Klangfarbe eines Akkordeons

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Hallo liebe Akkordeonfreunde,

heute gibt's mal keine Musik von mir, sondern eine Frage, bei der ich mich irgendwie ständig im Kreis drehe: Welche Faktoren haben denn nun den größten Einfluss auf den Klangcharakter/Klangfarbe (nicht Klangstärke!) eines Akkordeons?
Es wurden ja hier im Forum schon immer mal wieder diverse Punkte angesprochen, allerdings waren sie für mich persönlich nicht ganz so aufschlussreich, da bei einigen Dingen immer noch am Ende das Wörtchen "Warum?" stehen blieb. Das betrifft z. B. die Aussage, dass das verwendete Material (Holz, Plastik, Metall etc.) wohl keinen Einfluss auf die Klangfarbe haben soll, aber gilt denn nicht auch bei der Stimmzunge das Gesetz der Schallreflexion? In Gotthard Richter's Handbuch für Musiker und Instrumentenbauer wird zum Großteil immer wieder "nur" auf die Qualität der Stimmplatten hingewiesen, doch wie kommt es dann, dass selbst Spitzeninstrumente verschiedener (italienischer) Hersteller wie z. B. Pigini Sirius/Nova, Bugari Prime, Scandalli Extreme etc. so gewaltige Klangunterschiede aufweisen? Im direkten Vergleich einiger solcher Modelle fielen mir nur Unterschiede bei der Lackierung/Nicht-Lackierung und dem verwendeten Holz auf; zum Teil wurden auch andere Ventile eingesetzt. Doch was entscheidet nun wirklich darüber, ob der Klang warm/weich oder hart/metallisch klingt?

Vele Grüße und Frohe Ostern!
Kevin
 
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Ich weiß keine Antwort aber die Frage ist schön.
;)
 
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Die Mischung aus allem macht es.

Angefangen bei den verwendeten Stimmplatten, im Baß vor allem die Zusammensetzung der Chöre.
Dann natürlich, wie der Schwebeton gestimmt ist.
Alles, was auf dem direkten Weg zum Ohr im Weg ist. Bildet es ein direktes Hindernis, beeinflusst es den Klang stärker als wenn es indirekt ist. Das Cassotto an sich ist ein direktes Hindernis. So haben wir heute einen Test mit furniertem und rein metallischem Cassottoschacht gemacht. Die Obertöne werden dadurch noch etwas abgerundet. Jedoch würde man noch mehr erreichen, wenn man die Dimensionen des Schachtes verändern würde. Das Furnier wirkt also nur indirekt.
Da der Schall durch den Balg nur 20 % am Klang ausmacht, kann man nun abschätzen, wie wenig es bringt, den Balginnenraum aufwendig zu gestalten. Jedoch macht die Größe des Balgraumes klanglich etwas aus.

Verlängerte Klangwege wie der Umlenkstock tragen auch zu einem anderen Klangerlebnis bei.

Grüße vom Ippenstein
 
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Stellt eine raue Oberfläche auch eine Art Hindernis dar?
 
Nur indirekt, eben eher in der Reflexion auswirkend. Dagegen sorgt eine geschlossene Baßplatte für ein gewaltiges Hindernis.

Ebenso kommt der Raum unter dem Diskantverdeck stärker zur Geltung, je geschlossener der Raum wird. Siehe dazu das tonlagenabhängige Schallverdeck.
 
Spielt die Oberfläche im Bereich der Stimmstöcke ebenfalls eine Rolle oder strahlt der Klang fast ausschließlich in die Kanzellen bzw. dem Verdeck ab?
 
Die Oberfläche der Stimmstöcke ist irrelevant. Die Kanzellenoberfläche kann minimal etwas zum Klang beitragen. Ich habe da aber selbst noch keine Vergleiche gehabt.

20 % des Klangs kommen über den Balg zu unserem Ohr, 80 % über die Tonlöcher, Verdeck etc.
 
