Frauenpower mit FĂ€kalsprache? (Liedtexte)

Es erfĂŒllt ja schon dadurch seinen Zweck, dass sich Leute daran stoßen und vielleicht anfangen nachzudenken.

Hab darĂŒber nachgedacht.
Es mag sein, daß ich nicht zu der Zielgruppe gehöre, aber bei beleidigender FĂ€kalsprache habe ich keine Lust, lange zuzuhören. Das muß ich mir nicht antun und bin auch nicht fĂŒr die Inhalte solcher Texte aufnahmefĂ€hig. Solche Texte (Inhalte) werden mich nicht erreichen. ÂŻ\_(ツ)_/ÂŻ
Bei einem "provokativen" Auftritt, der mir in gelĂ€ufiger Alltagssprache wichtige Inhalte vermitteln will (was ich als wichtig erkenne), ist es durchaus wahrscheinlich, daß ich nicht nur zu Ende zuhöre, sondern auch nach anderen Werken der KĂŒnstlerin suchen werde. In dem Falle wĂŒrde sie nicht nur mein Gehör, sondern auch besondere Aufmerksamkeit erreichen und mich zum tieferen Nachdenken bringen.

NatĂŒrlich ist es meine persönliche Meinung, aber fĂŒr mich ist in der zwischenmenschlichen Kommunikation (und die Kunst gehört auch dazu) die Sprache wichtig, zumal ich die moderne Musik nicht wirklich verstehe.

Gruß, Bjoern
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Provokation war schon immer ein probates Mittel der Kunst auf vielen verschieden Ebenen.
Erreicht dann eben nicht jeden, die Grenzen zwischen Kunst und kann weg sind individuell.
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Es mag sein, daß ich nicht zu der Zielgruppe gehöre, aber bei beleidigender FĂ€kalsprache habe ich keine Lust, lange zuzuhören.
Ich denke, das man, sagen wir mal, gesellschaftskritische Texte z.B., (reden wir hier ĂŒber ausschliesslich deutsche?), schon mit einem Schuss AgressivitĂ€t, usw.,
ausdrĂŒcken kann. Da muß jedoch niemand in die unterste Schublade greifen. Wenn Leute das trotzdem gut finden, muß man das wohl als gegeben hinnehmen.
Allerdings sehe (höre) ich nicht, daß das irgendwie Potential hat sich durchgreifend auszuwirken. Noch, finde ich, wollen die Musiker/innen schon auch einem gewissem Anspruch gerecht werden, schon fĂŒr sich selbst. Da mach ich mir eher in anderen Bereichen Sorgen.
zumal ich die moderne Musik nicht wirklich verstehe.
nur nebenbei, was ist denn fĂŒr dich moderne Musik?
 
Juckt mich nicht die Bohne.... Schlimm aber, wenn die FĂ€kalsprache das einzige ist mit der die "KĂŒnstlerin" (du hattest ja nach Frauen gefragt) punkten will und ansonsten ne musikalische Nullnummer ist... -> Ikkimel

@Bjoerni, du könntest Death Metal hören, sollte da FÀkalsprache vorkommen, versteht man es eh nicht....
 
Zuletzt bearbeitet:
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
was ist denn fĂŒr dich moderne Musik?

Na ja, von Pop habe ich bis Mitte 70er noch etwas mitbekommen, aber ab 1980 sind es eher vereinzelt Ausnahmen, die ich dort und da gehört habe. Wie z.B. Gabriellas SĂ„ng von Helen Sjöholm - der Text und die Botschaft haben mich erreicht und zu TrĂ€nen gerĂŒhrt.

Gruß, Bjoern
 
  • Interessant
Reaktionen: 1 Benutzer
. Gabriellas SĂ„ng von Helen Sjöholm - der Text und die Botschaft haben mich erreicht und zu TrĂ€nen gerĂŒhrt.
(y), Text und Botschaft haben mich nur auf der GefĂŒhlsebene erreicht, kann kein Schwedisch:redface:. Aber das ist so ein Beispiel, was ich oben meinte.
Sie wird da mit Sicherheit keine "FĂ€kalsprache" verwendet haben. Halt zu deiner Beruhigung, es gibt schon noch einige KĂŒnstlerinnen, und das dĂŒrfte die ĂŒberwiegende Mehrheit sein, die einen gewissen Anspruch am Ausdruck in der Musik und eben auch an den Lyriks haben.
 
