3 lowcost Untersteg-Tonabnehmer aus China angetestet

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Flyboy
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Hallo allerseits,

eigentlich brauche ich ja keine weitere Gitarre mit Tonabnehmer. Die Taiki (Kirkland) TX40 mit B-Band System und eine Framus Amateur mit Artec Single Coil decken meinen überschaubaren Bedarf. Aber die Preise für Pickups aus dem Land der Mitte haben mich doch neugierig gemacht und ich experimentiere ja auch gerne. Also hab ich mal in der Bucht 3 verschiedene Exemplare bestellt und nach 3 Wochen waren auch alle 3 Umschläge im Briefkasten.

Die Kandidaten waren:

1. Der schwarze Klassiker mit den 6 Piezokristallen mit Schrumpfschlauch überzogen. Dieser Pickup ist in den meisten billigen Systemen aus China verbaut auch in passiven. Der Preis mit Versand liegt bei 1.60 Euro, im Zehnerpack sinds 70 Cent. Ich hab für 3 Euro die Variante mit Endpinbuchse gewählt. Eigentlich wollte ich nur die Buchse, aber weil sie ohne Piezo teurer ist ....

2. Der biegsame Klassiker im Metallgewebe ...Das Teil hat sehr, sehr große Ähnlichkeit mit dem Fishman Sonicore Pickup wie er auch in den aktuellen Consumer Modellen Presys und Isys Verwendung findet. Der günstigste Preis liegt knapp unter 3 Euro.

3. Der Rote .... No Name für unter 5 Euro zu haben, 4 Stück für 12. Auch unter Fishman angeboten, dann kostet er gleich 15. Und nach Fishman sieht er auch aus, und zwar nach dem Matrix Pickup. Das Original wird im Handel für ca. 90 Euro angeboten, mit passiver Endpinbuchse sind es 100.

Hier alle 3 vereint auf dem Bügelbrett und im Versuchsaufbau...

3 Piezos.jpg Steg Hopf.jpg Testaufbau Western.jpg Schlitz Framus.jpg


Der erste Test war ganz einfach, aber wichtig: Die Pickups an den Amp (Behringer GMX110) gestöpselt und mit dem Finger drübergestreichelt und geklopft. Alle klangen über ihre gesamte Länge gleich, was ja schon mal ein gutes Zeichen ist.

Weil ich die Pickups zunächst noch nicht verbauen wollte, habe ich mir eine Gitarre mit offenem Stegschlitz ausgesucht damit der Pickup seitlich rausgeführt werden kann. Es sollten Stahlsaiten sein und damit fiel die Wahl auf meine Framus 01051 von 1973. Eine für Stahlsaiten ausgelegte Konzertgitarre mit gewölbter Rückseite.

Die alten Framus haben aber nur eine Schlitzbreite von 2mm. 2,2mm sind wohl heute für Konzertgitarren üblich. Der runde "Sonicore" passte mit 1,6mm Durchmesser problemlos, der "Rote" sass mit seinen 2mm Breite und 1,6mm Höhe sehr stramm.

Der "Schwarze" war mit einer Breite von 2,5 und einer Höhe von 2,8mm damit nicht nutzbar. Ihn habe ich mal provisorisch unter den Steg einer kleinen Hopf Gitarre geklemmt. Der Output war am Amp ausreichend hoch, der Klang halt der altbekannte Piezo"twäng". Dass mir der Sound überhaupt nicht gefiel, lag am überbetonten Bass. Das wiederum war vermutlich nicht Schuld des Pickups, sondern er bildet halt primär die Saitenschwingung ab und da klingt eine Parlor natürlich viel zu basslastig. Wieder was gelernt ...

Der "Biegsame" lieferte in der Framus einen sauberen, transparenten Sound mit leichtem Twäng. Verglichen mit dem Schwarzen war der Output allerdings wesentlich geringer. Direkt über ein 5m Kabel eingestöpselt musste man die Box schon ordentlich aufdrehen, womit man auch in den Bereich von Verstärkerrauschen und Brumm kam. Ein zwischengeschalteter Teratec Gitarrenverstärker brachte hier Abhilfe. Der Vorverstärker eines Zoom G1N kam allerdings an seine Grenzen und rauschte merklich.

Der Rote klang zunächst komisch, aber da sass er nicht richtig im Schlitz. Nach dem runterdrücken lieferte er einen recht natürlichen Ton fast ohne Twäng. Und die Signalstärke war mehr als ausreichend. Der Verstärker musste sich nicht anstrengen und konnte ohne Brummen und Rauschen seinen Dienst tun. Vielleicht sind die Höhen nicht so präsent, aber das dürfte mit dem klemmenden Einbau zusammenhängen. Auch akustisch schien die Gitarre etwas weniger brilliant.