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Welche Faktoren haben denn nun den größten Einfluss auf den Klangcharakter/Klangfarbe (nicht Klangstärke!) eines Akkordeons?

Das sind Fragen, die kann im Moment glaube ich niemand wirklich genau und exakt beantworten - denn dann wäre derjenige in der lage jede beliebige Klangvariante am Akkordeon zu erzeugen...zumindest ich habe denjenigen noch nocht getroffen.

Aber vieles kann man zumindest grundsätzlich mal erklären. Dazu macht es Sinn, wenn man sich die Ganze Sache in verschiedenen Stufen vorstellt: Erst mal ganz Grob und dann immer feiner.

Zunächst erzeugt jedes Akkordeon , so wie es aufgebaut ist einen typischen Akkordeonklang. Einfach weil Stimmztungen auf Platten montierrt sind, die wiederum auf Stimmstöcken sitzen und nach außen hin über Klappen angesteuert werden und mit einem Balg reguliert werden. Ein Akkordeon klingt also erstmal immer nach Akkordeon und kann so schon mal per se von einer Pauke unterschieden werden.

Im Großen und Ganzen ist das materialunabhängig. Ein Akkordeon kann immer als Akkordeon erkannt werden, auch wenn die Stimmzungen aus Messing, die Stimmstöcke aus Kunststoff und viele oder wenig Chöre eingebaut sind. Auch mit oder ohne Cassotto wird man das als Akkordeon erkennen. Auch das Gehäusematerial macht da keinen Unterschied (im Groben)

Sieht man sich die Stimmplatten an, so gibt es unterschiedliche Bauformen, Plattendicken, Zungebreiten und Zungenformen. Generell machen die alle das gleiche. Im Feinen betrachtet gibt es aber schon einen Unterschied.

Eine dicke Stimmplatte "zieht" die Zunge weiter durch bevor di eunten durchschlägt und der Saugeffekt abbricht - ergibt eine Stimmplatte die auch viel Kangkraft mitbringt.
Die Zungen können vorne fast parallel ausgeführt sein und fast die glecihe Breite aufweisen, wie im Zungenfuß. Dadurch erzeugen die schon mit kleinen Schwingungen im Bereich der Spitze eine größere Luftbeeinflussung - was sich auf die Klangkraft auswirkt und mit wie viel Druck man wie fein spielen kann. Da kann man schon wählen - schmale Zungenspitze zarter Anfang, aber halt weniger Beeinflussung im lauteren Bereich, oder alternativ breite Zunge mit mehr Luftbeeinflussung auch wenns lauter wird, aber halt im Feinbereich schwieriger zu handhaben.

Hier kann man aber nicht pauschal sagen, was besser oder schlechter ist, denn das kommt immer auf das Gesamtkonzept an.

Die Stimmplatten haben Ventile.

Aus Leder oder aus Kunststoff. Leder ist schwerer und dicker als Kunststoff und reagiert von daher schon mal etwas träger, da eben mehr Masse in Bewegung gesetzt werden muss. Bei Kunststoffventilen hat der Ton also die Chance schneller voll in Ganz zu kommen... sofern die Stimmzunge überhaupt schneller anspricht als das Ventil... in aller Regel ist jedoch die Stimmzunge langsamer als das Ventil und er Effekt ist nur ein theoritischer.

Man kann das Ventil kann knapp aufkleben oder weiter auf den Plattenspalt. Je freier der Plattenspalt ist desto freier kann die Luft der Stimmplatte durch und desto weniger beeinflusst das Ventil die Sache. Je weiter vor man das Ventil klebt desto stärker wird der Luftstrom gedrosselt und desto nasaler klingt das Ganze. Es gibt einen Bereich, bis zu dem man die Ventile auf den Plattenspalt klebt, wo man den Klang noch nicht als nasal oder dumpf, sondern als angenehm warm und weich empindet. Moit Kunststoffventielen kann man bauartbedingt hier über einen größerern Bereich den Effekt variieren. Lederventile müssen zwangsweise etwas weiter auf den Plattenspalt geklebt werden, als Kunststoffventile .