Aber bei KĂŒnstlerinnen ist die Art von verbaler Gewalt (fĂŒr mich) neu. Denn bei den Frauen meiner Generation bewunderte ich gerade die gewaltfrei Kommunikation ihrer Gesellschaftskritik und ihrer AnsprĂŒche und Rechte.
Das mit der "gewaltfreien" Kommunikation halte ich fĂŒr einen Mythos. Gewalt und Kommunikation haben viele verschiedene Facetten. Es gibt ja nicht nur die offensichtliche, direkte Gewalt, sondern auch eine latente, unterschwellige, nicht sofort, oder nur einen gesonderten Kreis von Personen, erkannbare Gewalt in der Kommunikation. Die Sprache in der heutigen Zeit ist in vielen Bereichen direkter geworden, warum sollte Sie nur MĂ€nnern vorbehalten sein?

Ich verurteile grundsÀtzlich eine FÀkalsprache, egal ob von MÀnnern, Frauen oder diversen Personen, genutzt, bin mir aber auch bewusst, dass dies die RealitÀt in teilen unserer Gesellschaft widerspiegelt.
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Das mit der "gewaltfreien" Kommunikation halte ich fĂŒr einen Mythos.

Ja, da hast Du recht. Die Sprache ist ein sehr mĂ€chtiges Mittel, und wer die wirksame Wortwendung beherrscht bzw. einsetzen kann, ist im Vorteil. Dennoch denke ich, daß man auch ohne höhere Bildung miteinander kommunizieren kann/soll, ohne sich zu beschimpfen/beleidigen, ohne aggressiven Ton und ohne FĂ€kalausdrĂŒcke.
FĂŒr mich gehört es zur Grundachtung meines GegenĂŒbers, egal wie ich zu ihm/ihr menschlich stehe. Und das erwarte ich auch von der Kunst. Zumal ich denke, daß wer etwas zu sagen hat (dringend mitteilen will), der findet auch die richtigen Worte bzw. den richtigen Ausdruck.

Gruß, Bjoern
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich empfinde das irgendwie so: Wenn jemand FĂ€kalsprache in extremer Weise benutzt, also quasi stĂ€ndig und jedem gegenĂŒber, ist das auch eine Art MachtausĂŒbung in Richtung Zuhörer. So in etwa, ich kann (mit dir) reden wie ich will, und du hast das hinzunehmen (da es ja freie MeinungsĂ€ußerung gibt, blabla...). Da will und muss ich nicht zuhören, Gott sei Dank.
Wenn jemand mal die Fassung verliert, aus Frust oder Wut, ist das schon noch akzeptabel, nicht schön, aber akzeptabel.
 
Sie wird da mit Sicherheit keine "FĂ€kalsprache" verwendet haben.

Nein, kein einziges Wort.
Der Liedtext ist von einer Frau (Py BĂ€ckman), sicherlich keine hohe dichterische Kunst, aber Frauenpower in einer einfachen Sprache, die jede(r) (Schwedisch mĂ€chtig) sofort versteht (Selbstbestimmungsrecht). Hier nur fĂŒnf Zeilen aus dem Liedtext frei ĂŒbersetzt:

Ich will spĂŒren, dass ich lebe
Jeden Tag, den ich habe,
will ich leben, wie ich will
Ich will spĂŒren, dass ich lebe
Wissen, dass ich gut genug bin


Gruß, Bjoern
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Wenn jemand FĂ€kalsprache in extremer Weise benutzt, also quasi stĂ€ndig und jedem gegenĂŒber, ist das auch eine Art MachtausĂŒbung in Richtung Zuhörer.

Auf jeden Fall. Es ist eine bewußte/gewollte Herabsetzung der angesprochenen Person, die sich auf viele Menschen negativ auswirkt (je nach Kontext und Vorgeschichte), manche empfinden Unbehagen, manche sogar seelischen Schmerz.

Da will und muss ich nicht zuhören, Gott sei Dank.

In meinen Augen ist das der beste Schutz gegen diese verbale Gewalt.

Wenn jemand mal die Fassung verliert, aus Frust oder Wut, ist das schon noch akzeptabel

Das ist völlig menschlich (das ist hier aber nicht gemeint), wenn ich mir mit dem Hammer schmerzhaft auf die Finger schlage, höre ich mich auch mal fluchen; ich glaube, daß dieses Fluchen auch befreit, und ich fluche in die Luft oder zu dem Hammer (nicht einem Menschen gegenĂŒber).