Soundsamples.zip

Ich denke, wer eine hochwertig Gitarre aufrüsten möchte, der wird sicher zu den Originalen greifen. Aber bei vielen älteren Modellen wird man kaum den doppelten Wert einer Gitarre in den Pickup investieren. Und da könnten die Chinesen durchaus zum Zuge kommen. Wer auf den Piezosound steht oder das Signal sowiso aufarbeiten möchte, der kann es mit dem Schwarzen versuchen. Man braucht allerdings einen breiten und vor allem tiefen Schlitz, denn von der Stegeinlage müssen fast 3mm runter. Der Biegsame hat einen sauberen Ton und ist einfach und robust. Wer z.B.mit einem Modeling Sytem arbeitet, das über einen anständigen Vorverstärker verfügt, der kann damit durchaus glücklich werden. Mein Favorit für den passiven Einsatz ist allerdings der rote. Authentischer Sound und hohe Signalstärke, was will man mehr. Es gibt ihn im Gegensatz zu seinem Vorbild nur in schmalen 2mm, aber breiter machen geht immer.

Inzwischen ist noch ein Päckchen angekommen, der biegsame mit kleinem Verstärker und Reglern für Tone und Volume im Schalloch. Investitionskosten 14 Euro. Die Regler arbeiten gut und es gibt keinerlei Rauschen oder Brumm. Ich möchte das Teil in meine Ranger 12 einbauen, sowas hat mir dann doch noch gefehlt.

Preamp.jpg
 
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Ich habe nun den Sonicore als passives System in meine alte Hopf Konzertgitarre mit Zederndecke eingebaut und das aktive Sonitone System ist in der Ranger12.

Zur Hopf:

Das erste Problem war es, den genauen Verlauf der Fächerbeleistung festzustellen. Jetzt hat eine der Leisten ein 2mm Loch .....:D

Nach dem Einbau mit Saitenwechsel lieferte der Pickup den erwarteten Piezosound aber die Lautstärke der Saiten war sehr unterschiedlich. Besonders die hohe E-Saite war sehr leise, aber auch die tiefe E. Also Saiten entspannt und Steg runter. Der Reibetest auf den Piezo verlief gleichmäßig. Daher wurde der Steg unter den mittleren Saiten etwas abgeschliffen und nach dreimaligem Ausbau des Steges simmte die Balance...
Was war die Ursache? Zum einen ist das Fakeprodukt sehr steif. Wenn ich mich recht erinnere, war der Originalpickup deutlich weicher. So konnte er unter dem Stegdruck etwas nachgeben und damit weniger Probleme mit der Balance verursachen. Zum andern sind die letzten 5mm des Piezos etwa 0,3mm dicker als der Rest, man sieht das sogar auf den Produktfotos im Netz. Und wenn die Tiefe E auf dem dicken Ende liegt, dann dann kommt das der Balance nicht zu gute ...das Piezoende habe ich einfach mit einer kleinen Zange plattgedrückt, man muss sich zu helfen wissen.

Eingebaut.jpg Schleifen.jpg Ende.jpg

Auch hier zeigt sich mal wieder: die Chinesen bauen oft einfach nach, ohne wirklich Ahnung von der Materie zu haben und zu wissen, worauf es ankommt...Wenn man die Probleme kennt ist der Piezo durchaus nutzbar, aber wer keine Ahnung hat, wird daran mit Sicherheit verzweifeln.....

Zur Eko Ranger:

Bei der Ranger habe ich schon vor längerer Zeit die Schraubbrücke gegen einen Knochensteg getauscht, der Piezo konnte durch die vorhandenen Löcher verlegt werden. Der Aufwand ist kaum größer als bei einen passiven System. Die Klebebänder für Verstärker und Batterietasche mussten allerdings durch bessere ersetzt werden. Vorteilhaft ist die Länge des Pickups, andere Systeme mit 67mm wären für 12-Saiter und Konzertgitarren doch recht kurz.

Einbau.jpg Regler.jpg Batterie.jpg

Der Pickup war auch weicher als sein Bruder, evtl. gibt es verschiedene Serien oder es ist sogar ein Original. Die Ballance stimmte von Anfang an und der Ton gefällt mir sehr gut. Hört euch die Samples an, mir fehlt, wie ich zugeben muss, der Vergleich.



Mein Fazit: den Sonicore passiv zu verbauen lohnt sich eigentlich nicht, weder finanziell (6 zu 14 Euro) noch vom Einbauaufwand her. In der Ranger gefällt mir das System wirklich gut und wertet das alte Teil deutlich auf...und das, ohne die Gitarre zu verschandeln.

Hat sonst noch jemand Erfahrung mit China-Pickups ?
 

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Der Rote klang zunächst komisch, aber da sass er nicht richtig im Schlitz. Nach dem runterdrücken lieferte er einen recht natürlichen Ton fast ohne Twäng.

Hab mal dein tests gehört.
Der rote hat für mich zu viel Bass und mitten, die Telefonfrequenzen stören ganz schön.
Aber es gibt ja Eqs :)
Was meinst du mit TWÄNG?

Den kenne ich von einer Telecaster am Steg PU, aber nicht von Piezos...

