
Saitenschlumpf
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Hallo liebe Forengemeinde,
ich möchte Euch hier einen Schwank aus meinen Instandsetzungsbemühungen bei alten Ibanez Artist-Modellen vorstellen - vielleicht hilft es dem einen oder anderen bei der Planung seiner eigenen Projekte.
Es war Oktober letzten Jahres. Lange hatte ich nicht nach meinem Lieblingsgitarrenmodellen bei ebay & Co. gesucht. Kaufen wollte ich eigentlich auch nichts. Tja, Langeweile führte zur Suche nach "Ibanez Artist" und das Schicksal winkte zurück. Mitbieten war Pflicht und von Erfolg gekrönt - eine Ibanez Artist AR2618 von 1976 zog bei mir ein:

Vieles an der Gitarre war Original. Die nachgerüsteten Ibanez Super80-Humbucker zumindest so geil, dass ich die originalen Super70s nicht vermisse. Die schwarzen Sperzel-Mechaniken gingen optisch gar nicht, funktionierten aber einwandfrei. Die Ibanez Tune-O-Matic-Bridge (unten drauf kann man im Relief "STBridge / Made in Japan" lesen, wayne's interessiert) in Nashville-Abmessungen (10 mm-Einstellweg) war mal wirklich ein Beispiel an "natural aging", aber leider mit den schrecklichen hin- und her-schwirrenden Federchen ausgestattet, so dass praktisch kein sauberer Akkord möglich war:

Ersatz musste her. Da ich auf meiner Gibson Les Paul Studio bereits (insbesondere klanglich) gute Erfahrungen mit den Nachrüstteilen von ABM gemacht hatte und auf der Suche nach zur Optik der Gitarre passenden "Vintage"-Gold-Teilen war, fiel mein Interesse auf die von ABM angebotenen "Golden Age(d)"-Teile (mal mit, mal ohne "d" geschrieben - "goldenes Zeitalter" klingt ja auch nett).
ABM ist leider eine wirklich grottige Firma, was Webseite, Broschüren und Infomaterial angeht. Immerhin ist es möglich, ein paar Angaben zu Abmessungen zu finden - aber meist nur Auszüge. Ausserdem kann man nicht mal eben rausfinden, was genau "Golden Age" denn ist, sondern muss per Mail nachfragen. DAS funktioniert dann aber tatsächlich und es wird einem schnell geholfen:
Ich wollte dann also über murle1 hier aus dem Board eine 2504-Nashville-TOM-Bridge mit passendem Stoptail aus Messing bestellen. Über eine Dreieckskommunikation mit ABM über murle1 wurde mir dann eher zu einer schmalen ABR-Typ 2500-RE Tune-O-Matic geraten, da nur die die für die im Korpus versenkten M4-Gewindestangen passenden Bohrungen hat. Die Bohrungen der Nashville-TOMs sind mit 4,5 mm Durchmesser etwas zu groß und irgendwelche weiteren Operationen am Korpus wollte ich nicht durchführen lassen.
Also kam die 2500-RE ins Haus - und gut sah sie auch aus:

Dann aber... die Oktavreinheit der umwundenen Saiten ließ sich nicht einstellen. Warum? Die Bridge wird so geliefert, dass bei den Saitenreitern der umwundenen Saiten und der G-Saite die abgeflachten Seiten zum Hals hin zeigen, so dass man mehr Einstellweg nach hinten hat. Wie wohl auch bei entsprechenden Paulas, sind die Bolzen etwas versetzt im Korpus versenkt, so dass man mehr Regelweg zur Einstellung der Oktavreinheit hat.
Ich verwende .010er DR Tite-Fit- oder .011er DR Drop-Down-Tuning-(DDT-)Saiten und zum Einstellen Ohr + TC-Electronic Polytune im empfindlichen Strobe-Modus. Die Saitenreiter waren auf Anschlag zum Hals hin justiert, und die Oktave immer noch zu tief. Ich kenne die richtige Einstellung dieser Saiten auch schon von meiner Paula - bei der AR2618 verhinderte jetzt zudem der schräge Einbau der Bolzen, dass eine anständige Oktavreinheit möglich war.
Fazit: Das war wohl nix. Durch die nötige asymmetrische Kerbung der Saitenreiter war ein einfaches Umdrehen nicht möglich - Ersatz musste her. Gesagt, getan und Problem für die E- und A-Saite gelöst, doch die D-Saite war immer noch auch auf Anschlag nicht einstellbar - zu tief.
ABM-Ersatzteile werden aus Vollmessing gefräst und nicht im Gussverfahren hergestellt. Durch die Fräsungen mit großen Werkzeugen entstehen runde Ecke in der Bridge, so dass der auf den ersten Blick vorhandene Regelweg gar nicht nutzen lässt, da die kantigen Saitenreiter in den runden Ecken hängen bleiben. Technisch wäre es bestimmt möglich, mit einem kleineren Fräser die groben Rundungen so nachzufräsen, dass nicht so viel verloren gehen würde, aber Aufwand, Kosten, etc...
Was kann man also tun? Klar, den Saitenreiter abrunden, so dass er in die runden Ecken passt.
Leider bin ich kein erfahrener oder begabter Metallbearbeiter, aber immerhin stolzer Besitzer eines kleinen feinen Diamantfeilensatzes, also ging's frisch ans Werk:

