Wie erarbeitet Ihr Euch einen Song?

Michael Scratch
Michael Scratch
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
25.09.25
Registriert
29.04.23
Beiträge
2.272
Kekse
15.270
Ort
Kleines Nest nordlich von Nürnberg
Ich stelle mir mal wieder die Frage: Wie erarbeite ich mir einen Song am schnellsten / besten?

Zwei Beispiele:

- Knocking on heavens door:
1. Akkordfolge (Struktur) klar machen.
2.) Einige Patterns, die man spielen kann auf Grundlage der Akkordtöne und Tonleiter zurechtlegen.
3.) Damit rum experimentieren

Ich spiele den Song am Bass jedes mal ein klein wenig anders und sicher nicht so wie im Original. Passt für mich.

- Dead or alive (Bon Jovi)
Den habe ich zunächst quasi auswendig gelernt, indem ich Takteweise zu Songster gespielt habe, bis ich es drauf hatte. Die genaue Struktur "weiß" ich aber bis heute nicht, ich spiele ihn einfach so, wie ich ihn auswendig gelernt habe. Ohne Bass in der Hand und ohne Band oder Backing Track kann ich ihn aber auch nicht auswendig spielen - schon verrückt.


Wahrscheinlich ist ein Zwischending aus beiden Methoden das beste?

Wie machst Du das? Spielst Du einen (Cover-) Song am Bass wie im Original, also Note für Note? Wenn ja: Wie lernst Du ihn am besten?
Wenn nein: Was ist Deine Methode, damit die Basslinie noch zum Song zugehörig empfunden wird, Du das Original aber nicht Note für Note spielen willst/kannst?

Aktuell geht es bei mir um "Sultans of swing".
 
Zuletzt bearbeitet:
Es kommt drauf an, was Du selber für einen Anspruch hast:
- wenn's für Dich reicht, den Bass-Part in etwa hinzubekommen, mach' so weiter wie beschrieben. Für just for fun absolut okay.
- wenn's an Auftritte geht, würde ich allerdings ein wenig mehr Mühe reinstecken. Weil: Wiedererkennungseffekt beim Publikum.

Zu dem "ein wenig mehr Mühe": der "Knockin' On Heaven's Door"-Ansatz (Dylan? G'n'R?) passt da schon ganz gut. Meine Vorgehensweise wäre:
- Songstruktur / Parts notieren: Intro (x Takte), Strophe 1 (x Takte), usw. usf.
- zu den einzelnen Teilen die Grundstruktur der Basslinie erarbeiten, also v.a. die rhythmische Struktur. Bei KoHD bringt's exakt gar nix, z.B. nur die root notes in Achteln runterzunudeln.
Damit hast Du imho schon die halbe Miete. Dann noch:
- auf markante Dinge in der Basslinie achten und diese konsequent einbauen. Und auf Übergänge etc. achten.

Ach, einfach mal ein Beispiel aus meiner Transkription: Guns N' Roses - Knockin' On Heaven's Door

1758656291876.png


Markant: sicherlich der wiederkehrende Lauf in Takt17 / 19 / 21 / 23, also die erste Viertel und der Sechzehntel-Lauf aufwärts. Ein MUSS!

Weiterhin markant: der Sechzehntel-Lauf in Takt 22 mit den Oktavsprüngen drin. Der taucht im Song mehrfach auf. Üben und spielen! Sonst fehlt dem Song einfach etwas, und: je bekannter der Song, desto größer die Fallhöhe, weil - die Leutz kennen den ...

Dagegen halte ich die Sechzehntel-Läufe in T 18 und T 20 für nicht so wichtig, da gibt's im Songverlauf diverse Variationen. Ich würde wetten, dass Duff McKagan live da wohl niemals exakt immer das Gleiche gespielt hat ...

