Zwei Arten von Passagi bei Frauenstimmen?

  • Ersteller Strato Incendus
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Was mir an der ganzen Twang Diskussion nicht gefällt, dass alles als mit Twang bezeichnet wird. Ich finde das extrem verwirrend, zermürbend und nervig. Twang wurde wie Belting einst als Begriff für einen bestimmten Klang eingeführt. Twang sollte diesen quäkigen Sound beschreiben, den Countrysänger haben.

Amen. Der Begriff ist sogar so lautmalerisch, der könnte quasi als Soundword in einem Comic stehen. Eine schnarrende Gitarrenseite wird auch als twangig bezeichnet.


Mich erinnert das ein wenig daran, dass Frau Sadolin in ihrer ersten Version von CVT eine Technik als Belting neu definiert hat, die mit dem Klang, den viele intuitiv mit Belting verbinden, gar nicht viel zu tun hatte - den hat sie stattdessen "Overdrive" genannt. Und dann sind alle CVT-Jünger herumgerannt und haben andere darüber "aufgeklärt", was Belting wirklich sei und dass der Rest der Welt den Begriff falsch verwende.
 
Achtung, langer Post:

Die drei Hauptsängerinnen haben alle eine gewisse Zeit im Schulchor verbracht, wobei die mit der Range bis ungefähr e'' / f'' am längsten dabei ist (was man auch merkt). Atemübungen gehören da logischerweise auch zum Aufwärmprogramm (da wir ja auch in der Begleitband für den Chor spielen, bekomme ich das auch immer mit, was die da machen). Deshalb bin ich ja überhaupt erst auf die Idee gekommen, die Damen mal mit diesen etwas anspruchsvolleren Dingen zu konfrontieren. Dass man absolute Anfänger mit sowas direkt abschrecken würde, ist klar, da lässt man's lieber bleiben und ist froh, dass sich jemand überhaupt traut, zu singen.
Ich bezweifle ja sehr, dass eine Sängerin, die nur bis e''/f'' kommt, die keine echte Altstimme hat, die nötige Basis hat. Deswegen solltet ihr davon Abstand nehmen "anspruchsvollere Dinge" mit ihnen zu machen. e''/f'' ist keine Range für eine Frau! Wenn sie da oben nicht hinkommen oder nur mit Anstrengung, sorry, das ist für mich noch Anfängerniveau, also noch nicht reif genug, um sich auf Stilistiken zu stürzen. Eine solide mittlere/hohe Frauenstimme sollte zumindest locker bis a'' kommen.

Dass man Stimmumfänge nicht verallgemeinern kann, ist ja ohnehin klar. Nur aufgrund der oben beschriebenen Tatsache, dass ab und an auch die eine Sängerin für die andere einspringen können muss, müssen die Songs eben zu einem gewissen Maße auf jede von ihnen passen, ohne, dass man sich auf einen Bereich beschränkt, der so klein ist, dass er keinen Spielraum für etwas spektakulärere Passagen lässt.
Dann müsst ihr für die andere Sängerin halt transponieren oder sie soll Passagen umändern (oktavieren, anderen passenden Ton aus der Scale nehmen). Man muss ja nicht alles wie im Original singen. Wenn man mit einem kleinen Stimmumfang einen Song einer Sängerin mit großen Stimmumfang singen soll, muss man halt Abstriche machen. Ihr könnt ja auch Songs nehmen, welchen die meisten schaffen, und wer Lust auf Höhenjagd hat, soll die ein oder andere Passage dann halt höher singen. Ganz einfach. Da lernen sie auch sich vom Original zu lösen und eigenständiger zu singen.

Was die stimmliche Power angeht hast du natürlich Recht. Ich habe jetzt auch weniger bombastisch geschmetterte Opern-Parts gemeint, sondern mehr die weicher gesungenen, die eben etwas mehr "geträllert" klingen. Das geht halt meistens nicht dauerhaft gut, wenn man sich gegen eine Band durchsetzen muss - wir haben ohnehin schon aus genau dem Grund einen massiven Balladen-Überschuss! :D
Dann sprich auch bitte nicht von Oper. "Geträllert" hat ja sowas von gar nichts mit Klassischen Gesang zu tun. Keine Ahnung wie du auf so eine Assoziation kommst. Schon mal überhaupt bewusst Klassik gehört??

Und auch einfach das Prinzip, dass Frau die ganze Zeit in der Randstimme singt, sich also quasi auf ein Register beschränkt, was imho - auch bei noch so guter Ausbildung dieses Registers - auch irgendwo eine Verschwendung des übrigen Potentials ist, wenn da noch so viele Möglichkeiten mehr bestehen. Und da eben fast schon eine klassische Ausbildung notwendig ist, um solche Kraft in der Kopfstimme zu haben, schien es mir eben realistischer, erstmal entweder mit Belting oder eben Twang zu arbeiten, wenn man doch auf die Kopfstimme aufbauen will.
Und wieder nein. Man kann auch als Popsängerin eine gute, nicht klassische Kopfstimme entwickeln. Hör dir mal die Kopfstimmtöne der ganzen Souldiven (Mariah Carey, Whitney Houston, Christina Aguilera, Beyonce, Leona Lewis, etc.) an. Die haben eine gute Kopfstimme, die nicht klassisch klingt. Es muss nicht immer Belting und Twang sein. Also wenn, dann arbeitet an der Kopfstimme und die Erschließung der hohen Lage. Dann kommt man dazu das "normale" Mischen zu üben. Erst dann, wenn Frau die Mischstimme beherrscht, kann sie an Variationen (Belting, Twang, etc.) arbeiten, wenn sie nicht eh schon ein Naturtalent ist. Man kann die Basics einfach nicht überspringen.
Ich denke sowieso, dass du dir viel zu sehr einen Kopf über die Ausbildung ihrer Stimmen machst. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Ihr sorgt dafür, dass sie singen können ohne sich die Stimme zu zerschießen, also dass ihr ein gutes Aufwärmprogramm habt und vernünftige Lieder aussucht. Da das ja kein Gesangstechnikworkshop ist, ist Stimmbildung nicht eure Aufgabe! Vor allem nicht, wenn ihr selber keine gesangspädagogische Erfahrung habt. Das muss man einfach einsehen, dass man nicht der Richtige ist.

