Überschätzen Musiker den Wert ihres Hobbys? Hobbymusiker wollen Geld.

  • Ersteller Zeugschläger
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Übrigens ist gerade wieder Stadtfestsaison. Oft wird es so ablaufen: die Musiker der abendlichen Coverband bekommen Geld (wenn auch manchmal wenig), die Sänger der nachmittags auftretenden Chöre nicht (bzw. höchstens eine Spende für die Chorkasse). Der einzige, der am Bühnenprogramm auf jeden Fall was verdient, ist der Tontechniker.

Wenn alle Musiker auf der Bühne nur gegen Gage auftreten würden (und die am Ende noch vergleichbar mit dem Stundenlohn eines Tontechnikers oder Handwerkers sein sollte :eek: ), würde kein Stadtfest mehr stattfinden können. Das Kulturleben wäre ärmer. Lokale Kultur kann ganz wesentlich nur dann stattfinden, wenn Leute bereit sind, für wenig Geld oder sogar unentgeltlich zu arbeiten. Sie setzen sich für die Gemeinschaft ein, im Vokalchor, bei der auftretenden KiTa-Gruppe, im Posaunenchor, am Würstchenstand, beim Schmücken der Straßen.

Die gesamte musikalische Vereinskultur (und die kirchliche), die in Deutschland ziemlich einzigartig ist, finanziert durch unentgeltliche (oder kostengünstige) Mitwirkung oft die Leute mit, die dann was verdienen. Ohne das kostengünstige Nachmittagsprogramm auf der Bühne (oder den Spielmannszug beim Schützenfest, etc.) gäbe es nämlich abends auch keine Coverband.

Lokale Kultur ist ein soziales Gemeinschaftswerk, in dem Querfinanzierung die Regel ist. Einige verdienen, andere nicht. Das sollte man als jemand, der daran verdient (ich auch :whistle:) im Hinterkopf behalten.
 
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Lokale Kultur kann ganz wesentlich nur dann stattfinden, wenn Leute bereit sind, für wenig Geld oder sogar unentgeltlich zu arbeiten.
Und da ist eben die Frage: warum ist das so, warum ist das so selbstverständlich?
 
warum ist das so, warum ist das so selbstverständlich?
Ich würde mal behaupten: Weil sie sonst gar nicht arbeiten würden. Bühne kostet schon, Technik kostet schon, wenn da die Band auch noch zig oder sogar hunderte Euro kostet, lässt 'man' es eben bleiben mit der Livemusik.

Aber bevor wir an diese Frage gehen, wäre erstmal die Frage zu klären, warum es selbstverständlich ist, dass unzweifelhaft notwendige Aufgabe, wie Lebensrettung, oft unbezahlt gemacht wird. Während Bands nicht gezwungen werden aufzutreten, können Lebensretter, am Beispiel Feuerwehr, aber sogar verpflichtet werden, kostenlos diesen Dienst zu tun.
Und, um teilweise wieder an den Anfang des Kreises zurückzukommen: Bands, die spielen wollen, stehen Schlange. Lebensretter werden dagegen (teilweise dringend) gesucht.

Was ich damit sagen will: Es ist allgemein eine Haltung, dass gewisse Dinge unbezahlt gemacht werden. Und in der Liste derer, die für ihre Arbeit bezahlt werden müssten, stehen Künstler in der Priorität halt nicht an erster Stelle.
 
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Ich würde mal behaupten: Weil sie sonst gar nicht arbeiten würden. Bühne kostet schon, Technik kostet schon, wenn da die Band auch noch zig oder sogar hunderte Euro kostet, lässt 'man' es eben bleiben mit der Livemusik.

Aber bevor wir an diese Frage gehen, wäre erstmal die Frage zu klären, warum es selbstverständlich ist, dass unzweifelhaft notwendige Aufgabe, wie Lebensrettung, oft unbezahlt gemacht wird. Während Bands nicht gezwungen werden aufzutreten, können Lebensretter, am Beispiel Feuerwehr, aber sogar verpflichtet werden, kostenlos diesen Dienst zu tun.
Und, um teilweise wieder an den Anfang des Kreises zurückzukommen: Bands, die spielen wollen, stehen Schlange. Lebensretter werden dagegen (teilweise dringend) gesucht.

