Beratung: Akkordeon für klassische Musik

  • Ersteller fingerspitzengefühl
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Guten Abend,
Könnt ihr mir sagen, welches Basssystem für klassische Musik am sinnvollsten ist?

eindeutig einzelton-Bass und im Grunde egal in welcher technischen Ausführung. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Begegnung mit dem III-Instrument. Der Moment, in dem der MII-Spieler zum MIII-Spieler wird….

...Das Volks-Luxus-Akkordeon Hohner Morino, gerade mit MIII, klammere ich aus...... Da haben Leute im Markt mitgemischt, die keinerlei Interesse am MIII hatten....

Im Gegensatz dazu interessierten sie sich für beeindruckend klingende tiefe Bässe von Kontra-E. Dies ist die wirklich entscheidende klangliche Eigenschaft, die auch heute noch fast jeden MII-Spieler im ersten Moment (zusammen mit einem höheren Gewicht des MIII-Instruments :evil: ) in Erstaunen versetzen wird. Und es gab auch einen psychologischen Moment: Der Werbungslogan "Das Instrument der Welt-Elite"... :
Hohner1957-09.jpg

Wer möchte nicht zur Weltelite gehören? Das war ein sehr cleverer Schachzug von Hohner. Und ich spreche nicht einmal von anderen deutschen Instrumenten, die den Meister der Welt evoziert haben... ;)

Wieder zur Sache: Die guten alten MIII-Morinos (VIM, VIN, V-BS, 455, usw.) sind wie gemacht für klassische Musik.(y)



Viele Grüße, Vladimir
 
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Guten Abend, Euch allen!!

Gern möchte ich an dieser Stelle mal ein "dumme Frage" loswerden: - Nicht so weit weg von mir am Bodensee bot Jemand eine Morino mit 185 Bässen an - und ich meine, F bis C im Diskant.

Meine Frage (-n):

- Wozu werden die drei "extra" BAssreihen benutzt?? -
- Liegen die so "simpel" wie eine Tonleiter?? Und:
- Sind das "Einzelton-Bässe" - oder Bässe, wiederum mit zwei oder drei Oktaven; also 16-8-4, beispielsweise???


Vielen Dank!!

Hans aus Achberg
 
Wer möchte nicht zur Weltelite gehören? Das war ein sehr cleverer Schachzug von Hohner.
Genauso die Idee, die VI-Modelle fünfchörig zu bauen. Ein vierchöriges Modell hätte es schwer gehabt.
Eine wirklich gute Zielgruppenanalyse.
Wer zu Morino M-Zeiten einen Meisterbrief, wenn nicht sogar ein Universitätsdiplom hatte, war mehr, als er heute wäre, auch finanziell.
Da es damals auch für diese Bevölkerungsgruppen nicht ohne handwerkliche Arbeit ging, waren ein paar Kilo Mehrgewicht kein Problem. Das hat beim Instrumentenkauf eine Rolle gespielt.
Und für die anderen kamen zuerst die Standardmodelle (Verdi, Atlantic) und wenn die Schafe im Trockenen waren, musste es schon die Morino V sein, wenn nicht Morino VI, Goletta oder Gola.

(Exkurs:
Meine Guerrini ist auch so ein Rosamunde-Wohlstands-MIII-Instrument. Zitat des Vorbesitzers: "Die Marinucci hat mein Haus bezahlt. Dann hatte ich das Geld für etwas Schöneres."
Wenn wirklich der Wunsch vorhanden war, anspruchsvollere Musik zu spielen, war dafür auch ein Klavier oder ein Zugang zur Kirchenorgel vorhanden.
So z.B. bei einem Professor aus Ostpreußen, dem "Dokta Dokta, zwoamoi Dokta" der nach dem 2. Weltkrieg im Bauernhof von Verwandten von mir einquartiert war und davon lebte, bei Hochzeiten und Familienfeiern Akkordeon zu spielen und ganz erfolgreich den Bauern der Umgebung gegen etwas Geld, Eier, sonstige Naturalien oder auch nur gegen eine Mitfahrt in eine größere Stadt Akkordeonspielen beizubringen.)

Irgendwann, vor allem weil aus Kostengründen das kleinere Vorgängerinstrument verkauft wurde, kam die Einsicht, dass man doch einiges an Gewicht mitschleppt, das man für den Tanzabend oder die Geburtstagsfeier gar nicht braucht.
Zitat eines Bekannten: "Du, da hat mir einer angeboten, seine VIN gegen meine IVS einzutauschen."
Das ging auch gut, solange fünfchörige Instrumente bevorzugt wurden. (Der Oberkrainer-Morino-Hype half auch mit.)
Als allgemein fünfchörige Instrumente unbeliebter und zudem Konverter beliebter wurden, brachen Neuverkaufszahlen und die Gebrauchtpreise ein.
Somit blieben diese Instrumente in ihrer ursprünglichen Zielgruppe.
Zitat einer Frau, die ich auf unter 50 kg Gewicht schätzte: "Ein anderes Oberklasseinstrument konnte ich mir nicht leisten."
Dass der Melodiebass dieser Morino VIM wegen seiner geringen Lautstärke zum gleichberechtigen Spiel total ungeeignet war, war der Eigentümerin zwar aufgefallen, hat aber nicht weiter gestört.
(Da das mein erster Kontakt mit einer Morino M war, hat mich übrigens @maxito 2016 in einer privaten Unterhaltung hier im Forum freundlich, hilfsbereit und erfolgreich von dem Glauben abgebracht, dass die Morino VIM generell ein unausgereifter Zwischenschritt zum richtigen MIII-Instrument ist. Danke für deine Mühe.)

Die ersten Morinos, die die Preisentwicklung der übrigen MIII-Instrumente mitgemacht haben, also nicht zum großen Teil von einem nicht-MIII-Spieler an einen nicht-MIII-Spieler verkauft wurden, waren meiner Meinung nach die Modelle FBS, BS und CS.
Ich will damit sagen, dass die Morino VI-Modelle empfehlenswerte MIII-Instrumente, wenn auch mittlerweile recht alt und potentiell überholungsbedürftig, sind, aber man nicht von deren Wertentwicklung auf andere Instrumente schließen kann.
- Wozu werden die drei "extra" BAssreihen benutzt?? -
- Liegen die so "simpel" wie eine Tonleiter?? Und:
- Sind das "Einzelton-Bässe" - oder Bässe, wiederum mit zwei oder drei Oktaven; also 16-8-4, beispielsweise???
Ja, das sind "Einzelton-Bässe", Bariton-Bässe, Melodiebässe oder schlicht Manual III, von dem hier die Rede ist, genauer eine Morino VIN, oder unwahrscheinlicher VIM.
Diese Töne liegen so simpel wie eine chromatische Tonleiter. Das ist die selbe Tonanordnung wie bei Knopfakkordeonen.
Eines der Bilder hier wird zutreffen, halt ohne die vierte Reihe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Melodiebass
Bei diesen Baureihen ist der Melodiebass immer zweichörig in Oktavstimmung, also 16-8.
 
