Wie geht ihr die kreative Schreibarbeit an?

Ripple
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Guten Morgen,

ich bin neu hier im Forum. Nach längerem Mitlesen im Stillen wollte ich mich doch mal am Geschehen Beteiligen.
Ich heiße Johannes und bin 24 Jahre alt, spiele seit etwa 14 Jahre Gitarre, seit acht Jahren elektrisch. Mittlerweile spiele ich leider fast nur noch elektrisch, aber das ist ein anderes Thema.

Ich habe auf der elektrischen mittlerweile ein Niveau erreicht, wo schnelles Solieren (ca. 200bpm 16tel, so als Richtung) je nach Tagesform relativ gut von der Hand geht. Technisch gesehen kann ich da also schon ein bisschen was machen.
Musiktheoretisch habe ich mich im Lauf der letzten Jahre auch immer ein klein wenig gesteigert. Ich kenne also die gängige Ionische Tonleiter und die abgeleiteten Modi, weiß, wo sich alles auf dem Griffbrett befindet und kann auch die Intervalle und Töne recht schnell (mit etwas Sucherei) benennen und finden.
Teilweise habe ich mich auch mal in das Thema Arpeggios über sechs Saiten und Vierklänge eingearbeitet. Wie das funktioniert ist mir alles logisch, aber ich befasse mich zu wenig damit.
Musikalisch bin ich sehr vielseitig, da geht von Iron Maiden, Van Halen, Paul Gilbert über Opeth und Children of Bodom bis hin zu Wolves In The Throne Room, Zhrine oder auch extremen Exoten wie Conan eigentlich fast alles. Lediglich mit dieser ganzen "Core"-Schiene kann ich weniger anfangen, ich mag es nicht so modern. Gerade die Richtung Atmospheric Black und auch Doom/Sludge haben es mir in den letzten Jahren verstärkt angetan.

Soviel mal zu meiner Person, und damit mal ein ungefähres Bild meines "musikalischen Standes" vorhanden ist :)

Seit Jahren möchte ich auch eigene Musik machen. Musikalisch strebe ich sehr stark eine Richtung wie Wolves In The Throne Room oder Altar Of Plagues an, also eher Black Metal bzw. gehts mir dabei eher um die atmosphärische und düstere Stimmung.
Songwriting selbst ist ja sicherlich auch eine Übungssache, dass ich mir nicht direkt komplexe Riffs ala Opeth, schnelle Soli wie die frühen Children of Bodom Geschichten oder generell komplette Songs aus dem Ärmel schüttele ist auch soweit klar :)

Allerdings setze ich mich oft hin, versuche irgendwas zu improvisieren, teilweise zu Backingtracks, teilweise zu Songs meiner Lieblingsbands, teilweise auch ohne Musik im Hintergrund, und meistens kommt nichts dabei heraus. Alles klingt dann irgendwie öde, nichts gefällt mir dann so richtig. Ich nehme mich selbst meistens beim Spielen, damit ich eventuelle coole Riffs danach wieder anhören kann, ohne zu überlegen was ich da eigentlich gespielt habe.
Aber irgendwie kommt nur in ca. einem von dreißig Fällen mal was raus, was ich ganz gut finde. Und von einem einzigen, gut klingenden Riff ist natürlich dann auch noch kein Song geschrieben.

Meiner Meinung nach probiere ich "zu fest". Als würde ich mit aller Gewalt versuchen, jetzt direkt ein klasse Riff zu haben, am besten einen ganzen Song inkl. Solo. Aber irgendwie ist das sehr schwer, da anders ran zu gehen, denn der Frust wird immer größer, je weniger dabei herumkommt. Das ganze geht dann soweit, dass ich an manchen Tagen einfach gar nicht mehr zur Gitarre greife. Und das ist ja nun wirklich nicht der Sinn von Musik, denn eigentlich soll das ja Spaß machen und entspannen :(

Aber ich bin ja sicher nicht der einzige, dem es mal so ging. Gibt es hier eventuell noch jemanden mit ähnlichen Erfahrungen, und wenn ja, wie habt ihr das Thema angegangen?

Ich danke schon einmal für eure Mühen und Antworten :)

Viele Grüße
Ripple

Edit: Was mir noch einfällt: Oft kommen mir gute Ideen, wenn ich gerade NICHT an der Gitarre sitze. Meist unter der Dusche, beim Laufen oder auch beim Auto fahren. Ich schaffe es aber nie, die irgendwie greifbar festzuhalten. Witzigerweise passiert mir das aber nie am Instrument, da kommen die Ideen einfach nicht.
 
