Diskussions und Sammelthread zum "Preamps für Studio von Mittelklasse bis High End" Thread

@whitealbum

Ich habe das in weiten teilen übernommen, bis auf die Vergleiche zum ADT TM101. Denn ein Vergleich mit einem Preamp der nich gesondert besprochen wurde ist glaube ich nur wenig zielführend.

An alle anderen:

Ich habe den Thread jetzt eigentlich fertig, außer es will noch jemand den ein oder anderen Preamp besprochen haben. Dann sollte das in der nächsten Woche geschehen. Ich selbst kann mich vielleicht dann noch um 2-3 Kandiaten als Test bei mir im Studio kümmern.
 
@really no one
Den ADT TM101 würde ich noch beisteuern, im Laufe der nächsten Woche, deswegen habe ich den Vergleich auch gemacht, so passt das dann zusammen.

Ach ja, ich denke wenn der Preamp Thread ein Sticky Thread ist, sollte es auch möglich sein, immer wieder ergänzen zu können.
Den P1, E-Dyne 501, 1073 und 1084 könnte ich so (zum Teil mit Hotspot) dann PArt für Part beisteuern.
Hier genügt es @Basselch anzuschreiben, damit er die jeweilig neuen Preamps dazu nehmen kann.

Was meinst Du?
 
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Wie angesprochen, hier meine Empfehlung für den Preamp ADT TM101



https://www.pro-audio-store.de/index.php?XTCsid=cbb09a306cc38402b1612b604cc68e7b
ADT TM101 (Autor: whitealbum)

ADT TM101 - Das Vorverstärker-Modul

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Dieses Modul wird in einem propritären ToolMod-Trägerrahmen eingebaut , bspw. in diesen 1HE Trägerrahmen mit eingebautem Netzteil:

upload_2017-10-24_12-14-9.png


Dieses hat Platz für maximal 3 weitere Module (EQs, Kompressoren etc.)


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Innenansicht des Trägerrahmens mit Blick auf Netzteil




Name: ToolMod ADT TM101, Hersteller adt-audio (Made in Germany)
Typ: Einkanaliger Vorverstärker
Preis: ca. 1150€ inkl. 1HE Trägerrahmen mit eingebautem Netzteil

Spezifikationen: Der TM101 wird in einem propritären Trägerrahmen betrieben, wahlweise in einem Trägerrahmen mit eingebautem Netzteil oder mit externem Netzteil.
Der TM101 verfügt über einen Mikrofoneingang (XLR und einem zusätzlichen Line-Eingang mit eigenem Regelweg), einem stufenlosen High Passfilter <20 - 600Hz ( 24dB/Okt) wie stufenlosen Low Passfilter
2 kHz bis >20kHz (12 dB/Okt).
Des weiteren sind ein Padschalter (24 dB), eine Phantomspeisung und Phasentaste im TM101 verbaut. Auch verfügt er über Insertwege, so dass der TM101 sehr flexibel im Studio zu integrieren ist.
Bspw. ist es problemlos möglich den TM101 mit einem adt-Kompressor wie den VCA TM112b in seinem Studio so zu integrieren, so dass man via eines einfachen Tastendrucks bspw. bei der Aufnahme einen nachfolgenden Kompressor ansteuern kann, oder den nachfolgenden Kompressor in seiner DAW als externes Plugin hinzufügen kann, ohne eine Kabeltauschorgie (Y-Kabel ist allerdings notwendig, was aber nur einmal zu verkabeln ist) zu veranstalten ;)
Der Mikrofonverstärker verfügt über einen großen und sehr wertigen Haufe Übertrager, was sich im Klangbild sehr positiv darstellt.

Verstärkung: Die Verstärkung des TM101 hat einen stufenlos einstellbaren Bereich von 25 - 70dB, was einerseits für "leise" Mikros wie passive Bändchenmikros ausreicht, andererseits auch für "laute" Mikros
meistens ausreicht, ohne den PAD-Schalter betätigen zu müssen. Zudem ist der Verstärker sehr rauscharm.