Zitat einer Frau, die ich auf unter 50 kg Gewicht schätzte: "Ein anderes Oberklasseinstrument konnte ich mir nicht leisten."
Dass der Melodiebass dieser Morino VIM

... i beg to interfer...

Der Gerechtigkeit halber sollte man aber schon noch differenzieren: Eine Morino VI M - also mit vollem Meldodiebass - 58 Töne, 2-Chörig liegt ca. 13,4 kg... und somirt gerademal soviel wie eine Morino VN ) (mit Standardbass!) Die Morino VIM mag für die zierliche Frau vielleicht viel gewogen haben - liegt aber damit absolut im Gewichtsbereich, was normale 5-chörige Standarbassintrumente bis heute wiegen. Und ist damit nicht wirklich ein Gewichtsmosnter - nur aufgrund der 45 tastigen ausladenden Diskanttastatur wirkt sie riesig, und auch das bei Gehäusemaßen die praktisch identisch sind mit denen der Standard Morino VN !... also das Gehäuse selbst ist auch nicht wirklich "riesig" - und das bei vollen 5 Chören.

Das Nachfolgemodell - die Morino VI N - die ist mit ihren ca. 16 kg wirklich deutlich schwer.

Dass der Melodiebass dieser Morino VIM wegen seiner geringen Lautstärke zum gleichberechtigen Spiel total ungeeignet war, war der Eigentümerin zwar aufgefallen, hat aber nicht weiter gestört.

Auch das möchte ich nicht uneingeschränkt gelten lassen - zumindest meine Morino VI M (ausgestattet mit Artiste Gold Stimmplatten) ist zum Diskant durchaus adäquat... sofern man im Disktant nicht grade meint Tutti einlegen zu müssen, Aber solange man links und rechts eine ähnliche Zahl von Chören schaltet, passt das schon in etwa. Eine klangliche Kathedrale ist sie allerdings tatsächlich nicht - wobei die auch ganz ordentlich abgeht wenn man mal am Balg richtig zieht

Darüberhinaus gibt s die Morino VI M auch bisweilen mit Bugari Stimmplatten bestückt... die geht dann nochmal ganz anders ab... ( ist aber selten zu bekommen)


dass die Morino VIM generell ein unausgereifter Zwischenschritt zum richtigen MIII-Instrument ist.

Naja... zumindest meine Morino VIM ist Baujahr 1957 ... und jetzt habe ich nicht den vollen Überblick, wer wann was gefertig hat... aber sich schätze mal die Morino VI M war seinerzeit eins der ganz wenigen MIII Instrumente die man serienmäßig baute und überhaupt kaufen konnte.

Klar sind die späteren Modelle besser - aber eine Morino VI M kann man relativ problemlos finden und in der Regel sind die auch nicht sonderlich teuer.

Und damit sind wir wieder beim eingangs angesprochenen Punkt : beim Budget!

Wenn man denn einfach wirklich nicht das Budget hat und auch nicht davon ausgehen kann dass es sich in absehbarer Zeit durch Sparen deutlich erhöhen wird, halte ich ein MIII Instrument mit vorgelagertem MIII nach wie vor für eine interessante, relativ kostengüsntige Einstiegsmöglichkeit in den Bereich der klassischen Musik auf dem Akkordeon.
 
Wenn ich mir den Verlauf der Diskussionen so durchlese, so habe ich den Eindruck , haben wir unseren eigentlichen Fragesteller verloren...

@fingerspitzengefühl - wie siehts aus, ist das noch irgendwo für dich interessant, was wir hier gerade diskutieren, oder sind wir hier schon viel zu "akademisch" geworden und für dein ursprüngliches Vorhaben schon völlig uninteressant geworden?
 
Guten Tag,

- Wozu werden die drei "extra" BAssreihen benutzt??
Sie werden als sogenannte Freebass (Baritonbass, Einzeltonbassmanual, MIII-vorgelagert - aber NICHT Konverter) für ein freies Melodiespiel im Bereich von mehreren Oktaven benutzt.

- Liegen die so "simpel" wie eine Tonleiter??
Grundsätzlich ja, siehe Bild ("Manual III"):
griffsystem-Akkordeon-StandardBass.jpg
MIII-Tasteninstrumente verwenden dieses System, das C-griff genannt wird.

Eines der Bilder hier wird zutreffen, halt ohne die vierte Reihe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Melodiebass
Es gibt mehrere Systeme, es ist jedoch für längeres Lesen ...

- Sind das "Einzelton-Bässe" - oder Bässe, wiederum mit zwei oder drei Oktaven; also 16-8-4, beispielsweise???
Ja, genau. Bei "getrennter Anordnung" (vorgelagert) von drei (oder vier) Reihen sind diese ("Manual III") immer zweichörig (8´ + 4´). Ein Konverter können sogar dreichörig sein (8´ + 8´ + 4´ oder 8´ + 4´ + 2´)

VG, Vladimir
 
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Ganz vielen Dank, Vladimir,

das habe ich nun verstanden. - In den Kleinanzeigen der bekannten online-Seite hatte nämlich Jemand eine solche Morino angeboten; für mein amateurhaftes (Anfänger-) Spiel ist die mir aber zu "überproportional", auch wenn ich mal vermehrt- zur Abwechslung und als Liebhaber - BArockstücke aus dem kleinen, dünnen Purzelbaum-Verlag-Heftchen spielen werde. - Mit etwas Phantasie, Erinnerung und "brain-gym" finde ich die Töne auch in den beiden Grundbass-Reihen einer "handelsüblichen" BAss-Seite; allerdings nicht in aufsteigender/absteigernder Tonhöhe, wie ich dem Schema entnehmen kann.

