Mit der Methode
hab ich eher Probleme. Zum Teil kommt man nicht ohne Versuch weiter - man gewöhnt sich aber schnell an das Versuchen und vermeidet damit das zielgerichtete Hören. Grundsätzlich bleiben ja von jedem Ton aus 88 Tasten zur Auswahl.
Leider verleitet das Instrument zum Ausprobieren, noch bevor man sich seiner Tonvorstellung bewusst wird.
In der Praxis sieht das dann oft so aus, dass man zuerst die Taste drückt und dann hörend korrigiert. Das macht man dann ein paar mal, bis man den Fortlauf der Melodie bei den ganzen falsch angeschlagenen Tönen verloren hat und fängt wieder von Vorne an.
Wie kann man das Raten einschränken?
Grundsätzlich sollte die Reihenfolge lauten:
singen - interpretieren - spielen
Also:
1. die Melodie bewusst singen. Was man nicht singen kann, wird man auch nicht spielen können.
2. für den Anfang reicht es bei einfacheren Melodien zu unterscheiden, ob die Stimme von einem Ton (den man auf dem Klavier schon gefunden hat) zu dem zu suchenden Ton höher oder tiefer wandern muss oder bei dem gleichen Ton bleiben kann. Die Stimme geht von Ton zu Ton vor, das Ohr interpretiert, was die Stimme macht und schließlich
3. jetzt erst die Taste drücken
Mein Tip:
zuerst einmal die zur Verfügung stehenden Tasten auf die Stammtöne einer Tonart reduzieren. Also vor dem Anschlagen der ersten Taste wissen, in welcher Tonart Du spielen willst. Zum Beispiel C-Dur, also nur weiße Tasten. Sollte die Melodie von der Familie der Stammtöne abweichen, kann man das hören. Der Fremdling ist dann eine schwarze Taste.
Da C-Dur für manche Lieder einfach zu hoch ist (Bsp: Stille Nacht), empfiehlt sich G-Dur oder F-dur.
zu Punkt 2:
der erste Ton ist in 99% der Fälle ein Ton der Tonika der gewählten Tonart. Also nicht einfach bei C anfangen, wenn man eine Melodie in C-Dur spielen möchte.
Erst einmal den Klang des Dreiklangs anhören, in den Klang hineinsingen und sich dann für die erste Taste entscheiden.
Wenn das Ohr erstmal die Richtung des Melodieverlaufs antizipiert kann man im nächsten Schritt bewusst zu hören versuchen, ob sich die Melodie in Schritten oder Sprüngen bewegt. Beispiel: "Drei Chinesen mit dem Kontrabass"
sich die Intervalle über Liedanfänge von bekannten Liedern zu merken
hilft meiner Meinung nach auch nur für die Intervalle von Liedanfängen oder für aus dem Zusammenhang gerissene Tonabstände.
Im Zusammenhang einer Melodie klingt eine kleine Terz ("Macht hoch die Tür") gelegentlich wie eine Durterz (obwohl es keine ist. Die Terz ist nur ein Teil des Durdreiklangs) und mal wie eine Mollterz (Greensleeves).
Da man aber sein harmonisches Gehör während des Melodiespiels nicht ausschalten sollte - im Gegenteil - ist das Intervallhören ein sehr mühsames und mMn auch irreführendes Mittel. Da hilft es vllt, sich möglichst schnell an die Harmonisierung zu machen. Die Intervalltöne sind ja meist Teil der zugrunde liegenden Harmonie. Siehe zum Bsp. "Stille Nacht" (schwere Melodie, einfache Harmonien)
zu Punkt 3:
wenn man zu ungeduldig die Taste dann doch vor der Interpretation der Hörvorstellung heruntergedrückt hat, entscheidet sich die Stimme für den Klang des heruntergedrückten Tons. Wenn man das ein paarmal gemacht hat, hat man die Melodie verloren und es entstehen ganz neue Lieder. Ist ja ganz nett, aber bringt einen auch nicht weiter.....
Ungeduld ist hier der schlechteste Ratgeber.
Weihnachten ist die ideale Zeit zum Spielen einfacher Melodien. Ran an die Tasten.
einfach sind zum Beispiel:
es ist für uns eine Zeit angekommen
alle Jahre wieder
Lasst uns froh und munter sein
Schneeflöckchen, Weißröckchen
schöne Terzenübung und gut zu harmoniesieren: Ihr Kinderlein kommt