Jedoch ist die Klangwirkung bei Lederventilen damit schon in dem Bereich, den man als warm und weich empfindet - weshalb dieser Klangeffekt gerne den Lederventilen zugeschrieben wird...ist aber nur eine Frage, wie man die aufklebt.

Ein Akkordeon funktioniert auch ohne Ventile und es wird als Akkordeon erkannt egal ob mit oder ohne Ventile - aber im Feinen kann man da minimal was variieren, je nach dem wie die Ventile aufgebracht werden.

Die Stimmplatten sind auf Stimmstöcke montiert deren einzelne Töne durch Kammern die Kanzellen getrennt sind. Somit hat jede Stimmplatte ihren eigenen Luftkanal nach draußen. Und der ist idealerweise so groß, dass er keinerlei Drosseleffekte auf den Luftstrom hat... so ein großes Akkordeon will aber niemand haben...

Also sind die Kanzellen in ihrer Größe begrenzt und so klein gemacht, dass sie noch möglichst wenig drosseln. Wichtig ist, dass möglichst viel Luft ungehindert strömen kann. Den Effekt erreicht jede Kanzelle aus jedem Material .

Ein Teil des Luftschalls wird gelangt jedoch an die Kanzellenwand. Und je nach dem wie die OPberfläche ist, wird das entweder absorbiert und ist weg oder wird reflektiert und mischt sich wieder mit dem restlichen Luftstrom.

Und was dabei rauskommt hängt dann schon von der Oberfläche ab - ist die rauh und unstrukturiert, wird wenig und ungerichtet reflektiert. Die Gesamtmischung wird dadurch etwas undefiniert und "weich".

Das Gegenteil hat man mit komplett (spiegel)glatten Oberflächen da wird sehr viel gerichtet reflektiert und ergibt damit auch einen präziseren "härteren" Efffekt. Von daher macht es also schon was aus, ob die Oberfläche poliert und ohne Poren oder lackiert ist, oder sägerauh und roh.

Das Material mit welchem diese Oberfläche erzeugt wird ist jedoch wiederum egal - nur die Oberflächenstruktur an sich ist relevant.

Jetzt haben wir erst drei Komponenten angeschaut und schon hier ergibt sich eine große Bandbreite wie man im Detail was ändern kann.

Und so kann man jede Komponente anschauen, mit der der Schall in Berührung kommt und schauen, was sich da im Gesamten im Allgemeinen und im Detail tut... und kann sich vorstellen, wieviele Faktoren das ergibt, an denen man ein kleines bisschen am Klang variieren kann.

Das kann man nun komplett durch das komplette Akkprdeon durchexerzieren, wenn man will. Aber aus all diesen Details ergibt sich dann der Unterschied zwischen den verschiedenen Marken und Akkordeontypen.

Auf jeden Fall ergibt das eine so große Vielzahl an Variationsmöglichkeiten, dass man das nicht mehr wirklich vorherberechnen kann - da ist viel ausprobieren dabei, was in welcher Kombination dem gewünschten Ergebniss nahe kommt. Und weil jeder Hersteller ein paar ihm typische Fertigungseigenheiten hat, kann sich so etwas wie ein "herstellertypischer" Klang ergeben, der im einen Instrument deutlicher im anderen schwächer hervortritt ... oder auch gar nicht, weil man eine ganz andere Bauform gewählt hat...

Es bleibt einem also nicht erspart sich selber durch die Vielzahl durch zu testen und seinen Klang zu suchen,
 
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Bin vollkommen Deiner Meinung, besonders was das zufällig gefundene betrifft. Durch Experimente zu einem bestimmten Klang gekommen, der zwar reproduzierbar ist, aber nicht vollkommen erklärt werden kann (und nicht erklärt werden will ... ähnlich wie bei Patenten ...)

