Problem mit Motivation und Bewertung von eigener Musik

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Guten Tag liebe Gemeinde ;) Ich hätte mal zwei Fragen, die sich aber stark beeinflussen. Sorry schonmal, wenn es gedanklich etwas wirr wird :D

Ich bin grade am Erstellen einer EP, und habe zum Teil arg Probleme, mich zum Weitermachen zu motivieren. Je nach Tageslaune und vor Allem nach Musiker, den ich vorher gehört habe, empfinde ich meine Musik zum Teil als gut ("Person X hat mit dem Quatsch Erfolg, ich kann's vielleicht besser"), oder als absolute Zeitverschwendung ("Person Y ist so viel besser und noch dazu komplett unbekannt, warum mach' ich das eigentlich").

Ich weiß, dass man so nicht denken sollte, aber es beeinflusst leider meine Wahrnehmung auf meine Musik. Am Ende will man ja doch, dass es irgendjemand hört und am Besten gut findet. Dazu kommt, dass ich keine "stringente" Linie in meine EP kriege. Da folgt ein Metal-Hip Hop Crossover einem merkwürdigen Herzschmerztrack zu Akkustikgitarren, dann ein Trapsong, gefolgt von etwas, dass mein Mitbewohner als "Radiopop" bezeichnet.

Was wohl auch ein Problem ist, dass ich momentan alles selbst produziere und recorde / mixe und relativ lange dafür brauche, da ich alles andere als ein Experte auf dem Gebiet bin. Geht leider grad' nicht anders. Das selbst Mixen führt bei mir dazu, dass ich meine eigenen Tracks quasi "tothöre" bevor ich sie überhaupt fertigstelle, und in einem Extrembeispiel meine eigene Stimme quasi gar nicht mehr wahrnehme. Daraus folgt dann gerne, dass ich nach Strophe 1 + Chorus schon den ganzen Song so blöd finde, dass ich ihn unfertig liegen lasse.

Dafür gibt's wahrscheinlich keine einfache Lösung. Außer vielleicht "einfach Weitermachen", was ich ja auch tue. Aber halt oft viel seltener, als ich es mir wünschen würde. Deshalb meine Frage:
Kennt ihr das? Habt ihr auch manchmal Probleme mit der Bewertung eurer eigenen Songs? Macht ihr euch vorher vielleicht 'ne Art Mindmap, wo die musikalische Reise hingehen soll; habt ihr vielleicht Tricks, die euch helfen, über solche Tiefs hinwegzukommen? Und vor allem: kennt ihr das? :D

Sorry nochmal für die vielen angeschnittenen Themen, sind doch mehr als zwei. Aber leider beschäftigt mich genau das aktuell stark und ich dachte, dass hier der perfekte Ort ist, um solche Sachen zu erfragen. So, Einschleimen vorbei ;)
 
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Das mit dem "tothören" kenne ich gut beim mixen und mastern eines Songs. Da hilft bei mir nur eines: Den Song für einige Tage oder gar Wochen nicht mehr hören bzw. bearbeiten. Danach hört man ihn wieder fast so wie ihn andere auch hören. Dass du keine stringente Linie in hinbekommst finde ich nicht so schlimm, es zeigt doch deine Vielseitigkeit. Solche Tiefs kenne ich auch, das ist dann eben so... Da macht man eben keine Musik. Solange man kein Profi ist und abliefern muss, ist das doch kein Problem. Kreative Pause würde ich das nennen. Danach gehts dafür dann an manchen Tagen wie von selbst.
 
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Oh ja, das kenne ich von 2 Freunden von mir die genau DAS Problem hatten. Das Problem wurde nie richtig gelöst.
Vielleicht kann Dir meine Tonstudio Erfahrung etwas helfen. Ich würde es auf jeden Fall so mal versuchen.
Ich singe für Produktionen ab und zu mal 2. Stimme oder Backing Vocals ein. Das läuft dann folgendermassen ab (nachdem ich mir meinen Part erarbeitet habe).
  1. Erster Take (komplettes Stück), wenn der gar nicht klappt ein zweiter Take.
  2. Ansage vom Tontechniker welche Teile des Takes er nochmal braucht. Irgendwie braucht er immer noch was nochmal… .
  3. Abarbeiten der einzelnen Teile nacheinander bis es jeweils passt.
Klar ist das einfacher wenn Du eine klare Ansage einer zweiten Person bekommst wo das Problem ist und wie er es sich vorstellt. Aber vielleicht hilft Dir diese Struktur ein wenig.
Noch ein Tipp von meinen Eigenen Projekten der evtl. hilfreich ist.
Wenn ich was neues einübe und es einen gewissen Stand hat (so ab 90 %) dann habe ich 3 Personen, auf deren Meinung ich viel Wert lege, denen ich das Stück vortrage. Also ist meistens nur eine, meinte ich habe 3 Personen zur Auswahl.
Hier bekomme ich dann ein ungeschöntes konkretes Feedback.
Selber habe ich oft das Problem das ich zweifle, wenn ich mich selber Bewerte.
 
