Der allzu leichte Griff zur "0-2-2"

Strato Incendus
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Bei den Bands, die ich so höre, kann man meistens ganz gut nach der Devise verfahren "Sag mir, in welcher Tonart 2-3 ihrer Lieder sind, und ich sag dir, wie sie stimmen". Freedom Call - Halbton runter; Amorphis - Ganzton runter; Nocturnal Rites - 7-Saiter Halbton runter usw.

Was jedoch fast genauso verlässlich funktioniert ist "Sag mir, wie die stimmen, und ich sage dir, in welcher Tonart sie spielen!" :D Am stärksten habe ich das bei Before the Dawn erlebt, da kriegt man bereits nach einigen Liedern egal welches Albums einen regelrechten "C-Moll-Schock". Bei Powerwolf beobachte ich nun das Gleiche mit Cis-Moll. Und natürlich spielen auch Freedom Call mit ihren Halbton runter gerne jede Menge Zeug in Eb-Moll und Amorphis mit dem Ganzton runter andauernd in D-Moll.

Nocturnal Rites fallen da aus dem Rahmen, die Anzahl der in Bb-Moll gehaltenen Lieder hält sich in Grenzen, tatsächlich wird doch vieles in C-Moll gespielt. Vielleicht einfach, weil es eine gängigere Tonart für Metal ist, doch da sie wie gesagt einen Halbton runter gestimmte 7-Saiter spielen, wäre der "Standardakkord" hier 2-4-4 - und nicht die von jedem Gitarristen viel zu oft bemühten "0-2-2" bzw. bei Drop Tunings "0-0-0".

Generell habe ich aber das Gefühl, dass im Falle eines Drop Tunings, also wo die tiefste Saite einen Quintabstand zur nächsthöheren hat, die Tendenz zur "Tonarten-Monokultur" :D noch etwas stärker ist als bei einer normalen Quartstimmung. Einfach, weil durch diese Verhältnisänderung die tiefste Leersaite so einen Sonderstatus erhält. Einen 3-3-3-Akkord auf einer gedroppten Saite als Grundakkord eines Liedes zu nehmen fühlt sich zumindest für mich irgendwie seltsam an :) , bei 3-5-5 hingegen ist das nicht der Fall.

Passend dazu wird bei den "Gleichstimmern" Freedom Call und Amorphis noch recht viel moduliert (=Tonartwechsel gemacht), da werden auch gerne mal freiwillig die berüchtigten 5-7-7-Akkorde auf der A-Saite gespielt, die ja stets zu denen gehören, die den wenigsten Bassdruck haben (C#m bei Halbton runter, Cm bei Ganzton runter).

Bei den "Droppern" hingegen besteht gefühlt 80% der Songs aus genau besagter Leersaiten-Tonart. Womöglich ist sogar oben erwähnte Beobachtung, dass Cm im Metal üblicher zu sein scheint als Hm oder Bbm, genau der zweifellos hohen Anzahl an Drop-C-Spielern geschuldet :) . 7-Saiter oder komplett Bariton-gestimmte Gitarren sehe ich generell einfach weitaus seltener.

Inwiefern habt ihr das erlebt, wenn ihr Sachen schreibt? Hängt vermutlich auch davon ab, ob man sich seine Songs an der Gitarre überlegt oder noch ein anderes Instrument spielt (beispielsweise Klavier). Dann wiederum überlege ich mir vieles auch "am Notationsprogramm", unabhängig davon, welches Instrument aufgrund seiner Stimmung jetzt gerne welche Tonart am liebsten hätte.

Deshalb habe ich persönlich vermutlich mehr Songs in Fm und Bbm als in Hm oder Em, obwohl ich für meine eigenen Sachen einen normalgestimmten 7-Saiter verwende :D .

(Falls das nach Meinung der Mods eher in ein Kompositionsforum gehört, bitte verschieben, aber es scheint mir schon speziell ein gitarrenbezogenes Problem zu sein ;D ).
 