Was ich damit sagen will: Es ist allgemein eine Haltung, dass gewisse Dinge unbezahlt gemacht werden. Und in der Liste derer, die für ihre Arbeit bezahlt werden müssten, stehen Künstler in der Priorität halt nicht an erster Stelle.
Guter Punkt - wieso arbeitet die freiwillige Feuerwehr die das Feuer in der lokalen Schule bekämpft unentgeltlich, die Berufsfeuerwehr die bei Bayer oder am Flughafen stationiert ist bekommt gutes Geld dafür? Ja die letztgenannten sind spezialisierter, aber auch die freiwilligen Feuerwehren haben da viel Zeit in ihre Ausbildung gesteckt.

es ist selbstverständlich weil der Mensch ein soziales Wesen ist und Verantwortungsgefühl entwickelt. Wenn alle Arbeiten bezahlt werden müssten die bisher unentgeltlich getan werden, dann mag die Welt gerechter sein - aber nach meiner Einschätzung dann auch ärmer
 
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Vorschlag: Lasst uns bei den Musikern bleiben, sonst driftet es hier richtig ab. Die Ungerechtigkeiten der Bezahlung/Nichtbezahlung oder Wertschätzung von allen Jobs insgesamt ist ein spannendes Thema, würde aber wohl doch diesen Thread sprengen.
 
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Hey, das ist mein Thema. Ich darf bestimmen, was diskutiert wird. :twisted:
;)

Der Exkurs ging auch nur darum, dass es vor den Musikern erstmal andere gibt, für die eine Pflichtbezahlung eingeführt werden müsste. Und dann wäre die Frage, ob jemand noch für halbprofessionelle Musik bezahlen wollen würde.
 
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Ich darf bestimmen, was diskutiert wird
trotzdem ist das hier ein "Musikerforum". Diese Exkursionen sind sicher ein gesellschaftlich relevantes Thema,
aber dann nähern wir uns auch politischen Betrachtungsweisen, und das ist hier, auch zurecht, nicht erwünscht.
 
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Alles gut, war bisher nur ein vorsorglicher Vorschlag aufgrund der Erfahrung, wie oft gerade interessante Threads von Begleithemen überrannt werden. Bisher ist ja alles in Ordnung. :great:
 
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Ich habe dem Forum die Grundlage für zwölf Seiten Beiträge geliefert. Ohne Beiträge wäre das Forum sinnlos.
Wo bekomme ich Geld für was ich gemacht?

(1. Das war Spaß. 2. Der dritte Satz ist ein sinngemäßes Zitat aus "Was Guckst du?")

[Änderung]
Ich kriege bei der Bearbeitung das mit den Zitaten nicht hin.
Alles gut, war bisher nur ein vorsorglicher Vorschlag aufgrund der Erfahrung, wie oft gerade interessante Threads von Begleithemen überrannt werden. Bisher ist ja alles in Ordnung.
Das habe ich auch nicht anders verstanden und ich für mich ist das in Ordnung.
 
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Vorschlag: Lasst uns bei den Musikern bleiben, sonst driftet es hier richtig ab. Die Ungerechtigkeiten der Bezahlung/Nichtbezahlung oder Wertschätzung von allen Jobs insgesamt ist ein spannendes Thema, würde aber wohl doch diesen Thread sprengen.
Ich sehe es auch so dass es den Thread sprengen würde wenn wir da in Details gehen - aber ich sehe es schon als relevant an wenn man fragt ob der eigene Wert überschätzt ist da die Musik grundsätzlich mal einzuordnen.

Sonst lässt sich der Thread insgesamt leicht Einkürzen:
wer das Geld bekommt das er sich vorstellt überschätzt seinen Wert nicht. Wer mehr will aber das nicht bekommt überschätzt seinen Wert ;-)
 
Ich würde mal behaupten: Weil sie sonst gar nicht arbeiten würden. Bühne kostet schon, Technik kostet schon, wenn da die Band auch noch zig oder sogar hunderte Euro kostet, lässt 'man' es eben bleiben mit der Livemusik.
Die Logik verstehe ich nicht. Live-Musik geht meist nicht ohne Technik, okay. Man braucht also beides. Verzichten sollen aber nur die Musiker? Warum sollte nicht auch mal der Toni froh sein, dass er seinen Beitrag unentgeltlich leisten darf?!
 
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Die Logik verstehe ich nicht. Live-Musik geht meist nicht ohne Technik, okay. Man braucht also beides. Verzichten sollen aber nur die Musiker? Warum sollte nicht auch mal der Toni froh sein, dass er seinen Beitrag unentgeltlich leisten darf?!

Weil der Toni in der Regel weniger intrinsische Motivation hat, seine Tätigkeit aufzunehmen.

Die Musiker wollen auf die Bühne, der Toni macht den Job halt oft auch im wesentlichen weil er dafür bezahlt wird.

Ausnahmen gibt es natürlich
 
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Weil der Toni in der Regel weniger intrinsische Motivation hat, seine Tätigkeit aufzunehmen.

