Wie wirkt sich ein Register im Cassotto auf den Klang aus?
Das Cassotto ist ein Schacht, durch den der Ton von der Stimmzunge nach draußen muss. Das hat zwei unterschiedliche Auswirkungen, abhängig von der Tonhöhe:
Wenn ein Ton tief genug, d.h. langwellig genug ist, die längere Strecke zurückzulegen, kommt außen nicht nur der Ton an, der den direkten Weg Luftlinie zwischen Stimmzunge und Klappe zurückgelegt hat, sondern auch alle, die einmal oder öfter von den Wänden des Cassottos zurückgeworfen worden sind und so einen Umweg zurückgelegt haben. Deswegen sind tiefe Cassotto-Töne kräftiger (lauter) als tiefe Töne ohne Cassotto.
Wenn ein Ton höher ist, wird er eher gedämpft, weil er durch seine geringere Reichweite im Akkordeon verhungert, zumal, wenn er nicht den direkten Weg nach draußen nimmt, sondern den Umweg im Zickzack von einer Cassotto-Wand zur anderen.
Da die Obertöne eines jeden Tones höher sind als der Ton selber - der tiefste Oberton ist schließlich die Oktave und das heißt halbe Wellenlänge -, werden diese besonders gefiltert, so dass jeder Cassotto-Ton grundtöniger wird. Das wird gerne mit "weich" beschrieben (wobei bei Musikinstrumenten eigentlich alles mögliche "weich" genannt wird).
Deshalb kann ich auch nicht verstehen wieso man z.B. den 16' im Cassotto hat.
Siehe oben: Tiefe Töne werden verstärkt, deswegen macht man es, und bei hohen Tönen nimmt Cassotto tatsächlich immer etwas vom Klang weg.
Das gefällt mir sehr gut wenn man dem 4'-Chor seine Schärfe nimmt.
Meine Guerrini hat auch diese Auslegung (Cassotto 4 und 16) und der Klang gefällt mir auch sehr. Ich muss aber sagen, dass diese Auslegung auf Kosten der Oktavregister geht. 4-8 (Cassotto - Nichtcassotto) klingt völlig anders als 8-16 (Nichtcassotto - Cassotto) und beide fallen unter Geschmackssache. Deswegen spiele ich Stücke, die ich auf meinen anderen Akkordeon mit einem Oktavregister spiele, mit der Guerrini im Doppeloktavregister (4-16).
Jedenfalls gibt es mit dieser Auslegung mehrere sehr unterschiedliche Klangfarben, aber einen immer gleichen Grundklang über die Register an unterschiedliche Stücke anpassen, funktioniert damit nicht. Dewegen sehe ich solche Akkordeone als perfekte Zweitinstrumente.
Für den, der nur manchmal die "Schärfe", d.h. die Obertöne heraushaben möchte, ist eine Jalousie im Diskantverdeck meiner Meinung nach die bessere Wahl, da verstellbar, und auch weil ein Cassotto im Gegensatz zur Jalousie den 4-Fuß nicht nur dämpft, sondern auch sonst im Klang massiv verändert.
Ich kenne die Version mit 8' + 8' + 8' (dreichöriges Tremolo) mit einem Fuß im Cassotto. Meistens der mittlere und nicht die Schwebetöne.
Etwas anderes wirst du beim Doppeltremolo überhaupt nirgends finden. Entweder der mittlere ist ein Cassotto-Chor oder gar keiner.
Schwebung ist nichts anderes als eine minimale (unhörbare) Verstimmung und diese macht man nicht zu einer hörbaren Verstimmung, indem man den verstimmten Ton (Schwebeton) mittels Cassotto verstärkt.
(Theoretisch wäre es möglich, beide Schebetöne durch das Cassotto zu leiten und den Grundton nicht, das könnte sich ausgleichen. Dann hast du aber den Cassotto-Effekt nur beim Doppeltremolo-Register und das ist meiner Meinung nach das Register, wo du ihn am wenigsten brauchst.)
Nur 16' im Cassotto gibt es auch, sowie 16' + 16' im Cassotto
Abgesehen von dieser Stradavox, die ich vor Vladimirs Beitrag nicht kannte, kenne ich bisher nur pro Akkordeon nur jeweils ein Cassotto auf der Diskantseite mit Platz für zwei Stimmstöcke.
Zwei Stimmstöcke bedeuten beim Pianoakkordeon zwei Chöre (Chor auf jedem Stimmstock), beim Knopfakkordeon wegen des größeren Tonumfangs meist nur einen Chor (ein Chor auf zwei Stimmstöcken verteilt).
(Wenn jemand tatsächlich ein Pianoakkordeon mit nur einem Cassotto-Chor kennt, darf er oder sie mich gerne überraschen.)
16-16 klingt eigenartig wenn die beiden auch nur ein bisschen voneinander abweichen. Deswegen glaube ich, dass es bei diesen Instrumenten darum geht, von jedem Chor eine Cassotto- und eine nicht-Cassotto-Version zu haben, und diese beliebig kombinieren zu können, aber nicht darum, beide 16-Füße gleichzeitig zu spielen.
Fragst du eigentlich rein aus Interesse?
Denn Doppeltremolo (8-8-8) und Double-Bassoon (16-16) sind Klangfarben die so weit auseinanderliegen, dass es ein gesetzliches Verbot für das eine gibt, sich bis auf 50 Meter dem anderen zu nähern.
P.S. Maxito war schneller als ich und hat manches bereits besser vorweggenommen. So What.