Basie - straight ahead, Education Version-simplified für Jazzgitarre?

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jazzback
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Ich finde von diesem Sammy Nestico Stück nur den gesamten Notensatz für eine Bigband. Gibt es eine Quelle nur für den Gitarrenpart oder eine digitale Version des gesamten Notensatzes wo man die Gitarre oder einzelne Instrumente isolieren kann?
 
Den Gitarrenpart bekommst du normalerweise von deinem Big-Band-Leiter. Oder willst du das Stück lernen, obwohl ihr es in der Band nicht spielt?
Wenn du doch alle Noten davon hast, ist doch der Gitarrenpart dabei :gruebel:?
 
Ich war zwischenzeitlich im Urlaub, deshalb verspätete Reaktion. Ich habe "nur" den "Rhythmus-Gitarrenpart" bekommen (90 Takte, mit den Taktschlägen); Es ist die Education Version-simplyfied. Einleitung, 10 Teile, zwischen drin ein Improvisation-Teil und ein Schluss. Ich habe gesagt bekommen, es is eine Art Lehrstück für Bigband Gitarristen. Ich gebe zu, ich hatte gehofft, die Education-Version simplyfied würde ihrem Namen mehr gerecht werden. Jetzt möchte ich lieber nicht wissen wie die "volle" Version bei Count Basie gespielt wurde. Kurzum, ich wüsste gerne wie ich dieses Stück harmonisch entschlüsseln könnte (Sind die 10 Teile 12-Takt-Blues mit Erweiterungen?) und welche Instrumente in welchen Abschnitte eine Melodie tragen. Ich werde mir wahrscheinlich dafür einen Coach suchen müssen. Falls jemand Erklärungen, Anleitungen oder harmonische Analysen zum Stück hat, bzw. weiss wo die abrufbar sind, wäre ich dankbar.
 
Ich habe "nur" den "Rhythmus-Gitarrenpart" bekommen (90 Takte, mit den Taktschlägen); Es ist die Education Version-simplyfied. Einleitung, 10 Teile, zwischen drin ein Improvisation-Teil und ein Schluss.

Also sehen deine Noten genau so aus wie hier:?
1749839789669.png



Ich habe gesagt bekommen, es is eine Art Lehrstück für Bigband Gitarristen. Ich gebe zu, ich hatte gehofft, die Education-Version simplyfied würde ihrem Namen mehr gerecht werden.
Tja, als "Lehrstück für Big-Band-Gitarristen" würde ich es nicht unbedingt bezeichnen, da es ja eine Uptempo-Nummer ist. Man muss in den Akkordgriffen (die ja u.a. wohl auch Barrégriffe enthalten) schon sehr sicher sein. Falls man noch nicht sicher und versiert ist, muss man das Stück so reduzieren und anpassen, dass es für einen selbst spielbar wird. Das wäre in der Tat ein Fall für einen Gitarrenlehrer.

Ich spiele selbst keine Gitarre, aber habe als Leiter das Stück mit mehreren Bands gespielt. Dabei war auch die Rolle der Gitarre immer ein Thema, denn nur wenn der Gitarrist seine vier Schläge pro Takt locker hinbekommt, hat auch der Pianist den nötigen Freiraum für seinen Job. Und die "vereinfachte" Version hier bezieht sich vor allem auf die Bläser, die hier weniger hohe und komplizierte Stellen haben. Und gegenüber anderen Basie-Stücken ist "Basie Straight Ahead" schon eines der leichteren.

Kurzum, ich wüsste gerne wie ich dieses Stück harmonisch entschlüsseln könnte (Sind die 10 Teile 12-Takt-Blues mit Erweiterungen?) und welche Instrumente in welchen Abschnitte eine Melodie tragen. Ich werde mir wahrscheinlich dafür einen Coach suchen müssen. Falls jemand Erklärungen, Anleitungen oder harmonische Analysen zum Stück hat, bzw. weiss wo die abrufbar sind, wäre ich dankbar.
Die perfekte Analyse für die Originalversion (nicht die vereinfachte) findet sich in "Inside The Score" - A detailed analysis of 8 classic jazz ensemble charts, by Rayburn Wright. Das Buch war ein absoluter Augenöffner für mich, damals mit 17. Das hilft in deinem konkreten Fall aber höchstens indirekt, da du nicht die Originalversion spielst.

