Wow,
das geht ja hier wild durcheinander... Und @*Capricorn* hat anscheinend schon gar keine Lust mehr, den einmal angestoßenen Thread zu besuchen.
Trotzdem ein paar Gedanken von mir zum Thema:
Der TE hat ja schon geklärt, dass es ein Multi mit Vorstufenfunktion ist. Laut früherer Posts inzwischen ein Boss GT-10, sein Korg verkauft er gerade im Flohmarkt. Er braucht also nur eine Endstufe, denn die Teile haben bei entsprechender einstellung in den Menus auch genug Output, um eine solche direkt anzutreiben.
Wir haben also schon einen Preamp, und der soll nicht verfälscht werden. Man braucht auch nicht etwa eine zusätzliche Vorstufe, damit das ganze gut klingt - als langjähriger Boss-User habe ich im Laufe der Zeit den Bogen raus bekommen, wie ich für meine Ohren richtig gut klingende Modelling-Sounds erstellen kann.
Etwas OT:
Es gibt da so ein paar Eigenheiten bei Boss, die man bei anderen Modellern nicht in dem Maße findet. Die wichtigste ist, dass die Einstellbereiche nicht annähernd den realen Amps entsprechen. Bei den meisten Modellen entspricht zB der Wert "50" (von 100) bei Gain und Klangreglern nicht etwa der Mittelstellung am realen Amp, sondern der Einstellung "All men play on ten!". Geht man zB bei einem Marshall-Modell deutlich drüber raus, wirds nur noch Matsch und klingt künstlich. Ich kann mir das nur so erklären, dass Boss einem die Möglichkeit geben wollte, die Amps noch flexibler einzustellen als im wahren Leben. Tatsächlich kann man ja sogar noch neben dem Original-Gain eine generell abgesenkte oder noch angehobene Gain-Modifizierung wählen - und die klingt nochmal anders als einfach weiter aufzudrehen. Die Werkssounds beachten das alles leider nicht und sind teils echt übel, also nicht mal als Basis zum Tweaken geeignet.
Dies nur vorab zum Verständnis und vielleicht als kleiner Tipp für den TE. Jetzt aber zur Speaker-Simulation: Ja, die gibts natürlich auch, aber sie klingt einfach nicht so toll. Man kann die Speaker-Sim hinbiegen, wenn man auch wieder verborgene Tricks verwendet, die im Manual nicht erklärt sind. Hier geht es darum, zusätzlich den "Resonator"-Effekt zu benutzen, der dem ganzen viel mehr Charakter und Authentizität verleiht. Das ist ein Effekt, den eigentlich kein mensch benutzt, weil sich niemand was darunter vorstellen kann, tatsächlich bildet er die typischen Eigenheiten verschiedener LS-Typen ab. Die Speaker-Sim im Amp-Modell werden sozusagen nur die grundsätzliche Eigenschaften eines Typs wie der 4x12er erzeugtalso Frequenzbereich von-bis und etwas Bassanhebung. Ohne die Nachbehandlung, die die typischen Gitarrenspeaker-Resonanzen (aha!) abbildet, klingt das alles etwas merwürdig. Erstens ist damit aber eine FX-Position "verbraucht", und zweitens sind Fullrange-Boxen im Live-Betrieb halt generell nicht jedermanns Sache.
Zwischenfazit: am besten klingen die Boss-Teile mMn über richtige Gitarrenboxen.
Also zur Endstufe: in soweit habe ich nicht das Gefühl, das auf eine Endstufensimulation besonders viel Wert gelegt wurde. Vielleicht deshalb, weil nach Meinung des Herstellers die meisten User eines Multis das Teil eh an einen Gitarrenamp hängen, und dann oft auch einen mit Röhrenendstufe. Hier hat Boss vielleicht ein wenig die Entwicklung verpennt, dass heute eben doch viele direkt ins Mischpult gehen. Nicht so unser *Capricorn*. Soweit passt doch alles. Ich kann bestätigen, dass eine Röhrenendstufe hier doch eineiges an Würze zugibt, und sich das wirjlich lohnt. Dass ihre Eigenheiten ebenso wie die des Box den Ton der verschiedenen Models wieder etwas angleichen (und damit quasi "verfälschen"), betrachte ich persönlich nicht als Minus, sondern als willkommenen Beitrag, damit der Sound noch einen gemeinsamen Nenner hat. Ich habe es nie als wünschenswert für einen Bandsound betrachtet, wenn es bei jedem Song so klingt, als wäre der Gitarrist samt Anlage durch einen anderen ersetzt worden. Transenendstufe habe ich probiert - klang nicht schlecht, aber für mich hat sich genau an dem Punkt gezeigt, dass das Verhalten einer Röhrenendstufe bei den Models wohl nicht besonders berücksichtigt wurde.
Nächster Schluss also: Das Argument "Röhrenendstufe wäre doch doppelt gemoppelt" mag bei einem Helix oder Axe-Fx stimmen, bei Boss schadet etwas Einfärbung überhaupt nicht, im Gegenteil.
Zuletzt also die Frage, wo bekomme ich nun eine Endstufe im Topteilformat her? Da sehe ich als realistisch drei Ansätze an: Bauen lassen, ein simples Einkanal-Topteil mit Einschleifweg nutzen oder eben doch (friss mich nicht!) eine 19"-Endstufe, wie man sie heute gebraucht oft günstig bekommen kann.
Ich fang mal am letzten Punkt an. Ein Rack muss ja nicht wie ein Rack aussehen. Zum einen gibts/gabs schon durchaus Rack-Slaves, die optisch was hermachen, wie zB Marshall, Boogie, VHT oder Soldano, zum anderen kann man fürs Drumherum heute auch sehr schöne Rackgehäuse bekommen, die in Tolex oder Tweed gekleidet sind und oben vielleicht auch einen Ledergriff haben. Bei nur 2 oder 3 HE sieht sowas mMn doch sehr nach Amp aus. Stereo ist dabei kein Muss - wobei ich nicht verstehe, warum man das nicht nutzen sollte, bei Delays ist das doch wirklich geil, und man kann bei Boss sogar links/rechts ein Doppel-Amp-Setup mit durchaus traditionellen Sounds bauen, wie man es zB von SRV oder Bonamassa kennt. Es gab aber auch einige Mono-Endstufen auf dem Markt, oder Stereo-Slaves, die sich brücken lassen. Bei Röhren eher selten, aber zB meine Peavey Classic 50/50 kann das sehr wohl.
Bauen lassen kann man sich so ziemlich alles - kostet halt, und so richtig sehe ich den Sinn nicht. Das bringt mich zurück auf die Idee eines Topteils mit Einschleifweg bzw. Vor-/Endstufenauftrennung. rein in den Return und gut ist. Man braucht nur einen Amp, der nicht stumm geschaltet ist, wenn im Send nichts steckt. Notfalls kann man aber einen Blindstecker benutzen, schätze ich. In dem Moment ist die Klangregelung jedenfalls außer Betrieb, es bleiben also wirklich nur die paar überflüssigen Köpfe übrig, die einen vielleicht stören könnten. Da würde ich mir schon überlegen, ob es mir das wert wäre, voraussichtlich mehr Geld fürs weniger Ausstattung zu zahlen.
Gruß, bagotrix