Aber ein Liedtext ist vorher ĂŒberlegt, geschrieben und erlernt oder beim Singen vorgelesen, das ist kein "Ausrutscher", hinter dem Text steckt eine Absicht - und ja, in Richtung Zuhörer. Ich weiß nicht, welche Absicht oder Botschaft, aber wenn der Preis, es zu erfahren, ist, FĂ€kalsprache und Beschimpfungen an mich heranzulassen, dann will ich es gar nicht erfahren und schalte ab oder verlasse den Raum.

Gruß, Bjoern
 
Na ja, von Pop habe ich bis Mitte 70er noch etwas mitbekommen, aber ab 1980 sind es eher vereinzelt Ausnahmen, die ich dort und da gehört habe.
Nichts fĂŒr Ungut, aber demnach bist Du seit 50 Jahren völlig abgekoppelt von dem, ĂŒber das Du Dich hier echauffierst. Du kannst entspr. Texte und Musikformen, deren Ursprung, deren Motivation als soziales Ventil, als Kunstform, als Mittel der Rebellion und Emanzipation (ja. leider wieder zunehmend ein Thema) nicht einordnen. Eine persönliche Meinung ist jedem selbstredend gestattet, aber darĂŒber hinaus sollten Blinde nicht ĂŒber Farben philosophieren.
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Ich bin beileibe kein Fan von harter Sprache aus dem Milieu oder auch von sozialen Brennpunkten, aber sie ist mir kulturell auch nicht fremd (ich komme aus dem Frankfurter Nordend/Bornheim und bin in den 1970ern da groß geworden). Ich habe selber die Situation erlebt, wo ich mit meinem Wortschatz mit 16 in einem anderen Gymie sowas von - nennen wir es mal - angeeckt bin. Ich durfte gefĂŒhlt zwei Drittel meines Vokabulars neu lernen.

Was dieser Faden bislang bei einigen zeigt, ist die absolut privilegierte Stellung, die sie innehaben. Die Unterteilung zwischen "FĂ€kalsprache" (allein dieser Begriff ist schon zum Kringeln) und nennen wir es mal "Bio-Hochdeutsch" ist analog der Abgrenzung, die bevorzugte Oberschichten schon seit Menschengedenken gegenĂŒber "unteren" Schichten eben ĂŒber Sprache gepflegt haben. Vielleicht ist es aber im Sinne der SelbstermĂ€chtigung heute auch mal andersrum und man grenzt ganz bewusst die "Oberen" aus. Wer weiß?

Die absolute Weltfremdheit des TE, der sich augenscheinlich schon vor zwei Generationen vollkommen aus der aktuellen Musikentwicklung verabschiedet hat, ist da schon ziemlich viel Meinung fĂŒr ziemlich wenig Ahnung.

Vielleicht wÀre es nicht schlecht, das einmal mit Menschen zu diskutieren, die eben genau aus dieser Welt kommen - und ich meine jetzt nicht die Deutschrapper, die teilweise Einser-Abis geschrieben und dann ihr Jura- oder Wiwi-Studium an den Nagel gehÀngt haben. Die kennen diese Sprache zwar auch aus ihren Umfeldern, haben sich aber weiterentwickeln können - was nicht jeder kann oder auch will, weil es vielleicht auch ein identitÀtsstiftendes Merkmal ist, um zu seiner Gruppe zu gehören.

Eventuell schadet es auch nicht, den KĂŒnstler mal vom Werk zu trennen. Und ob der fĂŒr manche ĂŒbermĂ€ĂŸige Einsatz dieser "niederen" Sprache dann kĂŒnstlerisch ĂŒberhaupt wertvoll ist oder lediglich der Provokation dient, ... ich bin mir nicht sicher, wie viele hier wirklich qualifiziert sind, das zu beurteilen (ich traue es mir nicht zu).