Optisch geht's. Ich bin soweit zufrieden. Hat's geholfen?
Ja!
Aus Anschlag justiert ist die Oktave der D-Saite jetzt minimal zu hoch - ich kann etwas zurückschrauben und es ist perfekt!
Wenn Fragen bestehen, immer her damit!
ich möchte Euch hier einen Schwank aus meinen Instandsetzungsbemühungen bei alten Ibanez Artist-Modellen vorstellen - vielleicht hilft es dem einen oder anderen bei der Planung seiner eigenen Projekte.
Es war Oktober letzten Jahres. Lange hatte ich nicht nach meinem Lieblingsgitarrenmodellen bei ebay & Co. gesucht. Kaufen wollte ich eigentlich auch nichts. Tja, Langeweile führte zur Suche nach "Ibanez Artist" und das Schicksal winkte zurück. Mitbieten war Pflicht und von Erfolg gekrönt - eine Ibanez Artist AR2618 von 1976 zog bei mir ein:

Vieles an der Gitarre war Original. Die nachgerüsteten Ibanez Super80-Humbucker zumindest so geil, dass ich die originalen Super70s nicht vermisse. Die schwarzen Sperzel-Mechaniken gingen optisch gar nicht, funktionierten aber einwandfrei. Die Ibanez Tune-O-Matic-Bridge (unten drauf kann man im Relief "STBridge / Made in Japan" lesen, wayne's interessiert) in Nashville-Abmessungen (10 mm-Einstellweg) war mal wirklich ein Beispiel an "natural aging", aber leider mit den schrecklichen hin- und her-schwirrenden Federchen ausgestattet, so dass praktisch kein sauberer Akkord möglich war:

Ersatz musste her. Da ich auf meiner Gibson Les Paul Studio bereits (insbesondere klanglich) gute Erfahrungen mit den Nachrüstteilen von ABM gemacht hatte und auf der Suche nach zur Optik der Gitarre passenden "Vintage"-Gold-Teilen war, fiel mein Interesse auf die von ABM angebotenen "Golden Age(d)"-Teile (mal mit, mal ohne "d" geschrieben - "goldenes Zeitalter" klingt ja auch nett).
ABM ist leider eine wirklich grottige Firma, was Webseite, Broschüren und Infomaterial angeht. Immerhin ist es möglich, ein paar Angaben zu Abmessungen zu finden - aber meist nur Auszüge. Ausserdem kann man nicht mal eben rausfinden, was genau "Golden Age" denn ist, sondern muss per Mail nachfragen. DAS funktioniert dann aber tatsächlich und es wird einem schnell geholfen:
Peter Borowski - ABM Guitars schrieb:Unsere Goldenaged Artikel rauhen die Oberfläche auf und begünstigen eine spätere Mattierung durch das Spielen. An den Stellen (Ecken, Handauflage etc ) wird unsere geadgte Brücke dann zuerst das Gold verlieren und dann mattieren.
Ich wollte dann also über murle1 hier aus dem Board eine 2504-Nashville-TOM-Bridge mit passendem Stoptail aus Messing bestellen. Über eine Dreieckskommunikation mit ABM über murle1 wurde mir dann eher zu einer schmalen ABR-Typ 2500-RE Tune-O-Matic geraten, da nur die die für die im Korpus versenkten M4-Gewindestangen passenden Bohrungen hat. Die Bohrungen der Nashville-TOMs sind mit 4,5 mm Durchmesser etwas zu groß und irgendwelche weiteren Operationen am Korpus wollte ich nicht durchführen lassen.
Also kam die 2500-RE ins Haus - und gut sah sie auch aus:

Dann aber... die Oktavreinheit der umwundenen Saiten ließ sich nicht einstellen. Warum? Die Bridge wird so geliefert, dass bei den Saitenreitern der umwundenen Saiten und der G-Saite die abgeflachten Seiten zum Hals hin zeigen, so dass man mehr Einstellweg nach hinten hat. Wie wohl auch bei entsprechenden Paulas, sind die Bolzen etwas versetzt im Korpus versenkt, so dass man mehr Regelweg zur Einstellung der Oktavreinheit hat.
Ich verwende .010er DR Tite-Fit- oder .011er DR Drop-Down-Tuning-(DDT-)Saiten und zum Einstellen Ohr + TC-Electronic Polytune im empfindlichen Strobe-Modus. Die Saitenreiter waren auf Anschlag zum Hals hin justiert, und die Oktave immer noch zu tief. Ich kenne die richtige Einstellung dieser Saiten auch schon von meiner Paula - bei der AR2618 verhinderte jetzt zudem der schräge Einbau der Bolzen, dass eine anständige Oktavreinheit möglich war.
Fazit: Das war wohl nix. Durch die nötige asymmetrische Kerbung der Saitenreiter war ein einfaches Umdrehen nicht möglich - Ersatz musste her. Gesagt, getan und Problem für die E- und A-Saite gelöst, doch die D-Saite war immer noch auch auf Anschlag nicht einstellbar - zu tief.

ABM-Ersatzteile werden aus Vollmessing gefräst und nicht im Gussverfahren hergestellt. Durch die Fräsungen mit großen Werkzeugen entstehen runde Ecke in der Bridge, so dass der auf den ersten Blick vorhandene Regelweg gar nicht nutzen lässt, da die kantigen Saitenreiter in den runden Ecken hängen bleiben. Technisch wäre es bestimmt möglich, mit einem kleineren Fräser die groben Rundungen so nachzufräsen, dass nicht so viel verloren gehen würde, aber Aufwand, Kosten, etc...
Was kann man also tun? Klar, den Saitenreiter abrunden, so dass er in die runden Ecken passt.

Leider bin ich kein erfahrener oder begabter Metallbearbeiter, aber immerhin stolzer Besitzer eines kleinen feinen Diamantfeilensatzes, also ging's frisch ans Werk:

Optisch geht's. Ich bin soweit zufrieden. Hat's geholfen?
Ja!

Aus Anschlag justiert ist die Oktave der D-Saite jetzt minimal zu hoch - ich kann etwas zurückschrauben und es ist perfekt!
Wenn Fragen bestehen, immer her damit!
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