Interessant, deine Tests! Man weiss ja nie genau was man bekommt wenn man über ebay was aus china bestellt ;)
Meist sind die Übersetzungen schon sehr lustig und irreführend.

3mm Steg runterschleifen kann allerdings zu Problemen führen!! Der muss schon ein paar mm in der Nut stecken ;)
 
Der rote hat für mich zu viel Bass und mitten

Das liegt wohl auch an der verwendeten Gitarre. Es ist halt keine Dreadnougt sondern eine Konzertgitarre mit Stahlsaiten. Und wie mir ja schon bei der Hopf Parlor aufgefallen ist, sind da die Bässe überrepräsentiert. Manche Tonabnehmer haben ja eine Umschaltung für Body Size, vermutlich um diesen Effekt zu kompensieren. Ich werde versuchen noch eine Aufnahme mit einer Dread zu machen ...

Mit "Twäng" habe ich wohl einen Begriff benutzt, der in seiner Bedeutung schon besetzt ist. Ich meine damit den etwas künstlich klingenden Sound von Piezos.
 
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Zu guter letzt habe ich nun auch den roten "Matrix" verbaut und zwar in eine schöne alte Koreanerin (Fichte /Palisander Laminat). Dazu musste ich erst den Metallsteg gegen einen aus Knochen (China 1,70 Euro) ersetzen, was nicht ganz einfach war. Auch hier passte der Piezo mit 3mm Maximaldurchmesser durch die alte Bohrung des Steges.

Beim ersten Test waren die Diskantsaiten viel zu leise, besonders die hohe E. Meine Vermutung: die dünnen Saiten bringen einfach weniger Energie auf den Piezo ...

Da ich nicht am Steg schleifen wollte, habe ich dicke Alufolie bei den Diskantsaiten untergelegt, doppelt unter der E. Danach war die Ballance fast perfekt.

Der Klang ist nicht ganz so natürlich, wie ich es mir nach den ersten Tests gedacht habe, aber doch wesentlich besser als beim Sonicore Nachbau. Und was wirklich beeindruckt, ist die Stärke des Signals, das etwa dem einer E-Gitarre entspricht. Auch mit 5m Kabel keinerlei Rauschen oder Brumm. Hört die Aufnahmen auch mal daraufhin an. Für mich bleibt der "Rote" eindeutiger Testsieger, der sich auch gut für den passiven Einsatz eignet. Mit Enpinbuchse kostet das dann weniger als 8 Euro, im Viererpack kann man nochmal gut 2 Euro sparen.

Es wäre mal interessant diesen Pickup statt mit Mikro mit Piezoplättchen zu kombinieren, nach dem Prinzip des B-Band AST. Wie müste dafür ein passiver Überblendregler aussehen?
 

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Hi, wo habt ihr den "Roten" denn her? Bei ebay sehe ich nur Angebote um und ab 12€...


Danke und viele Grüße
Matze
 
Hi, wo habt ihr den "Roten" denn her? Bei ebay sehe ich nur Angebote um und ab 12€...

Du hast Recht, auf direktem Weg findet man das Angebot nicht ...Hier die Links für einzelne Exemplare und den Viererpack:

http://www.ebay.com/itm/Ceramic-Pie...-Male-Plug-For-Aco ustic-Guitar/152659371518?

http://www.ebay.com/itm/4pcs-67mm-U...Pickup-for-Acoustic-Gu itar-Red/253089982486?

Es scheint diesen Pickup auch in einer längeren (90mm) und etwas breiteren Version für 12-Saiter und andere Instrumente mit langem Steg zu geben. Ich spekuliere darauf dass man die Teile einfach mit der Schere kürzen kann und hab mal welche bestellt. Ich werde berichten ...

https://www.ebay.com/itm/3Pcs-EQ-Pr...er-Saddle-f or-Acoustic-Guitar-/182821770140?

Für den schwarzen Pickup habe ich auch eine passende Anwendung gefunden. Wenn man die Schraubstege alter Gitarren durch einen Knochensteg ersetzen möchte, ist die Fräsung im Steg so tief, dass der Piezo bequem reinpasst. Wie schon erwähnt, liefert er halt den typischen Piezosound, aber wenn man darauf steht ... Und halt 3 Euro mit Endpinbuchse ...

Der passiv verbaute "Sonicore" in der alten Hopf Konzertgitarre macht mir inzwischen viel Spass. Mit Hard Tension Saiten und tiefer Saitenlage spielt sich das Teil fast wie eine Steelstring und klingt am Amp sehr inspirierend....
 
Hi,

Danke dir! Bei eBay.de findet man die unter der Beschreibung auch nicht. Da werde ich mich wohl doch mal bei .com anmelden müssen...
Ich hätte übrigens nicht gedacht, dass es soundtechnisch soviel Unterschied macht, welcher Piezo verbaut ist.
Bei meiner selbstgebauten Gitarre ist ein Piezo verbaut, der trotz Graphtech preamp extrem plärrig klingt. Dann werde ich mal etwas testen...

Schönen Abend,
Matze
 

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