Eben. Aber zumindest das "leise" kriegt man mit Twang dann doch schon einmal weg. ;D Ich bin damals in meinen blutigen Anfängen, als ich von Stütze etc. noch nicht wirklich was verstand, auch durch Zufall drauf gekommen, einfach durch Ausprobieren: Hatte einen Song, wo der höchste Ton ein fis' war (damals natürlich noch Randstimme für mich, da gab's keine Chance, das zu belten). Bin dann mal so einem Gefühl gefolgt, und auf einmal war ich eine Oktave höher beim fis'' und der Ton klang deutlich lauter (weil Twang mir persönlich auf diesen besonders hohen Tönen eben leichter fällt). Auf den tieferen Randstimmentönen fällt es ja, und da stimme ich wieder Lunte zu, deutlich schwieriger, durch Twang die Stimmbänder einander wieder anzunähern.

Solche (für damalige Verhältnisse) extremen Sachen habe ich dann natürlich auch nicht jeden Tag gemacht, aber es ging. :)
Das mag bei dir vielleicht so gewesen sein, aber ich weiß von mir, dass ein piepsiger Ton durch Twang vielleicht babykreischiger wird, aber nicht lauter bzw. tragfähiger. So will ja auch keine klingen. Wenn die Kopfstimme tragfähig werden soll, braucht es eine gute Stütze, eine entkrampfte Kehle und die sinnvolle Nutzung von Resonanzen.

Und natürlich wird's ab dem Passagio anstrengend zu singen, ob's jetzt bei f' für Männer oder bei a' für Frauen liegt. Wenn man sich für keinen Ton wirklich anstrengen muss, kann man ja auch keine wirkliche Intensität in die Musik legen oder Höhepunkte einbauen. Deshalb klingt es aber eben auch besser, wenn'sdann klappt. ;D Und klappen tut's schließlich nur, wenn die Leute das - auch aus eigenem Antrieb - anfangen, zu üben.
Ja, man muss aus eigenem Antrieb üben. Aber dass es anstrengend sein muss, kann ich nur ablehnen. Der Zauber an solchen intensiven Tönen ist ja, dass es so einfach und unangestrengt wirkt, aber trotzdem groß ist. Man sagt ja immer "Das sieht bei der sooo einfach aus!" und ist es auch! Erst wenn große Töne auch unangestrengt sind, sind sie so richtig intensiv und wow.

Also, grundsätzlich werden ja in so einer AG immer noch keine Befehle erteilt, sondern Vorschläge gemacht. Ob man die dann beherzigt oder nicht, muss jeder selbst entscheiden. Ich kann schließlich nicht selbst fühlen, ob es für eine Sängerin schon ab a' anstrengend wird, in der Vollstimme zu bleiben, oder eben erst ab c''. Das müssen die Leute dann letztendlich selbst beurteilen, man merkt ja selbst am besten, wenn's etwa anfängt, wehzutun o. ä. (sicherlich das klarste Zeichen, nicht auf diese Art und Weise weiterzumachen).
Das sagt sich so leicht. Aber in Wirklichkeit ist das so, gerade bei der Stimme, dass Vorschläge sehr beherzigt werden. Wenn man dann auch mehrmals gut gemeint gesagt bekommt, dass man dies und jenes tun könnte, dann setzt es einen sehr wohl unter Druck. Was glaubst du, wie viele Laien mir damals gut gemeinte Gesangstipps gegeben haben, die mich nur frustriert haben und mir schlechte Gewohnheiten eingebracht haben, die meine erste GL mühsam ausbügeln durfte. Wenn ich so zurückdenke, würde ich den ein oder anderen am liebsten für seinen gut gemeinten Tipp erwürgen :D

Auch im Internet finden sich haufenweise Gesangstutorials, die sich gegenseitig widersprechen, und einiges davon ist sicherlich auch äußerst schädlich für die Stimme. Aber die wenigsten, die da versuchen Tipps zu geben, meinen das schließlich böse. Es kann halt keiner für sich in Anspruch nehmen, da das absolute Wissen zu haben. Man muss eben in der Lage sein, zu filtern, was man für sinnvoll erachtet und was nicht, und was einem für die eigene Stimme vorteilhaft vorkommt und was nicht.
Das Problem dabei ist, dass viele Leute einfach viel glauben und eher an sich selbst zweifeln als an der Lehrmethode. Manche merken, dass etwas ihnen nicht gut tut, erst wenn es fast schon zu spät ist. Natürlich meint es keiner der Leute böse, aber das heißt noch lange nicht, dass es gut ist.
Was ich nicht gut finde, ist wenn Laien zu viele gut gemeinte Tipps geben, die potentiell gefährlich sind. Ich denke da z.B. an ein Tutorialvideo von nem Mädel, die gut gemeint den Tipp gegeben hat, dass man viel trockene Kekse und Alkohol zu sich nehmen soll und zum Einsingen so laut wie möglich schreien soll bis es weh tut, um rockig zu singen. Oder an einen Patienten, dessen Nachbar gut gemeint gesagt hat er solle die Zecke am Bein anzünden, der sich deswegen schwere Brandverletzungen zugezogen hat. Keiner hat es böse gemeint, aber es ist deswegen noch nicht ok.

Wie gesagt, natürlich kann man auch vorsichtig sein und bis ans Ende seiner Tage nur in dem Bereich singen, wo es verhältnismäßig leicht und ungefährlich für die Stimme ist. Fest steht nur eben auch: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. ;D
Aber dumm ist der, der statt durch die Tür durch die Wand gehen will. Fordern ja, überfordern nein.

Nochmal Lob für dein Engagement, aber übertreibs nicht. Wenn du willst, dass sich die Mädels gesangstechnisch bessern, dann gib ihnen z.B. Tipps wann der nächste Gesangsworkshop ist, welche Lehrer du kennst, etc.. Ihr kümmert euch besser darum, dass sie aus dem was sie mitbringen das beste machen und Spaß dabei haben.
 
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Wie gesagt. Über den Begriff an sich lässt sich ja verhandeln. Ich kann es auch gerne "cord compression" nennen, wobei da immer die Gefahr besteht, es mit dem Stimmlippenschluss (cord closure) zu verwechseln. Im Bereich der Vocal Research ist Twang halt relativ klar definiert über einen physiologischen Vorgang, bei dem sich die Stimmlippen annähern, der Kehldeckel kippt und der Kehlkopf insgesamt etwas steigt. Ich sehe es aber auch eher kritisch, dass ständig irgendwelche Begriffe genommen werden, die schon existieren und dann sozusagen "umdefiniert" werden. Beim Twang ist es zumindest noch so, dass die ursprüngliche lautmalerische Definition als Extremfall erhalten geblieben ist.