Klangbild: Der TM101 klingt einerseits sehr sauber und natürlich, holt alles aus einem Mikrofon heraus, sprich, gibt das wieder, was das Mikrofon kann.
Andererseits klingt der TM101 durch den sehr guten Haufe Übertrager musikalisch richtig, und sorgt für einen kleinen Schuss Wärme, ohne das er dabei färbt.
Eine Gratwanderung, die er vorzüglich beherrscht.
Er gehört zu den wenigen Vorverstärkern, die jede Kleinigkeit an Auflösung eines Mikrofons herausholt.
Wenn man die Aufnahme solo hört, werden alle Frequenzen und Dynamiksprünge eines Signals wiedergegeben, eben wie die Performance war.
Es findet keine Focussierung im Stereobild oder Frequenzbild statt.


Anwendungsbereich: Alle Signale, ob Gesang, Sprache, Saiten-/Streichinstrumente etc. - alle sind geeignet, wenn man Wert darauf legt, die Signale so aufzunehmen wie sie in Natura klingen.
Ideal für feine Arrangements, aber auch bei dichten Arrangements bleiben die Signale sauber.

Gerade auch bei Sprache überzeugt er durch seine natürliche und feine Wiedergabe.

Verarbeitung:
Die Verarbeitung des Preamps ist ohne Fehl und Tadel.
Im Vergleich zu manch Preamp aus Übersee, fällt einem die feine und gute Verarbeitung direkt ins Auge.
Die Regelwege der Potis sind ohne Sprünge, und gehen sahnig.
Auch Kleinigkeiten wie die kleine aber sehr gut lesbare Schrift auf der Frontplatte, das ist deutsche Ingenieurskunst wie sie bspw. auch bei den Mikros von Sennheiser/Neumann, Microtechgefell vorgefunden wird.


Einordnung zu anderen Vorverstärkern:

Es klang schon in der Empfehlung an, der TM101 ist KEIN "stark" färbender Preamp alà BAE 1073 oder ShadowHills Monogama, Great River und Co.
Das Signal hat solo gehört eine gewisse Breite im Stereofeld, ohne dass das Signal in der Tiefe zu weit hinten wahrgenommen wird. Auch der Frequenzbereich besitzt keine Verengung und Fokussierung.

Allerdings ist der TM101 nicht unbedingt eine "Rampensau" für Vocals, die sehr weit vorne im Mix bei starker Komprimierung sein sollen. Nicht falsch verstehen, dass kann er auch gut, aber ein BAE 1073 kann dieses in einem dichten Arrangement etwas besser.

Die Färbung des TM101 ist ganz leicht als "schöner" Ton wahrzunehmen, ist dem A-Designs P1 recht nahe, der aber noch etwas mehr färbt und nicht ganz so "quellrein" und natürlich erklingt wie der TM101.

Alternativen:
A-Designs Pacifica oder A-Designs P1
 

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Sehr schön geschrieben, hätte ich ganz genauso gemacht, wenn ich gerade die Zeit hätte. ;-) Meine Aufnahmen mit dem TM 101 waren ja ein wenig Schuld daran, dass sich Whitealbum den ADT auch zugelegt hat. Jüngling und ADT sind übrigens sehr freundlich. Ich wollte aus Einbaugründen den Mikrofoneingang auf der Frontplatte, das bekam ich ohne Aufpreis geändert. Nicht nur für mich ist der TM 101 der ideale Sprachpreamp. Das Modul steckt ja auch in vielen Mischpulten von ADT in den Rundfunkstudios dieser Welt.
 
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Dann schmeiße ich mal, bevor das Thema dicht ist, noch einen Vertreter der betreffenden Preisklasse ins Rennen (rangiert am unteren Rand, klingt aber nicht viel schlechter als weit teurere, siehe unten): den 50 Jahre alten Siemens V276 ;)

V276.jpg


Ich nutze ihn seit gut zehn Jahren für Radio-Sprachaufnahmen. Er hat in der Tat keine großen Verstellbarkeiten außer dem Hochpaßfilter und der zweiteiligen Pegelregelung.

Kleiner Wermutstropfen: Man braucht eine gute Spannungsversorgung für 24 V Gleichstrom. und einen Anschlußstecker. Letzteren bekommt man aber im Elektronikladen; und den Schaltplan gibt's im Netz.