Zumindest kann ich das nun gut einordnen!! Nochmals vielen Dank! - Nachdem mein Bekannter mit seiner Morino und ich mal meine Dino Baffetti jeweils abwechselnd gespielt und angehört haben, blieb als Fazit, die Dino BAffetti nicht so einfach zu tauschen, weil die wirklich in tutti ganz, ganz gut klingt.

Hans aus Achberg
 
Wenn ich mir den Verlauf der Diskussionen so durchlese, so habe ich den Eindruck , haben wir unseren eigentlichen Fragesteller verloren...
Wie es @fingerspitzengefühl geht, weiss ich nicht. Aber ich lese hier mit grossem Interesse mit, denn ich stecke gerade im Umstieg von Konverter auf vorgelagertes MIII!

Wie es dazu kam? Ich wollte mich (nach 40 Jahren Standardbass) schon lange am MIII versuchen - also verfolgte ich längere Zeit die einschlägigen Plattformen und schaute bei den hiesigen Händlern nach einem geeigneten Instrument: rechts Taste, links Konverter oder vorgelagert. Ich kann bestätigen, was @maxito schrieb:
Gebrauchte Konvertermodelle sind nicht so dicke gestreut und günstige noch viel weniger. Ich verfolge den Markt nicht so arg, aber ich würde mal schätzen bei einem gebrauchten Konverter gehts bei 4000 bis 5000 € los.
Das Problem war nicht mal der Preis. Das Problem war, überhaupt einen vernünftigen gebrauchten Konverter mit Tasten zu finden! Zumal hier in der Schweiz, wo man mit gutem Grund überwiegend Knopfgriff spielt (aber das ist eine andere Diskussion, die hier ja schon ausgiebigst geführt wurde, jedenfalls wollte ich nicht nochmal gaaaanz von vorne anfangen...).

Und dann fand ich einen gebrauchten Tasten-Konverter. Eine Borsini in gutem Zustand zu einem fairen Preis. Leider ohne Cassotto, aber sauber (und mit Null-Tremolo) gestimmt und kürzlich gewartet. Und fing an, mit Begeisterung MIII zu lernen. Nur fand ich den Klang halt nicht so berauschend - wegen des fehlenden Cassottos ist der doch eher scharf, gerade im Vergleich mit meinem MII-Hauptinstrument (Beltuna Leader). Also liess ich die Suchabos weiterlaufen. Und wie der Zufall so spielt, fand sich kürzlich ein gebrauchtes Cassotto-Instrument von Gomes, 45 Tasten, 5 Reihen Standardbass (ohne verminderte Septimen), 4 Reihen vorgelagert. Probegespielt und sofort gewusst, das ist es. Fantastischer Klang, super Ansprache, und trotz des Riesen-Bassteils (mit entsprechendem Gewicht) ein tolles Spielgefühl. Und so suche ich nun meine Melodieknöpfe hinter dem Standardbass! Und falls jemand eine Konverter-Borsini sucht, ich hätte eine übrig...

Mein bescheidenes Anfänger-Fazit: Ja, der Umstieg von Konverter auf vorgelagert braucht etwas Umstellung. Aber ich denke, in ein paar Wochen bin ich auf dem vorgelagerten MIII genauso treffsicher wie vorher auf dem Konverter - zumal ich am MIII noch seeehr viel zu lernen habe. Und grosse Hände habe. Insofern würde ich da @Klangbutter voll zustimmen, auch wenn bei mir der Weg in die umgekehrte Richtung von ihm ging und auf unvergleichlich bescheidenerem Niveau stattfand:
Ich denke, wenn das Griffsystem das gleiche ist und sowieso neue Stücke gelernt werden, ist ein Umstieg kein großer Akt.
Und ansonsten wäre es für mich vermessen, über Vor- und Nachteile der beiden Systeme zu philosophieren.

So bin ich guter Dinge, dass sich @Bernnt's Aussage auch bei mir bewahrheiten wird:
Aber es lohnt sich. Nach zwei, drei Jahren kann man die Bachschen Inventionen spielen - auch wenn man erst jenseits der Lebensmitte mit dem Melodiebass-Spiel anfängt.

Jedenfalls allen Diskussionteilnehmern der diversen MIII-Threads vielen Dank für die vielen Inspirationen!
 
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Und wie der Zufall so spielt, fand sich kürzlich ein gebrauchtes Cassotto-Instrument von Gomes, 45 Tasten, 5 Reihen Standardbass (ohne verminderte Septimen), 4 Reihen vorgelagert. Probegespielt und sofort gewusst, das ist es. Fantastischer Klang, super Ansprache, und trotz des Riesen-Bassteils (mit entsprechendem Gewicht) ein tolles Spielgefühl.

Na, dann meinen Glückwunsch zu deiner Gomes!

- schau schau... wusste gar nicht, dass Gomes auch welche mit vorgelagertem MIII im Portfolio hatte. Das Konverterpendant aus seinem Portfolio hab ich mal bei ihm angespielt als ich auf der Suche nach meinem Reiseakkordeon war. Die Ansprache super, der Klang weich und sämig - hat mir alles in allem sehr gut gefallen.
 
45 Tasten, 5 Reihen Standardbass (ohne verminderte Septimen), 4 Reihen vorgelagert
Ein solches Instrument hatte ich auch. Nicht von Gomez , sondern von Giulietti.
Hatte zuvor lange mein großes Freebass Akkordeon von Victoria und wollte wieder MII + MIII in einem Akkordeon vereinen.
Das vierreihige MIII hatte ich davor auch schon gespielt, ein dreireihiges käme da nicht mehr in Frage , man möchte die Vorteile nicht missen.
Die fehlende Septime ist unproblematisch , man kann sie mit einem anderen Griff dennoch spielen.

Das Instrument hatte einen einmalig guten Klang , trotzdem ist es mir bei aller Liebe nicht gelungen,
mich an das vorgelagerte Manual zu gewöhnen. Man muß die Hand soweit durch den Bassgurt schieben,
daß der Handballen eigentlich keinen Kontakt mehr zum Bassboden hat. Gleichzeitig ist das Gewicht der linken Seite
doch höher als bei einem Standartbass Instrument. Trotz meiner auch recht großen Hände fand ich da keine Balance in der Balgführung
und der Tonsuche im Melodiebass , alles war verkrampft und in dieser Position irgendwie kraftlos .
Während im Freebass recht große Tondistanzen greifbar waren, da die Hand durch die Auflage geführt wurde ,
schien mir das im vorgelagerten MIII nur deutlich beengter möglich zu sein.
Ich habe mich lange bemüht und gequält und habe das schöne Instrument weinenden Auges wieder weggegeben.
Ein Converter ist auch nicht so ganz optimal, da doch die Finger in der untersten Reihe sehr steil stehen müssen,
doch durch die Auflage des Handballens war das für mich deutlich einfacher.

