Nimm dich selber in den Arm

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Ein Text, an dem ich nun schon Tage schreib! Ein (für mich) ungewöhnlich langer Text. Fast eine Biografie.., eine Allegorie… und Storytelling… Ohne viel Rätsel. Oder doch? Ich hoffe es.., denn das Thema handelt ja immerhin vom Leben ;)

Allerdings interessiert mich , ob ihr den Text fühlt, oder wenigstens bis zum Ende gelesen habt?

Nimm dich selber in den Arm

1.
Der beste Mensch, der alles von dir weiß,
verrät dich über Nacht - wird bester Feind!
Du rennst enttarnt durch lauerndes Spalier!
Ein Dauerregen treibt dich weg von hier!
An beiden Füßen hängt ein Riesenstein
Du feierst deine Freiheit vogelfrei
Und der Rache, der Rache leiser Schrei
Wird immer lauter in der Einsamkeit

Bridge
Macht dich müde, zieht dich runter
In die Hölle wo ES lebt
in den Träumen: dieses Wunder,
der Ruf, den du noch nicht verstehst!

Chorus
Nimm dein Problem in deinen Arm
Ein paar Sekunden halt es warm
Das kaltes Herz, solang es schlägt
braucht Wärme- und es überlebt.

Nimm dein Problem in deinen Arm
Ein paar Sekunden halt es warm
Von Zeit zu Zeit, warm bis ins Mark
Dein schwaches Herz wird wieder stark


2.
Jahre ziehn. Und dein Charakter reift
Dein Menschenbild wird kugelrund und steif
Und macht sich breit unter der blassen Haut
Dein Redefluss, dein Lachen - viiiel zu laut
Du feierst deine Freiheit vogelfrei
An beiden Füßen hängt ein Riesenstein
Es ist die Rache, der Rache leiser Schrei
treibt dich noch an von Zeit zu Zeit

Bridge
Macht dich müde, zieht dich runter
In die Hölle wo ES schwebt
in deinen Träumen: Dieses Wunder,
der Ruf, den du noch nicht verstehst!

Nimm dein Problem in deinen Arm
Ein paar Sekunden halt es warm
Das kaltes Herz, solang es schlägt
braucht Wärme- und es überlebt.

Nimm dein Problem in deinen Arm
Ein paar Sekunden halt es warm
Von Zeit zu Zeit, warm bis ins Mark
Dein schwaches Herz wird wieder stark


3.
Und eines Tages steht dein bester Feind
Vor deiner Tür, und du lässt ihn herein
Denn du verstehst in diesem Augenblick
Die Zeit hat beiden übel mitgespielt
Er schaut dich wie aus deinem Spiegel an
Lachen und Unterton sind dir bekannt
Der Tee oder Kindheit, etwas macht euch warm
Zum Abschied nimmst du ihn sogar in den Arm

Dann wirst du müde, legst dich hin
Bis ein Lied dich in die Arme nimmt:
Das Wunder, das in den Träumen lebt
Dir noch am Tage vor Augen schwebt

SOLO

Nimm dein Problem in deinen Arm
Ein paar Sekunden halt es warm
Das kaltes Herz, solang es schlägt
braucht Wärme- und es überlebt.

Nimm dein Problem in deinen Arm
Ein paar Sekunden halt es warm
Von Zeit zu Zeit, warm bis ins Mark
Dein schwaches Herz wird wieder stark
 
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Gefällt mir, weil ich sofort daran dachte, dass ich genau das in ähnlicher Form schon mal erlebt habe.....bin da sicherlich nicht der Einzige. Wäre gespannt auf die Musik dazu.
 
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Gefällt mir, weil ich sofort daran dachte, dass ich genau das in ähnlicher Form schon mal erlebt habe.....bin da sicherlich nicht der Einzige.
Herzlichen Dank, @Shubidu für das schönste Kompliment, was ich als Autor erwarten darf! :giggle:
Hoffentlich hast du Recht!

Wäre gespannt auf die Musik dazu.
Ich habe natürlich erste Vorstellungen.…

… aber der Text hat ja mE viele Untertöne. Da vermute ich 100 Komponisten = 100 Welten.

Ich habe eine Metrik mit 4 bis 5 Hebungen pro Vers gewählt. Das kommt (lyrisch) etwas dem Storytelling entgegen und musikalisch kann ich von HipHop bis Singer-Songwriting vieles hören.
Konkret regten mich einige Interviews mit Berliner Rappern an…
 
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Im Grunde sehe ich es wie Shubidu. Nur die Ebenen krieg ich nicht so ganz zusammen: "dein bester Feind" klingt persönlich, aber in den Arm nehmen soll ich ein "Problem" - gerade dieses Wort steckt mir noch quer. Verhalten sich die beiden irgendwie zueinander? Und wenn ja: liegt die Verbindung eher in mir selbst oder in der Welt, wie sie ist, oder im anderen?
 
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"In die Hölle wo ES schwebt"
ist mir zuviel Groschenromansound.

"Kindheitspromille macht euch warm" ist mir zu gestellt.

Refrain gefällt mir am besten.
 