Nichtsdestotrotz ist klar, dass Twang auch in der lautmalerischen Definition ein gehöriges Maß an cord compression enthält und es deswegen zumindest denkbar ist cord compression über bewusst stark twangige Übungen ins Muskelgedächtnis zu bringen (so wie es halt bei Singing Success gemacht wird).

Was ich häufiger bei ungeübten Sängern beobachte ist halt, dass die cord compression fehlt. Das wird dann entweder durch übermäßigen Atemdruck kompensiert (dabei bricht die Stimme im Passaggio, weil der Stimmlippenschluss zu hart wird bei viel Atemdruck) oder durch übermäßiges Abschlanken (was zu einem verhauchten Ton und einem verfrühten Übergang in die Randstimme führt).
 
Im Bereich der Vocal Research ist Twang halt relativ klar definiert über einen physiologischen Vorgang, bei dem sich die Stimmlippen annähern, der Kehldeckel kippt und der Kehlkopf insgesamt etwas steigt.
Nope, so "klar definiert" ist es eben nicht. Estill und Sadolin, die beide in Anspruch nehmen, stetig weiter Forschung zu betreiben, haben jeweils eine andere Definition von Twang. Genau wie eben zig Varianten des "richtigen Beltings" im Umlauf sind.
 
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Nope, so "klar definiert" ist es eben nicht. Estill und Sadolin, die beide in Anspruch nehmen, stetig weiter Forschung zu betreiben, haben jeweils eine andere Definition von Twang. Genau wie eben zig Varianten des "richtigen Beltings" im Umlauf sind.
Hmm, was ist denn der Unterschied bei denen? Soweit ich mich erinnere sind die 3 Punkte die ich genannt habe bei beiden so angegeben. Kann mich natürlich irren.
 
e''/f'' ist keine Range für eine Frau!

Das waren halt die höchsten Töne, die ich von ihr bisher gehört habe - kann gut sein, dass sie noch höher kommt. Und wenn nicht, heißt das wahrscheinlich eher "noch nicht". ;D

Aber dass es anstrengend sein muss, kann ich nur ablehnen.

Am Ende sollte es natürlich nicht mehr anstrengend sein, aber am Anfang, beim Üben dieser noch ungewohnten Höhen, ist es das logischerweise. Ich habe mich früher mit einem e' oder f' auch ziemlich schwer getan, und das zu üben, war entsprechend anstrengend. Heute bin ich froh über Songs, die "nur" bis f' oder fis' gehen, weil ich die Töne im Gegensatz zur wirklichen Belt-Range mittlerweile auch recht locker und recht lange halten kann. Aber ohne die anfängliche Anstrengung wäre ich da auch nicht hingekommen. Und diese anfängliche Anstrengung muss man halt erst aufbringen.

Aber in Wirklichkeit ist das so, gerade bei der Stimme, dass Vorschläge sehr beherzigt werden.

Das kommt ein bisschen auf das diplomatische Geschick desjenigen an, der einem den Ratschlag gibt. Ich hab's auch erlebt, wie sehr man sich manche Kritik zu Herzen nehmen kann: Ich bin mit Sicherheit auch kein Naturtalent und habe während all der Zeit, die ich mich am Singen versuche, auch viel mächtigen Gegenwind erhalten. Ich habe vor geraumer Zeit mal meinem Musiklehrer, bei dem ich ja in der Chor-Begleitband bin, eine Aufnahme von uns mitgegeben, und er meinte: "Die Musik ist ja gut, nur den komischen Sänger sollte man mal austauschen..." Das hat er natürlich mit neckendem Unterton gesagt, aber es deprimiert einen dann doch erstmal.

Mittlerweile hat er in eine neuere Version der CD reingehört, diesmal also auch eine mit deutlich mehr Aufnahmen und einfach ein paar Jahre später, und heute meinte er als Kommentar dazu: "Gute Stimme, so einen könnte ich noch im Chor gebrauchen!"

So kann sich's ändern! ;D Mit Rückschlägen muss man leben. Da werden auch immer noch einige weitere kommen.

Vor allem nicht, wenn ihr selber keine gesangspädagogische Erfahrung habt. Das muss man einfach einsehen, dass man nicht der Richtige ist.

Dessen wollen wir uns ja auch keinesfalls anmaßen. ;) Ich dachte halt mehr an diese kleinen Tipps, die manchmal trotzdem schon Wunder wirken können.

Schon mal überhaupt bewusst Klassik gehört??

Nicht so viel reine Klassik, dafür aber umso mehr Nightwish und andere Symphonic Metal-Bands mit ausgebildeten Opernsängern. Und auch, wenn ich meinen Hut ziehe vor all dem technischen Können - für mich klingt eine "Königin der Nacht" trotzdem geträllert, das ist einfach meine Assoziation, auch, wenn es kraftvolles Geträller ist (liegt da aber wahrscheinlich auch an der etwas verspielt klingenden Melodie ^^).
 
Hmm, was ist denn der Unterschied bei denen? Soweit ich mich erinnere sind die 3 Punkte die ich genannt habe bei beiden so angegeben. Kann mich natürlich irren.

Bei Estill ist Twang nur eine aus mehreren Figures, keine Kombination, wie du sie beschreibst. Es geht ausschließlich um das Zusammenziehen des oberen Ansatzrohrs, bzw. ganz genaugenommen der sog. aryepiglottischen Falte, einer muskulären Struktur am Kehleingang. Weder die Stimmlippeneinstellung noch die Kehlkopfposition haben sind bei Estill Teil der Definition von Twang. Das spielt erst beim Kombinieren der Figures zu Stilistiken eine Rolle. Es wird sogar ausdrücklich betont, dass Twang bei allen Kehlkopfpositionen und Stimmlippen-Settings anwendbar ist.


Bei CVT liegt mir das Material nicht mehr vor, aber meiner Erinnerung nach wird Twang dort sogar vor allem über die Position der Stellknorpel definiert.
 
