Zum spielen eines Instruments oder singen braucht es das nicht, das ist reines Handwerk und Talent.
Richtig. Aber wie schon mal geschrieben, "spielen" ist ein sehr weiter Begriff.
Ich spüre bei diesen Aufrufen zu notenfreiem Spielen eine Theoriefeindlichkeit, die mir weh tut.
Das kann ich nachvollziehen, ging mir aber hier nicht ganz so, da BDX ja hauptsächlich von sich gesprochen hat.
Ganz im Gegenteil, ich finde es spannend, wie man ohne viel Theorie auch zurecht kommen kann.
Viele Gitarristen im Gypsy Swing, die aus der Sinti-Umgebung kommen zum Beispiel könnten Dir nicht sagen, was sie da eigentlich für Tonleitern und Akkorde spielen.
Die lernen das zT. ganz anders.
Oder Barry Harris hat einfach für sich eine alternative Theorie erfunden.
Aber die meisten haben solche Zugänge nicht. Und weniger Arbeit ist es deshalb auch nicht!
Man sollte da auch mal in sich reinhorchen, ob man sich drückt. Soo schwer ist es am Ende auch nicht, wenn man es Stück für Stück macht und jemanden fragen kann, der einem die Dinge erklärt, die man nicht versteht
Am Besten gehts los mit dem Thema Pentatonik und dem Thema Kirchentonarten....
NEIN ... alles aber bitte nicht Kirchentonarten zuerst.
Man könnte meiner Meinung nach viel mehr Kinder und Jugendliche an eine musikalische Betätigung heranführen, wenn man sie nicht mit Lernthemen wie Noten oder Musiktheorie langweilt.
Das entscheidende Wort hier ist: "langweilt". Nicht die Theorie ist entscheidend, sondern zeigen, wie man mit den Kenntnissen praktisch was anfangen kann.
Mein Weg lief halt über Praxis UND Theorie. Theorie hat mir auch immer Spaß gemacht, und trotzdem geht es mir bei manchen Themen wie BDX, dass ich denke, das brauche ich fürs praktische Musizieren nie und nimmer, ist doch viel zu umständlich usw.
Wo da die Grenze ist, legt jeder für sich selbst fest.
Wichtig finde ich aber, dass man offen bleibt und sich nicht verweigert. Sonst kommt man irgendwann nicht mehr weiter. Theorie kann für die Praxis sehr viel helfen.
Und anderen ihren Weg zu Lernen abzusprechen oder schlechtzureden, ist ohnehin eine ganz blöde Idee.
Solche Aussagen
Zum spielen eines Instruments oder singen braucht es das nicht, das ist reines Handwerk und Talent.
gehen in die Richtung. DU siehts das für Dich so, OK. Aber versuch das bitte nicht für alle Musiker, alle Levels, alle Musikrichtungen, alle Instrumente festzulegen - denn damit liegst Du definitiv daneben.
Musiktheorie ist ein Werkzeug. Ja, ich kriege einen Nagel auch ohne Hammer in die Wand, oder eine Mutter ohne den passenden Schlüssel abgedreht und kann ein Kabel ohne die zugehörige Zange irgendwie abisolieren.
Aber bei manchen Dingen wird es dann krampfig, oder es geht halt gar nicht.
So ist es auch in der Musik. Klar kann man Klavier/Gitarre spielen. Wenn Du für Dich klarkommst und andere Dinge nicht machen willst, ist doch für Dich alles gut.
Ich persönlich wüsste nicht, wie ich einen Chorsatz ohne Theoriekenntnisse machen könnte oder einen Jazzstandard ohne Theorie spielen.
Und außerdem ist das für mich spannend. Mir ist aber bewusst, dass das nicht für jeden so ist und es auch eher praktische Wege zur Musik gibt.
Aber gelernt habe ich auch: Manchmal bringen einen die Dinge am meisten weiter, vor denen man sich am liebsten drückt.
