Wie funktioniert das mit den Doppelachsen? Was ist der Vorteil? Es gibt doch eigentlich nur einen Drehpunkt, oder?
Ein Drehpunkt - aber pro Achse!
Der Hintergrund ist, das die Pianotastatur schwarze und weiße Tasten hat. Die schwarzen Tasten sind nun deutlich kürzer als die weißen. Und direkt mit den Tasten sind die Clavishebel verbunden, an denen die Tonklappen sitzen.
Jetzt sollen die Tasten einen einigermaßen gleichen Tastenhub aufweisen - also sowohl die schwarze als auch die weiße Taste ungefähr gleich weit durchgedrückt werden können. Das geht leichter einzustellen, wenn schwarze und weiße Tasten auf einer eigenen Achse sitzen, denn dann kann man den Drehpunkt frei wählen.
Gleichzeitig ists aber auch so, dass die Stimmplatten der Töne auf mehrere Stimmstöcke verteilt sind, die normal in Gruppen zu Halbtönen und Ganztönen sortiert sind, damit man mit einer Tonklappe gegebenenfalls alle Chöre gleichzeitig öffnen kann. Jetzt sollen möglichst alle Töne, also Halbtöne und Ganztöne möglichst gleichartig klingen. Das wiederum heißt, dass der Öffnungshub der Tonklappe möglichst auch ähnlich sein soll, sonst klingt der Ton etwas anders von der "Klangfarbe" her. Da der Tastenhub festgelegt ist und die Position der Tonklappe auch feststeht, ist es praktisch, wenn man den Drehpunkt legen kann, wie es geschickt ist.
Und das ist mit einer zweiten Tastaturachse dann einfach praktisch und deshalb werden bei besseren Akkordeons auch gerne zwei Achslagerungen genommen.
Darüberhinaus gibt es sogar Fälle, wo noch eine dritte Achse eingezogen wurde!
Weil... So ein Stimmstock für die "weißen Tasten" kann ganz schön lang werden, wenn alle Töne der Reihe nach drauf passen sollen. Und um hier Baulänge zu sparen, werden öfter mal die Lücken in den Halbtonstimmstöcken genutzt ,um diese mit "weißen" Tönen aufzufüllen (meist ist das ein "E"). Jetzt hat dann aber dieser Ton die Tastenlänge der weißen Taste und die Clavishebellänge der Halbtöne...und hat deshalb einen ganz anderen Öffnungshub an der Tonklappe...Und den Tonunterschied hört man recht gut.
Um das zu vermeiden, werden dann manchmal diese "ausgelagerten" Töne auf einer separaten weiteren Achse gelagert, um über den anderen Drehpunkt, die Öfnungsverhältnisse wieder anpassen zu können. Wie gesagt - gibts auch, ist aber selten. Meist bekommt man bei geschickter Abstimmung das mit zwei Achsen auch schon hinreichend gut abgeglichen.