Eigenschaft
 
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Hi Ripple,
gute Frage, nur kurz zwei Anregungen:
1) Ideen festhalten unterwegs: Ruf Dich selbst an und summ, pfeif oder sing Deine Ideen auf den AB oder nimm es mit smartphon auf - was immer Du zur Hand hast, taugt.
2) Schon mal an eine Band gedacht?
Sich alleine im Stübchen was auszudenken ist nicht jedermanns Sache. Funktioniert im Sinne von songwriting eigentlich nur bei Leuten, die auch bei drums, Bass und Gesang was drauf haben - und die wissen, wie etwas klingen könnte - auch wenn es grade nur ein Fitzelchen einer Idee ist.
Mit mehreren Leuten, die halbwegs sicher an ihrem Instrument sind, fällt es viel leichter, aus Ideen etwas zu machen - weil eben jeder etwas einbringt. Auf sich allein gestellt - das geht schon, ist aber nicht der einzige Ansatz. Außerdem macht Band Bock.

x-Riff
 
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das problem, das du beschreibst, kommt mir 100% bekannt vor.
geht mir genauso.

Schon mal an eine Band gedacht?
Sich alleine im Stübchen was auszudenken ist nicht jedermanns Sache. Funktioniert im Sinne von songwriting eigentlich nur bei Leuten, die auch bei drums, Bass und Gesang was drauf haben - und die wissen, wie etwas klingen könnte - auch wenn es grade nur ein Fitzelchen einer Idee ist.
Mit mehreren Leuten, die halbwegs sicher an ihrem Instrument sind, fällt es viel leichter, aus Ideen etwas zu machen - weil eben jeder etwas einbringt.
das ist die lösung.
ich kann keinen song schreiben von A bis Z.
aber ich hab ideen, die andere weiterspinnen, und ich kann ideen von anderen weiterführen.
wenn dann die ganze band daran sitzt, also drums, bass, gesang und zweite gitarre, ergeben sich mehr ideen.
und auch wenn z.b. der drumer keine ahnung von harmonien hat, kann er doch pfeifen oder summen, wie er sich die nächsten 4 takte vorstellt.

was dabei rauskommt, ist imho immer besser als eine nummer, die von einem höchstens mittelmässigen musiker (ich rede von mir) als einzelleistung hergwürgt wrd.
 
Guten Abend,

sorry für die verspätete Antwort, ich war im Stress und hab es dann irgendwann einfach verpeilt :)

Das Thema Band ist auch so ein wunder Punkt bei mir. Ich habe zwar ein paar Leute, die aber einfach nie in die Gänge kommen. Ein Treffen (von Probe möchte ich nicht reden) kommt wirklich nur einmal alle zwei Monate zustande. Andererseits kenne ich die Leute schon sehr lange und habe daher Hemmungen, mir einfach "neue Leute" zu suchen.
Ein ganz anderes Thema ist aber auch, dass ich dazu einfach neben Arbeit und Studium (und noch diversen anderen Interessen) viel zu wenig Zeit habe (das ist der nächste Wunde Punkt und daran muss ich dringend arbeiten).

Ich habe mich vor einiger Zeit schon mit dem Thema Growling bzw. Screaming befasst, was ich je nach Zeit bald wieder aufnehmen wollte und Anfang nächsten Jahres wollte ich auch Gesangsunterricht nehmen.
Klar hab ich kein "Gesamtbild" eines Songs im Kopf weil mir dazu einfach die Erfahrungen mit Schlagzeug oder beispielsweise auch Bass fehlen. Nur irgendwie kommen ja schon die Riffideen so schleppend. Und ich denke daran muss ich arbeiten. Es ist wie als würde ich, sobald ich die Gitarre in die Hand nehme, in einen ganz komischen Modus übergehen, in dem zwar das Spielen an sich gut klappt, aber die Kreativität irgendwie auf der Strecke bleibt...

Achja, @dubbel, du hast natürlich völlig recht, dass das große Ganze einfach viel besser klingen würde, und auch ich bin höchstens ein mittelmäßiger Musiker (oder Instrumentalist, zum Musiker sein fehlt meiner Meinung nach bei mir noch was).
 