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Im Grunde sehe ich es wie Shubidu
Dafür auch am dich einen herzlichen Dank, lieber @FZiegler! :)

dein bester Feind" klingt persönlich, aber in den Arm nehmen soll ich ein "Problem" -
Stimmt genau, aber dieser Unterschied ist gewollt. Es geht mir weniger um das konkrete Verhältnis zweier Menschen. Höchstens in dem Sinne, dass man seinem Gegenüber zugestehen sollte, ebenfalls gute Gründe für sein Verhalten zu haben. Auch wenn sie sich später wie Fehler anfühlen.

Mir geht es im Hintergrund mehr um ein Problem: das innerliche Zusammenspiel von eigener Enttäuschung und Hassgefühlen. Um das Für und Wider dieser Verwandlung und ggf. ihre Rückverwandlung. Um Sinn und Chancen einer solchen Wandlung.
 
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"In die Hölle wo ES lebt“
ist mir zuviel Groschenromansound.
Hm… an Groschenromane dachte ich nicht, es sei denn, du zählst beispielsweise die Bibel mit ihrer Hölle zu den Groschenromanen. :unsure:

Oder beziehst du dich auf „Es“? Dem könnte ich fast zustimmen., allerdings finde ich Stephen King als Autor hoch interessant. Und deshalb hatte ich an der Sinnübertragung von „Es“ auf das Problem „ Liebe UND Hass“ heimlich großen Spaß!
Refrain gefällt mir am besten.
Mir im Grunde auch!

Aber der Refrain ist eben mein Licht. Und das braucht halt viel Dunkelheit, um wirklich wahrgenommen zu werden. ;)

Kindheitspromille macht euch warm" ist mir zu gestellt.
Da wirst du Recht haben. Danke! :great: Ich gehe zurück Richtung ursprünglichen Vers.
 
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Hm… an Groschenromane dachte ich nicht, es sei denn, du zählst beispielsweise die Bibel mit ihrer Hölle zu den Groschenromanen.
In DER Syntax leider doch nur Groschenroman.

Ist übrigens ein Übersetzungsfehler bzw theologisch gewollte Falschübersetzung:

Im biblischen Urtext ist es "Gehenna" (das Tal Hinnom, kann man in Israel besichtigen) oder "Hades" (Totenreich).

Und "ES" - die Assoziation zu King hatte ich auch, aber nur, weil die Blockbuchstaben ikonisch sind (aber das hört man ja nicht, liest es nur hier im Songtext.)

"Wo ES lebt" - nee, wird nicht besser durch bemühte "Bibelreferenz"
 
In DER Syntax leider doch nur Groschenroman.
Mist- eigentlich fürchtete ich genau diesen Einwand und wollte vor der Veröffentlichung dieses Textes nochmal die Herkunft von „Hölle“ checken! Nun haben wir es also nachgeholt,

Und da Ist er wieder, dieser Zwiespalt zwischen der akademisch korrekten und der authentischen Sprache der Hauptfigur oder des Autors.

Mein angedachter Held ringt seit seiner Kindheit um seine Selbstachtung, Er ist eher aufbrausend, nimmt die Umwelt oft wichtiger als ihm gut tut, empfindet sie öfters als Hölle, aber niemals als Totenreich oder Hades oder so! Da diese Idee u.a, meiner Beschäftigung mit der Berliner “ Straßenszene “ entsprang, habe ich in diesem Text nichts gegen „Hölle“!

Und "ES" - die Assoziation zu King hatte ich auch, aber nur, weil die Blockbuchstaben ikonisch sind (aber das hört man ja nicht, liest es nur hier im Songtext.)
Naja, das kommt auf den Versuch an. Auf die adäquate Umsetzung derartiger Betonungen achte ich gern und oft! Da fallen mir mehrere Möglichkeiten der Hervorhebung ein. Dir etwa nicht?

Leider wird in den Studios und Foren viel zu selten über Sprachebenen oder Duktus ernsthaft diskutiert. Selbst unter Textern nicht. Schreibst du selber Songtexte?
 
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Du rennst enttarnt durch lauerndes Spalier!
Ein Dauerregen treibt dich weg von hier!
An beiden Füßen hängt ein Riesenstein

Das Rennen und der Riesenstein, der an beiden Füßen hängt ... . War das Absicht?
 
. Das Rennen und der Riesenstein, der an beiden Füßen hängt ... . War das Absicht?
Mit Absicht, aber gleichzeitig ohne den Anspruch, bereits optimal zu sein. Warum fragst Du? Andere Vorschläge?
 
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Das Bild der schnellen Flucht (Rennen) und das des (diese verhindernden) Riesensteins unmittelbar nacheinander zu erzeugen, ist schon gewagt, wirkte auf mich irritierend.

Zu "ES" fiel mir zuerst S.Freud ein, "Hölle" als der "Bauch" allein, ohne moralische Instanz und Verstand. Anscheinend war das nicht so gemeint.
 