Aber eine Sache wurde bisher nie genannt.
Vergesst die Butter nicht !!!
Butter beeinflusst von innen angewendet den Klang wie kein anderes Material.
;)
 
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Ich habe der Butter nicht vergessen! Heute Abend meine Buebespitzli in Butter ausgebraten und dann innerlich angewendet. :mmmh:
 
Vergesst die Butter nicht !!!

das ist gar keine Frage, dass da erst noch Butter bei die Klänge muss!

Denn was nutzt das beste Akkordeon, hast du nicht einen brauchbaren Spieler dran! Beides gehört zusammen. Aber das ist trotzdem nicht unwichtig - es gehörten auf beiden Seiten gute Qualität hin. Auf der einen die technischen Dinge, dass das Ding so funktoniert wie es funktonieren soll und auf der anderen Seite ein Bediener, der das dann auch so bedienen kann, dass die Möglichkeiten richtig ausgereizt werden.

... und da ich halt Techniker bin, gilt mein Augenmerk naturgemäß der technischen Technik. (und versuch wenigstens da Licht ins Dunkel zu bringen)
 
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muss ich meinem Geiger sagen, er soll mal die Saiten mit Butter bestreichen...
 
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Butter beeinflusst von innen angewendet den Klang wie kein anderes Material.
;)

Damit´s läuft , wie geschmiert! ... riecht halt nach ner Weile "komisch"
:D

wieviele Faktoren das ergibt, an denen man ein kleines bisschen am Klang variieren kann.

... wo waren wir stehen geblieben?...

Ah ja, bei den Kanzellen!

Wie denn diese ausgebildet werden, macht sich schon im Klang bemerkbar - mitunter sogar recht deutlich.

Man kann eine Stimmplatte im Minimalstil praktisch ohne Kanzelle direkt und flach auf die Planfüllung draufmontieren, Loch durch die Planfüllung und auf der Gegenseite das Ganze mit einer Tonklappe abdichten. Das ist so ziemlich die direkteste Art, wie man den Ton und dessen Frequenzspektrum einer Stimmzunge in die Umgebung blasen kann. Wird häufig bei Bandoneons so gemacht. Und das Ergebnis ist praktisch das Gegenteil vom Poker: "All out". Und dabei wird mehr oder weniger das gesamte Frequenzspektrum rausgeblasen, was dann auch als der typische scharfe, sehr obertonreiche Bandoneonklanng bekannt ist.

Beim Akkordeon wird die Stimmplatte so gut wie immer auf Stimmstöcken mit Kanzellen unterschiedlicher Länge montiert.

Jetzt stellt ja die Kanzelle in ihrer Länge auch eine "Minipfeife" dar und die Luft kann dann in der Kanzelle bei entsprechender Anregung in Resonanz geraten und feste mitschwingen. Dann wird diese spezielle Frequenz besonders verstärkt und hervorgehoben. Weil die Kanzellenlängen unterschiedlich lang sind und die Stimmzungen auch jede Menge Oberfrequenzen abgeben, können je nach Kombination unteschiedliche Frequenzen verstärkt werden. Es kann also sein, dass der Grundton unterstützt wird, oder wenn die Kanzelle entsprechend lang ist, oder auch die erste Oberschwingung ... Und je nach dem welche Frequenzen von der Kanzelle verstärkt werden, klingt das dann auch etwas anders.

Meist ist es aber beim Akkordeon so, dass die Kanzelle eh zu kurz ist um die Grundfrequenz deutlich zu verstärken, so dass der Effekt nicht so sehr ins Gewicht fällt. Am ehesten kennt man den Verstärkungseffekt vom Bass her. Denn da sind bezogen auf die Frequenzen die Kanzellen viel zu kurz um eine sinnvolle Resonanz in der Kanzelle zu erreichen. Aber wenn man einen Bass hat, bei dem die Kanzellen im Grundbass verlängert worden sind in Form eines Langstimmstocks bei Melodiebassisntrumenten oder in geklappter Form als Winkelstock oder Umlenkstimmstock, der wird die verstärkende Wikrung in Form eines kräftigen markanten Basses kennen. Zwar ist man auch hier noch irdentlich weit von der korrekten Resonanzlänge entfernt, aber die Länge bringt einen bezüglich Resonanz schon deutlich näher ran - hörbar näher.