Das wäre so meine Vorgehensweise, um relativ schnell ein relativ gutes, dem Original nahes Ergebnis zu erzielen, mit dem man "live" nicht negativ auffällt. Ein Grund-Pattern für die Strophe, ein Grund-Pattern für die Refrains, evtl. ein Grund-Pattern für Soli, diese notieren und einüben. Wenn Du dann die Grundstruktur des Songs im Kopf und in den Ohren hast und weißt, welches Pattern zu welchem Part gehört, ist das Ding schon fast geritzt. Dann noch auf Übergänge etc. achten - let's rock ...

Das wäre so meine Vorgehensweise für eine "easy version" eines Songs. Ich bin allerdings jemand, der gerne so original-getreu wie möglich spielt und dementsprechend mehr Aufwand in so was reinsteckt. Ich kann meinen Workflow, wenn Interesse daran besteht, gerne mal hier reinstellen. Sind mittlerweile so um die 480 Songs ... keine Sorge, die sind transkribiert, jetzt müsste ich die nur noch alle spielen können, und das auswendig ... das ist so MEINE größte Baustelle ...
 
  • Interessant
Reaktionen: 1 Benutzer
Bass ist jetzt nicht mein Hauptinstrument aber ich versuche es wie mit der Gitarre und dem Gesang zu machen:
Ich versuche das rüberzubringen was gefühlt für mich selber den Song ausmacht.
 
Ich lerne die Strukturen, wenn ich ihn auch singe ... (obwohl ich das in der Band nicht mache). Ausserdem ist er in meiner Playliste im Auto/Flieger, um ihn möglichst oft zu hören.

Ich bin auch Fan der Interpretation, nicht der Covers. Das Original wirkt, weil XYZ es in seiner unnachahmlichen Art und Weise spielt. Ich bin nicht er.

Gruß
Martin
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Zuerst den Song richtig anhören, dann erst locker und immer genauer am Schlagzeug mitspielen.
Zum Bass wechsel, nach Gehör mitspielen.
Noten/Tabs besorgen und durcharbeiten, eventuell den Text auswendig lernen und mitsingen.
Den Kram so lange üben bis es sitzt.
 
Ich (und der Rest meiner Band ist)/bin grundsätzlich eher Fan, ein Stück bzw. eine bestimmt Version, die wir festlegen, möglichst auch Ton für Ton zu spielen. (lediglich bei Solo Parts, die improvisiert sind, improvisiere ist auch, wobei da im Laufe der Zeit sich „mein“ Solo entwickelt, dass dann zumindest immer weniger Variation hat…).
Wenn das so weit klappt, aber ich dann bestimmte Parts nicht so „fühle“ und mir etwas anderes in den Kopf kommt, was in meinen Ohren besser passt, ändere ich das entsprechend ab.

Um die Instrumentenparts zu lernen, nutze ich alles wessen ich habhaft werden kann:
  • Ultimate Guitar (...da habe ich das Pro Abo, was sich IMO auf jeden Fall lohnt, weil die „offiziellen“ UG-Transskriptionen idR viel richtiger und informativer sind, als das frei zugängliche Zeug. Das ist aber immer auch nur die erste Orientierung.
  • Instrumenten Spuren isolieren bzw. Aufnahmen verlangsamen und Raushören: Ersteres macht unser Bass man mit dem neuen Anytune für Androite. Das funktioniert wirklich gut und ist auch hilfreich weil Bass Spuren oft sehr "zugedeckt" sind. Leider läßt Anytune sich diese Funktion über ein Abo bezahlen... Für E-Gitarren Parts reicht es mir die Aufnahmen zu verlangsamen. Das können viele Audio Tools ich nehme da Anytune. Bei 25% Geschwindigkeit kann auch bei einem Speedrun jeden einzelnen Ton identifizieren. Das Üben bei verringerter Geschwindigkeit, hilft auch sich Songs /Parts schneller draufzuschaffen.
  • Song Bücher. Wer in einer Tribute Band spielt sollte sich die verfügbaren Songbook anschauen! Die Transcriptionen sind meist sehr gut und sparen Zeit und bewahren einen davor halbgare Dinge einzustudieren.
Das Auswendiglernen meiner Parts und der Songstruktur ist für mich ein Must! In einer Band haben wir zwar Leadsheets, die zentral für alle Bandmitgleider gemacht und gepflegt werden, aber die habe ich nur als "Hosenträger zum Gürtel" auf einem Tablet. Für einige Songs habe ich da "Postis" eingefügt, wo ich mir Besonderheiten, die man leicht vergisst, notiere.
In meiner anderen Band notiere ich nur die Ton-Art hinter den Song Titeln in der Setlist, aber da ist die Setlist auch kürzer (ca. 20 Stücke vs. fast 50...)
 