Eigenschaft
 
Ich vermute sehr, dass die verwendeten Tonarten der besagten Bands nicht auf die jeweilige Stimmung der Gitarren zurückzuführen sind, sondern auf den Stimmumfang des Vokalisten. Falls ein Song ausserhalb der stimmlichen Wohlfühloase der Sängerin/des Sängers liegt, dann ist das Potenzial für einen Welthit doch eher klein.

Da in der Regel der Gesang nicht bei jedem Song wechselt, werden die Bands auch nicht auf Teufel komm raus mit allen möglichen Tonarten experimentieren.
 
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Ich vermute sehr, dass die verwendeten Tonarten der besagten Bands nicht auf die jeweilige Stimmung der Gitarren zurückzuführen sind, sondern auf den Stimmumfang des Vokalisten.

Naja, bei Before the Dawn wird hauptsächlich gescreamed... :D

Natürlich hat jeder Sänger seinen Wohlfühlbereich, aber der ist selten an eine einzige Tonart gekoppelt, wie ich es aus eigener Erfahrung gemerkt habe. Wenn ich bequem in der Vollstimme bis fis' singen kann (was meiner Erfahrung nach so ein typischer Schwellenton für viele Männer ist), dann kann ich damit in F#m oder Hm oder G#m oder E#m oder auch C#m singen... kommt halt ganz auf den Melodieverlauf an ;) .

Unter der Bedingung, dass ich in jedem Song meinen Umfang optimal ausschöpfen will, ist es mMn sogar unerlässlich, in verschiedenen Tonarten zu spielen, damit eben nicht alle Songs gleich klingen. Anderenfalls wird es nicht nur ständig auf dieselbe Tonart herauslaufen, sondern zusätzlich auch noch auf sehr ähnliche Melodien, wenn ich bspw. einen Halbton runter stimme, größtenteils in Eb-Moll spiele und besagtes fis' (bzw. in dem Fall ges' ;) ) immer mein höchster Ton ist.
 
Bei den "Droppern" hingegen besteht gefühlt 80% der Songs aus genau besagter Leersaiten-Tonart.

Das hat m.E. seltenst kompositorische Gründe sondern soundmäßige. Auslöser des Tieferstimmens war/ist der andere, dunklere, düstere Sound. Wer einen Drop-C-Sound hören will, legt das Stück halt in C an. Man stimmt ja nicht elend weit runter, um anschließend eine Tonart zu wählen, wo die tiefste Saite z.B. die b6 der Tonart darstellt. Man will halt den tiefen Grundton.
 
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Naja, das hast du ja bei Siebensaitern genauso. Nach der Logik würde man auch sagen "Man legt sich keinen Siebensaiter zu, um dann mit dem Akkord zu arbeiten, der genau einen Halbton zu tief ist, um tief gespielt zu werden (in dem Fall Bb)". Und wer einen Siebensaiter-Sound haben will, legt das Stück halt in H an.

Oder aber man spielt auf seiner Drop-C-Gitarre mal was in D-Moll. Dann kann man super leicht die typischen Molltonika-Dominantparallelen-Wechsel machen (Dm C Dm), und ein D ist immer noch tiefer als es im Standardtuning möglich ist, klingt also auch "düsterer".

Beides höre ich allerdings eher selten. ;) Wie gesagt, Nocturnal Rites haben jede Menge Zeug in Cm, Ebm und G#m, aber nur vereinzelte Stücke, die auf dem Grundton der für sie tiefsten Saite (Bb) aufbauen.

Falls wir hingegen vom Sound einer bestimmten Tonart reden: Kannst du bei einem offen angeschlagenen tiefen C-Powerchord erkennen, ob er von einer Drop-C-Klampfe oder einem Siebensaiter stammt? ;) Unterschiede in der Saitendicke hört man ja ein Stück weit... aber ich würde es wenn überhaupt nur am Aufbau der Riffs erkennen, die daraus gebastelt werden. Wenn da oft ein tiefes C als Pedalton drin vorkommt, liegt der Verdacht nahe, dass das mit einer Leersaite gemacht wird.