Gebrauchte Konvertermodelle sind nicht so dicke gestreut und günstige noch viel weniger. Ich verfolge den Markt nicht so arg, aber ich würde mal schätzen bei einem gebrauchten Konverter gehts bei 4000 bis 5000 € los.
Ich beobachte ziemlich oft ( zu oft, wenn man meine Frau fragt...) den Akkordeonmarkt auf den Internetportalen.
Dabei habe ich immer wieder auch Instrumente gekauft, einfach , um sie mal länger zu spielen , oder um zu probieren, was mir so liegt.
Es gibt wenige Instrumente mit MIII , egal ob Freebass , Converter oder Vorgelagert , aber die Nachfrage ist auch gering.
Die kleineren Converteristrumente von Kratt und Victoria nicht mitgerechnet hatte ich in den letzten 5 Jahren
5 große Konzertinstrumente , mit Cassotto und 43-45 Tasten.

victoria_8.jpg


Mein erstes war meine Victoria Freebass , Cassotto , 45 Tasten , 66 Melodiebasstöne (!) .
Hat mich bei ebay 1550 € gekostet , ungesehen von einem Absolventen aus Trossingen gekauft, der darauf studiert hat.
Das Akkordeon wurde von mir für 1000 € beim Akkordeonzentrum gestimmt, dabei wurden alle Bassstimmen und die tiefen Töne im Diskant neu ventiliert und eingewachst.
Technisch einwandfrei, bis auf etwas laute Klappengeräusche, optisch ok . Ein Super Instrument.
hab es rund 4 jahre gespielt und darauf MIII gelernt. Trotz der großen Ausmaße und des Gewichts ideal für Balance und Handhaltung.
Das Akkordeon habe ich dann über Monate inseriert und letzlich für knapp unter 2000 € an einen Musiker in Polen verkauft.


giulietti.jpg

Zwischendurch habe ich mich an der besagten Giulietti versucht , gefunden bei ebay Kleinanzeigen , 4 Stunden ICE , VB 3600 € bezahlt 3200 € .
Das war das teuerste Akkordeon, was ich jemals gekauft habe !
Der Zustand war wie neu , super gestimmt , konstruktionsbedingt etwas brummelige Bässe in den ganz tiefen Lagen.
War leider nicht meins ( siehe oben)...
Habe es zu meinem Einkaufspreis wieder angeboten und nach 2 Monaten für lausige 2800 € nach Brasilien verschickt ( die Brasilianer lieben Giulietti ! )


VictoriaConcert_4.jpg



Diese Victoria spiele ich aktuell und wohl auch für immer ,
44 Tasten Converter , Cassotto .
Hat fast ungespielt (Baujahr 78) 40 Jahre im Schrank in Süddeutschland gelegen.
War irgendwie schlecht inseriert ( auf einem Portal, bei dem jedes zweite Akkordeon eine Fake Anzeige ist ) .
Hat mich 8 Stunden Autofahrt und 2200 € gekostet . Wegen der langen Standzeit habe ich es im Akkordeonzentrum für 1600€ generalüberholen lassen.
Alles neu eingewachst , ventiliert und gestimmt. Das Instrument ist wie neu , schwer zu spielen und auch so schwer (knapp 16kg)

Zwischendurch habe ich noch eine Morino VI N gekauft (hier leider ohne Bild).
Ungesehen , lief bei ebay morgens um 8 Uhr aus . Hat 1220 € gekostet und war wider Erwarten frisch überholt und absolut tadellos.
Auf der spielt nun mein Bruder ( sein russischer Akkordeonlehrer war sehr aus dem Häusschen...)

excelsior_5.jpg



Als ich noch unsicher war, ob ich meine Victoria concert 60 "fürteuergeld" überholen lasse,
gab es hier in Berlin diese Excelsior 960 C , das C steht für Convertor , nicht für Cassotto ( was sie auch hat ).
Gehörte einem jungen Italiener , der in Florenz Musik studiert hatte und in Berlin als Koch arbeitet.
War etwas höher gestimmt (hat in klassischen Ensembles gespielt) , eigentlich tadellos bis auf ein paar Nebengeräusche in den Bassventilen.
Hat mich 2200 € gekostet.

Ging dann wieder weg, als die Victoria überholt zurück kam.
Hatte sie ewig inseriert ( immer mit Tonbeispielen und auch genau alle Vorzüge und Mängel beschreibend ) ,
hat dann ein Händler aus dem Ostblock für 1950 € gekauft.
Der befreundete Musiker , der hier in Berlin als Musiklehrer arbeitet und das Akkordeon abholte ,
hat sich gar nicht mehr eingekriegt ... für wie wenig Geld man solch hochwertigen Akkordeons bekommt.

Ich wollte hier jetzt nicht mit all den Akkordeons prahlen, sondern nur aufzeigen ,
was der Markt jenseits der einschlägigen Musikhändler so hergibt und wie An- und Verkaufspreise so sind.

Kleinere Convertor Akkordeons ( hatte die Victoria Junior und zwei kleine Kratt Convertor Akkordeons) nehmen die Händler gerne in Kommission
und sie werden auf ebay auch gern von Händlern gekauft. Große Instrumente sind sonderbarerweise schlecht zu verkaufen,
ganz unabhängig von Zustand ?

Bei Kleinanzeigen gibt es z.B. meine (baugleiche) Giulitti , die seit Jahren immer wieder auftaucht , generalüberholt mit Rechnung 4500 €.
Genauso bei ebay , wo öfters solche Akkordeons angeboten werden.
Alles mit MIII über 4000€ ist privat eigentlich fast unverkäuflich ,
kam zumindest mir so vor , ich bin aber auch nicht über Spielkreise oder Akkordeonorchester vernetzt.
Man könnte solche Akkordeons bestimmt bei Neuerwerb bei einem Händler in Zahlung geben.
Bei den Händlern gehen solche Instrumente auf jeden Fall erst bei 4000€ los,
ich weiß aber nicht , wie lange sie dann da in den Regalen stehen.

Das heißt natürlich anders herum :
wer ein MIII sucht , braucht nicht unbedingt viel Geld ,
aber muß dann vielleicht etwas länger warten, bis ein passendes Angebot auftaucht ?
 
