Kleiner Erfahrungsbericht: How Sennheiser 906 saved the day (or: the night)

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Hallo, Freunde der nicht so frommen Gesänge!

Gestern hatte ich erstmalig einen Job als Tontechniker mit einer neuen Kundin, eine Gitarristin namens Patgirl - guckst Du http://www.patgirl.de. Eine Höllengitarristin, die eine zweieinhalbstündige Leadguitar-Show abgezogen hat, Songs von Steve Vai (schluck!) und Joe Satriani (nochmal schluck!). Die Gitarristen hier im Forum werden sich nun vorstellen können, auf welchem spielerischen Niveau die Dame unterwegs ist.

Der Gig spielte in einem kleinen Club tief im Süden der Republik. PA: Eine HK Actor, Mackie-Pult, Alesis-Hall, dbx 1231 als EQ und 1006 als Compressor/Limiter. Zum Einspielen der Backings (es war größtenteils eine one-woman-show) zwei CD-Player, einer davon auf der Bühne, den hat Pat gesteuert, für den Havariefall noch einen zweiten in meinem Siderack. Im zweiten Set kamen für einige Songs noch ein richtig guter Sänger und ein Basser einer befreundeten Band (http://www.blacksand.at) dazu. Zwei aktive Monitore, die AM12 von Dynacord (heissen die so? ich mag sie nicht so besonders, aber sie werden im Süden viel verwendet und tun, was sie sollen) Die Show lief in mono, daher nutzte ich den EQ für die Summe (Kanal A) und den Monitor (Kanal B). An Mikros nutzte Pat ein Sennheiser 945 für den Gesang und ein Beyerdynamic M201 für die Gitarre. Und hier fängt's an.

Soundcheck, einpegeln der Backings, kleine Korrekturen mit dem Master-EQ an der PA, klingt. Dann die Gitarre dazu mischen, die Backings bei 200 Hz leicht absenken und im selben Band die Gitarre leicht anheben, damit die Gitarre schön kräftig vorne dran steht und nicht von den Backings zugematscht wird. Sound im Raum ist okay, das Mikro überträgt die Gitarre (die Ibanez Steve-Vai-Signature-Klampfe mit zusätzlichem Sustainer in der Halsposition und einem nach ihren Spezifikationen gewickelten Pickup am Steg über einen Amp von Diezel und eine 2*12er Box von Mesa Boogie) im positiven Sinne unauffällig, gibt nix dazu, lässt nix weg. Dann die Gitarre etwas auf den Monitor (wir haben nur einen Weg, was aber später kein Problem sein sollte), und sofort fängt das Mikro an zu pfeifen wie die Seuche. Komisch, die beiden Monitore strahlen von schräg hinten auf das m201, und ein Hypernierenmikro hat genau dort den Winkel der geringsten Feedback-Anfälligkeit bzw. Empfindlichkeit.

Ich hatte keine große Lust, den Monitorsound mit dem EQ zu verschandeln, nur weil ein Mikro nicht tut wie es soll. Also hole ich mein Sennheiser e906 aus der Tasche (hatte es dank einer Eingebung dabei, obwohl ich ohne Equipment gebucht war). Gain absenken, weil das 906 mehr Pegel rauswirft, Kanal wieder hochziehen, und - holla, die Waldfee! - einfach "mehr" Sound. Das gewisse mehr an Druck, Biss (im positiven Sinn), die Gitarre stand einfach weiter vorne, ohne dass ich dazu die Ellbogen des EQ einsetzen musste und ohne dass die Gitarre den Rest tötet. Schön soweit. Dann die Gitarre auf den Monitor, noch etwas mehr, ja, noch ein wenig mehr - passt!

Und nix pfeift. Auch später nicht, als ich im Laufe der Show den Pagel leicht anhebe, auch auf den Monis. Bin verwirrt. Haben das 906 und das 201 nicht ähnliche Richtcharakteristiken? Superniere, Hyperniere, so immens sind die Unterschiede auf dem Papier nicht. Eben nochmal bei Sennheiser und Beyerdynamic gecheckt - das 906 hat eine Niere. Und die sollten in der beschriebenen Situation eigentlich noch feedbackanfälliger sein.

Und was sagt uns das? Grau ist alle Theorie, probieren geht über studieren. Und: Immer ein Sennheiser 906 dabei haben, wenn man es mit Live-Gitarrenabnahme zu tun hat. Im Studio hat das M201 durchaus seinen Platz, auch für die Gitarre. Aber Live ist es wie es scheint eher anfällig für Feedback. Da hatte ich ja nochmal Glück: Hätte neulich statt eines Sennheiser 606 fast noch ein M201 für die Gitarre gekauft (habe schon zwei M201 für die Schlagzeugabnahme, da tut es wunderbar, bislang ohne viel zu koppeln).

Ach ja, auch die Actor, mit der ich das erste Mal zu tun hatte, hat mir gefallen, easy Handling, guter Sound (wir haben sie aber nicht ausgefahren, dafür ist der Club zu klein). Nett. Da mische ich im vergleichbaren Rahmen gerne wieder drauf.

In diesem Sinne: Happy Gitarrenabnehming!