Kommt drauf an...
Generell spiele ich in Bands, die schon aufgrund der Besetzung keine Cover spielen.
Walking Bass spiele ich nach oft Leadsheet. Da ich mit den Akkorden einigermassen fit bin, geht das, ohne dass ich mir die Pattern zurechtlege. Üben hilft natürlich trotzdem.
Es gibt aber auch Stücke, bei denen die die Basslinie alleine schon hohen Wiedererkennungswert hat. Da versuche ich natürlich, mir die Basslinie draufzuschaffen. (zu 'Stand by me' irgendwelche beliebigen Basslinien spielen? Wäre sicher mal ein interessanter Effekt, aber wahrscheinlich nicht Publikumstauglich :rofl:)
Dann gibt es natürlich auch Stücke, Pop oder Rock, die keine Charakteristische Basslinie haben - da versuche ich mir etwas zurecht zu legen, basierend auf dem, was man so findet.
Ich versuche das rüberzubringen was gefühlt für mich selber den Song ausmacht.

In schwierigen Fällen arbeite ich eine Bassbegleitung mit Hilfe von Musescore aus. Damit probiere ich oft grundlegende Ideen aus - aber spätestens wenn das Gerüst steht, natürlich mit Instrument in der Hand.
Akkordstrukturen klar machen? Wenn dass heißt, basierend auf einer Funktionstheoretischen Analyse die Akkordfolge auswendig lernen: Nein, mach ich nicht. Noch nicht. Sicher sinnvoll, aber da ich doch meistens mit Noten auf dem Tablet oder Papier spiele, mach ich mir den Aufwand nicht.
 
Grund: ja
Zuletzt bearbeitet:
Es kommt drauf an, was Du selber für einen Anspruch hast:
- wenn's für Dich reicht, den Bass-Part in etwa hinzubekommen, mach' so weiter wie beschrieben. Für just for fun absolut okay.
- wenn's an Auftritte geht, würde ich allerdings ein wenig mehr Mühe reinstecken. Weil: Wiedererkennungseffekt beim Publikum.
- wenn's an Auftritte geht, würde ich allerdings ein wenig mehr Mühe reinstecken - ja, auf jeden Fall.
Weil: Wiedererkennungseffekt beim Publikum - das würde ich mal nicht überbewerten,
es gibt ja auch songs, bei denen das Publikum den bass nicht oder kaum wiedererkennt, aber trotzdem lässt sich das Ganze ja auch auf x andere Arten aufpeppen.
Es gibt aber auch Stücke, bei denen die die Basslinie alleine schon hohen Wiedererkennungswert hat. Da versuche ich natürlich, mir die Basslinie draufzuschaffen.
da stimme ich wieder zu
 
Ultimate Guitar (...da habe ich das Pro Abo, was sich IMO auf jeden Fall lohnt, weil die „offiziellen“ UG-Transskriptionen idR viel richtiger und informativer sind, als das frei zugängliche Zeug. Das ist aber immer auch nur die erste Orientierung.
Für Bassisten gilt das nach meiner Erfahrung nur sehr eingeschränkt. UG nutze ich ebenfalls gerne als allerersten Schritt, aber auf deren Basslinien - AUCH bei den "offiziellen" Transkriptionen - würde ich mich niemals ausschließlich verlassen. Dafür habe ich schon viel zu viele schlechte Beispiele gesehen, bei denen zwar was halbwegs Passendes notiert war, aber oft meilenweit von der Original-Bassline entfernt. Ich habe in meiner Tab-Sammlung mittlerweile einen Unterordner "Ultimate Guitar - schlechte Beispiele" angelegt, als abschreckendes Beispiel ... wohlgemerkt, die sind oft nicht schwer daneben, aber viele Details, Übergänge und rhythmische Betonungen fallen da unter den Tisch.