Es ist okay, wenn jemand nicht aus seinem Elfenbeinturm herauskommen will oder kann. Was nicht okay ist, ist sich dann aber ĂŒber andere Menschen zu stellen.
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 7 Benutzer
Das bekannte Schlagwort "Alter weißer Mann" kommt mir hier durchaus in den Sinn. Als weiterer Schritt wĂ€re es hilfreich, wenn hier aus weiblicher Sicht auch mitdiskutiert wĂŒrde. Was meine Frau gestern Abend beim Blick ĂŒber meine Schulter Ă€ußerte, spiegel ich hier nicht ;)
@KickstartMyHeart Ich bin bei Dir, ich sehe mich ebenfalls nicht qualifiziert, viele der fraglichen Werke mit sehr expliziten Texten zu beurteilen und in kĂŒnstlerisch wertvoll oder reinen Kommerz einzuordnen. Ich respektiere aber erst einmal das Genre - eben genau darum.
Und ich vermute, die Texte, ĂŒber die wir hier gerade schreiben, sind beim TE gar nicht bekannt.
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Tic Tac Toe (dem Lied Ich find’ dich schei...) brachen wohl alle DĂ€mme der kulturell-/öffentlichkeitstauglichen Sprache.
so wirklich FĂ€kalsprache war das nicht und ganz andere dĂ€mme des "guten Tons" wurden jahrzehnte davor schon von Klaus kinski gebrochen, z.B. die Christus der Erlöser LiveauffĂŒhrung sowie zig andere Interviews von dem Typen. Frauen sind aus meiner Wahrnehmung auch heute noch deutlich zurĂŒckhaltender wenn vulgĂ€re oder anstĂ¶ĂŸige Texte genutzt werden, setzen sowas auch geziehlter ein.

und ja so vulgÀrzeug wird halt oft humoristisch, oder Sozialkritisch verwedent, unterm Strich ist das wohl ein Generationending.
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Wie kommt diese obszöne Sprache in manchen Liedtexten bei Euch an?

Ich bin ein großer Verfechter von Kontext. Ein Wort allein fĂŒr sich kann ich nicht verurteilen.

Mit Nina Hagen nahm ich wahr, daß sich der Ton in der modernen Kultur verschĂ€rft

Das Debutalbum "Nina Hagen Band" (1978, also auch schon nicht mehr ganz modern) ist fĂŒr mich die beste deutschsprachige Rockproduktion ĂŒberhaupt. Sowohl musikalisch als auch lyrisch. Gerade beim Song PANK ist die derbe Sprache völlig angebracht und die beschriebene Lage auf den Punkt gebracht. Ich fand diese wĂŒtende, sehr persönliche Abrechnung deutlich wirkungsvoller als zum Beispiel das eher weinerliche und sehr allgemeine "Neue MĂ€nner braucht das Land" von Ina Deter aus dem Jahr 1982/83.

Tic Tac Toe (dem Lied Ich find’ dich schei...) brachen wohl alle DĂ€mme der kulturell-/öffentlichkeitstauglichen Sprache.

Ich fand das sehr sĂŒĂŸ, damals 1995: Drei gecastete freshe Teenies, denen man ein bisschen Pseudo-Streetcredibility verpasst hat. Der Text ist völlig harmlos, drei MĂ€dchen lĂ€stern ĂŒber doofe Typen und doofe Tussies. Und die Aussage "Ich find' dich scheiße" traf nunnmal genau den Zeitgeist. Es war der Zeit und der Zielgruppe angemessen.

Seitdem wird von den deutschen KĂŒnstlerinnen (und ich meine tatsĂ€chlich Frauen) wie selbstverstĂ€ndlich F*ck, F**ze, Ar**h gesungen, als ob es zu unserer Alltagssprache gehören wĂŒrde.

Ich weiß gar nicht, wo man sowas zu hören kriegt. Ich höre kein Radio (und dort wĂŒrde es wohl auch nicht gesendet werden), abonniere keine Streaming-Dienste und YT schlĂ€gt mir sowas auch nicht vor. Daher sind solche KĂŒnstlerinnen mehr oder weniger an mir vorbei gegangen.

Ich mutmaße, es geht um Rapperinen, oder? Nun – bei denen gehört ist ein gewissen Straßen-Jargon nun mal dazu. Ich glaube auch nicht, dass sich die anvsisierte Hörerschaft dadurch noch provoziert fĂŒhlt, wenn es alle machen. Wenn es gut gemacht ist, hat es mein Segen. Wie gesagt: Ich verurteile keine einzelnen Wörter.


Denn bei den Frauen meiner Generation bewunderte ich gerade die gewaltfrei Kommunikation ihrer Gesellschaftskritik und ihrer AnsprĂŒche und Rechte.

