Clavia Nord Stage "classic"

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So, mal mein kleines Review zu einem netten Stage Piano:

Clavia Nord Stage - aktuell 2200€ (7.4.09)
Bilder hier: Clavia-Seite

Ganz kurz zu mir: Hab im zarten Alter in der Grundschule angefangen klassisches Klavier zu spielen (total ~ 10 Jahre Unterricht), zwischendurch kurzzeitig Kirchenorgelunterricht genommen. Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Keyboardensemble (gibts wirklich - fünf Keyboarder als Band - schrecklich im nachhinein) hab ich in bislang drei Coverbands Rock, Pop, Funk, Soul und auch Gottesdienstbegleitungen gespielt. Zur Zeit bandlos im Austauschjahr.

Kaufkriterien waren ein authentischer Klavierklang und gescheite E-Pianos sowie eine brauchbare Orgel.
Wichtig war eine möglichst simple, intuitive Bedienung und dass es mich anmacht :D

1) Klang
a) Akustischer Flügelklang - Für mich ein sehr lebendiger Sound, der sich hervorragend leise spielen lässt, aber auch forte gut klingt. Klingt manchmal ein wenig dreckig, aber ich glaub das mag ich. Mich hats er auf jeden Fall inspiriert und motiviert, zu spielen. Und das ists, was man braucht. Für daheim super, Bandtauglichkeit nicht getestet.
Durch spezielle "Pedal-Down-Samples" klingt auch ein Pedaleinsatz wie ein Pedaleinsatz. :rolleyes:

b) Vintage-Sounds
- E-Pianos
Obs sich spielt wie das Original weiß ich nicht und ist mir relativ egal. Die Rhodes machen auf jeden Fall Spaß und haben richtig Wums, wenn man sie lässt. Von eher glockig bis zum tiefen barken sollte für jeden was dabei sein. Das Wurli wurlt und das Clav clavt. Oder so. Also es rockt und ich merke, wie sich die Spielweise gleich auf den Sound einstellt. Könnte man fast von Inspiration sprechen. Ein bisschen Amp-Simulation fürs Rhodes, ein Tremolo fürs Wurli oder ein Wah am Clav wirken da nochmal Wunder, aber das dürfte ja bekannt sein.
Man merkt die Übergänge zwischen den einzelnen velocity-Stufen, was mich beim spielen allerdings nicht stört. E-Piano-Veteranen mögen da anderer Meinung sein.
Durch den Zugriff auf Clavias Piano Library kann man sich das in den Flash laden, was man braucht. Unter anderem ein sehr schönes Harpsichord.

- Orgel
Hammond: wesentlich besser als vom Fantom XA, hab aber sonst keinen Vergleich und kanns eigentlich nicht richtig spielen. Daher stören mich auch die digitalen LED-Lichterketten-Zugriegel gar nicht. Leslieeffekt für mich zufriedenstellend.
Zusätzlich Farsifa und Vox Continental, alle mit voller Polyphonie.

c) Synth-Sounds
Einfach zu durchschauende, aber trotzdem vielseitige Synthsektion. Für das Aushilfspad oder den Synth-Lead gut zu gebrauchen. Mehr kann ich noch nicht sagen ;) Beherrscht aber Standard-Wellenformen (also subtraktiv), FM-Synthese und digitale Wavetables.

d) Sonstiges
Keine Gitarren-, Bläser-, Bass-, Streicher- oder Schlagzeugsamples. Aber ich will ja auch Tasten drücken und keinen anderen Musiker imitieren :p Als Brot- und Butter-Schleuder gar nichts!!

2) Tastatur und Spielgefühl
Mir zum Klavier spielen eigentlich etwas zu leicht. Für Rhodes und Wurli super, für die Orgel natürlich keine Waterfall und für den Synth keine Synthitastatur. Aber wie soll das auch gehen? Die Tastatur ist ein Kompromiss. Und das macht sie hervorragend.
Normalerweise hat man ja zwei Tastaturkontakte, aus der Zeitdifferenz berechnet sich die Lautstärke (Anschlagdynamik). Die Orgel (die ohnehin nicht anschlagdynamisch ist) lässt sich nur auf dem ersten Kontakt spielen. Dadurch spricht sie sehr schnell an, was das orgeln erleichtert. Tastatur klappert ein wenig, stört aber nicht beim spielen.
Hab mich für die 76er Version entschieden, da leichter transportabler, für mich von der Breite ausreichend. Den Stage gibts auch als "Kompakt" mit Waterfall-Tastatur für die Hardcore-Orgler :evil:.
Das solide Modwheel und der kreative Pitch-Stick sind bei dieser Version sehr ergonomisch sinnvoll am Rand angeordnet. Find ich sinnvoller gemacht als beim 88er Brett.

