Neben der Speed der Akkordwechsel möchte ich das Stück auch irgendwie "musikalisch" in den Kopf kriegen. das kann über die Meldodie gehen, aber auch über die weitere harmonische Analyse.
Dann würde ich empfehlen, ein Leadsheet von der Melodie zu erstellen. Genau das wird in "Inside the score" bei jedem analysierten Stück gemacht, u.a. damit man den Weg des Arrangeurs auch nachvollziehen kann, der aus einem Leadsheet ein komplettes Arrangement gemacht hat. Falls du Interesse hast, kann ich gerne unterstützen, wenn du z.B. einen Entwurf postest.
Ich möchte das Stück deshalb harmonisch im Detail analysieren.
Da wäre ich etwas vorsichtig mit "im Detail", weil es da (wie in vieler Musik) zwei harmonische Ebenen gibt: das Konzept (das sind z.B. die Changes in einem Leadsheet) und die arrangementtechnische Realisierung dieses Konzepts (also die genauen Bläserakkorde bzw. der Harmonie, die letztlich beim Hörer ankommt). In "Inside the score" gibt es für die erste Ebene das vorangestellte Leadsheet, dann einige Absätze zum Thema Harmonisierung, dann eine komplette Partitur mit analysierten Passing Chords (also z.B. der Harmonisation harmoniefremder Töne).
"Harmonisches Detail" bei Big-Band-Musik kann ein Wespennest sein. Aber ein spannendes, weil da eine wahnsinnige Kraft und Energie drinsteckt.
Zum Beispiel Takt 1-12 sollte ein 12-taktiger Blues sein mit dem Grundgerüst C-F-G; Gm7 als Zwischendominate auf C, bzw, Dm7 als Zwischndominante auf G7 krieg' ich noch hin und der Turnaround zum Schluss ist mir auch klar. Wenn dem so ist, dann hätte ich in den ersten 12 Takten schon mal die Ergänzungen zum Grundgerüst C-F-G. Aber sind da nicht noch mehr harmonische Feinheiten oder Kunstgriffe?
Die vorangestellten 12 Takte vor
A sind ein Bluesschema. Also ist diese Einleitung mit Nesticos Komposition an sich, mit dem Thema, nicht eng verbunden, denn das Thema ist eine 32-taktige AABA-Form. Mit einer Analyse dieser ersten 12 Takte kommt man der Komposition nicht unbedingt näher, da es ein frei hinzugefügter Formteil ist. Aber man kann sich die natürlich anschauen, um was über Blues zu lernen.
Ein fast einfachstmögliches Bluesschema könnte so aussehen: CFCCFFCCGFCC. Bei Basie-Straight ahead gibt es dann in den folgenden Takten (
Taktzahlen) folgende Unterschiede bzw. Parallelen und Auffälligkeiten:
1: simpler Dreiklang (!)
2: statt nur F-Dur kommen zwei Vierklänge, die eine Bassbewegung F-F#-G realisieren. Das nimmt die Bassbewegungen der Changes des späteren Themas vorweg. F#dim7 ist ein passing chord
3: Nestico will den Akkord wohl etwas "instabil" halten, indem er die Quinte g in den Bass legt. Das begünstigt das Hören und Denken in größeren Phrasen als den bluestypischen 4-Takt-Phrasen
4: II-V-Verbindung zur Subdominante F
5: wie im einfachen Bluesschema wird hier F-Dur erreicht, aber als maj7-Akkord. Zusammen mit Takt 6...
6: ... nehmen die Akkorde Fmaj7-Fm6 die Takte 1-2 des Themas harmonisch vorweg
7: in einem Bluesschema mit II-V-I-Verbindungen könnte in den Takten 7 und 8 z.B. Em7 - A7 stehen, als II-V-Kette, die zur Tonika hinführt. So etwas ähnliches passiert hier auch, nur dass in Takt...
8: der mögliche A7 durch den Stellvertreter Ebdim7 ersetzt wird
9/10/11: II-V-I-Verbindung über die Tonika C-Dur, die übrigens wieder als simpler Dreiklang (!) auftaucht
12: da das 32-taktige AABA-Thema gleich mit der Subdominante Fmaj7 beginnt, wird Takt 12 genutzt, um eine II-V-Verbindung dorthin zu bringen. Es klingt zunächst wie eine Modulation nach F-Dur, aber im Laufe der ersten 8 Takte nach Buchstabe A wird harmonisch klar, dass wir nach wie vor in C-Dur bleiben
Insgesamt ist das Bluesschema also so abgeändert, dass es Elemente des Themas andeutet und vorwegnimmt.