Ich habe mir mal den Spaß gemacht, den V276 bei Sprachaufnahmen über ein Neumann TLM49 mit einem seiner Vorläufer, einem 1964er (Röhren-)V76 zu vergleichen - bekanntlich ist der V76 mittlerweile ein gesuchtes und saumäßig teuer gehandeltes Teil. Nach meinem Eindruck hört man natürlich einen Klangunterschied - allerdings bleibt der V276-Transistor nicht so weit hinter der V76-Röhre zurück, wie man bei diesem enormen Gebrauchtpreis-Unterschied (nach meinem Eindruck kostet der V76 schnell das fünf- bis sechsfache, wenn man überhaupt mal einen findet) denken könnte.
Da diese "SiTraL"-Amps Mitte der 60er Jahre als De-facto-Nachfolger der Röhrenteile in den ARD-Funkhausstudios verbaut wurden, denke ich mir, daß es sicher beabsichtigt war, daß sich der Klang nicht mehr als nötig ändern sollte: man wollte nur die Vorteile des Transistors, klanglich war alles vorher schon ok gewesen..

Mein (hemdsärmeliger) Eindruck: der V276 klingt betont "neutral" und schnörkellos, ohne auf Vintage-Charakter herumzureiten (klar, davon redete 1967 noch keiner ;) ). Im Vergleich zu den Vorverstärkern meines Mackie-Mischpultes weniger tiefenbetont.

Dirk Groll hat den Klang des V276 vor Jahren mal in der Zeitschrift "Keyboards" so umschrieben:
"Über alle Zweifel erhaben. Er liefert eine absolut saubere, rauscharme Vorverstärkung sowie ein druckvolles und ausgewogenes Ausgangssignal mit einem Hauch Vintage-Touch. Die Bässe werden definiert und straff übertragen, die Mitten sind präsent, und auf den Höhen liegt ein feiner, seidiger Schimmer, der sich auch bei Gesangsaufnahmen für heutige R'n'B-Produktionen äußerst vorteilhaft macht. Die größte Stärke bei diesem glasklaren Klangbild liegt aber in einem extrem feinen Auflösungsvermögen, welches filigranste Details plastisch herausstellt."​

Wenn sich mal jemand über den Klang meiner Sprachaufnahmen beschwert hat, dann lag das bislang jedenfalls nicht am V 276 ;).

Auf dem Gebrauchtmarkt wird das Ding oder sein Nachfolger V276a immer mal angeboten; parallel gab es mit ähnlichen Eigenschaften von Telefunken, TAB, Neumann und Co. Modelle wie V376, V476, V676...
 
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@mk1967 Danke für deinen Beitrag! Aber könntest du ihn noch in die verwendete Form bringen? Sonst kann ich ihn nur schwer verwenden!
 
Ich versuche es sobald wie möglich - sieht nur diese Woche wegen beruflicher Geschichten zeitlich sehr eng aus... :confused:
 
@whitealbum jetzt würde mich natürlich mal der Direktvergleich meines Manley mit dem ADT Preamp interessieren...:engel:
 
@Laguna
Das wäre interessant, leider habe ich den Manley noch nicht gehört.

Man kann sich aber auch grundsätzlich nähern, wobei zumindestens eine Erkenntnis zu Preamps bei mir erst später gereift ist (komme noch dazu).

Alles technische mal weggelassen, schauen wir uns mal nur den Klang für bspw. Gesang an, weil man Stimmen sehr schnell nach Natürlichkeit, Auflösungsvermögen, dyn. Abbildung etc. beurteilen kann.
Das menschliche Ohr ist auf Stimmen per se trainiert.

Da gibts mehrere "Dimensionen"/Punkte:

1. Frequenzgang
2. Auflösung
3. Dynamik
4. Klangbild des Monosignals in der "Stereobreite".
5. Schnelligkeit
6. Sättigung
uvm.

Zum TM101:
Der TM101 verhält sich vom Klangbild her, neutral im Frequenzgang, da sticht nix hervor.
Die Auflösung ist perfekt, da vermisse ich nix, alles was das Mikro kann, gibt der Preamp wieder, anders herum, ist ein Mikro da nur gut oder mäßig, dann hört man das auch.
Der TM101 folgt der Dynamik ohne auch nur leicht zu komprimieren (da siehts bei Elerctrodyne 501 und BAE 1073 anders aus)
Klangbild im Stereofeld, hier findet beim TM101 auch keine Fokussierung in der Mitte des Stereobildes statt, er klingt auch leicht in der Breite, ähnlich dem BGNo1, das hat dann so eine Art 3D-Effekt, mit dem richtigen Mikro geht hier die Sonne auf.
Dieser Punkt ist mir erst später aufgefallen, weil ich unbedingt herausfinden wollte, warum kommt ein Gesangssignal beim BAE 1073 mehr nach vorne als das Signal mit dem TM101?

