Von einer, die auszog, sich ein Mikrofon zu kaufen

moniaqua
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Oder besser gesagt, sich schenken zu lassen ;)

Nachdem der MB-Weihnachtsmann mal wieder kläglich versagt hat (oder sich einfach nicht als Christkind ansprechen lassen wollte), wurde das heimische Christkind tätig. Dieses ist manchmal ein bisschen verpeilt, äh, pardon, überlastet, somit war das, was unter dem Baum lag, nicht schwarz, rund und drei-dimensional, sondern weiß, rechteckig und zwei-dimensional. Was ja auch gut war, denn, wie man allenthalben hört, ist es gut, wenn man ein Mikrofon ausprobiert und nicht blindlings bestellt.

Heute war nun der Tag der Tage, an dem ich mein neues Live-Mikrofon kennenlernen sollte. Angepeilt war ein Senneheiser E 935 oder 945 (wenn frau sich nur immer die Namen merken könnte!). Die Fahrt ging ins Fränggische, zu den guten Bratwürsten. Und zu einem klitzekleinen Dorf mit guter Motorradstrecke als Hinweg und Lagerhallen, die fast größer als das Dorf selber sind :gruebel: Und plötzlich meinte ich, ich steh am Stachus...

Es gibt genügend Parkplätze auch für Autos (Motorräder habe ich trotz guter Strecke keine gesehen, ok, auch wir hatten vier Räder unter unseren Hinterteilen), Elektroautos bekommen sogar Futter.

Wohin man muss, ist gut beschildert und das ist auch gut so, denn das Haus, in dem verkauft wird, ist gar nicht so groß, von außen :D. Innen gibt es dann Flughafenanzeigen (statt "Arrival" steht da "Abholbereit") und mein erster Impuls war - will ich da wirklich rein und auch noch singen?! So viele Leute, hiiiiiiiiiiiiiiilllfe! :fear: Ich hatte tatsächlich einen Anfall von Schüchternheit. Es ist auch etwas unübersichtlich gebaut, weswegen es Tafeln mit Plänen gibt. Die sind gar nicht so leicht zu verstehen; schlauer ist es an sich, die netten Leute an der Rezeption zu fragen. Also, ich nehme an, dass sie so freundlich sind wie die anderen, ausprobiert haben wir es in unserem Forscherdrang nicht. Sind ja überall genug von diesen Menschen in schwarzen Polo-Shirts vertreten. Da haben wir dann irgendwo einen gefragt, weil, erwähnte ich schon, dass das Haus interessant gebaut und dadurch nicht ganz so übersichtlich ist? Auf der Suche nach den Live-Mikrofonen hörte ich ständig "Das muss ich nachher noch anschauen." :confused::rofl: Like a kid in the candy store :love:

Ein Engel in Schwarz leitete uns dann zu einem kleinen Raum. An der einen Seite waren viele Löcher in der dortigen Balustrade, aus denen Kabel kamen. Davor Mikrofonständer, in denen lauter schönes Spielzeug steckte. Vor diesen Knöpfe. Auf dem Spielzeug standen Namen, wie "Audix OM", "Sennheiser E", "Shure", dahinter oft putzige Nummern. Also los, Knöpfle gedrückt und ins Mikrofon gespuckt :evil:. Ach ja, in der Türe ist zwar eine Glasscheibe, aber die schaut ziemlich dick aus und der Raum ist hinreichend versteckt, dass auch schüchterne Naturen extrovertierter werden :).

Ein zweites Paar Ohren empfand ich als absolut notwendig - ehrlich, ich hörte mich selber über die Monitoren fast nicht. Ob ich ungünstig stand, zu beschäftigt war, keine Übung habe, ich weiß es nicht. Aber dafür hatte ich ja das zweite Paar Ohren dabei. Die dazugehörigen Augen hmmja, waren zu oder guckten aus dem Fenster, so genau weiß ich das nicht. Jedenfalls guckten sie nicht auf die Mikrofone.

