Ich bekomme es einfach nicht gebacken

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ApeX
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Guten Abend Community,

seit Oktober habe ich ja nun schon Klavierunterricht und bin soweit auch sehr zufrieden mit meinem Lehrer.

Nur an der aktuellen Übung scheitere ich noch kläglich.

Ich soll das Stück "First Rendez-vous" aus dem Film "Good bye Lenin" spielen.

Hier mal das Original:

An und für sich ein schönes Stück, was ich gerne mal so spielen können will!

Das Ganze soll auf Zieltempo 160 gespielt werden, die rechte Hand davon triolisch.

Also für mich als Anfänger schon ein Brocken, aber bis heute war ich noch zuversichtlich, dass ich das packe.

Da ich das auf Anhieb nicht hinbekommen habe, hat mir mein Lehrer am Montag das "Alberti-Arpeggio" gezeigt bzw. genauer noch, die Art und Weise, wie man relativ mühelos so schnell spielen kann.
Laut meinem Lehrer sagte Alberti sinngemäß "...man solle die Hand so fallen lassen, das die Finger kurz nacheinander die zu spielenden Tasten treffen..." (sinngemäß zitiert)

Am Montag habe ich das auf seinem Korg M3 auf Anhieb hinbekommen, auf meinem Piaggero NPV 80 bekomme ich das aber so gar nicht mehr hin...

Ich bin irgendwann an einem Punkt angelangt, an dem 2 Finger gleichzeitig auf der Klaviatur lande, wenn ich einige Sekunden gespielt habe...als ob mein Kopf das nicht gebacken bekommt, stur 1-2-4 zu spielen (Ausrichtung nach oben)

Heute war ich dann so gefrustet, das ich meine Übungssession vorzeitig abgebrochen habe.

Kurzum: Habt ihr einen Tipp für mich? Verlange ich vllt. zu viel von mir?
Ich würde das Stück schon gerne bis in 1,5 Wochen (habe nur alle 2 Wochen Unterricht) vernünftig spielen können.

Vielen lieben Dank im Voraus! :)
 
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Hallo,

ich selbst nehme seit einigen Jahren Keyboardunterricht, wobei die Spielweise schon seit längerem - auf eigenen Wunsch - immer mehr in Richtung Klavier tendiert (also Begleitung mit Links, statt nur Akkorde mit Begleitautomatik zu greifen).

Aus vielerlei privaten und beruflichen Gründen kann ich auch nicht immer so intensiv üben, wie ich das möchte. Auch muss ich meinen wöchentlichen Unterricht aus den gleichen Gründen hin und wieder mal absagen (was für meinen Lehrer kein Problem ist, da er monatlich pauschal bezahlt wird).

Klar könnte ich bezüglich meines Könnens schon weiter sein, als ich es aktuell bin, wenn o.g. nicht wäre. Aber, who cares..?

Wichtig ist mir dabei (und da komme nun auf Deine Anfrage): Alles locker und ohne sich selbst unter Druck zu setzen. Das ist auch die Philosophie meines Lehrers.

Und auch sehr wichtig: Neue Stücke langsam üben, langsamer und noch langsamer...
Das Tempo ist zu Anfang unwichtig, solange Du fehlerfrei spielst. Schwierige Passagen gesondert üben und immer wiederholen, bis sie sitzen. Aber langsam, langsam, langsam...;)

Auch ich verfalle mal in schnelleres Tempo, gerade bei leichteren Passagen, muss mich dann auch immer wieder mal bremsen...:rolleyes:

Und: Geduldig sein, immer wieder ran, irgendwann läuft es...:)

Gruß

Michael
 
Ja, an deinen Ausführungen ist schon was dran.

Fakt ist aber, das ich nicht weiß, ob ich in einem Jahr (nach meiner Ausbildung) noch Arbeit und somit Geld haben werde, mir diesen "Luxus" zu leisten.

Deswegen schau ich schon, das ich mir selbst ein klein wenig Druck mache, da ich eben nicht in einem Jahr mit dem Unterricht aufhören will und sagen muss "Mhh, irgendwie hab ich nix gelernt bis hierhin". Sprich, ich arbeite daran, möglichst viel für mein Geld zu bekommen.

Absagen musste ich den Unterricht bisher nur selten, da erfreulicherweise seitens meines Arbeitgebers darauf Rücksicht genommen wird...aber eben nur noch bis Mitte nächsten Jahres, denn eine Übernahme nach der Ausbildung ist ungewiss.