Ich sag's mal so:

Es gab seitens Mancher der Estill-Fraktion Plagiatsvorwürfe gegen Sadolin, insbesondere in Bezug auf Twang. Die meinten usprünglich schon beide das Gleiche (ich finde im Übrigen auch, das CVT nur eine zusammengematschte, schüler-/laienfreundlichere Version der ja doch sehr anatomisch isolierten Estill-Philosophie ist. Das hat nichts damit zu tun, dass Sadolin im Bereich Vocal Research, insbesondere Extreme Voice Production, gute Arbeit leistet). Sadolin hat schon sehr auf Erkenntnisse von Jo Estill, ehm, "aufgebaut".

Heute sagt sie halt "epiglottic funnel" statt "aryepiglottic sphincter" ;) Was Du da über die Stellknorpel in CVT schreibst stimmt zwar, aber das heisst nicht, dass es ein anderer Vorgang ist. Estill weist z.B. auch darauf hin, dass Twang zu leichter Erhöhung des Kehlkopfs, Annäherung von Stellknorpel und Epiglottis und erhöhtem Widerstand in den Stimmlippen führen kann.

Und dann gibt's bei Estill ja noch Twang als Vocal Set-up, und nur isolierte AES-Constriction als Figure. Das ist dann das, wo Sadolin zwischen "necessary Twang" und "distinct Twang" (und einem Schritt weiter Edge) unterscheidet.

Langer Rede kurzer Sinn: Die meinen schon das Gleiche. Ich habe allerdings das Gefühl, das hier im Forum unter Twang oft der Vocal Set-up/distinct Twang verstanden wird. Das ist dann die "lautmalerische Variante" Es gibt halt aber auch AES-Constriction/necessary Twang, und das klingt NICHT "twanging". Ich denke broeschies meint eher Letzteres?

P.S. Nur noch mal deutlich, weil ich glaube, dass das gerade im deutschsprachigen Raum, und auch hier im Forum, zu Verwirrung führt:

Twang ist bei Estill KEINE Figure, sondern eine Vocal Quality. Vocal Qualities sind KOMBINATIONEN von Figures. Die Figure, die hier gemeint ist, ist AES Control, und das ist ein wesentlicher Unterschied. AES constriction alleine führt eben nicht zu dem, was hier viele als "twangig" verstehen. Ihr meint, im Estill-Sinn, Vocal Qualities, nicht Figures. Das ist ungefähr so, als würde man Randstimme mit "Opernklang" gleichsetzen ;)

Als Erklärung für Non-Estillians: Figures sind physiologische Einstellungen, also sozusagen "Zutaten". Qualities sind das "Gesamtergebnis/Rezept". Ändert man eine Zutat, ändert man auch das Rezept.
 
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Hallo,

...tut mir leid, wenn ich da jetzt mal reingrätsche...
@strato incendus: Die Rachearie der Königin der Nacht als "geträllert" zu bezeichnen, und sei es auch, wie Du sagst, "kraftvolles Geträller", ist ein Schlag ins Gesicht derer, die das Ding auch ordentlich bringen können. Das hat mit Trällern so was von überhaupt nichts zu tun... flapsig formuliert würde ich sagen, das ist Hochleistungssport.
Ich empfehle dann doch dringend mal, sich gründlich mit klassischer Gesangstechnik auseinanderzusetzen ;)

Viele Grüße
Klaus
 
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@strato incendus: Die Rachearie der Königin der Nacht als "geträllert" zu bezeichnen, und sei es auch, wie Du sagst, "kraftvolles Geträller", ist ein Schlag ins Gesicht derer, die das Ding auch ordentlich bringen können.

... und beweist, daß zumindest einer der hier fachsimpelnden Herren keine Ahnung hat, zumindest nicht von klasssichem Gesang.
 
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Bei Estill ist Twang nur eine aus mehreren Figures, keine Kombination, wie du sie beschreibst. Es geht ausschließlich um das Zusammenziehen des oberen Ansatzrohrs, bzw. ganz genaugenommen der sog. aryepiglottischen Falte, einer muskulären Struktur am Kehleingang. Weder die Stimmlippeneinstellung noch die Kehlkopfposition haben sind bei Estill Teil der Definition von Twang. Das spielt erst beim Kombinieren der Figures zu Stilistiken eine Rolle. Es wird sogar ausdrücklich betont, dass Twang bei allen Kehlkopfpositionen und Stimmlippen-Settings anwendbar ist.


Bei CVT liegt mir das Material nicht mehr vor, aber meiner Erinnerung nach wird Twang dort sogar vor allem über die Position der Stellknorpel definiert.
Ich hab jetzt auch nicht die Original-Sachen von Estill, aber z.B. wenn man hier schaut: http://en.wikipedia.org/wiki/Estill_Voice_Training ...
... ist Twang eben keine der Figures, sondern einer der Vocal-Modes (hier Voice qualities genannt). Twang wird nach Estill gesteuert durch Kontrolle des oberen Ansatzrohrs, was aber nicht heißt, dass nicht noch andere physiologische Vorgänge dabei passieren.

Dass der Kehlkopf bei Twang leicht steigt und sich die Stimmlippen einander annähern, heißt ja nicht, dass es nicht z.B. mit einem Senken des Kehlkopfes (bei Estill "Larynx Control") oder verschiedenen Arten des Stimmlippenschlusses kombiniert werden kann (bei Estill "On/Offset"). Ohne dass ich jetzt wüsste, wo es in der Originalquelle steht, wird Twang von Rob Lunte mit Verweis auf Estill als Gesangsmodus mit erhöhter Larynxposition bezeichnet.

Das Annähern der Stimmlippen geht auch mit einer Verstellung bzw. Annäherung der Stellknorpel einher, weshalb es auch nicht unbedingt widersprüchlich ist, wenn das der Primärfokus bei CVT ist.

Die beiden legen den Fokus halt etwas anders. Der technisch wichtige Aspekt zum "Zusammenhalten der Stimmlippen im Passaggio" ist halt die Annäherung der Stimmlippen bzw. der Stellknorpel. Bei Estill hingegen liegt der Fokus auf den Figures, das sind sozusagen die physiologischen Vorgänge, deren aktive Kontrolle man erlernen kann. Eine aktive Kontrolle über die Stellknorpel kann man nicht erlernen, weil man kein Körpergefühl für die Stellknorpel an sich hat. Kontrolle über das letzte Stück Ansatzrohr kann man in sofern erlangen, dass der Effekt dieser Verengung, nämlich der schärfere, twang-typische Klang und die Verschiebung der Resonanzen in den Kopfkavitäten wahrnehmbar ist. Somit ist eine indirekte Kontrolle über das Ansatzrohr erlernbar (bei Estill "Aryepiglottic Spincter Control").