Mit den 10 Teilen meinst du wahrscheinlich die Abschnitte, die einen Studierbuchstaben tragen. Das Thema hat aber 32 Takte, die auf diese Studierbuchstaben verteilt sind. Das Thema hat eine AABA-Form, B ist die Bridge. Falls du exakt die Noten hast, die oben als Bild verlinkt sind, gilt bezüglich der Studierbuchstaben folgendes:

  • Takt 1-12: 12taktiger Blues mit harmonischen Erweiterungen. Piano solo mit Rhythmusgruppe
  • A und B: jeweils 8 Takte Altos/Tenöre Thema (entspricht den beiden A-Teilen der AABA-Form)
  • C: 8 Takte Fortführung des Themas im Tutti (entspricht der Bridge)
  • D: letzte 8 Takte des Themas durch Altos und Tenöre (entspricht dem letzten A-Teil der AABA-Form)
Die bisherigen Studierbuchstaben A, B, C und D formen also den 1.Chorus des Stückes. Ab jetzt haben die Studierbuchstaben ab und zu eine Länge von 16 Takte oder mehr, umfassen also mehrere Formteile der AABA-Form.
  • E: Beginn des 2.Chorus, aber in Es-Dur. 9 Takte Tutti, dann 7 Takte Tenorsax Solo. E hat 16 Takte, das sind die beiden A-Teile der AABA-Form
  • F: Bridge und letzter A-Teil, Tenorsax Solo läuft weiter
  • G: 3. Chorus, eine neue AABA-Form startet. Jetzt mit einem Tutti-Teil für 8 Takte (="A" in der AABA-Form)
  • H: mitten im Chorus wechselt die Tonart zu F-Dur, weiterhin Tutti für 9 Takte, dann 7 Takte Piano solo (="AB" in der Form)
  • I: der letzte A-Teil der Form mit Turnaround, d.h. die Form wird verlängert. Shout-Tutti
  • J: ein neuer Chorus wird angedeutet im Tutti, aber mit Turnaround und Wiederholung von Elementen des Themas zum Schluss geführt

Aber...ist das wirklich wichtig für dich, damit du das Stück spielen kannst? Denn zum Spielen musst du doch, grob gesagt, vor allem die Akkorde schnell drauf haben, denn Basie-typisch ist es ja, einfach 4 Viertel pro Takt zu spielen. Warum ist es so wichtig für dich, welche Instrumente wann Melodie tragen?

Hintergrundinfos zum Thema: https://www.freddiegreen.org/
 
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Korrekt, das sind auch meine Noten. Mit Freddy Green habe ich mich auch beschäftigt. Ich verwende auch zum grossen Teil seine Vocings und richtig, die "Teile" entsprechen den Studierbuchstaben. Neben der Speed der Akkordwechsel möchte ich das Stück auch irgendwie "musikalisch" in den Kopf kriegen. das kann über die Meldodie gehen, aber auch über die weitere harmonische Analyse. Ich möchte das Stück deshalb harmonisch im Detail analysieren. Zum Beispiel Takt 1-12 sollte ein 12-taktiger Blues sein mit dem Grundgerüst C-F-G; Gm7 als Zwischendominate auf C, bzw, Dm7 als Zwischndominante auf G7 krieg' ich noch hin und der Turnaround zum Schluss ist mir auch klar. Wenn dem so ist, dann hätte ich in den ersten 12 Takten schon mal die Ergänzungen zum Grundgerüst C-F-G. Aber sind da nicht noch mehr harmonische Feinheiten oder Kunstgriffe?
 
Neben der Speed der Akkordwechsel möchte ich das Stück auch irgendwie "musikalisch" in den Kopf kriegen. das kann über die Meldodie gehen, aber auch über die weitere harmonische Analyse.
Dann würde ich empfehlen, ein Leadsheet von der Melodie zu erstellen. Genau das wird in "Inside the score" bei jedem analysierten Stück gemacht, u.a. damit man den Weg des Arrangeurs auch nachvollziehen kann, der aus einem Leadsheet ein komplettes Arrangement gemacht hat. Falls du Interesse hast, kann ich gerne unterstützen, wenn du z.B. einen Entwurf postest.

Ich möchte das Stück deshalb harmonisch im Detail analysieren.
Da wäre ich etwas vorsichtig mit "im Detail", weil es da (wie in vieler Musik) zwei harmonische Ebenen gibt: das Konzept (das sind z.B. die Changes in einem Leadsheet) und die arrangementtechnische Realisierung dieses Konzepts (also die genauen Bläserakkorde bzw. der Harmonie, die letztlich beim Hörer ankommt). In "Inside the score" gibt es für die erste Ebene das vorangestellte Leadsheet, dann einige Absätze zum Thema Harmonisierung, dann eine komplette Partitur mit analysierten Passing Chords (also z.B. der Harmonisation harmoniefremder Töne).