Ich denke, dass das einfach der Frust ist, der noch zum Lernen dazu gehört. Ich kenne es ja schon vom Bass.

Trotzdem bin ich für hilfreiche Tipps von den Profis dankbar! :)
 
Generell solltest Du - insbesondere auch beim Üben - versuchen, den Kopf freizubekommen.

Sicherlich macht man sich auch mal Sorgen um die Zukunft, Du solltest aber dies nicht zu Deiner allgemeinen Lebenseinstellung machen. Auch solltest Du mehr an Dich glauben (hatte auch Deine anderen Beiträge gelesen), immer sagen: "Ich schaffe das", auch (und insbesondere) wenn es mal nicht so läuft.

Viele Probleme lösen sich manchmal im Laufe der Zeit von selbst und man ärgert sich hinterher, dass man sich dann ganz unnötig eine dicke Birne gemacht hat (ich spreche da ganz aus Erfahrung)...

So, nun aber genug OT (sorry Mods)... :rolleyes:

Gruß

Michael
 
Ja, da hast du Recht. Im Moment fällt es mir schwer, den Kopf frei zu bekommen...

Irgendwie muss ich da dran arbeiten, denn ich sehe das als einen Wink des Lebens, das ich das nun so durchziehen kann und mich auf diese Weise musikalisch bilden kann... etwas, das mein Leben ein klein wenig in eine neue Richtung lenkt.

Ich werde das wohl einfach noch einmal langsamer angehen, obwohl mein Lehrer sagt, das es zwar OK ist, wenn man langsam anfängt, aber sich dann, wenn es in langsamem Tempo sitzt, direkt relativ nahe ans Zieltempo heranwagen soll. Also in meinem Fall z.B. 70 BPM-140BPM-160BPM
 
Ich fange immer so langsam an, dass ich die Töne fehlerfrei aneinander gereiht bekomme. Grundsätzlich erstmal immer links und rechts getrennt, auch wenn es recht easy auf dem Blatt aussieht.
Wenn das sitzt und die Rhythmik dazu stimmt, steigere ich langsam das Tempo - das fehlerfreie Spiel sollte hier im Vordergrund stehen - bis ich am Zieltempo angekommen bin. Erst danach gerne noch paar bpm "überdrehen". Denn: was man schnell fehlerfrei spielen kann, klappt dann langsamer immer noch. Erst wenn das für jede Hand funktioniert, fange ich mit dem Zusammenspiel an. Gleiche Vorgehensweise wie oben. Am Ende dann noch nachwürzen und die Artikulation verfeinern.

Natürlich wirst Du feststellen, dass es zwischendurch immer mal Passagen gibt, die deutlich schwieriger sind, als der Rest des Stückes. Diese sind dann getrennt und öfters nach obigem Schema zu üben. Dabei nicht nur genau die schwierige Stelle nehmen, sondern immer die ganze Passage, die hier musikalisch zusammenhängt. Mindestens aber den Takt davor und danach.

Dies ist im Groben, wie ich vorgehe. Abweichungen z.B. könnten sein, wenn ein Stück eine gewisse Technik oder Finesse voraussetzt. Dann macht es Sinn, diese vorab in einer oder mehreren gezielten Etüden zu erlangen.

Sich selbst unter Zeitdruck zu setzen bringt gar nichts. Hat ein Stück zu viele dieser Stolpersteine, ist es womöglich noch etwas zu kompliziert für die Spielstufe. Dann hilft nur zu einem späteren Zeitpunkt das Stück lernen, es zu vereinfachen oder durchquälen. Letzteres ist aber nicht so toll, weil man die Zeit besser nutzen kann und auch weniger Frust aufbaut. Es soll ja nach wie vor auch Spass machen.
 
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Zu dem Stück habe ich zwei Anmerkungen:

Erstens, das Tempo liegt nicht bei 160 bpm, sondern etwa bei der Hälfte. Es steht im 4/4tel-Takt und die Viertel laufen auf 80 bpm. Ich vermute, Du zählst links die Achtel und kommst so auf 160 bpm. Richtig ist es aber, sich bei einem 4/4tel-Takt an eben den Vierteln zu orientieren - also 80 bpm.

Zweitens halte ich dieses Stück deutlich zu schwierig bei nur einem dreiviertel Jahr Klavierunterricht. Die technischen Anforderungen sind für einen Anfänger viel zu hoch falls es um genau dieses oben verlinkte Arrangement geht.

CW
 
Grund: RS
Zuletzt bearbeitet:
Jap, bin ziemlich sicher, das es sich um das oben verlinkte Arrangement handelt.