3) Technisches
a) Effekte - Phaser, Flanger, Chorus, Wahwah, Tremolo, Delay
Sound gefällt mir. Schön über Endlosregler mit LED-Ketten zu bedienen und direkt auf der Bedienoberfläche. Dafür pro Effekt nur zwei Parameter - mehr allerdings noch nicht vermisst.
Ampsim Jazz-Chorus, Fender Twin & Wurli-Speaker - klingen gut, mir egal ob wie "das Original"
Dazu ein einfacher 3-Band-EQ. Simpel und effektiv, aber eben nicht parametrisch.
Einfacher Kompressor (quasi nie benutzt) und Hall in gescheiter Qualität für die Ausgänge 1&2 vorhanden.

b) Soundschrauberei
Für den Synth nahezu kompletter Zugriff. Die Pianos und Orgeln sind out of the box, keine Bearbeitung möglich. Also aufs nächste OS-Update bzw. sample warten. Vermisst hab ichs nicht.

c) Bedienung
Ich glaube DAS Argument für Clavias Dickschiff.
Alle relevanten Parameter sind direkt auf der Oberfläche zugeordnet, keine Menüstepperei, keine Millionen von Parametern. Man findet sich sofort zurecht!
Modwheel oder Expressionpedal sind in Sekunden zugeordnet, ein Effekt dazu geschaltet ebenso. Das Menü und braucht man quasi nie. Daher stört auch das kleine zweizeilen Display nicht, dass immer den Wert des gerade veränderten Parameters anzeigt, zum Beispiel die Filterfrequenz.
Unpraktisch, dass man den vorher eingestellten Wert nicht angezeigt bekommt, weil die "normalen" nicht-endlos Knöpfe auf die neue Position springen und den alten Wert vergessen, sobald man sie dreht.

Die 126 User-Speicherplätze sind in 21 Bänken à 6 Programmen angeordnet, es stehen 6 Taster zum direkten Umschalten innerhalb der Bank zur Verfügung.
Um die Bank zu wechseln ohne den Sound direkt zu wechseln muss man die gleichzeitige Bedienung von Shift-Taste und Drehrad beherrschen. Mit einer Hand nicht immer einfach.
Der Sound wird beim Umschalten unterbrochen.

Jedes Programm besteht aus Panel A und B, die gemeinsam verwendet werden können oder unterbrechungsfrei umgeschaltet werden kann. Alternativ Panel A über die Stage Tastatur und B über externes Keyboard. Sehr praktisch. Gibt drei frei wählbare Splitzonen, die für beide Panels gelten. Mögliche Splitpunkte gibts nur zwischen H-C und E-F, werden praktischerweise per LEDs über den Tasten angezeigt.
Auf jeden Panel stehen Orgel-, Piano- und Synthsektion zur Verfügung plus drei Effekte, die jeweils einer der Sektionen zugeschaltet werden können. Amp für Synth und Klavier auf dem selben Panel geht also nicht, dafür gibts dann das zweite Panel.
Die Lesliesektion betrifft beide Panels, cleanes Klavier und Rotary-Rhodes geht daher nicht gemeinsam!

Jede Sektion lässt sich flexibel auf die 4 Ausgänge routen (Mono oder Stereo).

d) MIDI-Kapazitäten - Es gibt eine "extern-sektion", die aber laut den "Experten des Forums" nicht sehr leistungsfähig ist. Einbindung eines zweiten Keyboards als zweites Manual oder Orgel auch für MIDI-DAUs problemlos.

4) Sonstiges
- Gewicht 16,5kg in meiner 76er Version, find ich absolut prima. Zudem schön flach und das Gerät ist nur minimal breiter als die Tastatur, da Pitch&Mod oberhalb liegen.
- Optik: ROT :rock: Naja, muss halt gefallen.
Zuverlässigkeit: bislang keine Ausfälle, stabiles Metallgehäuse und solide Knöpfe und Taster.
- Internes Netzteil mit standard 2-Pol-Kabel :great:
- Pedal-Anschlüsse für Expression, Swell, Sustain, Leslie-Switch.
- Leider keine Programmumschaltung per Fußtaster möglich, geht aber sicher mit ner Midi-Leiste.
- Das laden von Softwareupdates und Samples ist völlig problemlos und einfach, allerdings nur für Mac + Win. Man profitiert von der Entwicklung weiter, nicht zuletzt durch die Kompatibilität der Pianos mit dem neuen Nord Elektro und der neuen Version EX, die mit ihrem doppelten Speicher bei einem Neukauf IMHO lohnt.

5) Fazit
a) Bühnentauglichkeit
Von der Bedienung auf jeden Fall, Soloklang ebenfalls! Zu empfehlen! Und kein Rhodie meckerte über 50kg, falls man denn einen hätte.

b) Wohnzimmertauglichkeit
bedingt. Siehe Optik ;) Und eben ohne interne Lautsprecher.

c) Preis-Leistungs-Verhältnis
Teuer. Aber mir wars das wert.

d) absolut subjektive, persönliche Endwertung
Mir gefällts! :great: Für mich mein bester Keyboardkauf. Die Freude am Spielen hält länger als der Schmerz im Portemonnaie.
Wer ein sehr frei konfigurierbares System sucht, ist hier natürlich falsch. Wer guten Klang mit einer intuitiven Bedienung sucht, sollte sich in der roten Ecke mal umgucken.
Ihr solltet euch aber über die Einschränkungen bewusst sein, da eben nicht alles beliebig einstellbar ist. Also vorher immer fragen ;)
So, und jetzt gehts wieder an die weiß-schwarzen Tasten.
 
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