Das liegt genau an diesen Punkten, das Signal beim BAE 1073 ist wirklich mehr in der Mitte des Stereofeldes fokussiert, und dem Punkt, das der BAE durch mehr Sättigung eine Betonung in den Mitten legt ("Frequenzgangbetonung"), dadurch wird das Signal kompakter, aber auch enger.
Sicher spielt da auch eine gewisse Langsamkeit im Vergleich zu schnellen Preamps hier eine Rolle.

Der TM101 ist schnell, aber nicht so ultraschnell wie Preamps ohne Übertrager, im Grunde "Draht mit Verstärkung" (Grace, Millenia, etc.).

Wenn man diese Eigenschaften einem Preamp zuordnen kann, wie verhält er sich bei diesen Punkten, dann kann man auch bewusst Preamps für eine bestimmte klangliche Vorstellung einsetzen, und mit
Erfahrung, weiß man das bevor man aufnimmt.

Nichtsdestotrotz wird man ab und zu auch mal überrascht ;)

Interessant wäre, wie sich der Manley zu den obigen Punkten verhält.
 
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Hi @whitealbum danke für die Beschreibung.
Ich lange nicht so bewandert mit Preamps wie du und habe sicherlich auch nicht die Erfahrung und Vergleichsmöglichkeiten. Mir fällt es immer schwer, fundierte Aussagen über Klang zu machen. Vergleiche zu anderen (bekannten) Preamps sind da deutlich dankbarer. Beim Manley kommt noch dazu, dass man über den Gain/Feedback Regler den Klang schon recht deutlich formen kann. Ich will aber trotzdem mal versuchen, die von dir angesprochenen Punkte zu beantworten.

Frequenzgang: Der Manley ist vom Frequenzgang her schon recht linear. Auf jeden Fall linearer als der DAV, der untenrum deutlich dicker aufträgt. Über den Gain Regler kann man in einem recht breiten Bereich Obertöne beimischen. Dann wird der Preamp auf jeden fall etwas heller, ohne aber wirklich brizzelig zu klingen.
Auflösung: würde ich als sehr gut bezeichnen.
Dynamik: Dynamische Signale werden sehr punchy abgebildet. Je nach Feedback kann man aber auch ein leicht bis mittel vorkomprimiertes Signal bekommen. Dann reagiert es etwas träger und die Auflösung leidet.
Klangbild: Da der Preamp eher neutral als "fett" klingt, klingen Spuren über den Manley im Mix oft nicht super weit vorne, dafür aber sehr lebendig.
Mono ist für mich mono, dazu kann ich leider nicht viel sagen. :nix: Das Verhalten im Mix hängt für mich auch oft sehr vom Mix ab. Meistens muss man (ich) in dicken Arrangements auch Platz für die Stimme schaffen. Sei das durch die räumliche positionierung der instrumente abseits der Stereomitte oder durch gezieltes Absenken von einzelnen Frequenzen.
Sättigung: der Manley kann sowohl clean als auch angesättigt. Für mich ist er da ziemlich vielseitig einsetzbar.

Ich glaub ich muss die mal wirklich im direktvergleich hören. :great: :D

So Far...
Laguna
 
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Mein (hemdsärmeliger) Eindruck: der V276 klingt betont "neutral" und schnörkellos, ohne auf Vintage-Charakter herumzureiten (klar, davon redete 1967 noch keiner ;) ). Im Vergleich zu den Vorverstärkern meines Mackie-Mischpultes weniger tiefenbetont.
Meine erste Aufnahme mit der Telefunken Ausführung V676a passt imho ganz gut in diesen quasi dynamischen Kontext, den whitealbum und Laguna ansprechen.