Gestern ist es mir ja schon flüssiger gelungen. Mein Lehrer würde mir auch nicht den Kopf abreissen, wenn es nun so gar nicht funktioniert. Ich würde es aber gerne spielen können, da ich denke, dass das quasi einen weiteren kleinen "Meilenstein" in meiner Klavierkarriere darstellt.
 
Am Montag habe ich das auf seinem Korg M3 auf Anhieb hinbekommen, auf meinem Piaggero NPV 80 bekomme ich das aber so gar nicht mehr hin...
Ich habe auch ein Korg und ein Yamaha. ( PA 500 internation und psr-800) und ich komme mit der Yamaha Tastatur auch nur sehr schwer zurecht, da sie viel labberiger ist und ich die Dynamiken nur schwer kontrolliert bekomme beim Yamaha ( könnte hier natürlich auch am Altersunterschied liegen)

Ich bin irgendwann an einem Punkt angelangt, an dem 2 Finger gleichzeitig auf der Klaviatur lande, wenn ich einige Sekunden gespielt habe...als ob mein Kopf das nicht gebacken bekommt, stur 1-2-4 zu spielen (Ausrichtung nach oben)
ganz langsam Finger für Finger und dann langsam das Tempo steigern. Also erst mit der Geschwindigkeit, wo man es fließend spielen kann notfalls bei 40bpm ( was oft extrem schwer ist) und immer nach 3 hintereinanderfolgenden fehlerfreien Durchgängen um ein paar BPM erhöhen, nicht mehr als max. 5 bpm höher. So merkt man fast nicht, dass man schneller wird. Wenn man sich zeit lässt, kommt man schneller ans Ziel ;) Denn auch wenn man es 50 mal halbrichtig geübt hat, übt man ja nur, wie es halbrichtig geht. Und hat noch nicht ein Durchgang den man als "Geübt" bezeichnen darf gemacht.

Heute war ich dann so gefrustet, das ich meine Übungssession vorzeitig abgebrochen habe.
Meine Schüler dürfen nicht bei Misserfolgen aufhören, dass macht ein schlechtes Gefühl und wenn man Pech hat, speichert der Kopf die Fehler ab, die man als letztes gemacht hat. Dann, wenn du keine Lust mehr hast, nochmal das Tempo so drosseln und in Zeitlupe 3 saubere Durchgänge. - So meine Empfehlung.

Ich würde das Stück schon gerne bis in 1,5 Wochen (habe nur alle 2 Wochen Unterricht) vernünftig spielen können.
Warum? Ich unterscheide im Unterricht Spielstücke und Lehrstücke. Spielstücke sind im bequemen Bereich des Schüler und sorgen für Spaß, das Gefühl, dass man auch was kann, also Selbstbewusstsein und Abwechslung. Lehrstücke hingegen bringen den Schüler weiter und da ist es normal, dass sie einige Monate dran sitzen. Danach gibt es meist einen großen Leistungssprung. Solche Stücke gibt es 2-3 im Jahr, je nachdem wie Belastungsresistent der Schüler ist. Dieses scheint ja ein echtes Lehrstück zu sein und dich ggf. auch erstmal im Kopf dahin bringen, gelassener und ruhiger die Musik anzubringen.

Fakt ist aber, das ich nicht weiß, ob ich in einem Jahr (nach meiner Ausbildung) noch Arbeit und somit Geld haben werde, mir diesen "Luxus" zu leisten.
Gerade dann, würde ich an deiner Stelle nicht das Augenmerk darauf legen, wie viele Stücke du spielen kannst, sondern, wieviele Techniken du beherrscht. Denn wenn die Techniken sitzen, kannst du dir Noten oder Youtube schnappen und allein weitermachen, bis du wieder einen Job hast. Dann kannst du ja getrost mit dem Unterricht weiter machen. Ausgelernt bist du eh nie. Ich spiele nun seit 32 Jahren und ich bin im ständigen Lernprozess. Lehrstücke dauert mittlerweile aber auch gern mal ein paar Jahre. Denn irgendwann kommt es auf die Perfektion und Interpretation an. Da ist man dann nicht mehr zufrieden, sobald man es auswenig Note für Note reproduzierenn kann.

Wenn du das Gefühl hast, dass dir die Zeit mit deinem Lehrer im Nacken sitzt, dann frag in doch, ob ihr nicht hauptsächtlich Techniktraining machen könnt, denn alles andere schafft man notfalls auch allein.

Ich wünsch dir viel Erfolg und vergess nicht, zwischendurch auch Spaß mit dem Instrument zu haben, denn dafür ist sie ja da ;)
 
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Ja, ich weiß, das ich nie auslernen werde, aber ich will halt bei meinem jetzigen Lehrer so gut es geht eine Grundlage legen und die ist eben nach nem halben bis dreiviertel Jahr noch nicht vorhanden.

Ich habe ihm nun mal per Mail meinen Frust mitgeteilt. Ich denke, wir werden uns das Stück am Montag nochmal vornehmen. In der letzten Stunde sagte er mir auch noch, das er sich ja als Lehrer anpassen müsse, wenn die Schüler eben nicht so schnell voran kommt.
 
im Moment fokussierst du dich auf 1 Aspekt (Zeitgewinn), aber vergisst den Blick für's Ganze
je sorgfältiger (und mental lässiger) du die Grundlagen legst, desto schneller klappt es später
die Zeit, die du jetzt mehr investierst, holst du dann locker auf
wenn das Fundament stimmt
hetzt du aber von Hürde zu Hürde, bleibt das Lerntempo im Endeffekt ziehmlich konstant
und es hat den schon angesprochenen Frustfaktor

ich habe zB nie technisch anspruchsvolle Sachen als Ziel gehabt, sondern wollte nur was 'solides'
das habe ich aber so gründlich umgesetzt, dass ich die meisten Sachen im Dunkeln spielen kann
während eine neue Nummer anfangs mindestens 3 Tage brauchte um einigermassen zu sitzen, kann ich sie heute am 2. Tag locker aus dem Ärmel schütteln und sogar variieren
gleichzeitig merke ich auch, dass sich die technischen Fähigkeiten ganz von selbst verbessert haben
ohne dass ich's drauf angelegt hätte
stell dir das Glas lieber halb voll vor, als halb leer - positives Denken kann Berge versetzen ;)

cheers, Tom
 
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Gut, da hast du Recht.

Mein Lehrer hat mir auch heute nochmal das Programm quasi erklärt:

"es geht mir bis Song 10 auch nur um den Griffzettel!!! Alles andere wäre bereits das i-Tüpfelchen! Wir machen nach dem 10. Song nämlich noch mal eine Wiederholung und dann kannst Du Dir 3 Songs aussuchen, die Du gut vorspielen können möchtest. In der Regel haben die Schüler nach den 10 Songs genügend Spielpraxis gewonnen, sodass es dann alles fehlerfrei klappt. Vorher schon so einen Ehrgeiz zu entwickeln, macht keinen Sinn.

Die Songs sind sehr sehr schwer und es wäre für Klavier sehr unüblich nach so kurzer Zeit schon so ein Können entwickelt zu haben. Es ist nun mal das 2. schwerste Instrument der Musik. Man braucht dafür ordentlich Geduld. Bei den Semiprofis haben wir immer noch eine durchschnittliche Ausbildungsdauer von 10 Jahren.

Mein Programm ist daher mit 5 Jahren Profiniveau sehr ambitioniert. Dennoch hat es der Rekordhalter in 3 Jahren geschafft. Der ist aber nicht repräsentativ. Wie heißt es so schön: Ausnahmen bestätigen die Regel! ;-)

Wir sollten also nächste Stunde einfach den nächsten Song anfangen! :)"


Und daraufhin noch eine Antwort von ihm:

"In einem Jahr wirst Du in dem bisherigen Tempo bestimmt auch bei Song 10 angekommen sein. Das ist der erste große Meilenstein und sollte in etwa dem entsprechen, was Du mir anfangs in der Probestunde als Ziel genannt hattest. Nur sehr wenige kommen überhaupt soweit oder zumindest nicht in dem Tempo. 90% der Youtube-Spieler bewegen sich ungefähr auf dem Niveau von dem 5. Song, den wir machen werden.

Daher gibt es hier für Song 10 auch die bronzene Schallplatte überreicht.

Die Fortschrittsstatistik liegt übrigens bei mir im Unterrichtsraum aus und ist deutschlandweit repräsentativ. Gerne kannst Du da auch mal einen Blick reinwerfen. Eine Unterhaltung mit XX auf dem Konzert könnte auch sehr inspirierend sein.

Der ist von den Anfängern derzeit der schnellste Schüler und macht mit seinen Lösungen zu den kreativen Aufgaben mittlerweile schon die Quereinsteiger neidisch. Die Quereinsteiger haben alle bereits mindestens eine 10 jährige klassische Ausbildung hinter sich. Früher gab es ja nichts anderes."
 

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