Dass Twang aber auch bei Estill ein absolut grundlegender Mechanismus und nicht nur ein klanglicher Aspekt ist, wird schon dadurch deutlich, dass die drei anwendungsrelevantesten "Vocal Modes", nämlich Twang, Belt und Opera allesamt Twang enthalten, während die Vocal Modes, die für Gesang eher ungünstig sind, nämlich Falsett (Randstimme durch reines Abschlanken), Sob (Abschlanken + tiefer Kehlkopf) und Speech (reine Bruststimme) keinen Twang beinhalten.

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Langer Rede kurzer Sinn: Die meinen schon das Gleiche. Ich habe allerdings das Gefühl, das hier im Forum unter Twang oft der Vocal Set-up/distinct Twang verstanden wird. Das ist dann die "lautmalerische Variante" Es gibt halt aber auch AES-Constriction/necessary Twang, und das klingt NICHT "twanging". Ich denke broeschies meint eher Letzteres?

P.S. Nur noch mal deutlich, weil ich glaube, dass das gerade im deutschsprachigen Raum, und auch hier im Forum, zu Verwirrung führt:

Twang ist bei Estill KEINE Figure, sondern eine Vocal Quality. Vocal Qualities sind KOMBINATIONEN von Figures. Die Figure, die hier gemeint ist, ist AES Control, und das ist ein wesentlicher Unterschied. AES constriction alleine führt eben nicht zu dem, was hier viele als "twangig" verstehen. Ihr meint, im Estill-Sinn, Vocal Qualities, nicht Figures. Das ist ungefähr so, als würde man Randstimme mit "Opernklang" gleichsetzen ;)
Hab für meinen Post mal wieder zu lange gebraucht, aber genau das meine ich. Ich wünschte ich könnte mich immer so präzise ausdrücken wie du. :)
 
Danke an Basselch, Bell und auch Vali!

Eure Post haben mich jetzt gerade davor bewahrt eine ganz böse Antwort an Strato Incendus zu schreiben (die die Mods dann vermutlich postwendend wieder hätten entfernen müssen ;)).

@ Strato Incendus

So muss ich dir nur noch sagen: du outest dich mit deinen Posts aufs aller Schönste als jemand der absolut Null Ahnung von klassischem Gesang hat. Musst du natürlich auch nicht haben, aber dann halt vielleicht auch besser sich nicht dazu äussern, denn es soll ja Leute geben, die alles für bare Münze nehmen was so im www steht :D

Zur Sache: Arien gut zu singen, ist härteste körperliche Arbeit, auch wenn es bei guten Sängern sehr leicht und spielerisch aussehen kann. Und der Vergleich mit dem Hochleistungssport ist absolut angebracht. Und gerade die Mozart-Königin, mit ihren sehr anspruchsvollen Höhen: wenn man da nicht supergut im Körper verankert ist und dieser "unten durch" sehr viel arbeitet damit die Kehle locker bleiben kann, wird das nie und nimmer was.

LG von der trällernden Tonja
 
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Zur Sache: Arien gut zu singen, ist härteste körperliche Arbeit, auch wenn es bei guten Sängern sehr leicht und spielerisch aussehen kann. Und der Vergleich mit dem Hochleistungssport ist absolut angebracht. Und gerade die Mozart-Königin, mit ihren sehr anspruchsvollen Höhen: wenn man da nicht supergut im Körper verankert ist und dieser "unten durch" sehr viel arbeitet damit die Kehle locker bleiben kann, wird das nie und nimmer was.

LG von der trällernden Tonja

Opernarien sind im allgemeinen stimmlich sehr expressiv und anspruchsvoll. Der Vergleich mit dem Hochleistungssport gilt aber auch für viele Musicalpartien, Soulsongs, Symphonic Rock ect. Nichts davon könnte man anständig singen (also mit einem professionellen Anspruch) hätte man keine ausgebildete Atmung und keine Körperanbindung. In unserem Hörprobenforum wird das tagtäglich eindrucksvoll demonstriert.
Gerade habe ich übrigens ein paar Stunden bei einem Musicalsänger genommen, da ich mich gerne von Zeit zu Zeit weiterbilde und von neuer Seite inspirieren lasse. Und wie's der seltsame Zufall so will arbeitet dieser Coach auch am Twang. Daran ist mir nun manches ein wenig neu und ungewohnt. Aber in einem sind wir total einig: Twang ersetzt NICHT die Arbeit am Atem und an der Körperverbindung. Schon gar nicht an den expressiven Stellen in den Songs. Das wäre auch nicht logisch, denn wenn die Stimmlippen sich stärker annähern und fester schließen braucht es mehr Energie um sie frei schwingen zu lassen. Der Twang bewirkt eine Verkleinerung des Instrumentes, daher erscheinen einem möglicherweise die kurz angesungenen Höhen leichtgängiger. Nicht aber, wenn es um ausgesungene Schmettertöne geht, die man im Musical (und in der Oper) ja braucht: Es ändert sich nichts daran: Der Atem muss packen können, sonst wird das nichts.

Solche Schlussfolgerungen wie die, Twang ersetze den kraftvollen Atem kommen meines Erachtens von Theoretikern, die die gesangspädagogische Praxis nicht kennen und eben nur autodidaktisch an sich selber experimentieren.
 
Was Vali da zur nervigen Twang-Diskussion sagt, kann ich uebrigens ganz gut nachvollziehen. Im Bereich Vocal Research ist das ja wirklich von Estill als Vocal Quality eingefuehrt worden, ist auch schon lange her.

Ich glaube, dass Sadolin, gerade im deutschsprachigen Raum, nicht ganz unwesentlich "Schuld" daran ist, dass das nun synonym mit "AES Control" oder "Squillo" verwendet wird, weil sie eben beides "Twang" nennt (die Estill-Figure "necessary", die Vocal Quality "distinct" oder sogar Edge). Und es geht ja auch beim Unterrichten leichter ueber die Lippen zu sagen "mehr Twang", als "mehr aryepiglottic sphincter constriction" (WTF???? ;)). Mir passiert das hin und wieder auch, wobei ich die Begrifflichkeiten eigentlich lieber ganz vermeide und lieber Sounds demonstriere (Keywords und Handgesten werden dann eher bei wirklich fortgeschrittenen Schuelern benutzt).