Vielleicht haben die Frauen deiner Generation aus Sicht der heutigen Generationen lĂ€ngst noch nicht genug erreicht? NatĂŒrlich wurden einige gesetzliche Verbesserungen durchgesetzt. Aber wenn 50 Jahre nach dem friedlichen Protest der 60er-und 70erjahre noch derbe Ungleichheiten vorhanden sind, ist es doch legitim, ein bisschen auf die Kacke zu hauen. Von Gewalt ist bislang aber noch nicht die Rede.

----
 
Zuletzt bearbeitet:
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Aber ein Liedtext ist vorher ĂŒberlegt, geschrieben und erlernt oder beim Singen vorgelesen, das ist kein "Ausrutscher", hinter dem Text steckt eine Absicht - und ja, in Richtung Zuhörer. Ich weiß nicht, welche Absicht oder Botschaft, aber wenn der Preis, es zu erfahren, ist, FĂ€kalsprache und Beschimpfungen an mich heranzulassen, dann will ich es gar nicht erfahren und schalte ab oder verlasse den Raum.

Klar ist das Absicht und um das zu erfahren, musst du eben entsprechend leiden oder Spaß haben (gibt ja beides). Ich finde die Freiheit des Wortes aber extrem wichtig. Und das was man wirklich nicht darf, dafĂŒr gibts Gesetze.

Wenn eine SĂ€ngerin sowas singen wĂŒrde, braucht man es ja auch nicht an sich heranlassen. Den Raum sollte man wohl trotzdem erst nach dem nĂ€chsten Song verlassen:ROFLMAO::

"Er bringt es nicht, dein Jammahamma
hau endlich ab und f**ck die Mamma
Die große Fresse reicht mir nicht
hau endlich ab, du Arschgesicht"

Muss noch ĂŒben, kann das nicht so gut. Ein Song mit "FĂ€kalsprache" ist mir jedenfalls lieber als z.B. eine Zensur entsprechend vermeintlicher Moralvorstellungen. Solche Überlegungen gibts ja auch.
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Mmmmh, keine Ahnung, wie viel man da als Mann wirklich beitragen kann. NatĂŒrlich hat jeder das Recht, sich zu solcher Sprache eine Meinung zu bilden. Mir ist das bei SXTN aufgefallen, da hab ich mich auch gefragt, was das denn fĂŒr ein Image sein soll, wenn die sich selber "Fotzen" nennen. Ich glaube, dass ich verstanden hab, dass es da irgendwie um die Deutungshoheit geht. Es ist eben kein Mann, der sagt: Du wirst zur Fotze degradiert, darfst vor mir knien, dazu noch putzen und mir Bier bringen, sondern: guckt Euch uns an, die Ihr uns Fotzen nennt, wie wir besser rappen als Ihr und uns so benehmen, wie wir es fĂŒr richtig halten, wir bestimmen, was eine Fotze ist.
Keine Ahnung, ob ich das teilweise richtig verstehe und das macht solche Sprache nicht schöner, aber in meinen Ohren macht das schon irgendwie Sinn. Wie das Frauen untereinander finden, kann und will ich gar nicht beurteilen, da bin ich geschlechtsbedingt nicht nah genug dran.
Reyhan Șahin googlen und ein paar Interviews zu lesen könnte auch eine andere Sichtweise aufzeigen. Die ist im Rap ja eine Vorreiterin, was solche Sprache und Themen bei Frauen angeht und die ist auch viel mehr, als einfach eine Frau, die dreckige Sprache benutzt. Als Gegenteil könnte man Sookee nennen, auch toll, aber sowas findet ja in der Szene so nicht statt und hat keinen Impact, außer in der eigenen Blase aus studierten Prenzlberg-Hiphopheads mit SozPĂ€d-Studium und Bausparvertrag (nicht böse gemeint).
 
Zuletzt bearbeitet:
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Die Unterteilung zwischen "FĂ€kalsprache" (allein dieser Begriff ist schon zum Kringeln) und nennen wir es mal "Bio-Hochdeutsch" ist analog der Abgrenzung, die bevorzugte Oberschichten schon seit Menschengedenken gegenĂŒber "unteren" Schichten eben ĂŒber Sprache gepflegt haben.