Das trash-Mikro (siehe Avatar) auf der Tischkante kann zwar seinen sehr 'speziellen' Unterton nicht verstecken, aber was an Details erfasst wird, ist beachtlich - und diese 'Lebendigkeit' der Aufnahme zeichnet den Preamp besonders aus. Die Attacks sind dennoch nie kratzig-aufdringlich, vielleicht wegen der 2 Übertrager im Signalweg. Ich mag diese Aufnahme auch, weil sie genau die Eigenschaften der Gitarre dokumentiert, wegen denen ich sie damals spontan gekauft habe.

https://soundcloud.com/anshoragg/just-a-test
 
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Dann schließe ich an Telefunkys Beitrag doch direkt mal meinen Senf an - von mir aus kann mein erster Beitrag oben dann gelöscht werden (zumal ich den obigen Absatz zum Klang hier einfach runterkopiert habe, das Bild dito)...

Name
Siemens V276
Typ
einkanaliger Mikrofon-Vorverstärker
Preis
gebraucht, je nach Anbieter und Zustand, 400,- bis 650,- € (ohne Zusatzgeräte)

V276.jpg


Spezifikation
Der Verstärker ist einem Einschub untergebracht, der ursprünglich in die siemens-eigenen SiTraL(Silizium-Transistoren-Leiterplattentechnik)-Kassettenträger eingesteckt wurde (und mit seinen Kontakten dort automatisch in einem Gegenstecker landete). Er benötigt eine 24-V-Gleichspannung. Siemens bot zu dem Zweck das Netzteil N224a oder ähnliche Varianten an.
Für den V276 passende Gegenstecker mit Lötfahnen kriegt man im Elektronikladen. Originale Kassettenträger werden gebraucht ziemlich teuer gehandelt - von daher lohnt es sich, ein passendes Netzteil ggf. selbst zu bauen.
Aufgebaut ist das gute Stück - Baujahr 1967 - in diskreter Transistortechnik. Bei den Ein- und Ausgangsübertragern und auch im Rest der Schaltung wurde kompromißlos auf Qualität geachtet - die Kosten spielten eine untergeordnete Rolle. Das Gerät kostete in den späten 60er Jahren an die 2000,- DM (das wären nach Preisindizes umgerechnet heute etwa 2.900 Ocken :stars: ).
Ach ja: Die Spannungsversorgung für die Mikrofone war in den Funkhaus-Studios separat untergebracht, der V276 selbst bietet also keine 48-V-Phantomspeisung.
In der Handhabung empfinde ich das Gerät als sehr unkompliziert. Beim Gebrauchtkauf sollte man nur darauf achten, daß die Kontakte am Pegelschalter einwandfrei arbeiten (falls nicht: den Preis runterfeilschen ;) ) - an meinem gab es Verschmutzungen, die mich allerdings nicht weiter stören; die Frequenz steht.

Verstärkung
0 bis 86 dB, grober Bereich wird über einen Drehschalter eingestellt, die Feineinstellung läuft über das darunterliegende Poti.
Zusätzlich gibt's einen dreistufigen Hochpaßfilter gegen Körperschall. Stand (meines Wissens) fürs Fernsehen bei 120 Hz, für den Hörfunk ("wir" bzw. unsere Hörer hatten damals eben doch die besseren Lautsprecher :moose_head:) bei 80 Hz.

Klangbild
Entwickelt wurde der V276 Mitte der 60er Jahre (soweit ich weiß, vor allem vom Münchner Institut für Rundfunktechnik) für die Funkhäuser der ARD-Hörfunk-(und Fernseh-)Sender. Man hört dem V276 an, daß er aus einer Zeit stammt, in der man noch nicht von Vintage-Touch sprach, in der man aber einen zuverlässigen Ersatz für die Verstärker der letzten Röhrengeneration brauchte - und der Vertreter dieser Generation, der V76, klang für ein Röhrengerät schon etwas neutraler als man so denken möchte.
Der V276 fungierte also als Nachfolger des V76 (der seinerseits wiederum ein entfernter Abkömmling des legendären "Beatles-Verstärkers" V72 ist) - eines Verstärkers, der heute zu den weltweit gesuchten Röhren-Mikrofonverstärkern zählt. Aus diesem Grunde würde ich vermuten, daß die ARD ein Nachfolge-Gerät haben wollte, das zwar die Vorteile der Transistortechnik mitbrachte, sich aber im Klang möglichst nicht allzusehr vom Vorläufer unterscheiden sollte. Schließlich blieben die Mikros und Studios dieselben wie vorher.

