aus, ich vermute mal, dass die Umgebung recht dunkel war.
Ja, die Farbe entspricht schon der der Produktfotos. Wie aber Xanadu richtig vermutete, lässt das derzeitige Wetter
Fotos bei Tageslicht nicht zu, weil nicht vorhanden. Die Kamera ist auch nur eine 100 Euro Canon.
Olli, was meinst Du dazu?
Als Moddingbasis ist das Ding prima.
Wenn ich aber noch ein ordentliches Paar Humbucker rechne, die mir nicht gleich die Vorstufe ins Aua treiben, bin ich auch schon wieder bei locker 300 Euro, plus Pickguard und Arbeitszeit, Nerven kann ich auch gleich eine Kategorie höher einsteigen.
Und afaik habe ich von den Epi Dots und Pros größtenteils Gutes gehört.
Aber für 149 Schleifen ist die HB durchaus eine gute Basis mit viel Luft nach oben, was die Hardware angeht. Eigentlich auch logisch.
 
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Naja, dann haben wir da wohl jeweils andere Einstellungen. Ich kann deine "das muss man unbedingtalles ändern / verbessern, auch als Anfänger" bei allen drei Punkten (naja, zumindest bei zweien, den PU würde ich auch drehen) jedenfalls -für mich mich- nicht nachvollziehen. Ich würde die Gitarre, so wie sie ist, einfach spielen und mich am geringen Preis erfreuen. S****ß auf die Optik des Schlagbretts oder den Schalter, vielleicht hält er ja doch ewig. Für mich hört sich das, etwas überspitzt formuliert, so an als müsste man bei einer 100€ Bullet auch den kompletten Lack abfräsen und sie neu lackieren weil irgendwo eine Lacknase oder eine unsaubere Stelle ist.

Ist ja auch egal, jedem seine Meinung, also bitte auch mir. :)

Interessant finde ich an den HB Semi-Solids übrigens die Preisentwicklung, die ist überraschenderweise trotz zumindest laut Beschreibung gleicher Specs entgegen dem Trend nach unten gegangen. Ich habe für meine noch 179€ bei Thomann bezahlt, nun kostet sie 149€, B-Stocks hab ich schon bis runter zu 119€ gesehen.
 
Wenn ich das auseinander dividiere und sage: Ok, Toggle ist Schrott = muss behoben werden, weil er u.U. sogar mitschwingt und Schlagbrett = najaaaa, meinetwegen "nur" Schönheitsfehler, dann würde sich das in der Tat reduzieren. Und nimmt man mal nur die Begrabbel- und Bespielbarkeit, also das, worauf es einem Anfänger wirklich ankommt, dann müsste man noch höchstens die Frage stellen bzgl. Dynamik und Wiedergabeigenschaften der Pickups: setzen sie im Kontexkt mit der übrigen Hardware verschiedene Anschlagtechniken und -stärken gut um?

Langsam frage ich mich schon, wo das angesichts der Preisentwicklung enden soll, also ob man irgendwann an einer Tanke, wenn man für 100,- tankt, so eine Gitarre gratis dazu bekommt. ;)
 
Wow. Cooler Bericht (wie auch der über die Manhattan Wizard). :great:

Ich bin geneigt, mir eine zu kaufen. Seit ich meine Epi-ES für 3 Jahren verkauft habe, bin ich elektrisch unterversorgt. Und irgendwie fehlt mir auf der einen Seite was - auf der anderen Seite verjux ich mein Geld immer anderweitig. Für die HB könnte es aber noch reichen.
 
Ich finde es gut, wenn die Mängel erwähnt werden, auch in der akribischen Form. Wunder-Reviews in Zeitungen oder auf youtube usw. gibt es zu Hauf und zwar so sehr, dass man sich fragen müßte, wozu man eigentlich noch mehr als 150 € für ein Instrument ausgeben sollte. Ob die Mängel dann als angesichts des Preises erheblich oder nicht angesehen werden bzw. welche Prioritäten er setzt, kann der Interessierte für sich letztlich selbst entscheiden. Für mich liest sich das Rewiew so, als bekäme man für den Preis eine erstaunlich gute Gitarre, bei der sich der handwerklich untalentierte oder meinetwegen - völlig legitim - auch einfach faule Musiker allerdings fragen sollte, ob er die Einschränkungen in Kauf zu nehmen bereit wäre oder lieber etwas drauflegt.
 
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Thx Xanadu!
Hab mir eine ES-35 BK zugelegt, ich habe einige HBs, ursprünglich für daheim und betrunken, spiele ich sie immer öfter und zu allen Gelegenheiten. Als ich deinen Review fand, saß ich gerade vor dem linksrum montierten Hals PU und meditierte über die Richtigstellung. OK Rahmen drehen :D!. Ansonsten gleichen sich die Mängel meiner es-35, Klappertoggel, ist ja wohl nicht notwendig, originell gestaltetes Pickguard,
links montierter PU; Stegfedern zum Entsorgen. Und, das wohl hässlichste Haed Decal der Musikwelt.
Na ja, das mit dem PU Rahmen, hat net wirklich hingehaut. Habs ein Bissl verbessert.
Ansonsten bin ich mit dem Paddel zufrieden.
 
Hallo,

habe mir unter anderem aufgrund dieses Reviews die Gitarre gekauft (meine erste! :)) und kann das mit dem Tonabnehmer am Hals bestätigen. Nur scheint das eben bei allen Gitarren so zu sein. Also kein Flüchtigkeitsfehler, sondern Absicht. Meine hat eine kleine Macke am Kopf, ist aber ansonsten lacktechnisch absolut in Ordnung. Sieht wirklich schnieke aus, dat Gerät. :D

Ich spiele ja erst seit ein paar Tagen und kann deswegen keine profunden Aussagen machen, aber das Griffbrett kommt mir schon sehr rau vor. Habe die 10er Saiten runtergemacht und erstmal das Griffbrett eingeölt, die Mechaniken alle mal nachgezogen (die der hohen E-Saite brauchte das definitiv) und die Bünde (leicht rau) poliert. Am Ende noch 9er Saiten aufgezogen, die Kerben im Sattel mit Graphit behandelt und das war dann die erste Wartung meiner ersten Gitarre. :D

Den etwas wackeligen Schalter kann ich bestätigen, allerdings hat er bei mir wirklich nur leichtes Spiel. Die Potis sind okay, da wackelt nix und sie sind, genau wie die Mechaniken, leichtgängig. Das Schlagbrett ist in der Tat seltsam geformt und an der Rundung mit dem großen Radius fast schon eckig. Ich schätze aber, dass man das mit einem Stück Schleifpapier relativ einfach selbst beheben könnte.

Falls jemand noch Fragen haben sollte, welche ich als Noch-nicht-aber-bald-Gitarrenspieler beantworten kann, dann werde ich das tun. Werde morgen noch mal ein Foto von dem Lackschaden und dem Halstonabnehmer machen, so dass Interessierte sich selbst ein Bild machen können. Wenn jemand ein Foto von einem Detail o.ä. haben will, bitte Bescheid sagen.
 
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So, hier die versprochenen Bilder. Leider etwas unscharf, aber schärfer bekomme ich es nicht hin. Zuerst der kleine Lackschaden am Hals. Bekomme den leider nicht in den Fokus, aber die Größe kann man gut erkennen. An dieser Stelle ist der Klarlack abgeplatzt. Das zweite Bild zeigt den Halstonabnehmer. Man kann, denke ich, ganz gut sehen, dass er schräg eingebaut ist und zum Hals hin abfällt. Das dritte Bild soll einfach nur die Farbe zeigen.
 