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War leider nicht meins ( siehe oben)...
Manchmal sind es die Details die darüber entscheiden, ob man mit dem Instrument klarkommt, oder nicht.

Meine MIII Morino hat, wie viele Akkordeons die Bassplatte, wo die Knöpfe durchgeführt sind, eben mit der Gehäusekante abschließend. Sieht gut aus, hat aber den Nachteil dass man leichter mal aus versehen an der äußersten Knopfreihe n bissl draufdückt. Mit etwas Gewöhnung an das Gerät war das aber kein Beinbruch und kam dann nur noch sehr selten vor.
Mein anderes MIII Instrument hat die Bassplatte etwas versenkt und die Gehäusekante steht etwas über, was den Effekt hat dass die äußerste Knopfreihe durch diesen Rand praktisch abgeschirmt ist und es praktisch nicht vorkommt, dass man aus Versehen einen Akkordknopf mitdrückt - aus meiner Sicht nicht ganz so elegant, aber sehr praktisch.

In solchen Details unterscheiden sich die Instrumente oft und die Summe der diversen Unterscheide machts dann aus, ob man mit den einen Instrument "warm" wird, oder eben nicht. Da hilfts auch nicht, wenn der Klang super ist - wenn ich beim Anspielen immer wieder Probleme hab und mich nicht sicher oder wohlfühle, dann kan ich das Instrumen auch nicht wirklich locker spielen, dann ist das eben nichts für einen selber. Drum, wenn es geht , immer ausprobieren und offen bleiben und nicht per se von vornherein bestimmte Gruppen ausschließen ... manchmal liegt die Lösung in völlig unerwarteten Ecken...
 
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Bezüglich der Morino VIM möchte ich eins der wenigen Klangbeispiele anfügen:

 
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PS: Ich habe auch noch eine alte private Hussong- Aufnahme, mit Morino VIM gespielt, das klingt gut. ^^

Aber wie gesagt, man muss das Handling ausprobieren, sonst geht nix.
 
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Frager
  • Gelöscht von Wil_Riker
  • Grund: OffTopic
Ich finde, das kann man hier nicht so eindeutig vergleichen ,
Roman Dotsenko spielt das leider ziemlich verklemmt und sehr akademisch runter ,
Enrique Ugarte dagegen natürlich überaus virtuos .
Allerdings entwickelt er die Klangfülle ausschließlich im Diskant , durch leicht jazzig harmonisierte Akkorde.
In seiner linken Hand nutzt er hauptsächlich das Klangvolumen seiner Dallape , er spielt da viel liegende Grundbässe.
Wenn man z.B. so ab 3:10 reinhört , passiert links eigentlich nichts... was nicht schlimm ist, seine Version ist grandios.
Würde er aber da , dynamisch angepasst und seinem Temprament angemessen , die teilweise zweistimmigen Arrangements von Roman Dotsenko
einsetzen , wäre das nicht noch eine Steigerung drin ?
Hier wollte ich noch etwas zu schreiben nachträglich…
Bei dem was Ugarte da vorführt, geht es am allerwenigsten um Noten, gespielte Töne, oder um Harmonien - es geht um was ganz anderes und da bin ich wirklich extremst beeindruckt…:

Das Stück Rodrigo ist ja original spanisch und wurde sehr eigen für die Spanische Gitarre komponiert und arrangiert.
Aus mittlerweile eigener Erfahrung kann ich mir vorstellen, wie sehr der Komponist/ Arrangeur sich in den Charakter dieses Instruments hineinversetzt hat, wahrscheinlich jeden einzelnen Effekt bis zur Perfektion ausgetestet hat, bis es das beabsichtigte spanische melancholische Gitarrenfeeling so gesetzt hatte, dass es für ihn perfekt war…
Dazu hat er dann (gezwungenermaßen..) NOTEN aufgeschrieben und Anweisungen für den Gitarristen, damit dieser, WENN er das Instrument beherrscht ahnen kann, was der Komponist meint und dieses Quentchen Feeling zwischen den Noten in sich spürt und auf dem Instrument wiedergibt.

die Vorlage sind jedoch Noten (und natürlich heute genügend Aufnahmen…)
So…

jetzt möchte ich dieses wunderbare Gitarrenstück mal auf eine alternative Weise darstellen, z. B. auf dem Akkordeon, dem Klavier, der Clarinette ….
Was muss mir als erstes SOFORT klar sein?
-> Auf einem wesensanderen Instrument kann ich UNMÖGLICH die original Vorlage benutzen, weil diese mit viel Glück von einem sehr guten spanischen Gitarristen umgesetzt wird (damit der Spirit des Stücks überhaupt rüberkommt!) Ich muss mir klar machen, dass ich selbst auf ner unpassenden Gitarre und fehlendem Feeling dieses Stück NICHT wirklich mal eben spielen kann…

was wird aber in aller Regel (und nicht nur hier speziell) getan?
-> man nimmt den Notentext her und klimpert die Töne wie sie dastehen hintereinander auf Flöte, Trompete, Geige, Akkordeon, Hammond-Orgel,… einfach runter und hat dann halt das Stück gespielt… 😜

No!
Darum gehts in gar keiner Weise.

worum es beim Übertragen von Stücken auf Besetzung X geht, ist die Überzeugende Einbringung des Instruments (weil ja genau das beim Originalstück für die Originalbesetzung getan wurde!)
Ein Komponist schreibt nicht ohne Grund Stücke und setzt sie exakt so wie sie sind für exakt jene Instrumentierung. Ansonsten würde er sein Stück anders setzen bei anderen Instrumenten…

und genau das wird vergessen, wenn Stücke übertragen werden. (Ich spreche jetzt mal jenseits simpler U-Musik)

zurück zum Rodrigo:

was hat Ugarte da getan?
Er hat jede einzelne Note hinterfragt und für sich rein akkordeonistisch interpretiert.
Er spielt in keiner Weise ein Gitarrenstück nach, nicht mal im Ansatz.
Sonder die gesamte Tonerzeugung, die Tonansprache, der Balgeinsatz, das Vibrato, die Gestaltung des Grundbasses, der Verzierungen, der Einstreuung von Harmonien,… also quasi jede einzelne Passage entspricht einem reinen Akkordeonstück und wäre mit KEINEM ANDEREN Instrument auch nur annähernd spielbar auf diese Art und Weise.
völlig egal welche Töne da überhaupt gespielt werden :)

und das entspricht dem Original! :) Denn auch dieses ist (wie man merkt) rein mit spanischer Gitarre auf diese Weise spielbar.
Jeder Versuch, die Gitarrenversion oder Ugartes Akkordeonversion 1:1 auf einem anderen Instrument zu spielen, scheitert natürlicherweise :)

