langweilige Songtexte

[EternoStrom]

Hey Leute,

ich bin Sänger einer (Deutsch-Rock)Band und schreibe meine Lieder selbst. Nachdem ich seit August ca. 15 Texte geschrieben habe ist mir aufgefallen, das sich alle irgendwie um das selbe Thema drehen -> Liebe bzw Liebeskummer.

Nun wollte ich ein anderes Thema ansprechen. nur hab ich keine Ahnung welches bzw wie... könntet ihr mir vielleicht tips geben?

Vielen Dank

 

[antipasti]

Hallo EternoStrom und willkommen im Musiker-Board,

so wird das wahrscheinlich nicht funktionieren.

Schau mal hier rein:

https://www.musiker-board.de/workshop-lyrics-voc/130671-2-ideenfindung-kreativtechniken.html

Was bringt es dir, wenn jetzt X Leute hier Themen auf gut Glück vorschlagen, zu denen du keine Verbindung hast: Zoobesuch, Eurokrise, Angela Merkels Haarfrisur, Schulprobleme, ein Spaziergang im Winter, Bürokratie in Deutschland, Auto / Mofa / Skateboard / Fahrradfahren, Parties, Keine Parties, Weltuntergang, Verwandtschaft, Langeweile, Freundschaft, Feindschaft, Weihnachten, Schlaflosigkeit ...

Das könnte man endlos fortsetzen, denn theoretisch kann man über alles einen Text schreiben. Und wenn dich eines dieser Themen beschäftigen würde, wäre es dir selbst eingefallen.

Es kommt nicht auf das Thema an, sondern darauf, was du daraus machst. Man kann aus einem banalen Thema einen exzellenten Text machen, aber auch aus einem spannenden Thema einen stinklangweiligen Text. Und auf der sichersten Seite ist man immer, wenn über etwas schreibt, wozu man selbst etwas sagen kann und/oder will. Wenn Liebeskummer das einzige Thema ist, wozu dir momentan was einfällt, dann ist das halt so. Schreib also besser möglichst tolle und berührende Liebeslieder als was Mittelmäßiges über ein Thema, was dir in einem Forum vorgeschlagen wurde. Außerdem ist die Liebe ein gutes Thema, da sie fast jeder auf irgendeine Art schon mal erlebt hat und sie aus vielfältigen Blickwinkeln beschrieben werden kann.

 

[Jongleur]

Hi,

Du wirst Gründe haben, warum du über Lieber und Trennung schreibst. Zwei, die ich mir vorstellen könnte, sind Sehnsucht und Kalkül.
Sehnsucht.... nach Wärme, Geborgenheit und Abenteuer.....Kalkül... um den Jackpot zu gewinnen und danach erwartet man: Wärme, Geborgenheit, Abenteuer..... Schade, dass alle so denken.

Aber denken alle so? Denkst Du selber so?

Geh mal auf der Straße und sag plötzlich:" Stop! Standbild!" - Was springt Dir bei Deinem Standbild ins Auge? Woran denkst Du bei diesem Blickfang? Was erwartest Du? Was auf jeden Fall nicht? ... Geh weiter, möglichst mit Blick auf die Kulisse. einige Momente weiter wieder:" Stop!" - Was hat sich geändert? Was von den Erwartungen ist eingetreten? Was nicht? Was erwartest Du nun? Was garantiert nicht?

Ich war gerade einkaufen. Stop: Im U-Bahnhof... Nora Jones auf dem Ipod... Vor mir redet jemand aufgeregt auf ein sitzendes Paar ein... an einer Leine ein Dackel, der alles interessiert verfolgt und nicht vergessen Jahreswechsel...(ich merk mir: Und der Dackel davor / Immer Blick auf die Uhr) ... Weiter: die U-Bahn kommt... das Paar steigt ein... der Dackel auch...Der junge Mann winkt ihnen zu und bleibt zurück. (ich dichte weiter: Sekunden, Stunden, Tage vergehen / Jahre und ein halbes Leben / Du bleibst zurück und stehst davor / immer Blick auf die Uhr) Weiter: Der Mann schaut sich um, sein Blick fällt auf mich, er macht ein schritt auf mich zu... DA... kommt meine U-Bahn, ich flüchte mich hinein
(Und dichte: Züge fahren tagaus und tagein / Wir kamen zusammen und kommen allein). 3 Minuten und schon ein paar Reime und ein Grundstock, aus denen ich Liebeslied, einen Protestsong oder eine Schmonzette (ganz nach Belieben, Anlass und Zeitdruck) basteln KÖNNTE. Nach zwei Stationen musste ich raus und mein Einkauf nahm all meine Sinne in Beschlag.

Also mein Intuition ist die Öffentlichkeit: das öffentliche Leben ist immer pointenreicher als die Phantasie am Schreibtisch. Je bewusster ich mir mache, wie armselig die Schreibtischbilder sind... und wie reich gefächert die öffentlichen Szenen, um so mehr Mut habe ich, alle möglichen Beobachtungen in meine Texte ein zu flechten. Einfach, weil das nur wenige Texter machen! Weil das Kunst ist? - Natürlich muss man das Thema 'Reimen' recht sicher beherrschen. Aber das ist gar nicht sooo schwer. Und kommt (bei mir) immer recht spät im Workflow.

STOP und GO. Aufnehmen und nachdenken. Wegschmeißen und Aufheben. Mehr ist am Dichten nicht dran.Wenn man die Geduld hat. Wenn man sich die Zeit nimmt. Wenn innen ein nicht definierbares Feuer brennt...! - Meine Meinung: Nicht die Wahrheit wirkt anregend! Sondern die Widersprüche, aus denen sie sich ergibt!


Guten Rutsch

 

[Hotspot]

Ja, das Thema Liebe/Schmerz ist leicht.
Jeder kennt es, jeder weiss es, man brauch nicht viel, um die anderen mitzunehmen.
Aber wollen die das überhaupt? Wollen die überhaupt den Millionsten Song über das ewig Gleiche hören?
Trotzdem tun es (fast) alle.
Wenn man mal mitzählt, wie viele Songs uns tagtäglich eingehämmert werden, in denen um die Liebe geht, dann müsste unsere Welt eigentlich randvoll von Liebe sein.
Nur, wenn ich draußen bin, sehe ich alles andere als das. Wo ist denn die viel Besungene, viel Beschworene?


Warum auch nicht, schreib doch über Liebe. Aber vergiss nicht den Widerspruch, die Wendung, den Zwiespalt, den Konflikt.
Und nenn es bitte nicht beim Namen.
Dann können auch Songs über Liebe interessant, lustig, hörenswert sein.

 

[jf.alex]

Ich schreib seit fünfunzwanzig Jahren Songtexte. Der Lovesong- Anteil daran ist eher gering. Ich bin nicht immer so verliebt, vemissend, verlassen, vereinsamt, verwirrt, verzweifelt oder verbittert, dass ein brauchbarer Text zum Thema Liebe aus mir rauskommt. Und die Hälfte von dem, was rauskommt, entpuppt sich im Nachhinein als verkopfter Mist.

Ich finde den Ansatz des Jongleurs sehr interessant.

Alex

 

[Fantus]

schlagt mich bitte nicht, aber EternoStrom hat da doch gerade schon ein interessantes Thema vorgeschlagen "langweilige Texte"