Die Bandbreite der vorhandenen Mikros erstreckte sich von "leicht" über Budget (ausprobiert wurde, gekauft wurde nicht - der Preis hätte die Tränen in die Augen getrieben und s.u.) bis "das ist nun wirklich nicht teuer".

Erste erstaunliche Feststellung: Teuer muss nicht gleich gut für die Stimme sein.
Zweite erstaunliche Feststellung: Preisgünstig muss nicht gleich schlecht für die Stimme sein.
Dritte erstaunliche Feststellung: Das vor allem für Frauenstimmen gern geschmähte Shure SM 58 ist gar nicht so schlecht für meine Stimme. Meinem externen Ohrenpaar nach lag es so ca. an dritter Stelle. Es gab sehr teure Mikrofone, die sich, zumindest in unseren Ohren, deutlich krätziger anhörten.

Angepeilt war wie gesagt das Sennheiser E 945. Das wurde als erstes ausprobiert und hörte sich auch ganz nett an.

Auch das Shure SM 58, eigentlich nur zum Spaß ausprobiert, fiel keinesfalls sofort raus.

Einige teurere schon. Darunter eines von Telefunken, ich glaube das MB 80. Auch das Audix OM ? (7?) und das letztes Jahr gewünschte Neumann KMS 105 gefiel mir nicht wirklich und meinem externen Paar Ohren ging es ebenfalls so. Die sagen "Mei, das ist wie beim Photo - zu scharf ist manchmal nicht gut, a bisserl Weichzeichner glättet Falten". :redface: Oder anders ausgedrückt bilden fein zeichnende Mikrofone halt auch jeden Schrott ab, wo die Technik nicht ganz perfekt ist. <seufz> Der nette Mensch an der Kasse umschrieb das hübscher: "Ja, das Mikrofon ist auch recht warm." (Der wirkte genauso erstaunt wie wir über das Ergebnis). Ganz gut fanden wir übrigens noch das Audix VX 5.

Beyerdynamic nahm ich irgenwie nicht wirklich wahr; ich weiß nicht, ob da keines war?

Wir kamen immer wieder zu den Sennheisers zurück. Dort gaben sich das E 935, E 945 und E 865 nicht arg viel; am besten gefiel uns beiden aber das E 865 und das wurde es auch letztlich.

Mein Resumée aus diesem Tag: eine Fahrt nach Treppenbach lohnt allemal, der Kaffee dort ist gut und Mikrofone muss man wirklich ausprobieren.
 
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Sehr schön beschrieben, fachlich und auch mit Herz, gefällt mir!
 
Sehr schöner Bericht.

Das "Örtchen" Ist arg weit weg von hier, mal gucken, ob man in der Gegend auch Urlaub machen kann. Vorher steht auf meiner musikalischen Urlaubswunschliste aber noch das Vogtland mit dem Musikinstrumentenmuseum in Markneunkirchen.
 
Schön geschrieben, moniaqua.
Ich hatte übrigens jahrelang ein Sennheiser aus der evolution-Serie, ich glaube eh ein 865, und war damit auch recht zufrieden. Bis ich das Neumann KM 105 für einen gig ausgeliehen und danach beschlossen habe: das wird meins.
Das SM 58 geht für mich gar nicht, es ist mir zu dumpf, zu mittig, zu wuchtig.
Es ist wirklich so, man muss sich in Ruhe durchprobieren, bis man "seins" gefunden hat.
Bei mir steht jetzt eine neue Gitarre an..... das wird schwierig.... und das Lesen von reviews macht die Sache kein bisschen leichter. Ich werde tagelang Modelle durchprobieren müssen ;)
 
Ja, das Sennheiser E865 haben wir in der Funkversion zweimal als Sprechermikrofon bei uns im Gemeindezentrum im Einsatz und einen der alten Sender habe ich umgebaut und verwende ihn aktuell als Gesangsmikrofon. Ich war dabei sehr erstaunt, dass es zu meinem Lieblingsmikrofon, dem Audio Technica AT2010, keinen allzu großen Unterschied gibt und es macht Spaß darüber zu singen!
Und der intern verbaute Popschutz ist fast einen Zentimeter dick und richtig gut!
Im Vergleich zum dynamischen SM58 hat es aber deutlich mehr Brillianz - es ist ja auch ein Kondensatormikrofon.
Gute Wahl!
 
