Die Unterteilung zwischen "FĂ€kalsprache" (allein dieser Begriff ist schon zum Kringeln) und nennen wir es mal "Bio-Hochdeutsch" ist analog der Abgrenzung, die bevorzugte Oberschichten schon seit Menschengedenken gegenĂŒber "unteren" Schichten eben ĂŒber Sprache gepflegt haben.
Ich habe
nie von Hierarchien geschrieben. Und die Sprache (Dialekte, Provokation einfache SĂ€tze) sehe ich in der Kunst als wirksames Ausdrucksmittel. Viele der
KĂŒnstlerinnen, die Frauenpower-Musik machen, und ĂŒber die ich etwas auĂerhalb ihrer BĂŒhne erfahren habe, sind
musikalisch gut ausgebildet und
beherrschen verstÀndliches Deutsch (in Interviews
sprechen sie sehr kommunikativ, klar und ohne Vulgarismen). Als konkrete Beispiele nenne ich hier drei Vertreterinnen: Nina Hagen, Finna und Mariybu.
Die FĂ€kalsprache (ja, so wird es von den Journalisten genannt) in ihren Liedtexten wird
ganz bewuĂt eingesetzt.
Auch wenn ich die moderne Musik nicht gezielt verfolge,
interessiere ich mich fĂŒr gesellschaftskritische Texte von Frauen (Musikerinnen), weil ich sehr wohl erkenne, daĂ diese Frauen wichtige MiĂstĂ€nde und wunde Punkte in unserer Gesellschaft thematisieren. Und
diese wunden Punkte will ich mir angucken und diesen Frauen zuhören.
Doch das Zuhören fĂ€llt mir manchmal schwer, weil ich mich dabei durch obszöne Beschimpfungen, die mich als Zuhörer verletzen, durchkĂ€mpfen mĂŒĂte.
Die absolute Weltfremdheit des TE, der sich augenscheinlich schon vor zwei Generationen vollkommen aus der aktuellen Musikentwicklung verabschiedet hat, ist da schon ziemlich viel Meinung fĂŒr ziemlich wenig Ahnung.
Was nicht okay ist, ist sich dann aber ĂŒber andere Menschen zu stellen.
Da hast Du vollkommen recht.
Und weil ich so ahnungslos bin, wollte ich mit diesem Thread
meinen Horizont erweitern, insbesondere
durch Eure Erfahrungen mit diesen Texten. Denn diese KĂŒnstlerinnen sind bei ihren Zielgruppen durchaus erfolgreich.
Sowohl musikalisch als auch lyrisch. Gerade beim Song PANK ist die derbe Sprache völlig angebracht und die beschriebene Lage auf den Punkt gebracht.
Ja, die Texte fand ich "rotzfrech", aber sie haben den Punkt getroffen. Ich fand sie provozierend, aber nicht beleidigend. FĂŒr viele Frauen waren diese Texte mutmachend.
Vielleicht haben die Frauen deiner Generation aus Sicht der heutigen Generationen lÀngst noch nicht genug erreicht?
LĂ€ngst nicht genug! Deshalb halte ich Frauenpower-Musik fĂŒr sehr wichtig. Wenn ihre Texte als obszön bzw. nicht sendungswĂŒrdig (im Radio/TV) klassifiziert werden, erreichen sie ihre Zielgruppe nur ĂŒber Live-Konzerte oder Sozialmedien.
GruĂ, Bjoern