Und diese Stimmstöcke werden dann letztendlich auf der Planfüllung montiert, auf deren Gegenseite die Tonklappe die Öffnung verschließt.

Dazwischen sitzt aber noch die Materialstärke der Stimmstocksohle und die Brettdicke der Planfüllung und die Registerschieber. Und alles zusammen bildet für den Luftschall sowas wie eine kleine Röhre wo die Luft und der Tonschall durch muss. je länger dieser Durchgang ist , also je dicker das Ganze Gebilde, desto mehr wird hier vom Schall verändert. Das kann man sich vorstellen, wie wenn man in einem Gang steht an dessen Ende ein Fenster ist. Wenn man direkt am Fenster steht und hinausruft , hört sich das draußen ganz anders an, wie wenn man vom Ende des Gangs erst den ruft , so dass der Ton erst den ganzen Gang entlangläuft und dann erst zum Fenster rausgeht.

Diese Partie baut praktisch jeder Hersteller etwas anders. Die einen bauen eher minimalistisch und bauen das eher Minimal dünn , während andere eher dicker bauen - entsprechend klingt das Ergebniss anders.

Und bei hochwertigen Instrumenten ist häufig ein Cassotto eingebaut. Das ist ein zusächlicher Schacht (über die gesamte Tastaturlänge) in den der Lufttschall geleitet wird, so dass der Ton nachdem er an der Tonklappe vorbei ist, nicht direkt draußen ist, sondern erst noch durch den Schacht laufen muss bevor er aus dem Akkordeon rausgeht. Den Schacht kann man nun unterschiedlich lange , unterschiedlich breit und mit unterschiedlichen Materialien bauen. Und obendrein kann mann , bzw. muss man die Stimmstöcke inn unterschiedlicher Tiefe in den Casottoschacht münden lassen.

Und auch hier geht ein Teil des Schalls direkt raus, und ein Teil wird ander Schachtwand reflektiert oder absorbiert - ja nach Material macht das wiederum einen anderen Klang aus. Und auch hier hat man durch die Schachttiefe Frequenzen die durch den Schacht verstärkt oder hervorgehoben werden. Grundfrequenzen werden hierbei eher verstärkt. Oberfrequenzen werden weniger bis gar nicht beendflusst, was dann insgesamt den eher grundtönigen typischen Cassottoklang ausmacht.Will man den Effekt schärfer haben, dann baut man das innere Ende des Cassottoschachts rechteckig. Dann wird das Freuenzband, das verstärkt wird enger . Oder man baut das Schachtende verrundet - dann ergibt sich ein breiteres, aber nicht so stark wirkendes Frequenzband aus.

Ganz konsequent weiterbetrieben müsste dann der Cassottoschacht zu den hohen Tönen hin weniger tief werden, um dort glecih gut zu funktionieren... geht aber bautechnisch nicht! Deshalb lässt die verstärkende Cassottowirkung so etwa ab Diskantmitte immer stärker nach.

Und man kann natürlich beim Cassotto auch mit den Schachtmaterialien spielen - glattes poliertes Aluminium absorbiert sehr wenig und reflektiert fast alles, was einen eher gerichteten "harten" Klang erzeugt. Kleidet man den Schacht dagegen (wie bei der Poeta) mit relativ großporigem Nadelholz aus, dann wird mehr absorbiert und der Rest relativ ungerichtet reflektiert, was wiederum einen eher weichen Klangcharakter ausmacht.

Hier kann man also recht viel spielen und am Klang drehen. Und je nachdem wie man das im Detail ausführt, ergibt das ein anders klingendes Akkordeon.
 
