Doppelte Achse, messinggelagert

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agria
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Hallo Kollegen,

einige Akkordeons haben eine Doppelachse und sind Messing gelagert. Ich kenne eigentlich nur die Akkordeons, deren Tasten auf einem Draht geführt sind(einachsig) und sich um diesen drehen bzw. kippen.

Sicherlich gibt es auch die Lagerung auf einer Schiene, und andere. Über diese Varianten will ich gar nicht sprechen. Mich interessiert hier die Doppelachse.

Wie funktioniert das mit den Doppelachsen? Was ist der Vorteil? Es gibt doch eigentlich nur einen Drehpunkt, oder?

Gruss

Agria
 
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Wie funktioniert das mit den Doppelachsen? Was ist der Vorteil? Es gibt doch eigentlich nur einen Drehpunkt, oder?

Ein Drehpunkt - aber pro Achse!

Der Hintergrund ist, das die Pianotastatur schwarze und weiße Tasten hat. Die schwarzen Tasten sind nun deutlich kürzer als die weißen. Und direkt mit den Tasten sind die Clavishebel verbunden, an denen die Tonklappen sitzen.

Jetzt sollen die Tasten einen einigermaßen gleichen Tastenhub aufweisen - also sowohl die schwarze als auch die weiße Taste ungefähr gleich weit durchgedrückt werden können. Das geht leichter einzustellen, wenn schwarze und weiße Tasten auf einer eigenen Achse sitzen, denn dann kann man den Drehpunkt frei wählen.

Gleichzeitig ists aber auch so, dass die Stimmplatten der Töne auf mehrere Stimmstöcke verteilt sind, die normal in Gruppen zu Halbtönen und Ganztönen sortiert sind, damit man mit einer Tonklappe gegebenenfalls alle Chöre gleichzeitig öffnen kann. Jetzt sollen möglichst alle Töne, also Halbtöne und Ganztöne möglichst gleichartig klingen. Das wiederum heißt, dass der Öffnungshub der Tonklappe möglichst auch ähnlich sein soll, sonst klingt der Ton etwas anders von der "Klangfarbe" her. Da der Tastenhub festgelegt ist und die Position der Tonklappe auch feststeht, ist es praktisch, wenn man den Drehpunkt legen kann, wie es geschickt ist.

Und das ist mit einer zweiten Tastaturachse dann einfach praktisch und deshalb werden bei besseren Akkordeons auch gerne zwei Achslagerungen genommen.


Darüberhinaus gibt es sogar Fälle, wo noch eine dritte Achse eingezogen wurde!

Weil... So ein Stimmstock für die "weißen Tasten" kann ganz schön lang werden, wenn alle Töne der Reihe nach drauf passen sollen. Und um hier Baulänge zu sparen, werden öfter mal die Lücken in den Halbtonstimmstöcken genutzt ,um diese mit "weißen" Tönen aufzufüllen (meist ist das ein "E"). Jetzt hat dann aber dieser Ton die Tastenlänge der weißen Taste und die Clavishebellänge der Halbtöne...und hat deshalb einen ganz anderen Öffnungshub an der Tonklappe...Und den Tonunterschied hört man recht gut.

Um das zu vermeiden, werden dann manchmal diese "ausgelagerten" Töne auf einer separaten weiteren Achse gelagert, um über den anderen Drehpunkt, die Öfnungsverhältnisse wieder anpassen zu können. Wie gesagt - gibts auch, ist aber selten. Meist bekommt man bei geschickter Abstimmung das mit zwei Achsen auch schon hinreichend gut abgeglichen.
 
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Der Max'l kennt sich aus :great:.
 
Hallo Maxito,

vielen Dank für Deine ausführliche Erklärung.

Agria
 
Die Ausführungen von Maxito sind sehr ausführlich.

Ich möchte noch einige Ergänzungen hinzufügen. Warum die eine Achse für den Ganz- u. Halbton möglich ist. Das Akkordeon wird in zwei Ausführungen gebaut. Mit Planfüllung und Cassottobauweise.

Planfüllung: Der eine Stimmstock trägt die Ganztöne, der zweite die Halbtöne. Beide sind stehend unter der Planfüllung angeordnet. Es ist somit möglich, die Stimmstöcke der notwendigen Clavishebellänge anzupassen. Soweit habe ich mit einer Achse den gleichen Aufhub.

Warum wird eine zweite Achse notwendig? Beim C a s s o t t o b a u

Hier sind die Stimmstöcke im 90 Grad Winkel versetzt eingebaut. Die Bauhöhe vom Stimmstock ist abhängig von der Stimmplattenlänge. Deshalb sind hier ca. 6 cm notwendig. In der Planfüllung gibt es hier keine Probleme wegen der Bauhöhe. Hier ist genügend Platz nach oben und im Balg. Das ist im Cassotto nicht möglich. Weil der Stimmstock hier liegend eingebaut ist, bin ich bei der Bauhöhe von 6 cm an der Akkordeonrückwand. Wie vorher beschrieben, wurden Ganz- u. Halbtonstimmstöcke für die eine Achse ausgerichtet bei der Planfüllung. Da ich die Cassottostimmstöcke nicht verschiebbar ausrichten kann, bin ich gezwungen, um den gleichen Aufhub zwischen schwarzen u. weissen Tasten zu erreichen, 1 Achse für die weissen und eine für die schwarzen Tasten einzubauen.

Weshalb ist eine dritte Achse notwendig? Werden die Lücken auf dem Halbton-Stimmstock mit Ganztonplatten aufgefüllt, so ist derr Aufhub der langen Taste auf dem Halbtonstimmstock zu klein. Dieser Mangel kann nur durch eine dritte Achse kompensiert werden.

Fassen wir zusammen: Erste Achse keine Probleme bei Planfüllung

Zweite Achse beim Cassottobau erforderlich

Dritte Achse wird dann erforderlich, wenn Ganzton und Halbton auf einem Stimmstock verbaut werden.

Gruss
Balg
 
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Und noch eine Ergänzung: Bei Steirischen Harmonikas gibt es bauartbedingt auch zwei Achsen.
 
Bei Steirischen Harmonikas gibt es bauartbedingt auch zwei Achsen.

...oder sogar bis zu vier!

Haglmo hat das Prinzip noch konsequent für alle 4 Knopfreihen weitergeführt:

http://www.haglmo-harmonika.de/diskantmechanik.php

Auch wenns sich hier um Knopfinstrumente handelt, sind die grundsätzlichen Probleme, die zur Anwendung weiterer Achsen führten doch in etwa die gleichen.


Bei Tasteninstrumenten ist bei 3 Achsen Schluss - mehr brauchts techisch da nicht.
 
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Da geht noch was... Knopfakkordeons können auch 5 Achsen haben... für jede Knopfreihe eine.
 
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