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Also, das mit den schrägen PUs ist definitiv ein Bug. Habs bei mir verbessert, beim näxten Saitenwechsel wirds erledigt. Ist aber, manchmal mehr, manchmal weniger durchaus auch ein Problem teurerer Gitarren. HBs sind ein Füllhorn solcher Kleinigkeiten, daher war ich auch der Meinung, für Anfänger sind die Dinger. da halt immer was zu tun ist, weniger geeignet. Find es gut, das sich auch Anfänger damit auseinandersetzen. Das ist eine gute Gitte, Wenn du an der Gitte geleckt hast, und du findest was dabei, wirst du den Rest deines Lebens sowieso der Eierlegenden Wollmilchsau nachlaufen:evil:. Viel Spaß noch!
 
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Also, das mit den schrägen PUs ist definitiv ein Bug.

Schon klar, aber sollten die das bei HB nicht wissen? Ich meine, wenn sie jede Gitarre dieses Modells so ausliefern, dann kann man ja nicht mehr von einem Flüchtigkeitsfehler sprechen. Hast du das btw schon geändert? Falls ja: Kriegt man das alleine hin, wenn man keine zwei linken Hände hat?
 
Ich glaub, das die Rahmen ganz einfach Mist sind, von irgendwo übriggeblieben und montiert, Winkel ist am A. Ich werd mal nach Thomann telefonieren und mich erkundigen, wie sie das meinen. Vielleicht ist für Linkshänder, die tätige Hilfe eines Erfahrenen anzuraten. Das alte Saiten runter Saiten rauf Spiel ist eigentlich meine zweitliebste Beschäftigung:(.
 
So, ich will hier noch mal ein kurzes Update für alle Interessierten geben. Ich bin nach wie vor (seit rund 9 Monaten) sehr zufrieden mit der Gitarre. Bis auf die üblichen Wartungsarbeiten (ölen usw.) habe ich nix dran machen müssen und sie sieht auch noch aus wie am ersten Tag. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich sie auch recht sorgsam behandle. Wie sie sich bspw. im harten Bühneneinsatz machen würden, weiß ich nicht.

Wie gesagt, bin sehr zufrieden und richtig glücklich mit der Gitarre. :)
 
Ich habe meine ES 35 endlich, beinahe, da, wo ich sie, ausgenommen den lustigen Toggle, und den Volume Potis, brauche und will. Die schrägen PUs liegen an den lausigen Fräsungen, etwas an den Gewindeohren herumgeschliffen und schon gehts. Den Sattel durch einen Graphitsattel ersetzt, das originelle Pickguard einfach in einer Schublade verstaut.
Für Interessierte. Bei Erwerb Truss Rod kontrollieren, Bei meiner ES war die Mutter gerade mal locker auf den Stab geschraubt, was natürlich einiges an Halsbewegung und Verstimmung begünstigt. Das kommt auch bei anderen HBs öfters vor.
Ansonsten, wenn man bereit ist, sich auf einige Fummelei einzulassen, was ja nicht sein muss, kann ja auch gleich passen, bekommt hier eine gute Gitte.
 
Meine E35 habe ich vor Kurzem über eBay geschossen. Eigentlich wollte ich nur den mitangebotenen Koffer, die Gitarre sollte sofort wieder verkauft werden. Schon beim Auspacken war ich über die optisch sehr schöne Gitarre erstaunt, wie im Ursprungsbeitag beschrieben. Die Bespielbarkeit und der unverstärkte Klang waren ebenfalls sehr gut. Daher habe ich den Lötkolben angeworfen und meine Erssatzteilkiste durchstöbert. Die Pickups habe ich gegen einen Gibson-Burstbucker an der Bridge und einen SD Phat Cat (P90 im Humbuckerformat) am Hals ersetzt, die Mechaniken gegen Kluson Locking Tuner. Zum Schluss noch neue Saiten drauf.

Das Ergebnis ist eine richtig gut klingende, sehr gut bespielbare und toll aussehende Gitarre für sehr kleines Geld. Ich werde sie behalten.
 

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