Das sollte aber nicht darueber hinwegtaueschen, dass diese Begriffsproblematik ein Anwender-, kein Urheberproblem ist. Physiologisch haben sowohl Sadolin als auch Estill (und viele der anderen "Gurus") die gleichen Grundlagen, und die werden auch eindeutig definiert - da besteht schon Einigkeit, da muss man nur Journal of Voice lesen oder regelmaessig zu irgendwelchen Konferenzen gehen. Was unterschiedlich ist, ist der Anwendungsschwerpunkt (und das naechste Franchiseprodukt ;) - ich kenne da z.B. europaeische Kollegen, die in Laendern leben, wo weder Sadolin nocht Estill "gross" sind. Da wurde sich dann die "supertolle Technik" zusammengeklaut und als was eigenes verkauft. Finde ich unmoralisch, aber jedem das seine. Frueher oder spaeter kommt's vielleicht auch raus, aber momentan rennen halt alle zu den Kursen und zahlen Schweinegeld).

Wenn man also "Twang" sagt, muesste man dabei jedesmal definieren, in welchem Sinne. Aber wer macht das schon? Nur sollte man auch vorsichtig sein, alles immer gleich als "falsch" abzutun...

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Solche Schlussfolgerungen wie die, Twang ersetze den kraftvollen Atem kommen meines Erachtens von Theoretikern, die die gesangspädagogische Praxis nicht kennen und eben nur autodidaktisch an sich selber experimentieren.
Twang ersetzt auf keinen Fall gute Atemanbindung. Wer allerdings twangt und gleichzeitig zu viel Luft "schickt", kommt in Teufels Kueche, da der Widerstand in den Stimmlippen hoeher ist. Von daher waere ich mit Worten wie "kraftvoll", je nach Schueler, ja persoenlich auch immer vorsichtig. Ich persoenlich mag z.B. "dosiert" lieber.

Stimmt aber - Musical ohne Twang (und da rede ich jetzt von "Figures und "Qualities") geht nicht ;)
 
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Opernarien sind im allgemeinen stimmlich sehr expressiv und anspruchsvoll. Der Vergleich mit dem Hochleistungssport gilt aber auch für viele Musicalpartien, Soulsongs, Symphonic Rock ect. Nichts davon könnte man anständig singen (also mit einem professionellen Anspruch) hätte man keine ausgebildete Atmung und keine Körperanbindung. In unserem Hörprobenforum wird das tagtäglich eindrucksvoll demonstriert.
Gerade habe ich übrigens ein paar Stunden bei einem Musicalsänger genommen, da ich mich gerne von Zeit zu Zeit weiterbilde und von neuer Seite inspirieren lasse. Und wie's der seltsame Zufall so will arbeitet dieser Coach auch am Twang. Daran ist mir nun manches ein wenig neu und ungewohnt. Aber in einem sind wir total einig: Twang ersetzt NICHT die Arbeit am Atem und an der Körperverbindung. Schon gar nicht an den expressiven Stellen in den Songs. Das wäre auch nicht logisch, denn wenn die Stimmlippen sich stärker annähern und fester schließen braucht es mehr Energie um sie frei schwingen zu lassen. Der Twang bewirkt eine Verkleinerung des Instrumentes, daher erscheinen einem möglicherweise die kurz angesungenen Höhen leichtgängiger. Nicht aber, wenn es um ausgesungene Schmettertöne geht, die man im Musical (und in der Oper) ja braucht: Es ändert sich nichts daran: Der Atem muss packen können, sonst wird das nichts.

Solche Schlussfolgerungen wie die, Twang ersetze den kraftvollen Atem kommen meines Erachtens von Theoretikern, die die gesangspädagogische Praxis nicht kennen und eben nur autodidaktisch an sich selber experimentieren.
Ich habe ja nur gesagt, man kann Atemdruck zum Teil durch Twang ersetzen und dass ein gewisser Grund-Twang absolut notwendig ist, um überhaupt im Mix singen zu können. Wenn das Instrument durch Twang wirklich verkleinert wird, ist es auch schon mehr als der Grund-Twang. Auch ein härterer Stimmbandschluss entsteht erst, wenn zu viel Atemdruck dazu kommt. Ein weicher Stimmbandschluss ist durchaus mit Twang kombinierbar. Wenn man diesen Grund-Twang nicht hat, kann man die Lunge eines Marathonläufers haben und kriegt trotzdem keine Power hinter den Ton.

Umgekehrt ist natürlich auch ein gewisser Grund-Atemdruck notwendig. Dieser ist aber zumindest in der tiefen und Mittellage gering. Erst in der hohen Vollstimme (Opernbelts) oder hohen Randstimme (Königin der Nacht) braucht man wirklich Atempower, da geht es dann schon in Richtung Leistungssport.

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Twang ersetzt auf keinen Fall gute Atemanbindung. Wer allerdings twangt und gleichzeitig zu viel Luft "schickt", kommt in Teufels Kueche, da der Widerstand in den Stimmlippen hoeher ist. Von daher waere ich mit Worten wie "kraftvoll", je nach Schueler, ja persoenlich auch immer vorsichtig. Ich persoenlich mag z.B. "dosiert" lieber.

Stimmt aber - Musical ohne Twang (und da rede ich jetzt von "Figures und "Qualities") geht nicht ;)
Schon wieder schneller. Aber das ist es im Prinzip. Wer viel Atempower trainiert, tendiert dazu beim Twangen zu viel Luft zu verwenden, wodurch der Stimmbandschluss hart wird. Twang ermöglicht also nicht nur das Singen mit geringerem Atemdruck, sondern erfordert es sogar. Ich habe ja auch nur gesagt, dass Twang Atemdruck ersetzt, nicht Atemanbindung.
 
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Aber das ist es im Prinzip. Wer viel Atempower trainiert, tendiert dazu beim Twangen zu viel Luft zu verwenden, wodurch der Stimmbandschluss hart wird. Twang ermöglicht also nicht nur das Singen mit geringerem Atemdruck, sondern erfordert es sogar. Ich habe ja auch nur gesagt, dass Twang Atemdruck ersetzt, nicht Atemanbindung.