Ich habe nie von Hierarchien geschrieben. Und die Sprache (Dialekte, Provokation einfache SĂ€tze) sehe ich in der Kunst als wirksames Ausdrucksmittel. Viele der KĂŒnstlerinnen, die Frauenpower-Musik machen, und ĂŒber die ich etwas außerhalb ihrer BĂŒhne erfahren habe, sind musikalisch gut ausgebildet und beherrschen verstĂ€ndliches Deutsch (in Interviews sprechen sie sehr kommunikativ, klar und ohne Vulgarismen). Als konkrete Beispiele nenne ich hier drei Vertreterinnen: Nina Hagen, Finna und Mariybu.

Die FĂ€kalsprache (ja, so wird es von den Journalisten genannt) in ihren Liedtexten wird ganz bewußt eingesetzt.

Auch wenn ich die moderne Musik nicht gezielt verfolge, interessiere ich mich fĂŒr gesellschaftskritische Texte von Frauen (Musikerinnen), weil ich sehr wohl erkenne, daß diese Frauen wichtige MißstĂ€nde und wunde Punkte in unserer Gesellschaft thematisieren. Und diese wunden Punkte will ich mir angucken und diesen Frauen zuhören.
Doch das Zuhören fĂ€llt mir manchmal schwer, weil ich mich dabei durch obszöne Beschimpfungen, die mich als Zuhörer verletzen, durchkĂ€mpfen mĂŒĂŸte.

Die absolute Weltfremdheit des TE, der sich augenscheinlich schon vor zwei Generationen vollkommen aus der aktuellen Musikentwicklung verabschiedet hat, ist da schon ziemlich viel Meinung fĂŒr ziemlich wenig Ahnung.

Was nicht okay ist, ist sich dann aber ĂŒber andere Menschen zu stellen.

Da hast Du vollkommen recht.

Und weil ich so ahnungslos bin, wollte ich mit diesem Thread meinen Horizont erweitern, insbesondere durch Eure Erfahrungen mit diesen Texten. Denn diese KĂŒnstlerinnen sind bei ihren Zielgruppen durchaus erfolgreich.

Sowohl musikalisch als auch lyrisch. Gerade beim Song PANK ist die derbe Sprache völlig angebracht und die beschriebene Lage auf den Punkt gebracht.

Ja, die Texte fand ich "rotzfrech", aber sie haben den Punkt getroffen. Ich fand sie provozierend, aber nicht beleidigend. FĂŒr viele Frauen waren diese Texte mutmachend.

Vielleicht haben die Frauen deiner Generation aus Sicht der heutigen Generationen lÀngst noch nicht genug erreicht?

LĂ€ngst nicht genug! Deshalb halte ich Frauenpower-Musik fĂŒr sehr wichtig. Wenn ihre Texte als obszön bzw. nicht sendungswĂŒrdig (im Radio/TV) klassifiziert werden, erreichen sie ihre Zielgruppe nur ĂŒber Live-Konzerte oder Sozialmedien.

Gruß, Bjoern
 
Seitdem wird von den deutschen KĂŒnstlerinnen (und ich meine tatsĂ€chlich Frauen) wie selbstverstĂ€ndlich F*ck, F**ze, Ar**h gesungen, als ob es zu unserer Alltagssprache gehören wĂŒrde.
Erstens: Sprache Ă€ndert sich stĂ€ndig. Was frĂŒher Schock war, ist heute Alltag. Zum GlĂŒck, sonst wĂŒrden wir noch in Reimen ĂŒber „holde Maid“ und „Zucht und Tugend“ singen.

Zweitens: MĂ€nner rappen und singen seit Jahrzehnten ĂŒber alles, was unter die GĂŒrtellinie geht, ohne dass jemand fragt, ob sie „so denken“. Aber sobald Frauen das Gleiche tun, ist’s plötzlich ein Kulturverfall? Das ist schon ein ziemlicher Klassiker.

Und drittens: Genau dieses Denken ist das Gegenteil von Feminismus*. Wenn Frauen „brav“ bleiben sollen, wĂ€hrend MĂ€nner weiter F*ck & Co. rufen dĂŒrfen, dann zeigt das eher, dass wir sprachlich noch ein StĂŒck Weg vor uns haben
(*Antifeminisus heisst, nicht die Worte sind das Problem, sondern wer sie ausspricht).
 
  • GefĂ€llt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
ZurĂŒck
Oben