Viele Grüße
Jo
 
Eigenschaft
 
Da ich gerade auf der Suche nach einem geeigneten Gitarrenmikrofon bin werde ich mir das Sennheiser e906 auf jedenfall mal anschauen. Sehr gut geschriebener Bericht.:great:
 
Inwiefern sind die Unterschiedlichen Charakteristiken nutzbar?
Was ist der Unterschied zwischen e606 und e906?

LG Alex
 
Inwiefern sind die Unterschiedlichen Charakteristiken nutzbar?

hi alex, meinst du jetzt zwischen Beyerdynamic M201 und Sennheiser e906?

oder sogar ganz allgemein?

Egal grundsätzlich kann man sagen, dass man live (im rockbereich) eigentlich nur mit Niere, super und hyperniere zu tun hat. Eine kugel ist hin und wieder bei klassischen sachen nützlich, aber auch mehr für mitschnitte als zum beschallen.
Für eine 8 wüsste ich jetzt auf die schnelle eigentlich nur MS-stereofonie.. ev. mal beim schlagzeug.. wenn die Hihat genau neunzig grad zum snaremic steht und keine crash drüber hängt.. :p

Der gedanke dahinter ist folgender:
Was will man mit dem nic abnehmen? was will man nicht drauf haben?
dem entsprechend sind dann die verschiedenen klangcharakteristika besser oder schlechter geeinget.
Da es bei rock sachen live eigentlich immer darauf ankommt, mit einem mic wirklich nur ein signal einzufangen (gitarre, bassdrum, tom..) macht es keinen sinn eine kugel zu verwenden.

Hingegen bei Atmo (=atmosphäre/ publikumsmic) werden sehr häufig kugel eingesetzt.. (wobei es jetzt da auch nicht wirklich eine große rolle spielt)

Was live noch hinzukommt ist die feedback/rückkoppelungs-problematik. Sowohl mit den monitoren, als auch mit der front PA. (je nach raum)
Es ist in der regel so, dass man versucht die mics richtung weg-vom-publikum schauen zu lassen, oder 90 grad dazu.
Bei verstärker versucht man oft diesen quer die bühne zu beschallen, um sich nicht mit zu lauten amps den FOH sound zu ruhinieren (bzw. einfach die möglichkeiten einzuschränken).
Bei gesag ergibt es sich genau so wie bei den drums sowieos automatisch, dass die mics (großteils) weg vom publikum zeigen.

Lange rede kurzer sinn: welche charaktaristiken sind jetzt vorteilhalft?
in jedem fall kann man nieren verwenden, insofern kann man die fast als ausgangslage bezeichnen.
Bei super und hypernieren hat man weniger empfindlichkeit des mics zur seite, dafür nach hinten mehr.
Man kann (sollte sogar) die positionierung der monitorboxen (vielleicht auch der amps) davon abhängig machen, mit welchem mic man arbeitet. Wobei es sich bei gesangsmics nur dann wirklich rentiert wenn der sänger auch weis, wo er nicht hingehen darf (mit dem mic) und wos überhaupt kein problem ist.

Ev. steht allgemein dazu was in wiki.. ist echt interesannt (auch die hintergründe, warum und wie)

Lg Melody
 
Hi, Jo,

hmm, nix für ungut, aber ehrlich gesagt bin ich nicht der Ansicht, daß man von einem vom konkreten Set-up aus vielen Einzelfaktoren abhängigen Fall ohne weitere Prüfung schon generalisieren kann und sollte - hier sind ja doch einige "Zufälligkeiten" im Spiel.

Unzweifelhaft ist das E906 (wie auch das M201) ein sehr gutes Mikro, persönlich würde ich mir aber trotz massiver Live-Erfahrung mit beiden angesprochenen Mikrofonen auf keinen Fall zutrauen, eines der beiden als generell feedbackunanfälliger zu bezeichnen. Die beiden Mikros reagieren einfach im Detail grundsätzlich anders und erfordern deshalb die jeweils geeignete Handhabung - so wie halt bei jedem Mikro: je besser man alle Eigenschaften und Qualitäten auch im Detail kennt, desto sinniger kann man es einsetzen.

ciao, Deschek
 
sorry hab mich unklar ausgedrückt :redface:
Ich meinte die Verschiedenen Modes des E906.
LG Alex
 
Zu den Unterschieden von Sennheiser e906 und e606 habe ich mal folgendes geschrieben (Du musst mindestens die ersten beiden Postings im Thread lesen):

http://www.musikertalk.com/sennheiser-e906-t7541.html

Zu den verschiedenen Modes des 906 muss ich zuerst sagen, dass ich die anderen beiden noch nie benutzt habe, weil mir die "mittlere" Stellung, die Standardeinstellung, immer alles geliefert hat, was ich von der Gitarre haben will. Aber eine der beiden Einstellungen soll weicher / softer klingen, die andere brillianter / heller. Wenn ich mich recht erinnere, sind die Frequenzgangkurven im Manual abgedruckt, ich komme nur gerade nicht auf sennheiser.de.

Nachtrag: Produktwebseite:

http://www.sennheiser.com/sennheise..._instrument-mics_evolution-900&product=500202

Hier gibt es das Manual (rechts unter "Product Download"), und man kann auf Seite 16 die drei verschiedenen Kurven sehen. Das e906 hat eine kleine Überhöhung um vielleicht 4 bis 5 dB bei ca. 5,5 kHz, und diese wird mit dem Mode-Schalter entweder um ca. 3 dB angehoben oder abgesenkt.

Viele Grüße
Jo
 

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