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Ich habe mir einfach angewöhnt Altlasten liegen zu lassen. Ich schätze, ich produzieren 80-90% Ausschussware. Das sind dann aber auch oft Projekte, wo nur zwei/drei Takes drin liegen. Sobald ich merke, dass es nicht rund läuft, landet das ganze in der Schublade.

Der Vorteil ist, dass mehr Zeit und Energie für die Projekte bleibt, die bequem von der Hand gehen. Nur manchmal, wenn es kurz vorm Ziel stockt, muss man sich halt zusammenreißen.
 
Schonmal vielen Dank für all das Feedback. Freut mich, dass ich nicht alleine mit dem Problem bin ;) @Ranzo Das mit dem Liegenlassen werde ich mal ausprobieren, ich hoffe, ich hab die Geduld dafür ;)
@Fish Das mit dem Feedback mache ich ähnlich. Das Problem bei mir ist, dass ich bei meinen Leuten eigentlich durchweg positives Feedback bekomme. Meistens auch sinnvolle Kritik bezgl. Songstruktur oder einfach einem Text, der nicht verstanden wird, da zu große Sprünge im Inhalt sind, die ich in meinem Kopf gar nicht erkannt hab. Aber meine Freunde in der Stadt, in der ich grad' lebe, hören alle komplett andere Musikgenres als das, was ich mache. Ich weiß ja selbst nichtmal, welche Genre das ist^^ Ich werd' hier auf jeden Fall was ins Forum stellen, sobald ich fertig bin.
@DerThorsten Das mit der Ausschussware wird bei mir wahrscheinlich nicht anders sein. Ich stecke nur oft so viel Zeit und Kopf in meine Lieder, dass ich vielleicht zu "emotionally invested" bin, um die Schublade aufzumachen ;) Weiß auch hier nicht, ob das an mir liegt, oder ein generelles Problem von Musikern ist. Stichwort "kill your darlings" und so
 
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...hören alle komplett andere Musikgenres als das, was ich mache.
Störe Dich nicht daran. Einer meiner 3 ist nur in der klassischen Musik unterwegs. Da bin ich dann gar nicht unterwegs.
Aber gerade was das Timing und Intonation angeht ist er der der mir da am meisten weiterhelfen kann mit seiner Meinung. Der spürt einfach alles auf.

Das Problem bei mir ist, dass ich bei meinen Leuten eigentlich durchweg positives Feedback bekomme.
Das kann ich von hier nicht beurteilen.
1. Entweder Du bist einfach so gut das es (fast) nichts zu mäkeln gibt
oder
2. Sie wollen Dich nicht kritisieren.
oder
3. Sie haben nicht das nötige Wissen / Gehör um die Unzulänglichkeiten zu bemerken.
 
Ja, altbekanntes Problem auch bei mir. Teilweise bin ich mit großem Enthusiasmus dabei und finde die verarbeiteten Ideen toll, aber irgendwo klemmt es dann und ich kriege den Song nicht "fertig". Zumindest nicht in der von mir anvisierten Version. Letztlich fehlen immer noch irgendwelche Stimmen, Ausschmückungen oder Details, aber zu diesem Zeitpunkt kann ich`s schon nicht mehr hören.

Und ja, was da hilft, ist tatsächlich den "Entwurf" liegen zu lassen und etwas ganz anderes zu machen. Auch noch nicht mal Musik; vielleicht den Garten umgraben oder endlich mal die verdammten administrativen Sachen. Aber wichtig ist, dass das Songmaterial erstmal richtig "abhängen" muss, auch wenn es ein oder zwei Jahre dauert. Dann plötzlich gibt es neue Ideen und der alte Track ist schon gut vorgearbeitet und akustisch nicht mehr so im Ohr. Das macht die Sache wieder interessant(er). Und mit Glück kriege ich das dann soweit fertig, dass ich zufrieden damit bin oder zumindest auf eine höhere Ebene gehievt. - Also mach Dir keinen Kopf, das ist der ganz normale Wahnsinn. :cool:

Gruß,
rbschu
 
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Jepp, das geht vielen so (das Wirre übrigens auch, das macht nix. ;-) )

Was das Können angeht, befinden wir uns wohl alle irgendwo zwischen Scheiße und genial, ist also auch normal.