Das ist vollkommen falsch verstanden.
Der Atem ist ja nicht über alle Lagen gleich, sondern muss sich angleichen können. Mehr "Power" braucht es zu den Höhen hin und das erst recht, wenn diese sehr expressiv kommen sollen. Twang ist für mich in den Höhen auch ein expressiver Stil.
Und den Begriff "AtemDruck" verwende ich sowieso nicht. Der Einsatz der Atemstütze ist immer etwas elastisches und flexibles.
 
broeschies versteht das Prinzip von Twang schon richtig (wobei Twang den Atemdruck nicht vollstaendig ersetzt, sondern zu einem gewissen Grad kompensieren kann, aber eben auch nicht unendlich) - Ihr missversteht nur ganz gerne, was der andere meint, glaube ich. Erinnert mich manchmal an den red rag und bull effect ;)

Shana, ich stimme Dir total zu, das Atemstuetze flexibel ist, genau das meine ich ja z.B. mit "dosiert". Vielleicht bin ich naiv, aber ich glaube auch nicht, dass broeschies dem generell widersprechen wuerde?

broeschies benutzt Atemdruck als "subglottischer Druck" (glaube ich jedenfalls) - das ist ueberhaupt nichts Schlechtes or Negatives, sondern einfach Bedingung dafuer, dass wir ueberhaupt singen koennen. Wer natuerlich "Druck" im Sinne von "zu viel" oder "Schieben" versteht (gilt fuer Schueler und Lehrer gleichermassen), muss mit solchen Begrifflichkeiten eben aufpassen. ist auch okay. Ich mag Druck als Wort auch nicht so und verwende das beim Unterrichten eher nicht - in Fachdiskussionen ist das aber schon was anderes, oder?
Welche Begriffe man persoenlich benutzt ist uebrigens auch nur das - persoenlich. Wer Twang als expressives Singen in der hoeheren Lage versteht, definiert es eben eher so wie Sadolin z.B., also als "dinstinct Twang" und eine Vocal Quality. Das macht ja aber nicht alle andere Definitionen von Twang direkt falsch.
 
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Mir geht es um erster Linie darum, was auch Vali schon dargelegt hat: dieses Begriffschaos wird teilweise eher schlimmer als besser und das liegt daran, dass phänomenologisch entstandene Begriffe auf einmal eindeutigen physiologischen Vorgängen zugewiesen werden sollen. Da sind Missverständnisse und Definitionsuneinigkeiten quasi vorprogrammiert.

Zuerst gab es die Begriffe Belting und auch Twang. Sie beschrieben Sounds. Erst später wurden sie mit wissenschaftlichen Definitionen belegt.

@ singingtutor: Danke für die Klarstellung bezüglich Twang als Stimmgebungsqualität oder eben -modus. Das war mir nicht bewusst, bei uns im Kurs wurde die AES-Control tatsächlich durchgehend als Twang bezeichnet, daher hatte ich das so übernommen. Offenbar kommen also auch Kursleiter durcheinander. ;)

Von dem Rechtsstreit wusste ich nichts, sehr interessant. Ich hatte schon mehrfach das Gefühl, dass Estill- und CVT-Anhänger sich nicht grün sind, da haben wir ja nun den Grund. :D
Aber das macht es ja eigentlich nur noch schlimmer, wenn ursprünglich das Gleiche gemeint war und dann aufgrund von Copyrights die Begrifflichkeiten geändert werden mussten. Als ob wir nicht eh schon genügend Begriffschaos hätten.

Langer Rede kurzer Sinn: Die meinen schon das Gleiche. Ich habe allerdings das Gefühl, das hier im Forum unter Twang oft der Vocal Set-up/distinct Twang verstanden wird. Das ist dann die "lautmalerische Variante" Es gibt halt aber auch AES-Constriction/necessary Twang, und das klingt NICHT "twanging". Ich denke broeschies meint eher Letzteres?

Ich verstehe unter Twang definitiv den Sound, aus oben genannten Gründen. Bei broeschies bin ich mir nie ganz sicher, was er meint, vielleicht ist es auch nicht einheitlich. Jedenfalls hat er oben geschrieben:

Im Bereich der Vocal Research ist Twang halt relativ klar definiert über einen physiologischen Vorgang, bei dem sich die Stimmlippen annähern, der Kehldeckel kippt und der Kehlkopf insgesamt etwas steigt.

Das wäre dann auch eine komplette Einstellung (meinetwegen "Set-Up") und nicht nur das Zusammenziehen der AE-Falte.

@ broeschies: Jetzt ist halt die Frage, was ist Twang für dich? Eine komplette Einstellung samt entstehendem "Quäksound" oder ein isolierter physiologischer Vorgang?

Was Vali da zur nervigen Twang-Diskussion sagt, kann ich uebrigens ganz gut nachvollziehen. [...]

Wenn man also "Twang" sagt, muesste man dabei jedesmal definieren, in welchem Sinne. Aber wer macht das schon? Nur sollte man auch vorsichtig sein, alles immer gleich als "falsch" abzutun...
Jo, genau das ist ja das Problem. Deswegen finde ich aber, dass man gerade hier im Forum mit einer gewissen Sensibilität an das Thema rangehen sollte und nicht bei jeder Frage, egal ob sie von Anfängern oder Fortgeschrittenen kommt, solche missverständlichen Begriffe in den Raum werfen oder sie gar als sängerische Wunderwaffe präsentieren. ;)

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Ich mag Druck als Wort auch nicht so und verwende das beim Unterrichten eher nicht - in Fachdiskussionen ist das aber schon was anderes, oder?
Ja, aber wir fachsimpeln hier immer noch in einem öffentlichen Forum, in dem Anfänger mitlesen und Fragen beantwortet bekommen. Und da weisen Shani, Vali und viele andere, finde ich, zurecht darauf hin, dass "Druck" ein ungünstiges Wort sein kann.

Welche Begriffe man persoenlich benutzt ist uebrigens auch nur das - persoenlich. Wer Twang als expressives Singen in der hoeheren Lage versteht, definiert es eben eher so wie Sadolin z.B., also als "dinstinct Twang" und eine Vocal Quality. Das macht ja aber nicht alle andere Definitionen von Twang direkt falsch.
Mir und Vali ging es von vornherein mit unseren Einwänden darum, dass Twang eben unterschiedlich verstanden werden kann. Broeschies meinte dann, der Begriff sei klar definiert. Und das ist er eben nicht, es gibt mindestens zwei grundlegende Lesarten und da muss man halt abstecken, welche Sprache der jeweils andere gerade spricht. ;)
 
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Das waren halt die höchsten Töne, die ich von ihr bisher gehört habe - kann gut sein, dass sie noch höher kommt. Und wenn nicht, heißt das wahrscheinlich eher "noch nicht". ;D
Und dementsprechend ist sie wahrscheinlich noch nicht soweit für "anspruchsvollere Dinge". Hab Geduld mit ihr.

