MicroKorg: Der mit dem meisten Charakter, aber auch den meisten Einschränkungen. 4 Stimmen, monotimbral (außer man baut einen Layersound mit 2 Timbres, die haben dann aber trotzdem denselben MIDI-Kanal), 2 Oszillatoren, von denen einer nur das Nötigste kann, 1 Filter mit dem nötigsten an generischen Filtertypen (24 dB/Oktave-Tiefpaß à la Moog, 12 dB/Oktave-Tiefpaß/Bandpaß/Hochpaß à la Oberheim), sehr limitiert in den Modulationen. Dafür geht er aber am besten zu schrauben, sogar am Gerät. Zwar nicht 1 Knob, 1 Funktion, aber alles liegt auf der Matrix mit ihren fünf Reglern. Der kostenlose Editor ist für Bequeme und Leute, die die totale Übersicht brauchen. Außerdem wiegt er am wenigsten, ist besser verarbeitet als der XL, sieht gut aus und hat ein Batteriefach. Soundmäßig kann man sagen, der MicroKorg kann nur MicroKorg. Er ist ein bißchen punkig-aggressiv (nicht ganz so schlimm wie ein MS-20, aber durch und durch Korg), nicht unbedingt vintage, nicht unbedingt Hi-Fi, und er kennt keine Zurückhaltung.
Miniak: Das Parametergrab. Dieser Synth ist wie sein "Bruder" bzw. Vorgänger Alesis Micron ein Monster im Schafspelz. Er hat zwar nur acht Stimmen, ist aber theoretisch 26fach (sechsundzwanzigfach, ich hab mich nicht vertippt) multitimbral, wo die komplette Konkurrenz nur monotimbral ist, hat pro Part einen programmierbaren, mehrstimmigen, in Echtzeit transponierbaren Sequencer, Drumsequencer hat er noch extra dazu. Die Klangerzeugung ist die Waffe an sich. Die drei identischen Oszillatoren (im Gegensatz zu Korg ohne Digitalwellen, nur mit Grundwellenformen) sind alle ziemlich üppig ausgestattet und können sich üppig untereinander modulieren. Überhaupt die Modulationsmöglichkeiten, die sind erheblich weiter als beim MicroKorg. Die zwei Filter sind auch identisch und haben jeweils 19 Filtertypen, nicht einfach generische, sondern die imitieren unter anderen klassische Analogfilter (Moog, ARP, Oberheim SEM, Jupiter-8, TB-303) auch in ihrer Charakteristik. Entsprechend flexibel ist er in seiner Klangcharakteristik. Nachteil: Er ist am Gerät nur sehr umständlich schraubbar. Es geht, aber du mußt dich durch Menüs kämpfen (und wissen, was wo ist und was das Ding kann, Tastatur-Shortcuts hin oder her), und du hast nur einen Regler für alles. Einen ordentlichen Editor gibt's nur von third-party, und da muß man dann auch noch für bezahlen empfohlen wird meist HyperSynth. Weder von Alesis noch von Akai gibt's einen Editor. Zum Ausgleich hat man außer dem Pitchwheel noch fünf weitere beliebig belegbare Controller zum Klangverbiegen beim spielen. Ach ja, was du hier auch nicht hast, ist Batteriebetrieb.
MicroKorg XL: Steht gewissermaßen dazwischen. Er hat die an sich schon ziemlich potente Klangerzeugung vom Radias, allerdings ohne den Sequencer vom Radias. Nicht ganz so heftig wie der Miniak, aber von der Ausstattung her läßt die Engine wenig zu wünschen übrig. Seine acht Stimmen verteilen sich allerdings wieder nicht über einen Multimode, den hat man nur bei Alesis/Akai. Dafür gibt's außer den schon beim MicroKorg vorhanden 64 DWGS-Wellenformen ein paar Samplesounds von anderen Vintage-Tasteninstrumenten als Dreingabe, ob man die jetzt braucht oder nicht (wobei die Korg-Rhodes tendenziell nicht unbedingt schlecht sind und ja auch irgendwie zur Gehäuseoptik passen), aber vielleicht wollte man ja schon immer mal ein Rhodes oder eine Hammond per Ringmodulator verwursten. Zum Schrauben gibt's eine Minimal-Matrix für ein paar Parameter, für den Rest darf man sich aber durchs Menü wühlen, was mit dem nicht grafikfähigen Display nicht unbedingt einfach ist. Zum Glück hat er USB, und von Korg gibt's einen kostenlosen Editor. Er hat eine bessere Tastatur als der MicroKorg, aber die Verarbeitung der übrigen Bedienelemente (die dann auch noch aus dem Gehäuse rausstehen) ist vornehm ausgedrückt so lala. Wer vom Batteriefach Gebrauch machen und ihn rumschleppen will, sollte ihm einen gut gepolsterten Gigbag oder gar ein kleines Flightcase gönnen.
Martman