Ich nenne das Folgende die APaK-Methde.
1.: Arbeiten. D. h. eine feste Uhrzeit (täglich) setzten, an den Song rangehen und arbeiten (hab ich von Arjen Lucassen abgeguckt). Wenn das irgendwann nicht mehr hilft
2.: Pause machen, haben die anderen ja schon geschrieben. Es gibt übrigens Stücke, die haben die Künstler 10 Jahre in der Schublade gelassen... Bist Du mit dem Ergebnis aber gar niícht zufrieden, kommt
3.: Kompost. D. h. wech damit.

Eine weitere prinzipielle Methode wäre Kooperation. Du suchtst Dir irgendjemanden, der Instrumente dazu spielt, Dich beim Arrangieren berät, oder Das Mischen übernimmt.
Mach ich seit geraumer Zeit mit mehreren Leuten. Im Prinzip sag ich denen nur was sie verbockt haben und ändern sollten (freundlich natürlich). Macht Spaß. :)
 
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(...) befinden wir uns wohl alle irgendwo zwischen Scheiße und genial, ist also auch normal.
Das ist super. :great: Und stimmt in jedem Fall. :good_evil:

Was ich aber noch hinzufügen wollte war Folgendes: Vor langer Zeit habe ich mal eine Dokumentation über die Stones gesehen, wo entweder Mick Jagger oder Keith Richards zu den aufgenommenen und auf LPs verewigten Songs gesagt hat, dass diese Songs eben keineswegs "fertig" wären, sondern eben nur eine "Momentaufnahme" aus einer Entwicklungsstufe. Die Weiterentwicklung geht fließend und es gibt offenbar kein Ende. Das fand ich übrigens sehr beruhigend, denn wenn schon solche Leute das Gefühl haben, dass ihre Sachen nicht wirklich "fertig" sind, dann muss ich mich auch nicht schämen, dass mir das nicht gelingen will. Übrigens sieht man diese scheinbar typische, permanente Entwicklung sehr gut an den Songs von Sting, der immer neue Varianten seiner Titel aufnimmt oder spielt.
:guilty:....:facepalm1:
 
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Mut zur Lücke. Sich verabschieden vom Konzept des Perfekten.
Musik und Texte sind immer nur Momentaufnahmen. Sie verändern sich weiter, auch und vielleicht gerade, wenn man daran arbeitet.
Songs machen ist ein Prozeß. Jeder Einschnitt, jeder Cut, jeder Abschluss ist in gewisser Weise willkürlich. Weil man nie weiß, was noch kommen könnte.
Mut zur Entscheidung, es so stehen zu lassen. Auch eine Skizze hat ihren eigenen Wert.

Ich glaube, viele songs haben einen substanziellen Kern. Wenn der getroffen ist, kann man daraus alles mögliche machen. Aber der Kern wird immer erkennbar bleiben.
Deshalb gibt es von guten songs so viele coverversionen. Letztlich ziele ich auf den Kern ab.

Manchmal entsteht eine Version, die ich momentan oder für eine längere Zeit als ultimativ ansehe - dann hat der Kern eine Form gefunden, in der sich beide sehr wohl fühlen und quasi aufgehoben sind.
Das - behaupte ich - merkt man.
Irgendwann ist es dann gut.

Es gibt aber auch viele songs oder Ideen, die quasi halbgar sind, noch nicht fertig und ich merke es.
Pause einlegen. Vielleicht kommt es bzw. besser: komme ich zu dem Kern, der angelegt ist.
Denn bei mir ist es oft so: es schreibt mich. Das heißt: ich erkenne selbst nur einen Teil dessen, was ich schreibe, was ich meine, worum es mir "eigentlich" geht.
Es liegt dann nicht nur am Material, auch dem musikalischen, dass ich nicht weiter komme - sondern auch an mir.
Das ist anzuerkennen.

Kooperationen und das Musik-Machen mit anderen kann helfen. Denn sie können erkennen, was man selbst nicht sieht.
Oder sie bringen die Idee mit, die fehlt. Oder sie helfen, songs weiter zu treiben und ein Ende zu machen.

just my 2,38 cent

x-Riff
 
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@x-Riff
Deine 2,38 Cent beschreiben sehr treffend die Natur der Kreativität im Werdungsprozess eines Songs. Gut formuliert. :great:
 
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