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Um noch mal kurz auf die Material-Oberfläche zurückzukommen:
Wenn doch, wie Ippenstein bereits schrieb, der Schall zu 80 % durch die Tonlöcher austritt und nur zu 20 % in den Balg hinein abstrahlt, wieso werden dann die Stimmstöcke überhaupt von außen lackiert? Da wäre es doch viel sinnvoller sich nur auf die Kanzellenwände und den Basskorpus (im Bereich der Bassmechanik) zu konzentrieren, oder lässt sich im Balginnenraum auch noch spürbar mehr Klang(farbe) herausholen?
 
"Außen hui, innen pfui" wäre doch schade.
 
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wieso werden dann die Stimmstöcke überhaupt von außen lackiert?

das ist wieder eine Sache der Reflektion und Absorption - offene Holzoberfläche macht diffuse Reflektion und somit einen eher "warmen klang"

Das (frühere) Akkordeon des Akkordeonisten von der Band "The royal Squeeze Box" wurde wohl auch mit Stimmstöcken ausgestattet bei dem auch die Kanzellen innen lackiert und glattpoliert waren. Damit konnte man offenbar noch mehr Schalldruck rausholen, wobei der Klang dabei insgesamt härter wurde. Für den Zweck absolut ok, denn da kams nur drauf an, unverstärkt mit der kleine Kiste mächtig Ton zu erzeugen, um als Zweimann Band Veranstaltungen zu beschallen. Ob das auch für feiner nuancierte Musik verwendbar war, weiß ich allerdings nicht.
 
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"Außen hui, innen pfui"

Ich glaube, das hab ich schonmal irgendwo gehört... ;)

das ist wieder eine Sache der Reflektion und Absorption - offene Holzoberfläche macht diffuse Reflektion und somit einen eher "warmen klang".

Das könnte dann wohl auch den eher milden Piccolo-Klang meines Borsinis erklären, welcher auch ohne Verdeck noch recht zart daherkommt. Da wurden die Stimmstöcke von außen zwar lackiert, die Gehäusewände aber weisen eher eine weich-glatte Oberfläche auf (so ungefähr wie bei den Lederriemen). Bei Pigini z. B. kommt da wohl vermehrt Schellack zum Einsatz - damit ist die Oberfläche dann so glatt wie bei nem restaurierten Antik-Möbelstück. :D
 
Welche Faktoren haben denn nun den größten Einfluss auf den Klangcharakter/Klangfarbe (nicht Klangstärke!) eines Akkordeons?

wer Konzerte gibt und öfters welche anhört kennt den Effekt :

Es gibt Instrumente, da hat man den Eindruck, der Spieler belastet sein Instrument kaum und trotzdem hört man das Ganze bis hinten im Saal gut und deutlich. Und es gibt Instrumente da sieht man wie sich der Spieler förmlich ins Zeug legt und irgendwie hat man den Eindruck hinten im Saal kommt das alles irgendwie nicht richtig an.


Wer sich n bissl auskennt, weiß, dass es Instrumente gibt, deren Ton besser "trägt" und welche, bei denen das nicht der Fall ist.


Der Unbedarfte fragt sich spätestens hier: "Hä? Wass´n das? - Luft hat keine Balken - was soll denn bitteschön hier tragen!?"


-> Wie schon vorher kommt auch hier wieder der gemeine Gegner der ungetrübten Beschallung zum Vorschein: Die Dämpfung.


Jeder Ton, der frisch und fröhlich in die Luft hinausschwirrt, wird mit jedem Millimeter, Zentimeter, Meter den er durch die Luft läuft immer weiter ein Stück seiner Energie beraubt, weil die Schallschwingung da Energie an die umgebende Luft abgibt. Und irgendwann ist der Ton so schwach geworden, dass man nix mehr hört.

Und das Ganze passiert nicht gleichmäßig, sondern hängt von der Frequenz ab. Je höher die Frequenz, desto stärker wird die mit der Laufweite gedämpft. Und das Wiederum bedeutet, dass man tiefe Frequenzen weiter und in einiger Entfernung noch besser hört, als hohe Frequenzen. - Walgesänge mit ihren tiefen Frequenzen laufen im Wasser um den halben Erdball!

