@Paulsn: du hast wahrscheinlich schon recht, dass in diesem Rahmen nicht so viel Zeit benötigt wird, aber auf diese Zeit kommt man durchaus, wenn die Aufnahmen aufwändiger werden. Ist alles eine Frage der Relationen. Es war natürlich etwas übereilt von mir, das in diesem Fall auf die Faustregel zu pauschalisieren. Aber man sollte doch deutlich machen, dass eine gewisse Qualität ihre Zeit braucht. Aber zu pauschalisieren, dass der Tontechniker ne Pfeife ist, wenn er länger als nen Tag für Edits und Mix braucht ist auch ziemlicher Blödsinn. Du hast recht mit "in dem Rahmen", das war überzogen von mir. Das zeigt vor allem, dass noch nicht genügend Informationen über Aufwand und Umfang der Produktion vorliegen.
Na, dann gehen wir die Sache doch noch mal detailliert an...
1. Wofür sind die Aufnahmen gedacht?
Also wollt ihr eine Demo machen für Bewerbungen, Präsentation, etc, soll es ein vollwertiges Album werden, welches kommerziell angeboten wird, an Radiostationen oder Labels geschickt wird?
2. Wie viel wollt ihr aufnehmen?
Je mehr ihr aufnehmt, desto teurer wird es natürlich, bei einem sehr begrenzten Budget muss man dann anfangen zu kalkulieren. Eine EP könntet ihr mit mehr Aufwand und einem besseren Ergebnis aufnehmen, bei einem ganzen Longplayer wird man Abstriche im Aufwand machen müssen, welche bedeuten weniger Zeit zum "Sound erarbeiten", weniger Zeit für ausgefeilte Produktionen mit vielen Ovderdubs etc.
3. Zeitfaktoren bei einer Produktion und Planung der Aufnahmen:
normale Studios arbeiten in einem normalen 8 - 10 Stunden - Tag, wobei Techniker durchaus eher zu den Leuten gehören, die auch mal länger machen, wenns grad gut läuft. Trotzdem ist es sinnvoll in einem 8-10 Stunden - Tag zu planen.
Und es macht auch Sinn sich einen genauen Aufnahmeplan (am besten mit dem Studio zusammen) zu erstellen. D.h. man hat z.B. 10 Tage Studio gebucht und plant jetzt genau, wie viel Zeit jeder Musiker zur Verfügung hat um seine Parts zum Produkt einzuspielen. Dabei empfiehlt sich so ehrlich und realistisch wie möglich zu sein. Niemandem ist geholfen wenn der Drummer behauptet alle 10 Songs in 4 Stunden einzutrommeln und hinterher 4 Tage braucht. (nur ein Beispiel, nix gegen Drummer *g*)
Diesen Zeitplan behält man auch während der Aufnahmen weiter im Auge und reagiert sofort auf Verschiebungen und Verzögerungen.
Es gibt viele Zeitfaktoren bei Aufnahmen zu bedenken.
- Aufbau, Mikrofonierung, Einstellen...
gerne unterschätzt wird der Aufwand zum Beispiel beim Aufbau vom Drumset. Dann sind vielleicht auch noch ein paar Toms nicht vernünftig gestimmt und die Bassdrum klingt zwar im Proberaum toll, mit nem Mikrofon ist sie aber in ihrem derzeitigen Zustand Müll. Aufbau und Mikrofonierung sind auch Studiozeit und das kann je nach Aufwand der Produktion gerne mal länger dauern. Bedenken sollte man auch, dass der Aufwand, den man den Basis - Sound steckt, hinterher Zeit im Mix und der Nachbearbeitung spart.
Viel Zeit kann man auch in den Gitarrensound stecken, denn nicht jeder Gitarrist spielt automatisch schon einen Sound, der sich auch gut recorden lässt, ganz im Gegenteil sogar und spätestens wenn man mit 2 Gitarristen recordet wird der Aufwand höher, hier gilt es unterschiedliche Sounds aufeinander abzustimmen und in ein stimmiges und homogenes Soundbild zu bringen. Wenn dann noch bei einer kompletten Albumproduktion unterschiedliche Sounds in unterschiedlichen Songs dazu kommen, wird der Aufwand nochmal höher. Aber man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass auch das zur Studiozeit gehört.
- Aufnahmezeit:
Wie oben schon geschrieben, seit realistisch in der Planung, es bringt gar nichts sich selber etwas vorzumachen. Überlegt euch schon im Vorfeld genau wo die Problemstellen sind und übt sie. Sollte es im Studio absolut nicht klappen, dann müsst ihr Alternativen parat haben. Vereinfachen, Weglassen, jemand anders spielen lassen, so lange aufnehmen bis es passt.
- Editierung / Mix:
Auch das gehört natürlich in die Studiozeit (es sei denn ihr mischt selber). Ein Song muss editiert werden, dazu gehört zum Beispiel das "freischneiden" von bestimmten Parts oder Instrumenten im Song um Störgeräusche zu minimieren. Wie aufwändig der Mix wird hängt davon ab, wie groß die Arrangements sind, wie viel Variation in den Sounds stecken, wie gut man bei der Aufnahme gearbeitet hat usw.. Da sollte man schon im Vorfeld mit dem Studio und dem Techniker sprechen und genau planen wie viel Zeit dafür zur Verfügung steht. Ein guter Techniker kann auch mit einem straffen Zeitplan arbeiten, indem er entscheidet, welche Bearbeitungen vereinfacht werden können.
Wenn man sich mit diesen Faktoren auseinandersetzt kann man sein Budget zur Hand nehmen und beurteilen was realistisch möglich ist. Dabei sollte man auch immer daran denken, dass eine perfekte Hochglanz - Produktion nur dann möglich ist, wenn entsprechend Geld und somit auch Studiozeit zur Verfügung stehen (entsprechende Songs und Musiker vorrausgesetzt). Auch wenn es schwer fällt, man kann trotz allem gute Ergebnisse erzielen indem man genau plant an welchen Stellen Zeit (und damit auch Geld) eingespart werden kann.
Habt ihr nur ein kleines Budget und wollt unbedingt eine LP aufnehmen, dann sucht euch ein kleines, persönliches Studio, dass euch vielleicht sogar einen Festpreis macht und mit euch zusammen an dem bestmöglichen Ergebnis feilt. Soll es "professionell" werden und ihr wollt das "Gefühl der Großen" bei der Aufnahme haben, dann überlegt euch, was ihr mit eurem Geld anstellen könnt. Aber immer im Auge behalten, was bringt es, für wen ist es gedacht, was wollt ihr damit.
So, das war mal wieder etwas länger, ich würde mich natürlich freuen, wenn sich der Eine oder Andere damit etwas auseinander setzen möchte. Wie immer ist das nur meine persönliche Meinung und keineswegs in Stein gemeißelt.