Ich habe mir mal den Spaß gemacht, den V276 bei Sprachaufnahmen über ein Neumann TLM49 mit einem seiner Vorläufer, einem 1964er (Röhren-)V76 zu vergleichen - bekanntlich ist der V76 mittlerweile ein gesuchtes und saumäßig teuer gehandeltes Teil. Nach meinem Eindruck hört man natürlich einen Klangunterschied - allerdings bleibt der V276-Transistor nicht so weit hinter der V76-Röhre zurück, wie man bei diesem enormen Gebrauchtpreis-Unterschied (nach meinem Eindruck kostet der V76 schnell das fünf- bis sechsfache, wenn man überhaupt mal einen findet) denken könnte.
Mein (hemdsärmeliger) Eindruck: der V276 klingt betont "neutral" und schnörkellos :cool:, ohne auf Vintage-Charakter herumzureiten. Im Vergleich zum V76 vor allem mit etwas weniger schmusigem "Samt" in den Tiefmitten. Im Vergleich zu den Vorverstärkern meines Mackie-Mischpultes weniger tiefenbetont - schlanker.

Dirk Groll hat den Klang des V276 vor Jahren mal in der Zeitschrift Keyboards so umschrieben:
"Über alle Zweifel erhaben. Er liefert eine absolut saubere, rauscharme Vorverstärkung sowie ein druckvolles und ausgewogenes Ausgangssignal mit einem Hauch Vintage-Touch. Die Bässe werden definiert und straff übertragen, die Mitten sind präsent, und auf den Höhen liegt ein feiner, seidiger Schimmer, der sich auch bei Gesangsaufnahmen für heutige R'n'B-Produktionen äußerst vorteilhaft macht. Die größte Stärke bei diesem glasklaren Klangbild liegt aber in einem extrem feinen Auflösungsvermögen, welches filigranste Details plastisch herausstellt."​

Wenn sich mal jemand über den Klang meiner Sprachaufnahmen beschwert hat, dann lag das bislang jedenfalls nicht am V 276 ;).

Anwendungsbereich
Ich würde mal davon ausgehen, daß der V276 dazu gedacht war, alle Studiobereiche von Sprachaufnahmen über Hörspiel und Klangkunst bis hin zur Musikproduktion abzudecken. Schließlich sollte er in den Funkhäusern als universell einsetzbarer Verstärker fungieren. Klassisch kombiniert wurde er dort z.B. mit Neumann-Mikrofonen vom Typ M49, M50, KM84, mit XY-Stereomikrofonen oder natürlich später mit den bekannten U87 etc.

Alternativen
Parallelprodukte der Firmen Neumann, Telefunken, ANT, TAB, LAWO etc., sie alle tragen die Bezeichnung V x76, also je nach Hersteller V376, V476, V676 etc.
Mit kleineren Modifikationen gab es später den V x76a, also V276a etc.
Einige heutige Gebraucht-Anbieter bauen die alten Kassetten zusammen mit einem passenden Netzteil und ggf. einer Phantomspeisung in einen Kasten ein und verkaufen es en bloc. Das wird dann natürlich schon mal deutlich teurer als der Verstärker allein.
 
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für die Technik der alten Module ist diese Seite unentbehrlich
http://audio.kubarth.com/rundfunk/index.cgi
Oft ist die komplette Dokumentation samt Mess- und Servicedaten verfügbar.

Nicht unwichtig: die klassischen, diskret aufgebauten Module wurden nur relativ kurze Zeit produziert.
Dann zogen auch dort Op-Amps in die Schaltungen ein.
In Angeboten ist das nicht immer klar erkennbar, die Photos werden gern mal aus Winkeln aufgenommen, bei denen die ICs verdeckt sind.

Die Ausgänge sind sehr niederohmig und die Schaltung erwartet eine Last von rund 200 Ohm (iirc), sonst kann es zu Überschwingern am Ausgangstrafo kommen (laut Aussage von jemandem, der sich auf dem Gebiet wirklich auskennt).
 