Das wiederum bedeutet aber für unser Akkordeon, dass sich dessen Klang hinten im Saal anders anhört, als direkt beim Spieler. Je grundtöniger ein Instrument ist, desto weniger Oberfrequenzen sind im Ton enthalten und desto weninger wird sich der Klang bis hinten im Saal ändern. Und desto weniger wird auch an Freqenzen weggedämpft! - Sprich: Vom erzeugten Ton kommt hinten im Saal mehr an. Ich muss mich vorne auf der Bühne also weniger ins Zeug legen um bis hinten im Saal die gleiche Wirkung zu erzielen. Und gleichzeitig ist auch der Unterschied zwischen vorne und hinten im Publikum weniger groß.

Ein Cassotto ist zum Beispiel so ein Klangfilter, oder auch eine Jalousie, welches einen eher grundtönigen Klang erzeugt. Da kann man natürlich auch noch im Detail weiter rumexperimentieren, was all die Hersteller ja feste getan haben, weshalb die verschiedenen Akkordeons ja irgendwie auch unterschiedlich klingen. Und somit wird auch klar, warum das Piccolo nicht ins Cassotto gehört, wenn man konzertant spielen will: Es wird zuviel weggefiltert und es kommt dann zu wenig raus um für einen Saal ausreichend zu sein.

Auf der anderen Seite kenne ich von sehr vielen (professionellen) Akkordeonisten den Wunsch nach einem "präsenteren" Piccolo. Auch das wird nach dem vorher gesagten ein sehr schwieriger Fall bleiben, denn nach den Grundsätzen der Physik wird das einfach sehr schnell gedämpft. Das kann man nun natürlich aufrüsten und ein stärker ausgeprägtes Piccolo bauen. Mit dem Effekt, dass einem in der Nähe das Trommelfell schmerzt und hinten im Saal trotz alledem im Vergleich zu den anderen Chören nicht mehr viel davon da ist.

Drum müsste man sich eigentlich eher die Frage stellen: Wo möchte ich mein Akkordeon spielen - eher nur in relativ kleinen Räumen , oder auch in größeren Sälen? Und dann kann man sich auf die Suche nach seinem Akkordeon machen. Wobei Akkordeons mit eher grundtönigem Charakter den Vorteil haben, dass die auch in kleinen Räumen genauso gut funktonieren. Sehr obertonreiche Instrumente haben ihre Stärke demzufolge dann aber eher in kleineren Räumen ... sind also nicht ganz so universell einsetzbar, ohne von ihrem typischen Klangcharakter zu verlieren.

Tja , wie man s macht isses nix!

-> DAS unverselle Akkordeon dass alles gleichermaßen gut drauf hat, einen guten "tragenden Klang" hat und obendrein auch noch ein präsentes Piccolo in allen Entfernungen - das gibt es leider nicht!
 
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Es gibt Instrumente, da hat man den Eindruck, der Spieler belastet sein Instrument kaum und trotzdem hört man das Ganze bis hinten im Saal gut und deutlich. Und es gibt Instrumente da sieht man wie sich der Spieler förmlich ins Zeug legt und irgendwie hat man den Eindruck hinten im Saal kommt das alles irgendwie nicht richtig an.

Dieses Phänomen hatte ich selbst schon einmal bei einer Generalprobe zweier Studenten in der Hochschule erlebt. Vergleichen konnte man hier ein Pigini Sirius mit einem Bugari Selecta: Beim Bugari war selbst das feinste Pianissimo noch in der letzten Reihe gut zu spüren, beim Pigini hingegen wirkte selbst das lauteste Fortissimo noch recht dünn. Allerdings betraf das hauptsächlich den Diskant, der ja bei Pigini in der Verdeckgestaltung immer sehr offen gehalten ist.
 
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sehr interessant !
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Hat schon mal jemand ein recht teures & hochwertiges Akko gespielt von dem er das Gefühl hatte, dass es nicht gut klingt ?
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