Hochsensibel und empathisch sind ja zweierlei und meiner empirischen Erfahrung nach, sind diejenigen, die am lautesten davon reden, wie gut, sie sich in andere reinfühlen können, oft die, die am wenigsten von ihrer eigenen Wahrnehmung abstrahieren können. Sieht man auch hier im Thread.
Selbstverständlich muss ich als Sänger nicht alle Emotionen und Gefühle, die ich vermitteln möchte, in diesem Augenblick durchleben. Aber ich muss sie verstanden haben. Und ich muss ebenso verstanden haben, was andere bzw. die Zuhörenden in Mehrheit damit verbinden. Dann kann ich diese Emotionen auch rüberbringen.
Vielmehr wüsste ich dazu eigentlich gar nicht zu sagen.
Sich in der Musik, im Moment des Musizierens zu verlieren, hat damit erst einmal nicht direkt was zu tun. Das kennt sicherlich jeder Musikschaffende und ja, es ist ein schönes, befreiendes und bisweilen euphorisierendes, in der Regel intensives Gefühl. Aber es ist nicht gleichzusetzen mit dem, was man den Zuhörenden vermittelt. Natürlich befruchtet das eine das andere.
Zum Thema Klassik vs. Folk und Contemporary: Jein. Ich verstehe sehr gut, was Jed meint und es ist schwer zu beschreiben, ohne dass Vertreter der Klassik sich zurecht auf den Schlips getreten fühlen. Aber moniaqua hat es ganz gut beschrieben. Ich denke, dass der wesentliche Punkt ist, dass mir im Contemporary niemand verbietet, einen Song für mich neu zu erfinden. Ich kann die Lyrics und die Melodie nehmen und neu interpretieren, anders, als es der Songwriter oder Originalinterpret gemeint haben. Andere mögen das annehmen oder ablehnen, aber niemand kann mir sagen, dass es "falsch" sei. Das geht in der Klassik nicht unbedingt.