"Harmonisches Detail" bei Big-Band-Musik kann ein Wespennest sein. Aber ein spannendes, weil da eine wahnsinnige Kraft und Energie drinsteckt.

Zum Beispiel Takt 1-12 sollte ein 12-taktiger Blues sein mit dem Grundgerüst C-F-G; Gm7 als Zwischendominate auf C, bzw, Dm7 als Zwischndominante auf G7 krieg' ich noch hin und der Turnaround zum Schluss ist mir auch klar. Wenn dem so ist, dann hätte ich in den ersten 12 Takten schon mal die Ergänzungen zum Grundgerüst C-F-G. Aber sind da nicht noch mehr harmonische Feinheiten oder Kunstgriffe?
Die vorangestellten 12 Takte vor A sind ein Bluesschema. Also ist diese Einleitung mit Nesticos Komposition an sich, mit dem Thema, nicht eng verbunden, denn das Thema ist eine 32-taktige AABA-Form. Mit einer Analyse dieser ersten 12 Takte kommt man der Komposition nicht unbedingt näher, da es ein frei hinzugefügter Formteil ist. Aber man kann sich die natürlich anschauen, um was über Blues zu lernen.

Ein fast einfachstmögliches Bluesschema könnte so aussehen: CFCCFFCCGFCC. Bei Basie-Straight ahead gibt es dann in den folgenden Takten (Taktzahlen) folgende Unterschiede bzw. Parallelen und Auffälligkeiten:
1: simpler Dreiklang (!)
2: statt nur F-Dur kommen zwei Vierklänge, die eine Bassbewegung F-F#-G realisieren. Das nimmt die Bassbewegungen der Changes des späteren Themas vorweg. F#dim7 ist ein passing chord
3: Nestico will den Akkord wohl etwas "instabil" halten, indem er die Quinte g in den Bass legt. Das begünstigt das Hören und Denken in größeren Phrasen als den bluestypischen 4-Takt-Phrasen
4: II-V-Verbindung zur Subdominante F
5: wie im einfachen Bluesschema wird hier F-Dur erreicht, aber als maj7-Akkord. Zusammen mit Takt 6...
6: ... nehmen die Akkorde Fmaj7-Fm6 die Takte 1-2 des Themas harmonisch vorweg
7: in einem Bluesschema mit II-V-I-Verbindungen könnte in den Takten 7 und 8 z.B. Em7 - A7 stehen, als II-V-Kette, die zur Tonika hinführt. So etwas ähnliches passiert hier auch, nur dass in Takt...
8: der mögliche A7 durch den Stellvertreter Ebdim7 ersetzt wird
9/10/11: II-V-I-Verbindung über die Tonika C-Dur, die übrigens wieder als simpler Dreiklang (!) auftaucht
12: da das 32-taktige AABA-Thema gleich mit der Subdominante Fmaj7 beginnt, wird Takt 12 genutzt, um eine II-V-Verbindung dorthin zu bringen. Es klingt zunächst wie eine Modulation nach F-Dur, aber im Laufe der ersten 8 Takte nach Buchstabe A wird harmonisch klar, dass wir nach wie vor in C-Dur bleiben

Insgesamt ist das Bluesschema also so abgeändert, dass es Elemente des Themas andeutet und vorwegnimmt.
 
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OK, im B-Teil vereinfacht? darauf hatte ich nicht geachtet bzw nicht in dem Sheet oben gesehen. Pardon.
Dann kann man es nur als Ausgangsmaterial nehmen.
 
Wow Harald & Albin, vielen Dank! Das ist sehr hilfreich. Wenn ich auf diese Art die 10 Abschnitte mit den Studierbuchstaben erarabeiten könnte sehe ich Chancen das Stück unter die Finger und ins Hirn zu kriegen. "Inside the Score" habe ich bestellt. Von Basie Straight Ahead habe die Noten vom Klavierpart noch bekommen. Das Intro und auch A u.B-Studienabschnitt mit dem Einsatz der Bläser ist mir klar geworden. Daran werde ich jetzt mal arbeiten und auch versuchen ein Lead-Sheet für A & B Studienteil zu erstellen. Da brauch' ich aber ein wenig Zeit.....
Meine musikalische Referenz ist
View: https://www.youtube.com/watch?v=_bliWDzewmM (scheint wahrscheinlich sehr am Orginal angelehnt, sehr schnell) bzw.
View: https://www.youtube.com/watch?v=vCqCITKeMU8 (von einer Universiätsjazzband aus Mexico, etwas langsamer...) Bei der mexikanischen Band habe ich den Eindruck, der Gitarrist spielt eher konventionelle, also keine Freddy Green Vocings.
 
