Profis - Wieso Bewegungen so klein?

Armani42
Armani42
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Hi,

ich wollte mal fragen, warum die ganzen großen Pianisten immer so kleine Bewegungen mit Arm und Handgelenk beim Spielen mit dem Armgewicht machen, dass man es eig gar nicht wirklich sieht?
Beim schnellen Spielen klar, aber wieso auch beim langsamen Spielen?
Kostet das so viel mehr Energie?

Beste Grüße,
Armani
 
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Also, ich habe keine Ahnung, was Du meinst. Hier bei denen ist eigentlich immer alles in Bewegung:











Viele Grüße,
McCoy
 
@McCoy



Das hier meine ich z.B., allgemein bei Horrowitz finde ich sind die Bewegungen extrem minimal wenn ich das jetzt mal mit deinen Videos vergleiche, die du gepostet hast.
Und da habe ich mich gefragt, wieso Horrowitz das Handgelenk und die Arme so minimal bewegt verglichen mit vielen anderen Pianisten :)

Beste Grüße,
Armani
 
Horowitz hat das ganze Bewegungssystem so ausgeklügelt, daß er aus minimalem Bewegungsaufwand aufgrund von Hebelwirkungen, Schwerkraft, Fliehkräften, Beherrschung des Drehmoments, Impulsgebung, Geschwindigkeitskontrolle etc. den größtmöglichen Effekt in der Tongestaltung erzielen kann. Wenn man genau hinschaut, sieht man bei ihm alle diese Bewegungen in höchster Vollendung, nur eben kleiner als bei anderen, und vor allem mit minimalem Kraftaufwand. Das zeugt von einer immensen, hochgradig differenzierten und feinfühligen, über Jahrzehnte hinweg erarbeiteten Körperbeherrschung und Muskelkontrolle. Um das zu können, muß man aber all die Bewegungsarten zuerst mal erlernen, und dazu ist es sinnvoll, sie zunächst groß und deutlich zu machen, um deren Wirkungen zu erfahren.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Liegt das nicht vielleicht auch manchmal einfach an der Interpretation? Die Profis haben vielleicht diverse Bewegungsmuster je nach dem wie sie das Stück interpretieren möchten. Wahrscheinlich haben sie das aber nicht direkt im Kopf, sondern es ist einfach alles total verinnerlicht. Wortwörtlich 100000 Stunden Beschäftigung mit dem Instrument. Und nach der Zeit wissen sie einfach wie man das Stück spielt und haben alles so weit perfektioniert dass sie sich nicht unnötig bewegen müssen.

Dann kann man sich das auch erlauben sich übertrieben viel zu bewegen, besonders mit der Hand die gerade gar nicht spielt :D
 
Das Video zu Glenn Gould war sicher ironisch gemeint (quod licet jovi...), aber einen (hier nie erwähnten?) großen klassischen Pianisten möchte ich unbedingt noch nennen.
Das Video zeigt Alexis Weissenberg bei der Chromatischen Fantasie und Fuge:



Von Weissenberg gibt es eine Dokumentation seines Spiels mit einer Klavierfassung von Petruschka, die trotz einiger "Regie-Einfälle" viel von seinen Bewegungen zeigt:



Die Idee dahinter hat in den letzten Jahren m.E. vor allem Nahre Sol in einigen Videos zu Stilanalysen bekannter Komponisten beindruckend umgesetzt.
Es gibt u.a. mehrere Videos zu @Armani42 Chopin und auf ihrer Homepage auch einen Band zur Spieltechnik (pdf download).
https://www.nahresol.com/shop-1

 
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Das Video zeigt Alexis Weissenberg bei der Chromatischen Fantasie und Fuge:

Genau sowas meinte ich, da sieht es fuer Laien aus, als wuerde er das alles aus den Fingern spielen was er aber natuerlich nicht tut, schon beeindruckend, wie klein man solche Handgelenks und Arm Bewegungen gestalten kann.
 
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Ja, da zeigt sich neben der Begabung auch die sechstellige Zahl an "Betriebsstunden" auf dem Instrument.
Was bei Anfängern vergleichsweise unsicher bis ungelenk wirkt wird bei Könnern zur (scheinbar mühelosen) Eleganz und puren Effizienz.

Gruß Claus
 
Das ist wie beim AIKIDO. Der Anfänger braucht ein Kubikmeter Raum für eine Technik und es sieht aus, als kämpft er gegen Windmühlen... der Meister macht das gleiche auf kleinsten Raum mit weit besserem Ergebnis und es sieht auch noch eleganter aus :)
 
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... als wuerde er das alles aus den Fingern spielen was er aber natuerlich nicht tut ...
Aber sicher tut er das! Die Bewegungsinitiative liegt auf jeden Fall in den Fingerspitzen, immer, wobei er vorwiegend ein kraftvolles Forte spielt, was natürlich im Sinne der "motorischen Kette" (Zitat G.O. van de Klashorst) dazu führt, dass das Handgelenk nicht weich und durchlässig sein kann, sondern sich automatisch eine unterstützende, haltende Spannung ausbildet, damit die Finger dieses Forte auch in die Tasten bringen können. Alles, was die Arme machen, sind ein Mitgehen mit den Händen, die wiederum wie gesagt aus der motorischen Initiative der Finger/Fingerspitzen gesteuert werden. Handgelenk und Arme sind Glieder weiter hinten in der motorischen Kette und haben sozusagen ´nichts zu tun´, außer den Fingern zu folgen.

Ich kann keinerlei echte Bewegungsinitiative z.B. aus dem Handgelenk erkennen, also dass die motorische Kette von einem Punkt von dort aus beginnt, abgesehen von einigen wenigen und ganz kurzen aufhebenden Bewegungen zum Schluss einiger Piano-Phrasen, wo er für einen Moment die Hände gänzlich entspannt.

Spannend ist auch, zu sehen, wie sich das motorische Bild der Finger und Hände in den Piano-Abschnitten so signifikant verändert und alles ganz "weich" wird - dabei aber nie schlaff und inaktiv.
 
@LoboMix

Ne, der Impuls kommt definiv aus dem Arm und nicht den Fingern. Kein Profipianist spielt ausschließlich mit den Fingern, da das
zu Verletzungen führen kann aufgrund von Spannungen im Handgelenk und Arm.
 
Ne, der Impuls kommt definiv aus dem Arm und nicht den Fingern.

Es gibt hier kein entweder-oder bei der Bewegung. Sie muss harmonisch im ganzen Körper sein. Alle Bewegungen bedingen sich gegenseitig.
 

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