Am Ende sollte es natürlich nicht mehr anstrengend sein, aber am Anfang, beim Üben dieser noch ungewohnten Höhen, ist es das logischerweise. Ich habe mich früher mit einem e' oder f' auch ziemlich schwer getan, und das zu üben, war entsprechend anstrengend. Heute bin ich froh über Songs, die "nur" bis f' oder fis' gehen, weil ich die Töne im Gegensatz zur wirklichen Belt-Range mittlerweile auch recht locker und recht lange halten kann. Aber ohne die anfängliche Anstrengung wäre ich da auch nicht hingekommen. Und diese anfängliche Anstrengung muss man halt erst aufbringen.
Mir ging es um deine Behauptung man könne in der Musik keine Intensität und Höhepunkte einbringen, wenn es nicht anstrengend zu singen ist. Deine Behauptung ist schlicht weg falsch. Nur Töne die mühelos klingen und zu erzeugen sind, bringen Intensität und Höhepunkte in die Musik. Anstrengende nicht, egal ob von einem Anfänger oder einem Fortgeschrittenen gesungen. Dass am Anfang etwas anstrengend sein kann, ist natürlich nicht zu vermeiden, heißt aber nicht, dass es normal ist oder gar so sein muss!!

Das kommt ein bisschen auf das diplomatische Geschick desjenigen an, der einem den Ratschlag gibt. Ich hab's auch erlebt, wie sehr man sich manche Kritik zu Herzen nehmen kann: Ich bin mit Sicherheit auch kein Naturtalent und habe während all der Zeit, die ich mich am Singen versuche, auch viel mächtigen Gegenwind erhalten. Ich habe vor geraumer Zeit mal meinem Musiklehrer, bei dem ich ja in der Chor-Begleitband bin, eine Aufnahme von uns mitgegeben, und er meinte: "Die Musik ist ja gut, nur den komischen Sänger sollte man mal austauschen..." Das hat er natürlich mit neckendem Unterton gesagt, aber es deprimiert einen dann doch erstmal.

Mittlerweile hat er in eine neuere Version der CD reingehört, diesmal also auch eine mit deutlich mehr Aufnahmen und einfach ein paar Jahre später, und heute meinte er als Kommentar dazu: "Gute Stimme, so einen könnte ich noch im Chor gebrauchen!"

So kann sich's ändern! ;D Mit Rückschlägen muss man leben. Da werden auch immer noch einige weitere kommen.
Du redest jetzt von was völlig anderem. Es ging um gut gemeinte Vorschläge und nicht um Kritik. Mit gut gemeinten Vorschlägen meinte ich jetzt in diesem Fall mal angenommen, dass du zu den Mädels gingest und ihnen sagst, sie sollen mehr twangen, womöglich noch mit dem Zusatz damit es mehr nach Belt und weniger Geträller klingt. Auch wenn man meint, sie haben einen freien Willen, kann das insbesondere wenn es ehrgeizige, sensible Mädchen sind sie unter Druck setzen. Möglicherweise fangen sie an ihr Instrument klein zu machen und zu sehr nach vorne zu drücken. Das frustriert und kann unter Umständen sogar schädlich sein. Da es dir an Erfahrung nun mal fehlt, kannst du ihnen auch nicht helfen und eingreifen, wenn sie deinen Vorschlag fehlinterpretieren und falsch umsetzen. Klar muss man mit Rückschlägen zurecht kommen, aber man muss sie nicht fahrlässig verursachen.

Dessen wollen wir uns ja auch keinesfalls anmaßen. ;) Ich dachte halt mehr an diese kleinen Tipps, die manchmal trotzdem schon Wunder wirken können.
Kannst du ja gerne versuchen. Du wirst schon sehen, was es für Wunder bewirkt, wenn man den Mädels Songs gibt, die ihrem Können entsprechen bzw. daran angepasst werden. Nur erwarte keine Wunder, wenn du das Wort Twang in den Mund nimmst.

Nicht so viel reine Klassik, dafür aber umso mehr Nightwish und andere Symphonic Metal-Bands mit ausgebildeten Opernsängern. Und auch, wenn ich meinen Hut ziehe vor all dem technischen Können - für mich klingt eine "Königin der Nacht" trotzdem geträllert, das ist einfach meine Assoziation, auch, wenn es kraftvolles Geträller ist (liegt da aber wahrscheinlich auch an der etwas verspielt klingenden Melodie ^^).
Aha, wenn Königin der Nacht kraftvolles Geträller ist, sind die meisten Popsongs dementsprechend nur Murmeln. Aber ich habe verstanden: Du hast keine Ahnung von Klassik. Muss man auch nicht haben und du darfst meinen was du willst, aber dann spar dir solche Kommentare. Symphonic Metal ist auch keine Klassik. Ich hoffe, du versucht nicht deine gesangsästhetischen Vorstellungen den Mädels überzustülpen. Wenn sie deiner Meinung nach trällern, aber sie selbst kein Problem damit haben, dann lass sie halt trällern.


Zu Twang füge ich nichts mehr hinzu. Es ist einfach verwirrend und die Begriffsverwirrungen werden mit der Zeit immer schlimmer, aber wir müssen nicht umso mehr dazu beitragen und damit Leser und neue User verschrecken.
 
Den fassungslosen Mitlesern und neuen Usern möchte ich noch eines ans Herz legen: vergesst diese unseligen Diskussionen, wenn ihr singt. Orientiert euch am Klang, nicht an seinen Definitionen. Versucht euch vorzustellen, wie ihr klingen wollt. Hört viel Musik, hört euren Vorbildern zu.
Ich habe in meinem ganzen Leben noch kein Sadolin-, Estill-, SLS- oder sonstiges Seminar besucht. Ich hatte ganz stinknormalen klassischen Unterricht, manchmal bei recht verstaubten Lehrern, und habe das gelernt, was ich lernen wollte. "Draußen" habe ich dann immer mein Ding gemacht. Und ich bin wohl nicht die schlechteste Sängerin. Twangen konnte ich schon, bevor der Begriff überhaupt auftauchte und zur Geschäftsidee wurde - ach, bevor es das Internet überhaupt gab.
Für mich ist das alles viel Lärm um nichts.
 
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