Danke für all die likes und Antworten :)

mal gucken, ob man in der Gegend auch Urlaub machen kann.
Aber sicher doch! Die ist sehr schön. Bamberg ist in der Nähe, Würzburg und Nürnberg nicht all zu weit weg, Du hast Kultur, Natur, für Wassersport gibt es die Brombach-Stauseen usw.
Vogtland mit dem Musikinstrumentenmuseum in Markneunkirchen
Auch schön :great: Aus Markneunkirchen kommt eine meiner Zithern.
Das SM 58 geht für mich gar nicht, es ist mir zu dumpf, zu mittig, zu wuchtig.
Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Bei mir wurde es mit dem Neumann "oben rum" zu scharf, wenn ich nicht gut aufpasse. Da verzeiht das 865 mehr.
Bei mir steht jetzt eine neue Gitarre an.
Ich wünsche Dir viel Glück bei der Wahl, dass Du die Deine schnell findest.
Sennheiser E865 haben wir in der Funkversion zweimal als Sprechermikrofon bei uns im Gemeindezentrum im Einsatz und einen der alten Sender habe ich umgebaut und verwende ihn aktuell als Gesangsmikrofon.
Auch eine gute Idee.

Ich habe heute mal beide Miks auf eine Schiene gebastelt und versucht, den Abstand der Kapseln zum Mund möglichst gleich zu halten. Dann ein paar Samples aufgenommen; die Kette ist Mikrofon - Fasttrack Pro - Rechner mit Ardour auf Linux.

Bei Georgia und Dream a little Dream (ich habe zu einem Playback gesungen, aber nur die Gesangsspuren exportiert) ist der Gain am 865 ein klein bisschen größer gewesen als beim NT5; bei Speech und beim Stück aus dem Ave von Rheinberger waren beide Regler wirklich in der selben Winkelstellung.

Bei allen Files ist der von Ardour mitgelieferte "A-Compressor" und "A-Reverb" drauf; beides in Voreinstellung (beim Kompressor "Vocal Leveller"). Sonst nichts, kein Equalizer, keine Rauschentfernung oder sonst so etwas. Ja, man könnte einiges besser einstellen, aber darum ging es hier nicht. Ums Singen übrigens auch nicht :) Alle Files wurden auf -3 dB normalisiert, in der selben Art und Weise.

Der Speech-Text ist der Probentext von LibriVox, mit wunderbar vielen Plosiv- und Zischlauten :evil:

Ich weiß dass das kein richtiger Vergleichstest ist, aber vielleicht ist es doch für den einen oder die andere interessant. Ich war einfach neugierig, ob ich einen Unterschied höre.

Übrigens meinten gestern meine Söhne, als ich das ganze am Acus One forstring 8 ausprobierte, es höre sich echt professionell an :)
 

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Ich war auch schonmal in so einem Raum, in Köln allerdings, und ich war heillos überfordert und bin ohne Mikro wieder raus. Ich hab auch zum Teil die Unterschiede nicht so wirklich gut gehört. Ich hatte auch ein zweites Paar Ohren dabei, die waren dann aber auch keine Hilfe. Ich bin ohne Mikro wieder raus, da ich danach überhaupt nicht mehr wußte, was ich wollte.
 
Ich hatte auch ein zweites Paar Ohren dabei, die waren dann aber auch keine Hilfe
Das könnte auch an den Ohren liegen :) Ich habe mit den meinen Glück, da interessiert sich der Mensch dahinter auch für Musik. Ohne, oder mit jemandem, der sich nicht wirklich für Musik interessiert und eigentlich nur mitginge, damit Ruhe ist, sehe ich auch wenig Chancen. Ich hätte das alleine niemals gehört; ich dachte mir nur bei manchen Mikrofonen "Oh, krätzig!", aber bei anderen hörte ich nicht einmal, wenn die nicht eingeschalten waren :redface: Da kam dann immer der Arm von hinten, oder ein Hinweis. ;)
 
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