Hi @whitealbum danke für die Beschreibung.
Gerne :)

Hi @whitealbum
Ich lange nicht so bewandert mit Preamps wie du und habe sicherlich auch nicht die Erfahrung und Vergleichsmöglichkeiten. Mir fällt es immer schwer, fundierte Aussagen über Klang zu machen. Vergleiche zu anderen (bekannten) Preamps sind da deutlich dankbarer. Beim Manley kommt noch dazu, dass man über den Gain/Feedback Regler den Klang schon recht deutlich formen kann. Ich will aber trotzdem mal versuchen, die von dir angesprochenen Punkte zu beantworten.

Frequenzgang: Der Manley ist vom Frequenzgang her schon recht linear. Auf jeden Fall linearer als der DAV, der untenrum deutlich dicker aufträgt. Über den Gain Regler kann man in einem recht breiten Bereich Obertöne beimischen. Dann wird der Preamp auf jeden fall etwas heller, ohne aber wirklich brizzelig zu klingen.
Ja, der DAV macht untenrum etwas größer, aber auch im räumlichen Sinne, der TM101 ist nicht so weit weg, es klingt nur etwas straffer im unteren Bereich.
Den TM101 kannst Du dann am Besten mit dem Manley vergleichen, ohne den Gain Regler Obertöne beimischen zu wollen.

Hi @whitealbum
Auflösung: würde ich als sehr gut bezeichnen.
Das passt dann mit dem TM101, wobei man das erst sagen kann, wenn man den direkten Vergleich hat.

Hi @whitealbum
Dynamik: Dynamische Signale werden sehr punchy abgebildet. Je nach Feedback kann man aber auch ein leicht bis mittel vorkomprimiertes Signal bekommen. Dann reagiert es etwas träger und die Auflösung leidet.
Punchy erinnert mich dann eher an einen API 512c, auch hier wenn mit TM101 im Vergleich, ohne Feedbackregelung des MAnleys.
Hier scheint der Übertrager im Manley stärker zu arbeiten wie im TM101, der Haufe Übertrager im TM macht das Signal nur "schöner" und "angenehmer".

Hi @whitealbum
Klangbild: Da der Preamp eher neutral als "fett" klingt, klingen Spuren über den Manley im Mix oft nicht super weit vorne, dafür aber sehr lebendig.
Mono ist für mich mono, dazu kann ich leider nicht viel sagen. :nix: Das Verhalten im Mix hängt für mich auch oft sehr vom Mix ab. Meistens muss man (ich) in dicken Arrangements auch Platz für die Stimme schaffen. Sei das durch die räumliche positionierung der instrumente abseits der Stereomitte oder durch gezieltes Absenken von einzelnen Frequenzen.
Nicht super weit vorne, das passt dann wieder mit dem TM101.
Mono ist Mono, nicht ganz ;)
Das hört man sehr deutlich allerdings nur mit Monitoren. Neve 1073 und Nachbauten klingen wie direkt aus der Mitte, TM101 und auch DAV BGNo1 klingen etwas breiter, im Grunde so wie wenn das gleiche Signal leicht links und rechts etwas leiser "erklingt. So sitzt das Signal etwas freier zwischen den Boxen.
Das hat auch erstmal nichts mit dem Mix zu tun. Klar ist natürlich, das man ein Mindestmaß an Mixing macht, also auch die Pan-Regler kennt, und vor allem auch richtig leveln (Signale zueinander) lernt.
Und egal wie man es dreht und wendet, hat man einen Preamp der vorne steht und ein Mikro was vorne steht, dann hat man das ideale Gespann für Lead Vocals gefunden, die vorne stehen sollen.
Hat mein einen Preamp der "flächiger" ist und die Signale eher hinten stehen und ein Mikro was nicht nach vorne will ;), dann kann man sich einen Wolf drehen, um die Signale vorne abzubilden.
Leichter ist es da die erste genannte Preamp/Mikro Kombo mit "schlauem" Delay /Room und Reverb Ansatz in den Mix zu verfrachten.

Hi @whitealbum
Sättigung: der Manley kann sowohl clean als auch angesättigt. Für mich ist er da ziemlich vielseitig einsetzbar.
Das klingt alles in allem etwas nach einer Mischung aus Great River und API 512c, was auch nicht schlecht ist ;)

Hi @whitealbum
Ich glaub ich muss die mal wirklich im direktvergleich hören. :great: :D

Nur zu, eine oder mehrere Kombis mit einem tollen Mikro ist es wirklich wert :)
 
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