Deshalb ist dieses Stück (weil es gerade im Vergleich verfügbar ist) ein ideales Beispiel dafür, dass es nicht entscheidend ist, WELCHES INSTRUMENT ich spiele (ausgenommen die Qualität an sich) sonder WIE ich dessen Klangmöglichkeiten nutze, um die Schönheit der Musik auf diesem Instrument zu genießen :)

Deshalb muss ich persönlich nicht zwingend M3 spielen, weil mein Spiel sich dadurch 0,0 verschönern würde (es sein denn der Grundklang wäre besser als mein jetziges Instrument :D )

was mach ich denn als Clarinettist?? Polyphon mit Doppelinstrument?
:D

Das nur als Ausflug - solange die Musik für einen schön und stimmig ist, muss man das gewünschte System für sich finden.
Es gibt bloß kein „Muss“

Grüßle

PS: Mir ist natürlich bewusst, dass es bei "klassischer Musik" da nicht einer gewissen Problematik entbehrt, die "mal eben" umzuarrangieren. Diese ist jedoch nur scheinbar. Denn: Selbst die "großen Meister" haben das doch mit Bravour getan und eindrucksvoll bewiesen, wie es geht :)
 
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Hallo Malineck,

sei versichert, ich stimme Deiner Ausführung zu 100% zu !


Eine wichtige Vorraussetzung dafür ist es sicherlich , sein Instrument zu kennen
und zwar nicht nur in den ganz eigenen Möglichkeiten sondern auch besonders in den Einschränkungen,
die doch nicht so unerheblich sind :
Die größte Einschränkung ist sicherlich die Tatsache, daß jede Form von Dynamik immer auf beide Seiten des Balgs gleichmäßig verteilt ist .
Roman Dotsenko versucht dies rein durch eine Registrierung zu umgehen , die Begleitung wirkt aber oft hölzern und stört die Melodie.
Ugarte umspielt dieses sehr geschickt , der Bass tupft da manches mal nur leicht die Grundtöne mit an , die Akkorde sind manchmal kaum wahrnehmbar .
Ihm gelingt es wirklich die Stimmung der musikalischen Vorlage perfekt zu erfassen und für sein Instrument zu interpretieren.
Akkordeon in Höchstform !

Das ist rein hypothetisch der Wunsch vieler Akkordeonisten ,
doch der Weg dahin ist lang ... und vielleicht nicht nur für "Fingerspitzengefühl" ein sehr fernes Ziel ?
Angenommen, wir erschließen uns, wie die meisten Musikschüler das Instrument durch Notenvorlagen und viel, viel Üben ?

Um bei dem musikalisch weit gefasstem Feld "Klassik" zu bleiben , was ja in gewisser Weise Auslöser dieser Diskussion war :
Da kann man die musikalische Vorlage interpretieren, wie man will , manches wird nicht gelingen.
(Musikern wie Ugarte werden es sicherlich auch meistern , fern von Bach und Händel , Stücke z.B. der Romantik zu vertonen.)
So gibt es auch bei den käuflich zu erwerbenen Stücken gerade in der Klassik unheimlich viel Material,
was die Vorlage bis zur Unkenntlichkeit enstellt...

Ich habe mir selbst jahrelang Noten fürs Stradellabass-Akkordeon umgeschrieben ,
meist Filmmusik oder Melodien, die mir im Kopf umhergingen und die ich als Klaviervorlage so nicht spielen konnte.
Oder nach gelungenen Berabeitungen für Akkordeon gesucht.
Ich habe z.B. eine fantastische Version von dem Liebestraum von Franz Liszt aus den USA aus den 30er Jahren,
eigentlich kaum akkordeonaffin , Ugarte hätte seine Freude daran....


Aber angenommen, man spielt nach Notenvorlagen , so wie (fast) alle Musiker sich der Klassik genähert haben ,
auf einem Niveau , auf dem z.B. ich mich gerade bewege :
Notenheft auf (Originalpartitur) , direkt vom Blatt ausprobieren, was ist klangtechnisch umsetzbar ,
was ist technisch spielbar ?
Manches ist dann vielleicht fürs Akkordeon doch nicht so gelungen,
aber nur so entwickelt man mit der Zeit ein Gespür dafür.

Da ist man mit einem Melodiebass erst einmal auf der sichereren Seite !
Und zwar von Anfang an und in jedem Spielniveau findet sich Notenliteratur die 1 zu 1 auf dem Akkordeon spielbar ist.
Das ist dann für einen "Vom Blatt" Spieler, wie ich einer bin, eine Offenbarung !
 
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Ich finde ihn hier noch viel packender, viel inniger:

 
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-> Auf einem wesensanderen Instrument kann ich UNMÖGLICH die original Vorlage benutzen, weil diese mit viel Glück von einem sehr
Deshalb muss ich persönlich nicht zwingend M3 spielen, weil mein Spiel sich dadurch 0,0 verschönern würde (es sein denn der Grundklang wäre besser als mein jetziges Instrument :D )

guten spanischen Gitarristen umgesetzt wird (damit der Spirit des Stücks überhaupt rüberkommt!) Ich muss mir klar machen, dass ich selbst auf ner unpassenden Gitarre und fehlendem Feeling dieses Stück NICHT wirklich mal eben spielen kann…

Es gibt Notenvorlagen und Notenvorlagen ... Wenn ich mir Noten vornehme, die vom Ursprungsinstrument relativ nahe am Akkordeon liegen (Klavier, Cembalo, Orgel) dann kann man trotz allem sehr weit die originale Vorlage nehmen. Die Modifikationen die es braucht sind dann oftmals sehr gering, oder gar nicht notwendig.

Je weiter das Ursprungsinstrument vom Akkordeon weg liegt, desto schwieriger wird es das auf Akkordeon umzusetzen und umso mehr Aufwand muss man betreiben, um das auf eine auf dem Akkordeon spielbare Fassung zu bringen.