Das Bild der schnellen Flucht (Rennen) und das des (diese verhindernden) Riesensteins unmittelbar nacheinander zu erzeugen, ist schon gewagt, wirkte auf mich irritierend.
Eine sehr, sehr aufmerksame Beobachtung! Sie deutet auf die wahrscheinlich wichtigste, aber auch bewusst verborgene Frage des Textes hin: Sind wir uns denn des wirklichen Gewichtes unserer Leidenschaften bewusst?!?
Zu "ES" fiel mir zuerst S.Freud ein, "Hölle" als der "Bauch" allein, ohne moralische Instanz und Verstand. Anscheinend war das nicht so gemeint.
Doch, auch dieses ES habe ich im Sinn! Besonders dieses ES!! Was sonst dominiert unsere Leidenschaften??!

Ich las eine Woche lang sehr interessante Interviews mit bekannten Berliner Rap-Künstlern. Eigentlich verwiesen fast alle auf familiäre und rassisch bedingte Probleme in ihrer Kinder- und Jugendzeit. Fast alle sprachen darüber, vom HASS geprägt zu sein! Ausnahmslos alle Interviewten fanden in der brutalen Sprachgewalt des Raps eine spürbare Erlösung. Obwohl sich die meisten darin einig waren, dass „voll in die Fresse“ real life sei, hatte ich permanent das Gefühl von Unehrlichkeit, Alles Unpassende wird bewusst oder unbewusst ausgeblendet Alles erinnerte mich beispielsweise an meine eigene Karriere als Bluessänger.…

… nun bin ich älter geworden und erkenne, wie unreflektiert die einzelnen Genres bewusst ausblenden, um angeblich authentisch zu wirken. Dabei ist das Leben viel zu bunt, um es jeweils auf spezielle Art permanent einfarbig darstellen zu müssen… :unsure:

Bitte versteht das nicht als einseitige Kritik am Rap. Ich behaupte, dass jedes Musikgenre die Liebe und das Leben auf seine Art kastriert, ohne dass dies von den Schöpfer*Innen (an)erkannt wird! Mit der Zeit werden die jeweiligen Macher blind und taub für die von ihnen ausgeklammerte Vielfalt des Lebens. Diese Probleme umkreisten meine Gedanken und Gefühle, während ich den Text schrieb.

Ich erkläre meine Texte eigentlich nie! Denn ich liebe die Vielfalt der Wahrnehmungen im Publikum…. Hm, mal sehen , wohin meine Geschwätzigkeit, mein ES noch führt,,. :unsure:
 
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Ich hoffe du kannst das konstruktiv auffassen, auch wenn ich teilweise hart formuliert habe.

Das Beispiel "Die Füße im Feuer" hatte dir soweit ich weiß gefallen.

Also, ich weiß nicht:

"In der Hölle wo ES schwebt"

das ist dick aufgetragen, wirkt aber eher wie billig effektheischend, daher auch die Groschenroman-Assoziation.

Und bei dem wirklich schönen Refrain Text das als Kontrast, erschließt sich mir nicht.

Natürlich kann man immer entgegnen, Große Kunst würde sich nicht immer erschließen.

Aber es gibt auch Kunst-Vortäuschung / Kunstbehauptung.


(Großes Thema sonst eigentlich bei mittelklassigen Rappern: "Ey, das was isch mache is Kunnst. Oder Satire, gennauu, Satire is das.") ( Serdar Somuncu reflektiert über Hip Hop als Kunst, leider nicht mehr bei Youtube).

In welchem Rahmen / Liederabend darf ich mir das Lied vorstellen?

Nichts gegen stilsicher vorgetragene Metaphern, aneinandergereiht, dann aber lieber wirkend wie "aus dem Ärmel geschüttelt", (aus dem Ärmel kann man nur schütteln, was man vorher hineingetan hat) Beispiel:

https://genius.com/Heinz-rudolf-kunze-stirnenfu-lyrics

Kombiniert mit der genialen Melodie und treibendem Folk-"Wahn" ... :)
 
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Aber es gibt auch Kunst-Vortäuschung / Kunstbehauptung.
Das bringt es auf den Punkt! Man kann alles so oder so sehen. :)

Ich denke oder hoffe wenigstens, dass ich dich gut verstanden habe.

Sich in eine fremde Meinung hinein zu versetzen, bedeutet jedoch nicht, diese Meinung teilen zu müssen. So lese ich beispielsweise negative Kritiken eher unter dem Gesichtspunkt, wie ich damit leben kann. Teils freue ich mich, wenn mein Text Zustimmung erfährt.Teils freue ich mich, wenn ich mit einer fremden Kritik verträglich leben kann.

Und ich kann sehr gut damit leben, dass mein Text als eine Täuschung oder Behauptung empfunden wird - das ist durchaus eine machbare Beschreibung des Wesens der Kunst!
 
stuckl
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Hmmm .... es liest sich wie ein Rechtschreibfehler aber das würde mich bei dir wundern; eher vermute ich eine (für mich) verborgene Ebene.
Großartig, dein Vertrauen, lieber @drowo! Wird aber easy bon deinem scharfen Auge übertroffen: Da muss „Das kalte Herz“ stehen! ;)

Kann das leider nicht mehr bearbeiten .
 
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