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"Inside the Score" habe ich bestellt.
Okay! Das geht zwar weit über die gitarristische Erarbeitung von "Basie..." hinaus, aber zum Lernen von Analyse von Big-Band-Arrangments ist das eine hervorragende Referenz. Viele YT-Jazz-Kompositions- und Analyse-Kanäle empfehlen das Buch nach wie vor.


Da ist ein Aussetzer bzw. ein kurzer Loop in der Audio-Spur bei ca. 2:02, nicht rausbringen lassen ;)



Das ist die Originalversion, also nicht die vereinfachte, die du spielst.

Vielleicht hilft diese Aufnahme. Da ist die richtige Version und ziemlich moderat im Tempo:

View: https://www.youtube.com/watch?v=g7krFH2gNik

Du hast den Thread ja auch im Gitarrenforum gepostet, vielleicht wollen ja auch Gitarristen wie @Disgracer , @dubbel , @boisdelac , @gidarr , @Aynsley was dazu sagen, wie man das auf der Gitarre erarbeitet - wobei ich nicht weiß, wie jazzaffin die Kollegen sind.
 
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und auch versuchen ein Lead-Sheet für A & B Studienteil zu erstellen.
Hier verstehe ich nicht ganz, was Du damit meinst.
Kannst Du nicht das Leadsheet aus dem Video nehmen, was ich oben gepostet habe, und Deine Harmonien drüberschreiben?

habe ich den Eindruck, der Gitarrist spielt eher konventionelle, also keine Freddy Green Vocings.
Da ich nur rudimentär Gitarre spiele, hätte ich eine Frage dazu: Freddy Green hat doch, soweit ich es gesehen und verstanden habe, wenig Optionstöne gespielt, also Shell voicings, dh. hauptsächlich Grundton, 3 und 7. Was meinst Du mit "konventionelle" Voicings, die normalen "Lagerfeuer"-Griffe?
 
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Okay! Das geht zwar weit über die gitarristische Erarbeitung von "Basie..." hinaus, aber zum Lernen von Analyse von Big-Band-Arrangments ist das eine hervorragende Referenz. Viele YT-Jazz-Kompositions- und Analyse-Kanäle empfehlen das Buch nach wie vor.
Genauso sehe ich es auch
Du hast den Thread ja auch im Gitarrenforum gepostet, vielleicht wollen ja auch Gitarristen wie @Disgracer , @dubbel , @boisdelac , @gidarr , @Aynsley was dazu sagen, wie man das auf der Gitarre erarbeitet - wobei ich nicht weiß, wie jazzaffin die Kollegen sind.
Das fände ich auch sehr wünschenswert

Hier verstehe ich nicht ganz, was Du damit meinst.
Kannst Du nicht das Leadsheet aus dem Video nehmen, was ich oben gepostet habe, und Deine Harmonien drüberschreiben?
Das werde ich machen. Ich wollte es aber noch mit dem Notensatz den ich in den nächsten Tage bekomme abgleichen. Vielleicht ist das vergebliche Mühe. Aber wie gesagt, ich bin Neuling im BigBand-Feld und möchte mir einen robusten Weg aufbauen, Stücke zu erarbeiten.
Da ich nur rudimentär Gitarre spiele, hätte ich eine Frage dazu: Freddy Green hat doch, soweit ich es gesehen und verstanden habe, wenig Optionstöne gespielt, also Shell voicings, dh. hauptsächlich Grundton, 3 und 7. Was meinst Du mit "konventionelle" Voicings, die normalen "Lagerfeuer"-Griffe?
Nicht unbedingt "Lagerfeuer"-Griffe, eher Vocings in den mittleren Lagen (A-bis H-Saite) mit einer grösseren Reichweite auf den Bünden. Ich versuche möglichst immer in einem Bereich zu bleiben. Die "reinen" Freddy Green Vocings bleiben ja meist auf der E-G Saite, die hohen Saiten hat er vermieden. Er wollte ja mit den Bläsern nicht in Konflikt geraten.
 
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vielleicht wollen ja auch Gitarristen wie @Disgracer , @dubbel , @boisdelac , @gidarr , @Aynsley was dazu sagen,
Bigband-Arrangement? Definitiv eine Nummer zu groß für meine musikalische Gehaltsklasse.
Ich musste erst mal gugeln, worum's überhaupt geht
 
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