Dass man sich mit dem Stück auseinandersetzen muss, was das für einen Charakter hat und was das, wie ausdrücken soll, das ist unabhängig vom Instrument das A und O der Musik nur dadurch wird Musik überhaupt zu Musik.



was wird aber in aller Regel (und nicht nur hier speziell) getan?
-> man nimmt den Notentext her und klimpert die Töne wie sie dastehen hintereinander auf Flöte, Trompete, Geige, Akkordeon, Hammond-Orgel,… einfach runter und hat dann halt das Stück gespielt… 😜

No!
Darum gehts in gar keiner Weise.

Auch das ist völlig unabhängig davon, welches Isntrument und welche Art von Musik man spielt - man muss die Noten die vor einem liegen in ein klangliches Konzept sezten und eine musikalische Einheit daraus bilden. Noten für sich, sind nur Noten - und egal welche Anweisungen darunter stehen , es bleiben Noten. Erst wenn man sich damt auseinandersetzt und den Noten einen Sinn gibt und in ein musikalisches Gesamtgefüge einsetzt - also eine Interpretation davon macht, dann erst wird Musik draus. Auch das ist zunächst mal unabhängig vom Instrument, unabhängig davon ob man Standardbass, MIII oder sonstwas spielt. Und auch unabhängig vom spielerischen Können - das was man spielt zu einer Einheit formen und als ein "Werk" vortragen gilt für jede Könnensstufe. Man kann auf jeder Könnensstufe Musik machen oder auch auf jeder Könnensstufe "nur" Noten spielen.




Deshalb muss ich persönlich nicht zwingend M3 spielen, weil mein Spiel sich dadurch 0,0 verschönern würde (es sein denn der Grundklang wäre besser als mein jetziges Instrument :D )

Natürlich brauchts deswegen kein MIII... aber mitunter erleichtert es die Umsetzung doch erheblich.


PS: Mir ist natürlich bewusst, dass es bei "klassischer Musik" da nicht einer gewissen Problematik entbehrt, die "mal eben" umzuarrangieren. Diese ist jedoch nur scheinbar. Denn: Selbst die "großen Meister" haben das doch mit Bravour getan und eindrucksvoll bewiesen, wie es geht

Für einen entsprechenden Könner gibt es kaum Grenzen und die schaffen auch nahzu undenkbares auf einen anderen Bereich umzusetzen, dass man beim zuhören denkt: S braucht gar mein MIII und es braucht auch gar keine 45 Töne... MII und 34 Tasten reichen auch völlig aus...

Nur ganz so einfach ist das nun auch wieder nicht - es ist eine Frage des Schwierigkeitsgrades und der Könnensstufe!
Enrique Ugarte hat ja auch mal bei nem Coupe Monidale gewonnen.. könnt man sagen: "gut ok, kann ja mal passieren..." Aber so ist das nicht, um das zu schaffen brauchts schon ein sehr deutlich über das übliche Maß hinausgehendes Können und eine sehr hohe Musikalität. Die aber halt nicht jeder schafft und hat.
Aber man kann auch mit weniger Können sehr brauchbares schaffen - man muss ja nicht gleich mit dem allerschwierigsten anfangen!

Ein sehr guter Skifaher mit entsprechend hohem motorischen Können und feinem Gespür für die Situation braucht keine Skipiste und keine super Carvingski - der kann auch auf Fassdauben im freien Gelände in einer Weise den Hang hinabfahren, dass es auch Zuschauern mit profundem Können ein anerkennendes Kopfnicken entlockt.

Aber das ist nun kein Argument gegen gute Ski und ordentliche Pisten. Denn nicht jeder kann und will auf die Art skifahren und bevorzugt die einfachere Art, wie man ebenfalls den Sport genießen kann und nimmt moderne Skitechnik und Pisten zur Hilfe.

Und so ist s mit dem Akkordeon und klassischer Musik auch. Man braucht keineswegs einen Melodiebass um Klassik zu spielen. Entsprechende Könner bringen das so arrangiert, dass sie das auch überzeugend auf "ganz normalen " Akkordeons vortragen können.

Aber man muss es sich nicht unnötig schwer machen und kann zum Melodiebass greifen und kann dann schon mal tonhöhengerecht die Noten spielen und kann sich dann schneller um das eigentliche Musikmachen kümmern. Und die Fassdauben und den Tiefschnee... oh Verzeihung... das Umarangieren und übertragen auf Standardbass kann man dann den absoluten Könnern überlassen, die damit einzigartige Musik daraus erzeugen.

Deswegen: Ein Melodiebass ist keineswegs erforderlich, um Klassik zu spielen - aber es erleichtert den Einsteig enorm und man hat mehr Freiheiten um sich schneller und besser auf s eigentliche Musikmachen zu konzentrieren.

Von der Seite her bin ich absoluter Fan davon, dass man es sich nicht unnötig schwer machen sollte. Wenn ich (Klassische) Stücke spielen will die auf beiden Händen oktavübergreifend notiert sind, dann ist der Melodiebass hier schon mal einen deutliche Erleichterung. Speziell, wenn man Notenvorlagen nimmt, die für Klavier Orgel, Cembalo oder ähnliche Instrumente geschrieben sind.

Das Problem hier bleibt dennoch dass die linke hand nicht so gespielt werden kann wie bei diesen Tasteninstrumenten, weil die linke Hand beim Akkordeon eben mit Tasten hier aufgrund der Bedienstuation nicht besonders gut klarkommt und Knöpfe hier deutlich besser geeignet sind.

Man muss sich , wenn man schon Klavier, Orgel Cembalo oder so spielt so oder so mit der linken Hand umgewöhnen. Aber man kann es sich auch trotzdem noch so leicht wie möglich machen:

Taste spielen ist man gewohnt? - dann liegt der Umstieg auf ein Tastenakkordeon nahe - tut man sich leichter mit der rechten Hand. Muss man nicht - es gibt auch genügend Beispiele wie Klavierspieler ganz veritabel Knopfakkordeon spielen - aber in der Regel ists mit Taste im Diskant dennoch eine gewisse Erleichterung, weil eben die rechte Hand schon mal nicht ganz neu anfangen muss.

Will man Klaviernoten oder so spielen dann würde sich auch anbieten die linke Hand in russisch B-Griff zu wählen ( also tiefe Töne unten und hohe Töne oben), denn dann liegen die Finger schon mal ähnlich wie beim Klavieroriginal. Auch das erleichtert die Umsetzung mitunter deutlich ... nur leider sind Tastenakkordeons mit russisch B-Griff Melodiebass so extrem selten, dass man das wie einen sechser im Lotto sehen kann, wenn man eins findet.