Wenn das Output des kreativen Prozesses ein Gesamtarrangement sein soll, das von einer Band gesungen und gespielt werden kann, gibt's m.E. zwei Wege:
1. Man kennt sich in dem Genre, in der Musiktheorie und mit den Möglichkeiten der verfügbaren Instrumente aus, und notiert alles - aber gerade dieser Überblick fehlt dir (mir übrigens auch!)
Bleibt also:
2. Man macht es wir die Folkies. Das Stück definiert sich über Text und Melodie, die alle Beteiligten kennen. Als erster Schritt werden die Akkorde abgesprochen, und dann legt man zusammen los, wobei jeder das macht, was seinem Instrument obliegt, sei es Melodie, Harmonie oder Rhythmus. (In der Popmusik steht vielleicht eine Akkordfolge an Stelle der Melodie - dann werden melodische Elemente von den melodietragenden Instrumente/Stimmen beigesteuert.) Die meisten meiner eigenen Lieder oder Vertonungen fremder Texte sind im Folk-Song- bzw. Volkslied-Stil. Den Text behalte ich für mich als Sänger, und unter den Instrumentalisten der Gruppe verteile ich die Blätter mit Melodie und Akkorde. Was oft dabei herauskommt ist etwas, das ich nie hätte auddenken können - eben weil jede Part sozusagen von einem Experten auf seinem Instrument gestaltet wird.

Band ist gut!

Cheers,
Jed
 
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Hallo,
ein paar Gedanken dazu.

Oft kommen mir gute Ideen, wenn ich gerade NICHT an der Gitarre sitze. Meist unter der Dusche, beim Laufen oder auch beim Auto fahren.
Das "schreit" nach einem kleinen Aufnahmegerät, um ganz flott eine Idee festzuhalten und wenn die nur gesummt wird.
Und: es deutet auch an, dass Deine Übungssituation für Songwriting nicht passend ist. Dazu muss ich ein wenig ausholen (sorry, versuche mich kurz zu fassen).
Die meisten Menschen markieren bestimmte Tätigkeiten und damit verbundene innere Haltungen. Man/Frau könnte auch sagen, die werden "geankert".
ZB können (Einschlaf-)Schlafschwierigkeiten auch etwas damit zu tun haben, dass auf dem Bett auch TV geschaut wird, Musik gehört, usw. Für die Tätigkeit Schlafen fehlt im Bett ein eindeutiger Anker.
Wenn ich dann diese Aussage von Dir lese
mit aller Gewalt versuchen, jetzt direkt ein klasse Riff zu haben, am besten einen ganzen Song inkl. Solo
dann - und das hast Du ja selbst auch erkannt - fehlt ein mMn gaaaaaanz wichtiger Punkt um Ideen entwickeln zu können, nämlich Muße.
Wenn die nicht da ist, kommst Du in eine paradoxe Situation. Denn Du willst oder "musst" kreativ und spontan sein. Das kannst Du aber gar nicht, wenn Du Dir den Befehl dazu gibst (das wird zB auch therapeutisch eingesetzt, um scheinbar spontane Verhaltensweisen zu unterbinden).
Das ist der Klassiker, die sog. "Sei-spontan-Paradoxie".
Und die kann regelrecht lähmen.
Das Mittel zu Heilung hast Du auch schon genannt und das ist tatsächlich
soll das ja Spaß machen und entspannen
Und dann läuft es auch.
Vertraue auf Deine Intuiton, Luke! :D
 
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Ein paar Infos, die ich vermisse:
- spielst Du auch in einer Band, tretet ihr auf und spielt ihr ausschließlich Cover oder auch "selbstgemachte" Stücke aus der Band?
- wieviele Stücke kannst Du auswendig spielen, inklusive eventuell enthaltener Gitarrensolos?
- kannst Du neben Arpeggios und Tonleitern weitere Improvisationstechniken anwenden wie Approach Tones, Target Tones, Guide Tones, Triad Pairs, Scale Substitutions... sowie einige der rocktypischen Clichéfiguren/Akkordtonumspielungen?

Zum Ideenfesthalten benutze ich oft das Smartphone (Singen, Summen), weil mein ansonsten sehr empfehlenswerter Zoom H2n als ständiger Begleiter doch zu groß ist.
Heute würde ich daher bei Bedarf an einem neuen Gerät den winzigen Olympus Recorder benutzen: https://www.thomann.de/de/olympus_lp_2.htm

Gruß Claus
 
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Vieles, was hier schon geschrieben wurde, sehe ich ähnlich.
In einer Band ist das Songwriting oft etwas ganz besonderes, Ideen von allen Seiten, eine tolle Dynamik, aber: dazu muss man erst mal die richtigen Leute finden, bzw. die richtigen Leute müssen dich finden.
Solange das nicht gegeben ist und du "Einzelkämpfer" bist, ist Zeit, Muße und Spaß an der Musik das wichtigste, denke ich.
Könnte der

Digitech Trio+ Band Creator

vielleicht etwas für dich sein? Um die Muse etwas anzustupsen.;) Ich hab es selbst nicht, aber schon ein paar positive Sachen darüber gelesen.