Das sind dann die Stücke, die sich am schwierigsten von einer Drop-Gitarre auf einen Siebensaiter übertragen lassen. In dem Fall verstärkt das aber nur die "selbstlimitierende" Natur des Drop-Tunings - weil man für all diese Pedalton-Geschichten dann an diese eine Tonart gebunden ist. Mal eben transponieren, wenn dem Sänger was einen Halbton zu hoch oder zu tief ist, geht dann nicht - zumindest nicht, ohne die gesamte Gitarre umzustimmen.

Siebensaiter-Spieler sind meinem Eindruck nach da weniger festgelegt. Selbst Sirenia, von denen ich noch am häufigsten tiefe Hs gehört habe, schieben dann zwischendurch immer noch bspw. einen E-Moll-Part ein. Würde ich das auf einer Gitarre machen wollen, die auf Drop H gestimmt ist, müsste ich 5-5-5 greifen, was sich irgendwie reichlich seltsam anfühlt.
 
Naja, das hast du ja bei Siebensaitern genauso. Nach der Logik würde man auch sagen "Man legt sich keinen Siebensaiter zu, um dann mit dem Akkord zu arbeiten, der genau einen Halbton zu tief ist, um tief gespielt zu werden (in dem Fall Bb)". Und wer einen Siebensaiter-Sound haben will, legt das Stück halt in H an.

Das sind zwei Paar Schuhe. Der 7-Saiter belässt die Gitarre in der üblichen Stimmung (E oder Eb - und damit ein seinem gehörmäßig gewohntem Soundspektrum von der tiefen E bis bis in den höchsten Bund), und gibt die Möglichkeit dazu, einige Töne nach unten zu erweitern. Das komplette Runterstimmen verändert indes das Frequenzspektrum und damit den Klangcharakter der Gitarre erheblich.
 
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Okay, vielen Dank für die Info, das war mir neu! :)

Dann müssten wir in dem Fall wohl Drop-C-Stimmer mit C bis c-Stimmern vergleichen, also solchen, die die ganze Gitarre zwei Ganztöne runterstimmen. Spontan fielen mir für letztere nur Alestorm ein.

Ich bin gerade nochmal schnell die Songs vom Album "Back through Time" durchgegangen, und meinem Empfinden nach ist da sogar fast jeder Song in einer anderen Tonart... :rolleyes:

Der Gesamtsound der Gitarre mag durch das Runterstimmen düsterer werden, das wäre dann aber offenbar auf die Änderung des Frequenzspektrums zurückzuführen und nicht auf eine bestimmte Leersaiten-Tonart.
 
Ich droppe gern, heißt aber auch das ich mich im Regelfall immer zur gedroppten Saite (was ein Wort :D) bewege. Eine Art Wohlfühlzone aus der ich ungern ausbreche. Bin halt nen simpler Typ :)
 
In meiner Band haben benutzen wir E oder meistens Drop D Tuning, und dass verleitet schon sehr dazu Sachen in Dm zu schreiben. Dm hat man meistens schon sehr verinnerlicht, also passiert es beim rumprobieren einfach oft, dass man in die Tonart rutscht.
Es ist aber auch dem geschuldet, dass man gemutete "Rythmus Noten" (die zwischen die Melodie eingestreut werden) gern so tief wie möglich spielt, damit es mehr drückt. Und diese Note dann als Tonika zu nehmen macht prinzipiell ja auch Sinn.
Die offene Saite ist auch oft am komfortabelsten, wenn man sich so seine Riffs zusammenbaut.
Wir haben z.B. auch was in Gm, aber das ist eben stressiger für die Greifhand. Man könnte ja auch eine andere Tonart nehmen und trotzdem für Rythmusnoten die offene tiefste Saite nehmen, aber das liegt einfach nicht ganz so nahe - ist dafür halt mal ne Abwechslung. Mir persönlich gefällt mit Drop D Tuning auch Hm als Tonart gut, oder Em. Obwohl wir uns bemühen, nicht immer nur auf dem Dm rumzureiten passiert es doch häufig, dass man da reinrutscht. Komfortable Alternativen wären aber auch Gm oder Am, da man die ja auch mit offener Saite spielen kann.
 

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