Von daher bleibt beim Melodiebass der MIII in C-Griff das , was man eben am ehesten (gebraucht) findet und damit wohl der Kompromiss, mit dem man sich mindestens anfreunden muss.

Und ob der MIII (mit C-Griff) jetzt ein Konverter oder ein vorgelagerter MIII ist, das würde ich davon abhängig machen, was ich auf dem Markt finde und was in mein Budget passt und was mir einigermaßen gut liegt.
 
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Aber angenommen, man spielt nach Notenvorlagen , so wie (fast) alle Musiker sich der Klassik genähert haben ,
auf einem Niveau , auf dem z.B. ich mich gerade bewege :
Notenheft auf (Originalpartitur) , direkt vom Blatt ausprobieren, was ist klangtechnisch umsetzbar ,
was ist technisch spielbar ?
Manches ist dann vielleicht fürs Akkordeon doch nicht so gelungen,
aber nur so entwickelt man mit der Zeit ein Gespür dafür.

Da ist man mit einem Melodiebass erst einmal auf der sichereren Seite !
Und zwar von Anfang an und in jedem Spielniveau findet sich Notenliteratur die 1 zu 1 auf dem Akkordeon spielbar ist.
Das ist dann für einen "Vom Blatt" Spieler, wie ich einer bin, eine Offenbarung !
Das ist aber nicht so das Problem des Instruments sondern leider das der Arrangeure...

Nicht zuletzt bin ich ein Fan von Originalliteratur für Akkordeon, weil man wenigstens da relativ sicher sein kann, dass der Notenschreiber weiß, was er tut und warum er Stücke so und nicht anders schreibt.

Interessanterweise scheint es z.B. für Klavier viel ansprechendere Arrangements zu geben als für Akkordeon (egal ob M2 oder M3, da M3 eh meist "Klavierliiteratur aus oben genanntem Grund nimmt)

Ich habe das Glück, gerade richtige Könner in dem Bereich erleben zu dürfen und bin jedesmal baff, wie schön ein Stück auf M2 interpretiert werden kann und dass es nicht mal sooo anspruchsvoll geschrieben ist, ja sogar nicht sein darf, weil es ab einem bestimmten Punkt wieder überladen klingt.
Ich finde, man ist dann auf der sicheren Seite, auch als Notenspieler, wenn man vernünftige Arrangements vorliegen hat und ggf auch ein Hörbeispiel. Sehr viele Dinge lassen sich gar nicht zu Papier bringen, die dann einen enormen Effekt haben beim spielen.
Gerade übe ich einen Tango Argentino ein, eine Musikrichtung, von der der ich durch das Tanzen unzählige Originalstücke gehört habe, bis sie aus den Ohren rauskommen. Ich hätte nie versucht, sowas auf Akkordeon Solo zu versuchen, weil da so viele Nuancen drin sind, die selbst mit einem Instrument wie Akkordeon nicht abbildbar sind. Oder eine Milonga z.B.
Dann hörte ich eine Interpretation und durfte sie anfangen zu lernen. Und dann gehts los: Tasten hier nur antippen, dort fester drücken, dort zarter, hier Balg gaaaaanz ruhig halten, da kräftiger ziehen und dann plötzlich und unerwartet ein kurzer abrupter Balgstop syncron mit einem Akkord, um dann zart weiter zu spielen ... etc etc etc ... Im Ergebnis ein tango voller Nuancen und Klangfarben die genau dem Gefühl auf der Tanzfläche entsprechen. Auch wenn das Orchester dabei fehlt, ist doch das Wesentliche, der Kern des Stücks komplett und überraschend fein erfasst, und das ohne einen gigantischen Schwierigkeitsgrad oberflächlich betrachtet.
Die eigentliche Schwierigkeit besteht eben in all den Feinheiten des Ausdrucks. und das ist nur möglich, wenn man sich - anders als du sagst- nicht mit den Grenzen des Instruments auskennt (die ja jedes Instrument hat) sondern mit den Möglichkeiten und ggf auch mit Möglichkeiten, die man noch gar nicht entdeckt hat.

Ich bin mir sicher, dass das für alle Instrumente gilt und dass jedes seine Berechtigung hat, vielfältig Musik zu gestalten und dabei nicht versucht, ein anderes Instrument zu sein, sondern im Gegenteil all seine Möglichkeiten voll ausspielt, so dass in der Musik gar nicht der Gedanke auftritt, man spiele irgend etwas entstelltes oder reduziertes sondern etwas Bereicherndes und höchst besonderes.

Mein Credo als Musikpädagoge wäre also, jedes Stück, auch Hänschen Klein, mit größter Hingabe, Feinfühligkeit und Achtsamkeit auf seinem Instrument zu spielen, dabei kreativ zu sein und sein Instrument wirklich zu SPIELEN anstatt es nach Vorschrift zu BEDIENEN. So lernt man das Instrument kennen, verwächst mit ihm und beherrscht es mit der zeit besser. Und ist nicht "Sklave" der Noten und des genauen Spiels nach Vorschrift, das "genaue Spiel" stellt sich mit Zunahme des Gefühls für das Instrument ganz von selbst ein. Das ist womöglich eine Utopie meinerseits, aber je länger und intensiver ich mich mit dem Instrument und der Musik befasse, desto eher neige ich zu dieser Sichtweise (der selbst nur sehr schlechte Lehrer als Kind hatte und von Woche zu Woche Stücke abgehobelt hat ... :/ leider )

Grüßle

ich denke, wenn das die Ambitionen der Akkordeonisten sind, dann kann das auf einfachster Ebene Step by Step genau so erreicht werden (siehe @Bernnt s autodidaktische Ansätze, die er mit uns teilt ;)
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Und so ist s mit dem Akkordeon und klassischer Musik auch. Man braucht keineswegs einen Melodiebass um Klassik zu spielen. Entsprechende Könner bringen das so arrangiert, dass sie das auch überzeugend auf "ganz normalen " Akkordeons vortragen können.
Das meine ich die ganze Zeit!

ES MANGELT AN GUTEN ARRAGEMENTS :) und das ist eine nicht zu unterschätzende kreative anspruchsvolle Arbeit ... :/
 
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Das meine ich die ganze Zeit!

ES MANGELT AN GUTEN ARRAGEMENTS :) und das ist eine nicht zu unterschätzende kreative anspruchsvolle Arbeit ... :/

Ok... aber ich glaube, in dem Punkt reden wir gerade aneinander vorbei ;)
 
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