 
@mjmueller hat natürlich Recht - alles hat seine Zeit. Eine Zeit zum Schlafen, eine Zeit zum Arbeiten, eine Zeit zum Essen, eine Zeit, um Sport zu treiben, eine Zeit zum Chilllen, eine Zeit für die/den Partner/in ...
Aber es gibt Zeiten, die für langweilige Dinge anfallen, die den Geist gar nicht beschäftigen.
Für mich waren das lange Zeit die Fahrten zu und von der Arbeitsstelle. Eine halbe Stunde Autofahrt, einfache Strecke. Immer den gleichen Weg. Totlangweilig! Meistens nutzte ich die Zeit, um Nachrichten - oder Musik - im Radio zu hören. Aber wenn ich mit einem neuen Lied schwanger ging, waren das die Zeiten, die mich voran brachten. Allein im Auto kann man summen, pfeifen, Texte rezitieren, bis sie rund laufen, noch unfertige Texte und Melodien zusammenbringen und durchsingen, bis sie Form annehmen. Ich finde ein Aufnahmegerät überflüssig, wenn man genug Zeit hat, den musikalischen oder textlichen Einfall oft genug zu wiederholen. Im Auto habe ich schon einige Texte/Melodien so weit entwickeln können, dass ich sie nachher aufschreiben oder aufnehmen konnte. Erst dann kommt die Phase des "kollektiven Arrangements" in der Gruppe.

Langweilst du dich nie? Dann wird aus dir nie ein Songwriter! :evil:

Cheers,
Jed
 
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Langweilst du dich nie? Dann wird aus dir nie ein Songwriter! :evil:
So sieht das aus :great: Dann noch ein wenig Liebeskummer (oder einfach nur der allseits beliebte deutsche "Weltschmerz") und Zack - sprudeln die Songideen.
"Müßiggang ist aller guten Dinge Anfang" oder auch
"Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne" :)

PS: Ich meinte aber auch, dass es sinnvoll wäre, Üben und Songwriting zeitlich und räumlich zu trennen.
 
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alles hat seine Zeit. Eine Zeit zum Schlafen, eine Zeit zum Arbeiten, eine Zeit zum Essen, eine Zeit, um Sport zu treiben, eine Zeit zum Chilllen, eine Zeit für die/den Partner/in ...

For everything...turn turn turn... there is a season.... turn turn turn....:m_git2::m_drummer::m_sing::m_key:

Früher, als ich noch nicht so busy mit Job, Frau und Kids war, ich hatte auch keinen PC, es gab kein Smartphone...., kein Forum;), da bin ich häufiger abends noch mal eine Stunde aus dem Haus gegangen um frische Luft zu schnappen. Wenn ich dann zurückkam, hatte ich oft einen kompletten Song im Kopf, mit Text, Riff-Ideen, Melodien für Strophe, Chorus, etc...
In meiner kreativsten Phase in den Neunzigern habe ich auf diese Weise ca. 60 Songs innerhalb von zwei Jahren auf einen 4-Spur Kassettenrecorder aufgenommen.
Heute komme ich höchstens noch auf 2-3 Songs im Jahr. Und dabei zehre ich immer noch von meinem kreativen Output damals, klaue mir daraus Texte oder Melodien oder schreibe Sachen um und arrangiere neu und recorde das dann mit den Möglichkeiten von heute.:)

Du kannst dich nicht zur Kreativität zwingen, du brauchst Zeit und Muße, damit sich etwas entwickeln kann.
 
Vielen Dank für den großartigen Input :)
Der Trick mit der Langeweile hat mir tatsächlich eben schon eine sehr schöne Idee beschert, die ich sogleich in Cubase aufgenommen habe. Mal schauen, was ich daraus entwickeln kann :)

@Claus: Von vielen der von Dir genannten Dinge habe ich zwar schon gehört (vor allem Scale Substistution), mehr jedoch nicht. Mit den typischen Clichéfiguren ist aber sowas gemeint, was z.B. Angus Young in jedem Gitarrensolo einbaut (Bending Bund sieben g-Saite gefolgt vom fünften Bund auf h- und e-Saite als Beispiel)?
 
Mit den typischen Clichéfiguren ist aber sowas gemeint, was z.B. Angus Young in jedem Gitarrensolo einbaut
Genau - gut dass Du ein Beispiel aus meiner Jugend zitierst. :D

Gruß Claus
 

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