Die Musiker wollen auf die Bühne, der Toni macht den Job halt oft auch im wesentlichen weil er dafür bezahlt wird.
Ich sehe das komplett anders. Die Tonis, die ich so kenne, haben fast ausnahmslos an den Fadern und Knöpfchen angefangen, weil sie Spaß daran hatten. Nur haben sie bald festgestellt, dass ihr Honorar im Gegensatz zur Gage des Musikers akzeptiert wird und nicht zur Disposition steht. Natürlich liegt es dann nahe, die Tontechnik zum Gelderwerb zu nutzen. Aber auch da kenne ich genügend, die das nicht zum alleinigen oder Haupt-Broterwerb tun. Also doch Hobby?
 
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.... ich will doch noch mal auf einen Aspekt des Feuerwehrbeispiels zurückgreifen: In die FF investiere ich als Privatperson viel Zeit etc. Im Gegenzug lerne ich etwas (was ich auch privat gebrauchen kann, deutlicher noch beim THW) und bekomme das Equipment für's Brandlöschen gestellt.
Vielleicht können wir die FF mit einem Spielmannszug oder einem Gemeindeensemble vergleichen: Da werden in der Regel auch Instrumente gestellt und / oder Unterricht angeboten. Gitarre habe ich (nach Noten) in der Gemeinde gelernt, im Gegenzug haben wir dann als Ensemble Gottesdienst begleitet oder im Krankenhaus in der Adventszeit gespielt.
(Als Amateurband bringe ich meist zumindest meine Instrumente mit (PA nicht unbedingt). Ob das dann ein Honorar rechtfertigt, ist jetzt eine andere Frage.)
 
Wir haben uns vom Kneipenwirt der eine Band engagiert / einer Band eine Auftrittsmöglichkeit gibt jetzt zum Stadtfest bewegt. Und Bands werden Chöre und die freiwillige Feuerwehr ausgespielt. Es ist schwierig über den Wert von etwas zu Diskutieren wenn der Rahmen dafür nicht klar ist bzw. immer wieder wechselt
 
Warum sollte nicht auch mal der Toni froh sein, dass er seinen Beitrag unentgeltlich leisten darf?!
Ich bezog mich eher auf das Material. Eine Bühne hat man nicht mal so eben zu Hause rumstehen, genausowenig wie eine größere PA-Anlage. Auch wäre es mir fremd, dass jemand mit Bühne oder PA-Anlage anfragt, ob er seine Anlage aufbauen darf.
Deshalb denke ich, dass Bühne und PA-Anlage als Gegenstand etwas ist, für das man eher gewohnt ist zu bezahlen.
Im Gegenzug lerne ich etwas (was ich auch privat gebrauchen kann
Was den zum Beispiel? Selbst den LKW-Führerschein, der manchen bezahlt wird, können die meisten nicht privat gebrauchen. Ich wüsste nicht, dass ich schonmal einen LKW-Führerschein gebrauchen können hätte.
Vielleicht können wir die FF mit einem Spielmannszug oder einem Gemeindeensemble vergleichen
Vor einem Vollzeitarbeitstag mitten in der Nacht rausgerufen zu werden, auf der Autobahn neben (zu oft rücksichtlosen) Kraftfahrern rumzulaufen, in brennende Häuser gehen, halbe Körper unter Zügen rauszuziehen und sich in lebensgefährlichen Überflutungsgebieten aufzuhalten, ist so weit unvergleichbar mit am Wochenende ein paar Stunden Musikmachen, dass ich hoffe (und annehme), dass das anders gemeint war, als es da steht.
 
anders gemeint war, als es da steht
Ich habe es so gemeint, wie ich es da geschrieben, aber du hast etwas dazu interpretiert, eine Bewertung hinsichtlich der gesellschaftlichen Bedeutsamkeit oder "Moral" oder Gefährlichkeit, whatever, die da gerade nicht steht.
Mir ging es um den Aspekt der Ehrenamtlichkeit. Gesellschaftlich notwendig ist die FF genau so, wie die ehrenamtliche Sozialbetreuung. Klar, beide haben verschiedene persönliche Risiken, persönliche Aufwände etc., was mir auch aus eigener Erfahrung bekannt ist. Aber in beide investiert man Zeit und ggf. eigenes Geld und bekommt dafür "irgendwas" zurück. Was auch immer.
 
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Reingegrätscht. Das Hobby ist per Definition ein Ausgleich (in der Freizeit) zur täglichen Arbeit. Nicht in der Definition enthalten ist, dass ich damit kein Geld verdienen darf. Wenn ich durch die Ausübung meines Hobbys (hier Musik) anderen Personen (hier Clubbesitzer) helfe, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und ich das derart gut mache, dass die an diesem Abend gutes Geld verdienen, warum soll ich dann auf einen Teil des Kuchens verzichten? Nur weil ich damit nicht meinen Lebensunterhalt verdiene?
 
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Nein, aber die Abgrenzung von „ich das derart gut mache“ ist im Einzelfall schwierig (und wird es m.E. auch bleiben).
 

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