Und ein guter Freund von mir, Gitarrist, schimpft auch regelmäßig über UG ... soll kein Bashing sein, mir hilft's oft auch, aber halt nur, wie erwähnt, als allererste Orientierung.

Sitze z.B. gerade an Foo Fighters - Times Like These. "Official" UG-Transkription in GuitarPro übertragen, dann gegengehört ... und kopfschüttelnd alles wieder verbessert ...

Edit: "Times Like These - official" wurde soeben in den erwähnten "schlechte Beispiele"-Ordner verschoben ... bei Interesse liefere ich gerne Details nach ...
 
Grund: aktualisierte Zusatz-Info ergänzt
Zuletzt bearbeitet:
Für Bassisten gilt das nach meiner Erfahrung nur sehr eingeschränkt. UG nutze ich ebenfalls gerne als allerersten Schritt, aber auf deren Basslinien - AUCH bei den "offiziellen" Transkriptionen - würde ich mich niemals ausschließlich verlassen. Dafür habe ich schon viel zu viele schlechte Beispiele gesehen, bei denen zwar was halbwegs Passendes notiert war, aber oft meilenweit von der Original-Bassline entfernt. Ich habe in meiner Tab-Sammlung mittlerweile einen Unterordner "Ultimate Guitar - schlechte Beispiele" angelegt, als abschreckendes Beispiel ... wohlgemerkt, die sind oft nicht schwer daneben, aber viele Details, Übergänge und rhythmische Betonungen fallen da unter den Tisch.

Und ein guter Freund von mir, Gitarrist, schimpft auch regelmäßig über UG ... soll kein Bashing sein, mir hilft's oft auch, aber halt nur, wie erwähnt, als allererste Orientierung.
Das über die User eingebrachte Zeug ist nur noch mal mehr voll Fehler. Da fragt man sich manchmal ob die Autoren Ohren haben …
Aber schon richtig, wenn man es exakt haben möchte, muss man idR. selber ran….
 
Das kann ich so mit unterschreiben ...

Wollte nur sagen, dass man sich gerade als Basser*in nicht blind auf die "offiziellen" Tabs verlassen sollte.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Alleine schon meine bescheidenen Fähigkeiten machen es mir unmöglich 1:1 das zu spielen was da in vielen Nummern der Original-Bassist zu gemacht hat.
Ich schau auch erst mal dass ich zu den Chords komme. Da ist es hilfreich, dass die Vorschläge meist von unserem Gitarristen, der auch der Sänger ist, kommen und das gleich mit gut erarbeiteten Chords.
Dann schau ich mir die Struktur an und versuche mal grob, die Changes mit zu spielen und so in etwa das Feeling zu treffen, das der Bass so auf der Aufnahme vermittelt. Sollten prägnante Phrasen vorkommen, dann schau ich mir die halt doch genauer an und übe die intensiver. Den Rest spiele ich so in etwa wie im Original, aber, mangels der Fähigkeiten, meist nicht wie das Original. Ist auch nicht so wichtig, da wir als Trio bei vielen Songs ohnehin ein anderes Arrangement erarbeiten müssen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
ach ein Tip noch:
Der Bassist in meiner zweiten Band nimmt noch regelmäßig Unterricht und dort die Gelegenheit, sich die Bassläufe von einem Profi zeigen zu lassen.
 
Ich covere eigentlich nicht, nehme mir die Akkordstruktur und bastele mir damit etwas zurecht. Allerdings gibt es natürlich Basslinien, die zum Stück dazugehören: Hey Joe/Hendrix, It's all over now Baby Blue/Them (was aber ja selbst Cover sind, bei denen die Basslinien nix mit dem Original zu tun haben), Jumpin' Jack Flash, Tatoo'd Lady, ... Sonst unterscheide ich zwischen Raushören zum Lernen (was haben die da gemacht?) und Bassstimme schreiben.
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben