Zwei Arten von Passagi bei Frauenstimmen?

  • Ersteller Strato Incendus
  • Erstellt am
Im Jazz gibt es eigentlich keine Vorgaben. Tiefe Stimmen, hohe Stimmen, mit oder ohne Twang/Belt/whatever...daher unterrichte ich das am liebsten.

- - - Aktualisiert - - -

Hehe, Foxx... jetzt können wir aufs Trefflichste debattieren.
Ich sag: Nein ! und du sagst: Ja!
 
Du bist die Jazzerin, im Zweifelsfall gebe ich ohne Diskussion nach. ;)

Ansonsten würde ich noch ergänzen: im Pop gibt es definitiv auch keine Vorgaben, da ist so ziemlich alles erlaubt. Im Rock braucht die Stimme dann schon wieder eine gewisse Härte.
 
Meine eigenen Erfahrungen mit Jazz sind begrenzt (eigentlich nur ein bisschen Big Band und Swing, weil das auch in Musical Theatre Anwendung findet), also je nach Schueler habe ich da die starke Tendenz, nach stimmlicher Grundausbildung weiterzuschicken. Aber ist es nicht auch so, dass Jazz eben nicht gleich Jazz ist? Da gibt's doch bestimmt auch Unterschiede in "stimmlicher Authentizitaet" - Latin z.B. stelle ich mir ganz anders vor als Hard Bop, Swing anders als Avant Garde etc.
Also ich denke mal, wenn man nur sagt "Jazz" gibt's da sicherlich Spielraum fuer alle moeglichen stimmlichen Ausdruecksformen. Wenn man ein Subgenre waehlt - weiss nicht, bei maenlichen Swing-Saengern z.B. hab' ich schon einen recht eindeutigen Klang im Ohr. Aber Jazz den Jazzern ;)
 
Spielverderber
wink.gif
Na, wenn du unbedingt willst. :D Mein Eindruck war zumindest in Aachen, dass zu "geformte" Stimmen in der dortigen Jazzszene keinen Anklang fanden. Weniger "schön singen" mehr Sprachqualität.

Wobei man dazu sagen muss: Aachen ist komplett vom Maastrichter Konservatorium geprägt. Kann also gut sein, dass da durch eine bestimmte Schule ein gewisses Geschmacksideal propagiert wird.
 
Ich höre querbeet. Die skandinavischen Jazzsängerinnen haben oft hohe, lyrische Stimmen. Im Latin-Genre (mein Spezialgebiet) gibt es die weichen brasilianischen Stimmen, die nie belten und sehr melodisch sind, aber auch andere Stile. Swing kann man entweder im crooning style á la Nat King Cole singen, oder ein bißchen wilder á la Jamie Cullum, oder auch rauh/versoffen; alles schon gehört. Schwarzer vocal jazz ist wieder was ganz anderes....und geht manchmal sehr in Richtung Blues, R&B und Soul, aber man kann im Grunde interpretieren, wie man möchte. Es gibt wohl eher Klangvorgaben in den einzelnen Jazzgesangsstudiengängen der Hochschulen.
Ich war z.B. einmal auf einem workshop, den auch viele Studentinnen einer bestimmten Hochschul-Gesangsdozentin besuchten. Die haben tatsächlich fast alle ziemlich ähnlich geklungen, nämlich wie ihre Lehrerin.
Ich bin Jazz-Autodidaktin. Als ich in meiner ersten Jazzcombo gesugen habe, habe ich viele Standards gar nicht gekannt. Ich habe mir oft die Gesangsmelodie vom Pianisten vorspielen lassen und dann nachgesungen. "Sophisticated Lady" zum Beispiel - das habe ich jahrelang gesungen, ohne je eine Gesangsversion gehört oder Noten gesehen zu haben. Es gab damals kein youtube.
Einen Bossa singe ich ganz anders als eine Swing- oder Bebopnummer. Eine Jazzballade ist wieder etwas anderes.... und so weiter und so fort.
Ich fühle mich da zu Hause. Wenn ein Veranstalter Musicalsongs von uns haben will, denke ich oft: das muss ich mir jetzt erstmal anhören, und dann überlegen, was mache ich daraus. Ich kann gut belten, das isses nicht. Aber mit dem Genre werde ich nicht warm.
 
Zuletzt bearbeitet:
Witzig, da guckt man mal ein, zwei Tage nicht ins Forum und es hat sich bereits wieder eine ellenlange Diskussion über Begrifflichkeiten entwickelt.

Um nochmal meinen (wenn auch vielleicht unangemessenen) Vergleich zur Oper zu erklären:

Also: Ich habe in keiner Weise angezweifelt, dass jegliche Form des Operngesangs höchstes gesangliches Können erfordert. (daher meine Formulierung "höchst anspruchsvoll") Und ich bin auch kein großer Klassik-Kenner, das stimmt. Aber genau das ist es ja: Das Publikum, das wir als Schul-AG größtenteils haben, sind eben auch Schüler, und die meisten davon sind erfahrungsgemäß Laien, gerade was Klassik angeht. Und als solcher hat man eben oft, wenn man von Begriffen wie Brust- und Kopfstimme etc. nicht viel versteht, bei einem randstimmigen Klang eher mal die Assoziation an Oper, bzw. eben Pseudo-Oper, weil die Sänger in der Randstimme eben gerade NICHT besagten "Hochleistungssport" vollbringen, sondern eher luftig und schwach klingen. Genauso wie sie vielleicht bei einem misslungenen Belt automatisch die Assoziation an Punk-Rock haben mögen, weil misslungenes Belting eben oft eher nach Schreien klingt.

Und das sage ich, ohne an dieser Stelle irgendeiner Punk-Rock-Band auf den Schlips treten zu wollen, denn auch da gibt es Shouter, die ihr Handwerk sehr gut und sehr technisch beherrschen.

Was das Respektieren anspruchsvoller musikalischer Leistungen generell angeht: Das heißt noch lange nicht, das alles, was anspruchsvoll sein muss, einem auch gefallen muss.

Die Königin der Nacht ist definitiv gesanglich höchst anspruchsvoll. Für den Laien mag sie trotzdem geträllert klingen (kommt auch immer auf die Aufnahme an, die man da hört). Wenn man das ausspricht, schreien alle Klassik-Fans laut auf.
Umgekehrt gibt es auch Leute, die Growls und Screams als simples Rumbrüllen bezeichnen. Da schreien die Metal-Fans auf, denn auch sowas kann anspruchsvoll sein und erfordert seine Technik.
Im Jazz gibt es harmonisch und rhythmisch höcht komplexe Stücke, manche Taktmaße sind aber dann auch einfach zu wild und manche Harmonien wieder zu dissonant für das Ottonormal-Ohr. Wenn man das dann als dissonant bezeichnet, schreien alle Jazzer laut auf.
Und viele Gitarren-Frickel-Soli à la DragonForce sind auch technisch höchst anspruchsvoll. Für Laien klingt manches davon aber vielleicht auch einfach nur nach "Gedudel", dass sie sich nicht lange anhören können. Da schreien dann alle Gitarristen laut auf.

Versteht ihr? Und das Tolle daran ist, dass die, die tiefer in der Materie drin sind als andere, dem Rest IMMER vorwerfen werden, sie hätten sich nicht genug damit beschäftigt. Der Punkt ist aber einfach, dass Musik eben nicht immer nur von den Insidern des jeweiligen Genres gehört wird (das wäre ja schön, dann gäb's womöglich viel weniger negative Kritik ^^). Man macht ja schließlich nicht hauptsächlich Musik für Musiker und Musikexperten, sondern für einen Großteil von Leuten, die selbst eher weniger Ahnung davon haben, sondern "nur" hobbymäßige Zuhörer sind.

Und deshalb ist imho gerade auch die Assoziation von den Leuten wichtig, die sich NICHT so mit einem Genre auskennen. Das dabei begriffliche Ausrutscher vorkommen, ist dann nur eine logische Folge. Lautmalerische Ausdrücke bzw. Eindrücke wie "geträllert", "gebrüllt", "geschmettert", "gedudelt", "getrötet" sind ja nun einmal nicht genau definierbar, darunter versteht jeder etwas anderes. Und gerade diese Ausdrücke fallen doch erstaunlich oft, wenn Leute ihre ersten Klangeindrücke bei einem fremden Stück beschreiben sollen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Du gehst jetzt davon aus, dass du ein typischer Klassiklaie seist und die die sich dagegen ausgesprochen haben allesamt Klassikkenner. Ich bin zugegebenermaßen auch kein richtiger Klassikkenner. Gestern sagte mir meine Kollegin, dass in der Bayrischen Staatsoper Turandot aufgeführt wird, und mir hat das nichts gesagt (Ich kenn mich eigentlich nur im klassischen Fach Violine aus). Wir haben Die Zauberflöte mal in der Schule durchgenommen und ich kenne auch viele Klassiklaien, die die Rachearie oder zumindest die berühmte Koloratur kennen. Noch nie hat jemand ausgerechnet diese Arie mit "Geträller" assoziiert! Im Gegenteil, die Leute waren entweder baff vor Respekt oder haben sich halt über die hochfrequenten, kurzen Koloraturtöne lustig gemacht, es mit hysterischem Hühnergackern assoziiert. Aber trällern?? Jedenfalls stellen sich die meisten Menschen, die ich kenne unter Trällern so ein leises, vielleicht fröhliches Schalaladüdelü vor. Gerade die Rachearie ist sowas von expressiv und energiereich, auch für Laienohren, da würd doch niemand auf Trällern kommen :confused:
Wenn eure Mädels in ihrer wahrscheinlich dünnen, süßen Randstimme singen, wird man das auch nicht mit Oper assoziieren, sondern eher mit Kinderliedern, Volksliedern, Folk oder Mittelalter. Es sei denn sie knödeln sehr, singen tatsächlich höher als a'' oder treten sehr tadaaa theatralisch auf. Ja, dann kann man das auch mit Oper assoziieren. Wenn sie aber so singen wie die meisten Popgesangs-Anfängerinnen, dann ist es mir weiterhin ein Rätsel wie du da auf Oper kommst. Es sei denn du hast eine ziemliche Abneigung der Oper gegenüber und assoziierst dann automatisch für deinen Geschmack nicht powervoll genug erscheinenden Gesang mit Klassik. Dann würd ich die Assotiation auch verstehen. Mal davon abgesehen, darf man ja bei einer falschen Behauptung vehement widersprechen, gerade bei dir, der sich mit Gesang scheinbar intensiv beschäftigt und eben kein absoluter Laie ist.

Jedenfalls kann es mir letztendlich egal sein, was du von Operngesang hältst. Mir geht es nur drum, davor zu warnen für den Fall dass du deinen Gesangsstilgeschmack den Mädels überstülpen möchtest, weil du dir wünschst, dass sie mehr nach Belting klingen. Mir scheint dein Thread ehrlicherweise sehr suspekt, weil mir scheint, dass du die Mädels nach ihrer eigenen Meinung nicht gefragt hast und du außerdem für Stimmbildung weder zuständig noch erfahren genug bist. Weil ich eben weiß, was Leute mit so manchen gut gemeinten Tipps mit Stimmen anrichten können, bin ich da empfindlich, deinen guten Absichten in allen Ehren. Ein bißchen physiologisches Wissen und GesangsDVD gucken macht einen noch nicht zu einem fähigen Lehrer.
Ansonsten wiederhole ich nochmal, dass du bereits viel und verantwortungsvoll bewirken kannst, indem du dem Können der Mädchen angepassten Songs (mit ihnen zusammen!) aussuchst, ihr bei Sängerwechsel transponiert oder den Melodieverlauf variiert, du auf Wunsch Kontakte mit Leuten vermittelst, die Stimmbildung machen und können und respektierst dass die Mädchen ihren eigenen Stil haben und nun mal Balladen mögen. Das sollte dicke reichen.
 
Natürlich ist es für die Praxis überhaupt nicht wichtig, diese ganzen physiologischen Grundlagen zu kennen [...]

Natürlich kann einem das reichen und man tut dann halt noch ein bisschen Intuition oder Veranlagung dazu und findet daraus seinen individuellen Stil. Es gibt aber eben auch Leute wie mich, die die Dinge im Detail verstehen wollen und wenn möglich die gesamte Bandbreite stimmlicher Ausdrucksmöglichkeit erlernen wollen.

Ich bin naturgemäß und von Berufs wegen ein naturwissenschaftlich interessierter und neugieriger Mensch und habe mich auch schon immer für die physiologischen Aspekte des Singens interessiert. Allerdings ist mir irgendwann aufgefallen, dass das eine die Wissensneugier ist und das andere ist Singen. Es kann spannend sein, zu wissen, was da passiert - aber macht man es deswegen wirklich besser? Oder erlernt mehr? Ich glaube das ist höchstens eine Kontrollillusion.

Warum arbeiten denn selbst die funktionalen Schulen mit Klangnachahmung und Urklängen? Weil die Anweisung "kipp mal deinen Schildknorpel, senk den Kehlkopf und lass nur die Stimmränder schwingen" keinem dienlich ist. ;) Oder zumindest nur solchen, die damit bereits ein Körpergefühl oder einen Klang im Geiste verknüpft haben und über letzteres dann die Aktion abrufen können. Das Estillkapitel zu Tilt beginnt damit, dass man einen winselnden Hund nachahmen soll, das zur AES-Control lässt einen eine Ente oder eine Hexe immitieren. Die Physiologie hilft einem nur benennen was da passiert, sie kann ein "Aha"-Effekt sein - aber sie allein bringt es einem nicht bei. Genausowenig wie du dir überlegst: "Jetzt spanne ich den Bizeps an um den Arm zu beugen".

Und all die Effekte, die du benennst - hast du die wirklich erlernt, weil du wusstest, dass du den oberen Teil deines Ansatzrohres zusammenziehen musst? Hast du dir vorgenommen "jetzt kontrahiere ich die AE-Falte"? Kannst du das willentlich steuern? Vorstellen kann ich mir das nicht - nicht zuletzt, weil viele dieser Muskeln a) un- oder halbwillkürlich angesteuert werden und b) die neurale Situation eigentlich nur ein eingeschränktes sensorisches Feedback erlaubt. Vielmehr gab es da wohl eben doch schon eine Klangvorstellung im Kopf.

***

Es gibt eben auch Leute, die lernen am besten, wenn sie die Hintergründe verstehen.
Das ist eh klar. Mir hilft das auch. Aber ich glaube, das ist vor allem eine Kopfsache. Die Frage "Warum ist das so?" muss befriedigt werden, damit man damit umgehen kann. Aber die Hintergründe werden eben immer auch mit dem Klangergebnis verknüpft. Man hat erst was davon, wenn dem physiologischen Vorgehen auch ein Bild oder ein klangliches Endergebnis zugeordnet werden kann. Und ich behaupte, dass die meisten immer noch vor allem von letzterem lernen - ersteres hilft ihnen nur beim Einordnen. :)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Das ist natürlich alles richtig. Man braucht eine Verbindung zwischen Physiologie und Körpergefühl, die aufgrund der sensorischen Situation bei vielen Teilen des Gesangsapparat einfach nicht direkt besteht. Behelfsweise muss man das verwenden, was seit jeher zum Singen verwendet wird: Bilder, gefühlte Resonanzen und akustische Eindrücke.

Den ersten Schritt muss man immer mit einem dieser indirekten Trigger gehen. Nach einiger Zeit prägen sich die Vorgänge dann ins Muskelgedächtnis ein (wie genau das geht ist mir immer noch schleierhaft). Aber wenn man dieses Körpergefühl dann mit einem Begriff verbindet (z.B. AE-Falte), dann geht es tatsächlich, dass man irgendwann nur noch denken muss: "so jetzt mehr AE-Konstriktion".

Die AE-Falte kann ich inzwischen tatsächlich relativ gut kontrollieren, natürlich noch nicht perfekt aber es wird immer besser. Das geht aber auch wieder nur indirekt über das Resonanzgefühl. Das Resonanzgefühl für die AE-Falte ist (zumindest in meinem Körpergefühl) ziemlich genau am "NG-Punkt" beheimatet, also etwa da wo sich harter und weicher Gaumen treffen. Um das komplette Verschließen der AE-Falte zu lernen kann man sich z.B. vorstellen, man würde die Kehle dadurch "verschließen", dass man die Zunge oben an den Gaumen presst (wodurch die Verbindung zur Mundöffnung schließt) und das Gaumensegel hebt (wodurch die Verbindung zum Nasenraum schließt).

Mit der AE-Falte lassen sich dann ganz lustige Sachen anstellen. Klanglich verhält sie sich tatsächlich ähnlich wie das Mundstück einer Trompete, der typische Twang-Klang wird ja auch oft als "trompetenartig" beschrieben. Der Unterschied ist halt, dass sich die Öffnung dieses Mundstücks stark variieren lässt und der trompetenartige Charakter bei größerer Öffnung verloren geht (dann entsteht das "breathy saxophone", wie es Brett Manning beschreibt). Wenn man z.B. die AE-Falte nur ganz minimal öffnet und dann Atemluft durchbläst entsteht ein Ton, der sich etwa nach den Lauten eines Seehunds anhört. Welche Frequenzen genau durch die AE-Falte entstehen oder verstärkt werden, hängt aber auch davon ab, ob man den Kehlkopf zusätzlich absenkt oder ob man das Steigen zulässt. Man kann die AE-Falte auch "knattern" lassen, das hört sich dann an wie ein extrem beißendes Vocal Fry (bzw. wie ein extremes Entenquaken) und eignet sich zum Anzerren des Gesangs. Eine etwas größere Spannung als die des "breathy saxophone" kombiniert mit einem relativ geringen Atemdruck erlaubt Growling-ähnliche Effekte, also ein eher langsames Vibrieren der AE-Falte.

Man könnte die AE-Falte sozusagen als eingebauten "Effektprozessor" verstehen, der den Stimmlippen nachgeschaltet ist. Die meisten Sänger verwenden dabei lediglich die EQ-Funktion, um die Frequenzen des Sängerformanten zu verstärken, aber es lassen sich halt noch mehr Dinge damit anstellen.

Hier mal noch zwei konkrete Beispiele wie einen der akustische Eindruck evtl. täuschen kann und wo einem das Wissen in diesem Fall über die AE-Falte weiterhilft.

Tom Waits:
http://www.youtube.com/watch?v=XrkThaBWa5c

Rein von der Akustik ist man leicht versucht zu denken, dass hier Growling mit Klargesang kombiniert wird. Wenn man aber versucht "echtes" gutturales Growling mit cleanem Gesang zu mischen, kommt man ganz schnell in Teufels Küche, weil sich die Stimmlippeneinstellung und die Atemdruckkonfiguration des Growling mit dem Abschlanken des Klargesang schlicht und einfach nicht verträgt. Tom Waits erreicht dieses Growling durch ein Flattern lassen der AE-Falte (hier ist der Effekt noch besonders stark, weil er es schafft ein wenig Feuchtigkeit über der AE-Falte zu halten, wodurch es ein "feuchtes" Growling wird). Hinzu kommt noch eine relativ tiefe Kehlkopfposition. Wer würde schon rein von der Akustik darauf kommen, dass sich dieser Stil durch den gleichen Mechanismus erreichen lässt wie Twang? Vor allem dann, wenn er nur die akustische Definition von Twang kennt.

Louis Armstrong:
http://www.youtube.com/watch?v=E2VCwBzGdPM
Hier noch ein zweites Beispiel. Das Prinzip ist das gleiche, aber mit etwas mehr Spannung auf der AE-Falte und etwas weniger Flattern.


Selbst die typischen Twang-Übungen wie z.B. "näi näi näi" oder auch das Miauen einer Katze sind da ein gewisses Beispiel. Wie oft habe ich hier im Forum schon den Kommentar gehört, das sich das irgendwie ungesund anhört oder dass man sogar beim Hören durch die, ich nenne es mal "Sängerempathie", Schmerzen empfindet. Das beruht letztendlich darauf, dass beim Hören einfach viele denken, diese akustisch hörbare "Enge" im Ton würde primär mit den Stimmlippen produziert. Das das Nachmachen dann fast sicher in die Hose geht ist ja irgendwie klar.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Also wenn du das a) wirklich alles so kannst und b) tatsächlich in erster Linie durch das Studium physiologischer Vorgänge im letzten halben Jahr erlernt hast, dann Respekt.
 
Also wenn du das a) wirklich alles so kannst und b) tatsächlich in erster Linie durch das Studium physiologischer Vorgänge im letzten halben Jahr erlernt hast, dann Respekt.
Wie gesagt, ich kann's noch nicht so gut wie jetzt Tom Waits oder Armstrong, aber sobald ich es kann, stell ich auf jeden Fall mal eine Hörprobe rein.

BTW, gerade bei Tom Waits könnte man vermuten, dass das seine normale Stimme ist, zumal er inzwischen auch fast so spricht, wie er singt, aber zum Vergleich mal sein erstes Album:
http://www.youtube.com/watch?v=1Yl46DrtoMI

wobei man auch da schon merkt, dass er eine gewisse Enge in der Stimme hat, hier aber dann doch eher innerhalb "traditionellen" Twang-Definition.

- - - Aktualisiert - - -

Was mich darauf gebracht hat, war dieser Teil des Wikipedia-Artikels zum AES
Under certain circumstances, the aryepiglottic folds take part in phonation, for instance in the singing technique of vocal growl, such as practiced by Louis Armstrong and other jazz and ethnic singers. It has been proved that the approximation of the aryepiglottic folds during vocalization may establish sustained co-oscillations, at relatively low frequencies, producing the growl or growling effect.


Dazu muss man noch sagen, dass ich mir bei einigen der Effekte nicht sicher bin, ob sie nicht durch die Adduktion der Stimmlippen produziert werden. Beim Komplettverschluss z.B. kann es sein, dass die Stimmlippen zuerst dicht machen und der AES eigentlich noch offen ist. Es ist aber kein "normaler" Stimmlippenschluss, denn aus einem normalen Stimmlippenschluss wird durch leichtes Öffnen erstmal Vocal Fry. Aus dem Verschluss per AES-Kontrolle wird direkt ein Quietschen oder Pfeifen, das sich ein wenig nach Pfeifstimme anhört, allerdings in einem Stimmbereich, in dem die Pfeifstimme noch längst nicht angesagt wäre.
 
sich halt über die hochfrequenten, kurzen Koloraturtöne lustig gemacht, es mit hysterischem Hühnergackern assoziiert

Du sagst es, diese Koloraturtöne sind wahrscheinlich auch der Hauptgrund für die meisten all dieser Vergleiche. ;)

Für jemanden, der das Lied partout nicht ausstehen kann, mag das ebenso eine Assoziation sein, obwohl ich zu behaupten wage, dass das weitaus weniger schmeichelhaft ist als das Wörtchen "Geträller", und die Gesangsleistung der Sängerinnen imho sogar wirklich abwertet. ;) Begründung folgt:

da würd doch niemand auf Trällern kommen

Ich verstehe jetzt, was du meinst. ;D Da kommt's eben auf die jeweilige Definition von "Trällern" an. Für mich heißt es eben z. B. nicht, dass man ein Lied mal eben spontan drauf los singt (vielleicht würde ich das als "daherträllern" bezeichnen ^^), sondern, im Gegenteil, dieses Lied "locker" und ohne zu verkrampfen singen kann, weil man es eben aufgrund jahrelanger Übung beherrscht.

Außerdem kann "Trällern" für mich auch durchaus laut und durchsetzungsfähig sein, ich verbinde mit dem Wort eben eher einen "leichten" Klang in dem Sinne, dass die Stimme unbeschwert in die Höhen kommt (was ja nun bei einer Sängerin, die sich z. B. eben an die Arie der Königin der Nacht wagt, auch wieder einmal dank jahrelanger Übung der Fall ist).

Aus der Sicht kann man "Trällern" eben auch gerade als Verneigung vor der technischen Meisterleistung sehen: weil die jeweilige Sängerin eben bei der Arie nicht verkrampft oder kreischend klingt, wenn sie in die Höhen geht, sondern das Lied eben gekonnt und durchsetzungsfähig "trällern" kann, sodass es überzeugend klingt und man ihr den Kraftakt, der eigentlich dahinter steckt, nicht anmerkt.

Vor dem selben Hintergrund ist auch meine Aussage zu sehen, dass "anstrengende" Töne besser klingen. Damit meine ich natürlich nicht die, bei denen man verkrampft und sich ÜBERanstrengt, sondern die, die gerade einmal anstrengend genug sind, dass man sie ein wenig "schmettern" muss (oder sie eben "trällern" kann ;D , wobei ich das eben speziell für die Kopfstimme gebrauchen würde). Die Töne, bei denen man anfängt, die Kopfstimme mit "einzupflegen", wie es hier genannt wurde. Die Töne, für die man sich zu einem gewissen Grad trauen muss, laut zu singen, weil sie sonst nicht wirklich funktionieren, ohne, dass man in die Randstimme kippt. Und der Bereich fängt ja meist schon beim unteren Passagio an, dafür muss man ja gar nicht unbedingt in die wirklich anstrengende, hohe Belt-Range gehen.


davor zu warnen für den Fall dass du deinen Gesangsstilgeschmack den Mädels überstülpen möchtest, weil du dir wünschst, dass sie mehr nach Belting klingen

Das ist ja gerade der Witz: Die Dame mit der bisher höchsten Stimme (wie gesagt eben mindestens bis e'' oder f''), die eben auch eine recht helle Stimmfarbe hat, steht laut eigener Aussage einerseits auf soulige, andererseits eben auf Musical-Stücke (der Chor, in dem sie singt, hat auch schon einige Songs aus Musicals aufgeführt, wo sie auch die Soli gesungen hat, u. a. "Time Warp" und "Summer Nights"). Gerade im Zusammenhang mit ersterem Stil hat sie sich über die helle Klangfarbe der eigenen Stimme "beschwert". Die (im Vergleich zu den anderen) hohe Range dürfte dabei aber wiederum hilfreich sein, da in vielen souligeren Stücken ja nun auch sehr hohe Kopfstimmentöne vorkommen, meist in Ad Lips o. ä. Aber eben nicht nur.

Und diejenige, deren Gesangsstimme leiser als ihre Sprechstimme ist, hat mir selbst gesagt, dass sie wohl auf die Kopfstimme ausweicht, und zwar schon recht früh, um ihre Lieblingssongs mitzusingen, die größtenteils von Belterinnen gesungen sind (bspw. Amy Lee von Evanescence). Und sie ist sich auch selbst bewusst, dass ihre gesanglichen Vorbilder bei genau diesen Songs noch die Vollstimme verwenden und eben nicht die Randstimme. Nur wo genau sie rüberwechselt, weiß eben keiner so genau.

Die Haupt-Songwriterin geht bei einigen Songs gerne schonmal auf ein h', dass ziemlich nach Vollstimme klingt, das ist bei ihr recht eindeutig. Mindestens genauso oft wechselt sie aber bei h' auch schon mal in die Randstimme, und da das nicht immer an der gleichen Stelle in bestimmten Songs ist, klingt es eher so, als sei das unbeabsichtigt und nicht ein geplanter, eingesetzter Effekt, den sie genau so haben will. Umgekehrt gibt es aber einige Stellen, wo sie stets absichtlich und auf Teufel komm raus versucht, das h' zu belten. Und an diesen Stellen, weil sie es dadurch eben öfter übt, klappt das dann auch immer öfter.

dem Können der Mädchen angepassten Songs (mit ihnen zusammen!) aussuchst,

Oh, sorry, ich hab's bisher noch nicht erwähnt, glaube ich, aber wir schreiben bisher eigentlich alles selbst. Da das auch quasi die Headline der AG ist, hat der Lehrer da eine ziemliche Abneigung gegen's Covern, zumal wir so viele Mitglieder aus unterschiedlichsten Stilrichtungen haben, dass es nahezu unmöglich ist, dass sich alle klar auf einen Cover-Song einigen würden.

ihr bei Sängerwechsel transponiert

Netter Vorschlag, dann müsste die Band aber jeden Song im Zweifel in 3 bis 4 Tonarten lernen, weil man ja nie weiß, ob und wenn ja welche Sängerin gerade mal ausfällt. Auch, wenn einige von uns (ich wage, mich dazu zu zählen) im schnellen im-Kopf-Transponieren ganz gut sind, wäre das doch auf Dauer nicht so richtig effizient. ;D

Ein bißchen physiologisches Wissen und GesangsDVD gucken macht einen noch nicht zu einem fähigen Lehrer.

Natürlich nicht. ;) Aber das andere Extrem wäre halt, sich überhaupt nicht in die Belange der Sänger einzumischen. Und das hieße dann im Zweifel auch, komplett die Klappe zu halten, wenn's mal absolut sch*ße klingt, um ja keine evtl. schädlichen Tipps zu geben. ;)

Obwohl z. B. eigentlich alle von denen ein ganz gutes relatives Gehör zu haben scheinen und ihnen vorgespielte Melodien in den meisten Fällen nachsingen können, sind doch viele davon scheinbar in der Lage, dieses Gehör zuweilen völlig abzustellen und in irgendwelchen viel zu tiefen oder viel zu hohen Lagen herumzuturnen, wo man keine klare Melodie mehr erkennen kann. Meistens passiert das, wenn sie eigene Melodieideen vortragen wollen, uns aber aus besagtem Grund nicht vermitteln können, was sie sich eigentlich vorstellen. In so einem Moment ist aber das Weiterarbeiten an einem Song absolut sinnlos, weil man zu einer unklaren Melodie halt keine Akkorde finden kann usw.

Jedem Musiker sein Interpretationsfreiraum, natürlich, aber andererseits auch jedem Bandmitglied sein Mitspracherecht am Gesamtergebnis. Das ist die ewige Gratwanderung, die man meistern muss.
 
Für die, die es interessiert, hier mal eine Beispielaufnahme zur AE-Constriktion. Ich generiere den im Prinzip über ein sehr luftiges "u", das ich direkt an der NG-Position ansetze. Der Ton müsste ein ungestrichenes a sein, also ein Ton, bei dem für mich normalerweise noch nicht mal Randstimme angesagt wäre. Der Ton klingt aber irgendwie nach einer sehr tiefen Pfeifstimme. Wie schon gesagt kann es sein, dass der Ton auch durch die Adduktion der Stimmlippen passiert bei gleichzeitig sehr entspannten Stimmlippen, wodurch ich eine Art Randstimme im Bereich der Bruststimme erzwinge. Aber wie schon gesagt, die AE-Konstriktion und die Adduktion der Stimmlippen ist für mich sowieso der gleiche Mechanismus.



BTW, hier mal ein Zitat aus einem "Guide", der versucht zu erklären wie Tom Waits seinen Gesang produziert. Ein schönes Beispiel für einen völlig unbrauchbaren Mittelweg aus physiologischem Zusammenhang und Gesangspraxis:

To produce the growling effect close your throat a little bit and push air through your epiglottis.

Das kann man nur verstehen, wenn man weiß, dass mit "close your throat" die Stimmlippenadduktion gemeint ist und epiglottis auf den AES-Mechanismus Bezug nimmt.
 
Du sagst es, diese Koloraturtöne sind wahrscheinlich auch der Hauptgrund für die meisten all dieser Vergleiche. ;)

Für jemanden, der das Lied partout nicht ausstehen kann, mag das ebenso eine Assoziation sein, obwohl ich zu behaupten wage, dass das weitaus weniger schmeichelhaft ist als das Wörtchen "Geträller", und die Gesangsleistung der Sängerinnen imho sogar wirklich abwertet. ;) Begründung folgt:
Es ging ja auch nicht um die Abwertung der Leistung, sondern darum, dass ich die Assoziation nicht so richtig nachvollziehen kann, zumal diese hohen Randstimmtöne genauso eine Intensität (du nennst es Anstrengung) für Laienohren haben wie Belttöne.

Ich verstehe jetzt, was du meinst. ;D Da kommt's eben auf die jeweilige Definition von "Trällern" an. Für mich heißt es eben z. B. nicht, dass man ein Lied mal eben spontan drauf los singt (vielleicht würde ich das als "daherträllern" bezeichnen ^^), sondern, im Gegenteil, dieses Lied "locker" und ohne zu verkrampfen singen kann, weil man es eben aufgrund jahrelanger Übung beherrscht.

Außerdem kann "Trällern" für mich auch durchaus laut und durchsetzungsfähig sein, ich verbinde mit dem Wort eben eher einen "leichten" Klang in dem Sinne, dass die Stimme unbeschwert in die Höhen kommt (was ja nun bei einer Sängerin, die sich z. B. eben an die Arie der Königin der Nacht wagt, auch wieder einmal dank jahrelanger Übung der Fall ist).

Aus der Sicht kann man "Trällern" eben auch gerade als Verneigung vor der technischen Meisterleistung sehen: weil die jeweilige Sängerin eben bei der Arie nicht verkrampft oder kreischend klingt, wenn sie in die Höhen geht, sondern das Lied eben gekonnt und durchsetzungsfähig "trällern" kann, sodass es überzeugend klingt und man ihr den Kraftakt, der eigentlich dahinter steckt, nicht anmerkt.

Vor dem selben Hintergrund ist auch meine Aussage zu sehen, dass "anstrengende" Töne besser klingen. Damit meine ich natürlich nicht die, bei denen man verkrampft und sich ÜBERanstrengt, sondern die, die gerade einmal anstrengend genug sind, dass man sie ein wenig "schmettern" muss (oder sie eben "trällern" kann ;D , wobei ich das eben speziell für die Kopfstimme gebrauchen würde). Die Töne, bei denen man anfängt, die Kopfstimme mit "einzupflegen", wie es hier genannt wurde. Die Töne, für die man sich zu einem gewissen Grad trauen muss, laut zu singen, weil sie sonst nicht wirklich funktionieren, ohne, dass man in die Randstimme kippt. Und der Bereich fängt ja meist schon beim unteren Passagio an, dafür muss man ja gar nicht unbedingt in die wirklich anstrengende, hohe Belt-Range gehen.
"Verneigung vor der technischen Meisterleistung" Sorry, ich musste eben lachen. ;) Das was du schreibst klingt so ziemlich rausgewunden und hingebogen. Schließlich hast du das Wort Trällern benutzt, um den schwachen Randstimmgesang deiner Sängerinnen mit denen von Opernsängerinnnen zu verknüpfen. Und da dir das randstimmige Singen deiner Bandkolleginnen nicht gefällt, hast du das Wort sicherlich nicht als Verneigung vor ihrer technischen Meisterleistung ähnlich wie bei Opernsängerinnen verwendet. Also tu jetzt nicht so, als hättest du das als Kompliment gemeint.
Ich kann mir zwar denken, was du mit "Anstrengung" meinst, aber das ist ein mMn unpassendes Wort. Tausche es aus mit "Intensität". Dann kann ich verstehen, dass im Bereich c''-f'' Belttöne intensiver klingen als Kopfstimmtöne, die ihre volle Intensität erst ab f'' entwickeln. "Anstregung" ist deswegen auch ein gefährliches Wort, weil man denkt, man müsse die Bruststimme hochziehen (körperlich anstrengend) und nicht belten (körperlich mühelos).

Das ist ja gerade der Witz: Die Dame mit der bisher höchsten Stimme (wie gesagt eben mindestens bis e'' oder f''), die eben auch eine recht helle Stimmfarbe hat, steht laut eigener Aussage einerseits auf soulige, andererseits eben auf Musical-Stücke (der Chor, in dem sie singt, hat auch schon einige Songs aus Musicals aufgeführt, wo sie auch die Soli gesungen hat, u. a. "Time Warp" und "Summer Nights"). Gerade im Zusammenhang mit ersterem Stil hat sie sich über die helle Klangfarbe der eigenen Stimme "beschwert". Die (im Vergleich zu den anderen) hohe Range dürfte dabei aber wiederum hilfreich sein, da in vielen souligeren Stücken ja nun auch sehr hohe Kopfstimmentöne vorkommen, meist in Ad Lips o. ä. Aber eben nicht nur.

Und diejenige, deren Gesangsstimme leiser als ihre Sprechstimme ist, hat mir selbst gesagt, dass sie wohl auf die Kopfstimme ausweicht, und zwar schon recht früh, um ihre Lieblingssongs mitzusingen, die größtenteils von Belterinnen gesungen sind (bspw. Amy Lee von Evanescence). Und sie ist sich auch selbst bewusst, dass ihre gesanglichen Vorbilder bei genau diesen Songs noch die Vollstimme verwenden und eben nicht die Randstimme. Nur wo genau sie rüberwechselt, weiß eben keiner so genau.

Die Haupt-Songwriterin geht bei einigen Songs gerne schonmal auf ein h', dass ziemlich nach Vollstimme klingt, das ist bei ihr recht eindeutig. Mindestens genauso oft wechselt sie aber bei h' auch schon mal in die Randstimme, und da das nicht immer an der gleichen Stelle in bestimmten Songs ist, klingt es eher so, als sei das unbeabsichtigt und nicht ein geplanter, eingesetzter Effekt, den sie genau so haben will. Umgekehrt gibt es aber einige Stellen, wo sie stets absichtlich und auf Teufel komm raus versucht, das h' zu belten. Und an diesen Stellen, weil sie es dadurch eben öfter übt, klappt das dann auch immer öfter.
Ok, wenn sie unbedingt Belting lernen wollen, dann schick sie zu einem Gesangslehrer. Bis sie es können, musst du akzeptieren, dass sie es einfach noch nicht können. Belting ist bei Nicht-Natur-Beltern eine fortgeschrittene Technik, die unbedingt technische Grundvoraussetzungen braucht, die Anfängerinnen nicht haben. Belting sollte auch nicht von selbst noch Lernenden oder gar Laien beigebracht werden, weil gerade bei dieser Gesangstechnik sich tückische, sehr stimmschädigende Fehler einschleichen können (Hochziehen der Bruststimme, Bauchpresse, Pressen im Hals). Es braucht mMn sehr feine Ohren, Kenntnis von Körperzeichen, die auf Anstrengung hinweisen und Wissen mit welchen Werkzeugen man individuell eingreifen kann. Ich wage mal zu behaupten, dass du das noch nicht kannst. Ich kanns ja auch nicht. Aber dafür sind ja Lehrer da!

Jedenfalls liest es sich für mich, als ob Sängerin1 ein ziemliches Kopfproblem hat. Sängerin2 scheint Probleme mit der Stütze zu haben und Sängerin3 liest sich für mich überbrustet. Sängerin2 und 3 würden sicher sehr von gutem GU profitieren.

Oh, sorry, ich hab's bisher noch nicht erwähnt, glaube ich, aber wir schreiben bisher eigentlich alles selbst. Da das auch quasi die Headline der AG ist, hat der Lehrer da eine ziemliche Abneigung gegen's Covern, zumal wir so viele Mitglieder aus unterschiedlichsten Stilrichtungen haben, dass es nahezu unmöglich ist, dass sich alle klar auf einen Cover-Song einigen würden.
Aha, aber um so weniger kann ich euer Problem verstehen! Dann müsst ihr auf jedenfall etwas an der Aufteilung ändern. Jede Sängerin sollte einen eigenen auf sie zugeschnittenen Song bekommen (dessen Gesangslinie am besten sie selber schreibt!!!!!), der dann auch ihr gehört. Jede Sängerin bekommt die gleiche Anzahl an Songs und jede sucht sich einige Songs aus, die fest in die Setliste gehören und der Rest sind Ersatzsongs, falls eine ausfällt. Song übernehmen nur wenn die Originalsängerin das natürlich akzeptiert und die andere das kann. Evtl. muss die Ersatzsängerin die Melodie abändern und/oder ihr transponiert um einen Ganzton nach unten (oder hoch, falls Sängerin1 einspringt). Am besten aber, eine der Mädels springt mit einem auf sie zugeschnittenen Ersatzsong ein.
Überhaupt solltet ihr die Sängerinnen viel mehr im Songwriting integrieren. Das fördert ihre Kreativität, sie identifizieren sich mehr mit den Songs und sie werden automatisch eine Melodie schreiben, die zu ihnen passt.

Netter Vorschlag, dann müsste die Band aber jeden Song im Zweifel in 3 bis 4 Tonarten lernen, weil man ja nie weiß, ob und wenn ja welche Sängerin gerade mal ausfällt. Auch, wenn einige von uns (ich wage, mich dazu zu zählen) im schnellen im-Kopf-Transponieren ganz gut sind, wäre das doch auf Dauer nicht so richtig effizient. ;D
Für höher transponieren gibt es Kapodaster und die Pitchfunktion im Keyboard. Da Gitarristen meist mehr als eine Gitarre besitzen, können sie auch eine im Droptuning dabei haben. Dann spielt sich alles gleich. Außerdem müssten zwei Tonarten reichen. Eine höhere für Sängerin1 und eine tiefere für Sängerin2 und 3.
Und vergiss nicht, dass man Melodieverläufe auch ändern kann, wenn es nur an einem einzigen Spitzenton scheitert!

Natürlich nicht. ;) Aber das andere Extrem wäre halt, sich überhaupt nicht in die Belange der Sänger einzumischen. Und das hieße dann im Zweifel auch, komplett die Klappe zu halten, wenn's mal absolut sch*ße klingt, um ja keine evtl. schädlichen Tipps zu geben. ;)
Und da ist es gut, dass es zwischen den Extremen auch eine goldene Mitte gibt. Wenn es ungefährliche Kleinigkeiten sind (z.B. sing den Ton in die Weite, sing in der hohen Lage i mehr als ü, e mehr als a) kannst du das sicher mal probieren. Aber bei größeren Sachen wie Erschließung der Kopfstimme, Finden der Mischstimme, Belting und andere fortgeschrittene Stilistiken (z.B. Anrauen, Knurren, Guttural, Pfeifen) sollten sie lieber einen GL aufsuchen.

Obwohl z. B. eigentlich alle von denen ein ganz gutes relatives Gehör zu haben scheinen und ihnen vorgespielte Melodien in den meisten Fällen nachsingen können, sind doch viele davon scheinbar in der Lage, dieses Gehör zuweilen völlig abzustellen und in irgendwelchen viel zu tiefen oder viel zu hohen Lagen herumzuturnen, wo man keine klare Melodie mehr erkennen kann. Meistens passiert das, wenn sie eigene Melodieideen vortragen wollen, uns aber aus besagtem Grund nicht vermitteln können, was sie sich eigentlich vorstellen. In so einem Moment ist aber das Weiterarbeiten an einem Song absolut sinnlos, weil man zu einer unklaren Melodie halt keine Akkorde finden kann usw.
Nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Sowas wie eine Melodie finden, können nicht viele sofort, also lass sie probieren, probieren, probieren. Es pendelt sich dann in der richten Tonart ein und die Melodie ist da. Ihr könnt ihnen die Instrumentals auch mal aufnehmen, dass sie zuhause was probieren oder es auch mal andersrum machen. Sie denken sich eine Melodie aus und ihr spielt dazu.

Jedem Musiker sein Interpretationsfreiraum, natürlich, aber andererseits auch jedem Bandmitglied sein Mitspracherecht am Gesamtergebnis. Das ist die ewige Gratwanderung, die man meistern muss.
Sowas nennt man auch Kompromiss und den kann man nur finden, wenn man miteinander redet.



die AE-Konstriktion und die Adduktion der Stimmlippen ist für mich sowieso der gleiche Mechanismus.
Achtung: Fachchinesisch!
Das stimmt aber nicht ganz. Es wäre richtig, wenn du sagen würdest, dass die Konstriktion der Mm. arytenoidei obliquii sowohl AE-Konstriktion als auch Stimmlippenschluss machen. Die Mm. arytenoidii obliquii bestehen aus zwei Anteilen, nämlich Pars intercartilaginea und Pars aryepiglottica (AE-Falte). Nur die Pars intercartilaginea macht die Adduktion der Stimmlippen. Die Pars aryepiglottica hingegen senkt die Epiglottis (und formt so das Siphon, das angeblich für den schärferen Klang verantwortlich ist). Für den guten Stimmbandschluss ist aber ist aber sowieso nicht der M. arytenoideus obliquus verantwortlich, sondern der M. cricoarytenoideus lateralis, der die Drehung der Aryknorpel und so den Schluss des hinteren Dreiecks verursacht. Den Cricoid Tilt macht der Antikus.
Die AE-Konstriktion bewirkt also die leichte Senkung der Epiglottis (Kehldeckel), formt so ein Siphon, das einen schärferen Klang verursachen soll, also Twang. Isolierte AE-Konstriktion macht keine Adduktion der Stimmlippen. Ich kann mir aber vorstellen, dass die AE-Konstriktion ein Zeichen dafür ist, dass auch die Pars intercartilaginea verstärkt aktiviert ist und der Stimmritzenschluss kräftiger sein könnte. Letztendlich ist der M. arytenoideus obliquus aber nicht der Hauptverantwortliche für den Stimmritzenschluss, weswegen der unter anderem auch die Hilfe des M. arytenoideus transversus braucht.
Alle Klarheiten beseitigt? :D
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Achtung: Fachchinesisch!
Das stimmt aber nicht ganz. Es wäre richtig, wenn du sagen würdest, dass die Konstriktion der Mm. arytenoidei obliquii sowohl AE-Konstriktion als auch Stimmlippenschluss machen. Die Mm. arytenoidii obliquii bestehen aus zwei Anteilen, nämlich Pars intercartilaginea und Pars aryepiglottica (AE-Falte). Nur die Pars intercartilaginea macht die Adduktion der Stimmlippen. Die Pars aryepiglottica hingegen senkt die Epiglottis (und formt so das Siphon, das angeblich für den schärferen Klang verantwortlich ist). Für den guten Stimmbandschluss ist aber ist aber sowieso nicht der M. arytenoideus obliquus verantwortlich, sondern der M. cricoarytenoideus lateralis, der die Drehung der Aryknorpel und so den Schluss des hinteren Dreiecks verursacht. Den Cricoid Tilt macht der Antikus.
Die AE-Konstriktion bewirkt also die leichte Senkung der Epiglottis (Kehldeckel), formt so ein Siphon, das einen schärferen Klang verursachen soll, also Twang. Isolierte AE-Konstriktion macht keine Adduktion der Stimmlippen. Ich kann mir aber vorstellen, dass die AE-Konstriktion ein Zeichen dafür ist, dass auch die Pars intercartilaginea verstärkt aktiviert ist und der Stimmritzenschluss kräftiger sein könnte. Letztendlich ist der M. arytenoideus obliquus aber nicht der Hauptverantwortliche für den Stimmritzenschluss, weswegen der unter anderem auch die Hilfe des M. arytenoideus transversus braucht.
Alle Klarheiten beseitigt? :D
Ja, man kann den gesamten Vorgang noch wesentlich genauer aufdröseln und die AE-Konstriktion muss physiologisch gesehen NICHT die Ursache des ganzen Mechanismus sein. Das ist lediglich ein Modell, das sich Estill ausgedacht hat, weil die AE-Konstriktion zumindest akustisch am stärksten wahrnehmbar ist. Es ist ein typisches Korrelationsproblem: Zwei Vorgänge, die in der Regel zusammen auftreten, müssen nicht kausal zusammenhängen, sondern können auch die gleiche Ursache haben. Aus diesem Grund wird auch immer wieder gesagt, dass Estill physiologisch nicht ganz korrekt ist, was ja auch irgendwie stimmt. Diese Ansichten sind aber auch hauptsächlich ein Modell, das den Zweck hat praktisch nützlich zu sein.
 
Danke @ Vali für die genaue Erläuterung. :)


Klingt ein wenig nach erkältetem Seehund. :D Danke für die Mühe, die du dir machst!

Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, was du zeigen willst. Ich höre überlüftete Randstimme und starke Verengung der Kehle ("Constriction"), wodurch der heisere, pressige Klang zustande kommt. Das hat mit AES-Control aber nichts zu tun, das findet eine Etage tiefer statt.

Und es ist meinem Gehör nach die eingestrichene Oktave, nicht die kleine. Kann aber täuschen.
Das ist lediglich ein Modell, das sich Estill ausgedacht hat, weil die AE-Konstriktion zumindest akustisch am stärksten wahrnehmbar ist.

Estill behauptet meines Wissens nicht, dass AE-Konstruktion die Stimmlippen schließe bzw. die "Ursache des ganzen Mechanismus" sei. Wenn's dich interessiert, mach den Workshop mit, statt den Wikieintrag zu lesen. ;)
 
Für die, die es interessiert, hier mal eine Beispielaufnahme zur AE-Constriktion. Ich generiere den im Prinzip über ein sehr luftiges "u", das ich direkt an der NG-Position ansetze. Der Ton müsste ein ungestrichenes a sein, also ein Ton, bei dem für mich normalerweise noch nicht mal Randstimme angesagt wäre. Der Ton klingt aber irgendwie nach einer sehr tiefen Pfeifstimme. Wie schon gesagt kann es sein, dass der Ton auch durch die Adduktion der Stimmlippen passiert bei gleichzeitig sehr entspannten Stimmlippen, wodurch ich eine Art Randstimme im Bereich der Bruststimme erzwinge. Aber wie schon gesagt, die AE-Konstriktion und die Adduktion der Stimmlippen ist für mich sowieso der gleiche Mechanismus.


Ich mußte jetzt herzlich lachen. Nix für ungut, ist nicht böse gemeint. Aber was willst du mit diesen Lauten sängerisch bezwecken? Die könnte man höchstens für eine Nebenrolle in "Urmel aus dem Eis" verwenden.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ich mußte jetzt herzlich lachen. Nix für ungut, ist nicht böse gemeint. Aber was willst du mit diesen Lauten sängerisch bezwecken? Die könnte man höchstens für eine Nebenrolle in "Urmel aus dem Eis" verwenden.

Was ich üben will ist das, was Brett Manning als "compression without strain" bezeichnet, also das schonende Komprimieren der Stimmlippen. Foxx sagte ja schon, dass es sich nach enger Kehle anhört. Aber es ist kein bisschen anstrengend für mich. Wenn ich allerdings durch einen harten Stimmbandschluss Enge erzeuge, ist das extrem unangenehm. Das geht vom Würgereiz bishin zur fast augenblicklich einsetzenden Heiserkeit.

In der Praxis, also beim Singen, benutze ich diese "compression" natürlich nicht so extrem, aber der Mechanismus hilft mir sehr, gerade bei sehr hohen vollstimmigen Belts die Kehle nicht per Stimmbanschluss zuzumachen.

Und um diese Kompression ging es mir hier von anfang an. Ich war bisher halt der Meinung, dass sie zum Twang-Mechanismus gehört. Ob der jetzt tatsächlich durch die AE-Konstriktion ausgelöst wird oder durch die Stellknorpelzwischenmuskulatur oder was auch immer, ist für die Praxis wenig relevant. Wichtig ist halt: Es gibt einen Mechanismus, der die Stimmlippen annähert OHNE sie zu schließen und den versuche ich mir zunutze zu machen.

BTW: Die Hörprobe ist wirklich ein gestrichenes a', das hab ich irgendwie verpeilt. Außerdem scheint mir, dass ich da etwas zu viel Abschlanken mit drin hab, deshalb hört es sich etwas mehr nach Randstimme an als es eigentlich sollte.
 
Meinst du eigentlich wirklich komprimieren - oder geht es dir in diesem Falls eher ums Anzerren? Kompression ist ja eigentlich das Verringern der Signaldynamik.
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben